A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 410

Ich glaub sie hat wochenlang keine Stund geschlafen. Ich hab
sie überhaupt kaum mehr zu sehn gekriegt in der letzten Zeit,
das letztemal hab ich sie schier aussfällig gebeten, sie soll
doch wieder zu uns nach Haus kommen, damit sie sich erholt
für ein paar Tage wenigstens, aber sie hat nicht wollen. No
und endlich ist halt das Nervenfieber gekommen und da vars in
drei Tagen aus.
Frau Föderl: Mir tut Ihre arme Frau so leid.
Berger: Ja, die triffts beinah noch ärger wie mich. Weil sie nämlich
so gar keine Ableitung hat. Und ich sag halt, wenn man schon
weiter lebt nach so einem Malheur, da gibts nur eins: Zer-
streuung.
Schreubler: Ja, das is wahr! Und das tun Sie/ja redlich, Herr Berger.
Gestern Abend hab ich Sie sogar im Theater g' sehn.
Berger: Ja, warn sie auch drin? Was haben Sie denn g'sagt zu dem
Demonstrationen gestern?
war
Was denn für eine Demonstration?
Föderl:
Berger: Also das wissen Sie nicht? Eine grosse Demonstration für den
Krieg.
Einige! Ah... für den Krieg...? Was hat denn gegeben?... Was haben's
denn aufgeführt?
Berger: Von Zschofe eine Komödie. Is nicht viel dran. Also da sagt
ein junger Mensch, der Ackermann hat ihn gegeben, sagt er in
zweiten Akt - wie sagt er denn nur g'schwind - "Noch ist
nicht alles verloren, - es hat sich natürlich auf was ganz
andres bezogen, - wie mämlich in Stück vorgekommen is. "Noch
ist nicht alles verloren,“ sagt er, „jeder gute Bürger gibt
den letzten Blutstropfen her für seinen Fürsten." Na und vie