A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 17

-15-
11
"Wir spielen immer, wer es weiss, ist klug.“ Die leichtsinnige,
Mokette, frivole Gräfin Faustina wendet sich aus lauter Lange-
weile den Tröstungen der Religion zu, ihre Freundin Manuela,
eine schlichterne Jungfrau, spielt sich als glühendes, feuriges
Wesen auf, um ihren geliebten Raphael eifersüchtig zu machen.
Amandus Norbert, ein lebensmüder, melancholischer Jüngling,
gibt sich als lebenslustigen, genussfrohen Mann, während sein
Freund Nenedict Romuald, der frühere Lebemann und Roué, zum
Philosophen und Menschenverächter geworden ist. Kaphael und
Leonhard, die in Wirklichkeit innig befreundet sind, gelten als
Todfeinde vor der Welt, weil sie sich vor avht Jahren um ein
fünfzehnjähriges Mädchen gestritten hatten. Ambrosius Feuer und
Albinus Luft sind durch ihre Min Bivalität um die Liebe Faustinas
verfeindet, aber sie fahren fort, von der Welt unzertrennliche
Freunde zu sein. Die ganze Situation wird von Benedict in die
Worte gefasst: "Es ist eine wahre Sucht in die Welt gefahren,
Komödie zu spielen. Man sieht zu und unterhält sich. Die einen
lassen sich betrügen und halten die Komödie für wahr - was tut'
Ihnen auch - die anderen lassen sich nicht betrügen und amüsieren
sich. So ist ihnen beiden wohl... Es ist der Mühe wert, sich die
Komödie anzusehen.
Jnter den Personen befindet sich auch ein Ehepaar Macarius
und Genovefa Rastlos. Sie sind unruhigen Geistes und finden
nirgends einen Ort, der sie dauernd festhalten könnte. Auf einer
Reise begriffen können sieß es nur zwei Tage lang am Rhein aus-
halten, am dritten nahen sie sich der Hauptstadt Frankreichs
und am Tage darauf sind sie schon nach Petersburg unterwegs. In