A19: Beiläufiges zu eigenen Werken, Seite 3

(Vossische Zeitung,Berlin,28.Okt.1919).
Fink und Fliederbusch.
Direktor" Moschell - ein Spitzel für alle.
Ein Lustspiel von Schnitzler "Tink und Fliederbusch!
vor ein paar Wien in Wien uraufgeführt,zeichnet einen
Journalistenhelden,der als Fink rechts; als Flieder-
busch links,der als Fink Fliederbusch,als Flieder-
busch seinen Kollegen Fink in den Boden verreiest,
beleidigt,beschimpft,bie der eine den andern,bis
ink Fliederbusch,bis der Doppelsieitige sich selbst,
vor seine
eigene Pistole fordern muss...
Aber dies ist kein Lustspiel,keine Operette; ist
Tatsache,nachweisbäre Begebenheit,geschehen im Okto-
ber 1919. In der Schriftleitung eines Berliner Blat-
tes erscheint ein Mann: "Baron Le Roche...I" - "Sehr
1
angenehmg.
Ich möchte Ihnen einen Aufsatz schrei-
ben über den berüchtigten Spitzel Moschell,den Betrü-
ger,den lügner. Ich habe ausgezeichnetes Material...
Und er schreibt; er hat wirklich ausgezeichnetes
Material. An Herrn Moschell bleibt kein ehrliches
Haar. Der Aufsatz erscheint. Danr-erscheint ein
Freund des Blattes in der Schriftleitung,terlt mit,
dass Herr Baron Ia Roche kein anderer als Herr Mo-
schell selbst ist! Fink und Fliederbusch...1
Aber Herr Ia Roche spricht noch einmal vor; ob er
nicht noch einen Ertikel schreiben solle,er habe neue
Material.... Das ist zuviel der Frechheit. Herr Ia
Roche wird verhaftet;das Reichswehrgruppenkommando
sucht ihn seit langem.
Denn Herr Moschell war schon immer sehr vielseitig;
seit der Revolution bespitzelte er alle Parteien,
einmal die U.S,P.D.,dann die Deutsch-Nationalen.
Je nachdem,wer ihm mehr bot. Dem General- Biskupski,
Vertreter einer "Westrussischen Regierung“ in
Berlin,hat er sich als Abgesandter der
amerlkani
schen Bankhauses Morgen vörgestellt,einen Vertrag
mit ihm abgeschlossen. Man weiss nicht einmal,ob
sein Name Moschell echt ist oder nur ein Pseudonym
für seine erstaunliche Vielseitigkeit. Vielleicht