A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 91

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ter und Journalisten Goethe gelesen hat, denn wenn von einem, so
ist seine Prosa von der Goetheschen bestimmt und gefärbt, mit ih-
rer ruhigen, oftmals weitmaschigen Gelassenheit und ihrer klaren
taghellen Sprache. Dann kommt der Einfluss der Franzosen,Mau-
passant vor allem und seine stofflich-klare, saubere, runde Novelle,
der wie mit einem Messer aus dem Leben herausgeschnittene Einzel-
fall. Maupassant hat vielleicht am stärksten auf seine prosai-
schen Anfänge gewirkt, so wie Ibsen auf seine dramatischen Gestal-
ten. Das Wesentliche aber bringt und schafft seine eigene Entwick-
lung.
ist
Thematik. Schnitzler als Erzähler kein Synthetiker
kein zusammenfassender Schöpfer,er rollt nicht wie Zola, wie Bal-
sac weite Panoramen auf,er ruft keine Massen heran,er enthüllt
keine weiten bewegten Flächen. Schnitzler ist von Anfang an Ana-
lytiker,ihn fesselt immer der einzelne Mensch: seine Dimension
ist nicht die Breite, sondern die Tiefe. So beginnt er ganz selbst-
verständlich mit kleinstem Format, mit der Skizze. Er arbeitet
sich gleichsam erst ein,er schult sich erst die Hand. Die ersten
Novellen "Abschied", "Die Frau des Weisen",”Ehrentag” sind ge-
schriebene Einakter mehr als wirkliche Novellen, mehr Situationen
als seelische Entwicklungen; rund jede einzelne, aber eng, ausgezei ich
net erzählt, aber ihnen fehlt beim Dichter das wahrhafte Selbst-
erschüttertsein, beim Leser das Erschü ttert werden. Einzelne sind
eines Maupassant würdig und wurden einen Tschechow nicht beschä-
men. Sie würden aus dem Wienerischen ins Französische oder Russi-