1.° 1.
J
FRUHESTE LITERARISCHE BETATIGUNG
Schon in ungemein frühem Alter verspürte Arthur
Schnitzler den Drang, seine Gedanken und Gefühle zu
Papier zu bringen. Noch ehe er das zehnte Lebensjahr über-
schritten hatte, lag schon eine dramatische Arbeit von
ihm fertig vor. Mit verhältnismässig wenigen und kurzen
Unterbrechungen kam seine Feder nie mehr zur Ruhe. Eine
unglaubliche Masse von Arbeiten jeglichen Genres häufte sich
an, ehe er seine ersten schüchternen Schritte in die
Offentlichkeit wagte. Ein Teil dieser Werke ist entweder
zerstört worden oder im Laufe der Zeit abhanden gekommen,
aber die meisten befinden sich noch unversehrt und unbe-
rührt in des Dichters Nachlass. Zu seinen Lebzeiten wurden
sie wie geheime Jugendsunden streng bewacht und unter Schloss
und Riegel verwahrt.
Dieser Hang zum SchriftstellerM muss sehr stark in dem
Knaben gewesen sein. Ohne Ermutigung oder Förderung von aussen
musste er diesem Laster sogar im geheimen fröhnen. Sein
berühmter Vater hatte nur den einen Wunsch, den begabten
Jungen zu einem tüchtigen Nachfolger in seinen eigenen
Fach zu erziehen und alles, was diesen Plan stören könnte,
von ihm fernzuhalten. Seine dichterische Tätigkeit schien
dem Vater eine nutzlose, wenn nicht gar schädliche Zeit-
verschwendung, die ernstere Studien beeinträchtigte. Um
seine Allotria vor dem wachsamen Auge des Vaters zu verbergen,
fand Arthur es angezeigt, viele Produkte seiner Muse ge-
J
FRUHESTE LITERARISCHE BETATIGUNG
Schon in ungemein frühem Alter verspürte Arthur
Schnitzler den Drang, seine Gedanken und Gefühle zu
Papier zu bringen. Noch ehe er das zehnte Lebensjahr über-
schritten hatte, lag schon eine dramatische Arbeit von
ihm fertig vor. Mit verhältnismässig wenigen und kurzen
Unterbrechungen kam seine Feder nie mehr zur Ruhe. Eine
unglaubliche Masse von Arbeiten jeglichen Genres häufte sich
an, ehe er seine ersten schüchternen Schritte in die
Offentlichkeit wagte. Ein Teil dieser Werke ist entweder
zerstört worden oder im Laufe der Zeit abhanden gekommen,
aber die meisten befinden sich noch unversehrt und unbe-
rührt in des Dichters Nachlass. Zu seinen Lebzeiten wurden
sie wie geheime Jugendsunden streng bewacht und unter Schloss
und Riegel verwahrt.
Dieser Hang zum SchriftstellerM muss sehr stark in dem
Knaben gewesen sein. Ohne Ermutigung oder Förderung von aussen
musste er diesem Laster sogar im geheimen fröhnen. Sein
berühmter Vater hatte nur den einen Wunsch, den begabten
Jungen zu einem tüchtigen Nachfolger in seinen eigenen
Fach zu erziehen und alles, was diesen Plan stören könnte,
von ihm fernzuhalten. Seine dichterische Tätigkeit schien
dem Vater eine nutzlose, wenn nicht gar schädliche Zeit-
verschwendung, die ernstere Studien beeinträchtigte. Um
seine Allotria vor dem wachsamen Auge des Vaters zu verbergen,
fand Arthur es angezeigt, viele Produkte seiner Muse ge-