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im Morgengrauen
uae box 6/1
34. Spiein hergeng
Wiener
S
Allgemeine Zeitung
NCUNdS
S
n
Wechenrübrik der „Wiener #ligemeinen Seitung
R
füretteratur und t.
Abenteuers in die Enge eines Kommi߬
18
Mariette Lydis, die
mondäne Malerin
leutnaatslebens zaubert, aus der Lächer¬
lichkeit der Begriffe den Sturm der Tat¬
Ein österreichischer Erlolg in Paris
sachen zwingt und die seltsam halbwachen,
Luxembourg kauft bereits ihr drittes Bild
fast grauenhaft unbestimmt=scharfen Ge¬
So wie eine Malerin nicht auszusehen
Paris, wo sie seither lebt, das größte Auf¬
stalten vorüberwehen# Erscheinung:
pflegt, sicht sie aus. Eine sehr mondäne, eine
sehen. Eben erst wurden zwei Heiligenbilder
Morgengrauen im Traum könnte die Mei¬
sehr schöne und sehr elegante Dame ist
von ihr neuerdings vom Musé de Luxembourg
sterepisode lössiger Bitternis nicht minder
angekauft. Ihre letzte Ausstellung in der
Mariette Lydis. Und doch — gegen diesen
heißen.
äußeren trügerischen Schein — steckt in ihr
Gaierie Girard brachte einen solchen Erfolg.
daß sie mi Aufträgen überhäuft wurde. Im
eine wirkliche Künstlerin, die sich in ihren
Unheimlich hängt darüber mit zartem
Laufe dieses Jahres finden nicht weniger als
heiterne, sarbenreichen, kapriziös=luxuriösen
Pastellstift geführt, Duft und Nacht eines
Illustrationen ebenso verrät wie in der Ge¬
funf Ausstellungen ihrer Arbeiten statt: im
e,
sinnlos süßen Frühlings, Dichters berau¬
staltung tragischer Probieme des mensch¬
Juni in Paris, im August in Ostende, im
n
schende Laune. Und bleibt wie eine Wolke
lichen Verbrechens. Sie malt die gewagtesten
Septemebr in Biarritz, im Oktober in
verhauchender Dämmerung, schwebend über
Dinge mit dev. Ernst des Realismus und
Amsterdam, im November in New=York.
den Schatten.
der leichtbeschwingten Grazie ihrer tempera¬
Augenblicklich arbeitet sie an der Illustration
von fünf Büchern.
mentvollen Phantasie. Jeder Strich, den sie
Ludwig Ullmann. #
Mariette Lydis ist in Wien geboren. Sie
zeichnet, besitzt Persönlichkeit. Ihre Bilder
en
hat nie einen Lehrer gehabt. Sie verspürte
sind in erster Linie interessant, sie sind ein
Paul Frank, „Der Ruf durchs Fenster“, Lutz¬
er
frühzeitig eine große Reiselust und sie reiste
aufgezeichnetes Paradoxon aus Romantik und
Verlag; — Wie wenige versteht es Paul Frank,
#re
in der Welt herum, von Rußland bis nach
Modernität, aus Realität und Traum, aus
orignelle literarische Wege zu gehen, eigenärtig
er¬
Aenteuer und Astese.
Amerika. Sie hat wahrscheinlich ihre Malerei
in der Erfindung, spannend und prächtig aufge¬
anfangs selbst gar nicht ernst genommen.
Heute steht sie mitten in einer sich über¬
baut der Struktur nach. Der berühmte Schau¬
spieler, den ein kleiner Unfall aus dem wissen¬
Aber ein wahrer Künstler gelangt selbst auf
stürzenden Karriere. Nachdem gerade vor
den Leben wirft, ist an sich eine Figur. d#e die
den merkwürdigsten Wegen zu seiner Kunst.
eiem Jahr das Musé de Luxembourg ihr
no
Phantasie befruchtet. Die Verbindung dieses
S.
Selbstbildnis erworben hatte, erregte sie in
n=
Schicksals mit dem Theater, die strenge Logik
ler
einer Handlung, die, im grellen Licht des Tages
geschehen, eigentlich gespenstische Wiederholung
n,
tische Wucht; der Marmorschritt dieses so¬
von der Bühne her ist. Die innige Verflechtung
genießerischer Revolte, heute ein Glanz Er¬
von Schein und Wahrheit sind nicht nur überaus
zusagen felsenfest taumelnden Stils, einer
innerung und Blüte eines fernen Früh¬
reizvoll, sondern auch auf dem Hintergrunde
Verworrenheit, hinter der ungemein heller
lings: Vorkriegsbiedermaier. Kaum weni¬
zum
krimineller Vorgänge spannend bis
Plan leuchtet.
ger fern, als die tragischen weißen Waffen¬
Aeußersten. Ein Buch ist es, das den Laser nicht
Vielleicht nur Kenner, aber Kenner,
aus seinem Bann läßt, dabei erfeuend durch
röcke, die in jenem heroisch=schwermütigen
schöne Sprache — ein Gewinn also in doppelter
bezaubert, bezwingt, berauscht der stolze
Offiziersdrama ins Dunkel reiten. Eine
608.
Hinsicht.
Strom dieser Sprache, ihr unbekümmerter
Welt, die Erschütterung zaubert aus Vor¬
Von Francis Jammes, dem Dichter des viel¬
Fluß zwischen Traumspielufern .
urteilen. Doch bedürfte es der Vorurteile,
gelesenen Mädchenromans „Almaide“ ist im Ver¬
Dogmen, Kommentare nicht. Die Jugend,
lag Jakob Hegner in Hellerau ein neuer Mädchen¬
fe.
die hier grausam jäh endet, zerschellt an
roman „Die kleine Berhardine" erschienen. Das
Aathur Schnitzlers Gegenstück
Buch enthält die Geschichte eines Säuglings.
einem Gefühlsirrtum, am Leichtsinn des
ns
zu „Leutnant Gustl“
Gefühls, nicht der Sitte. An einem fahr¬
Von Paul Claudel erschien im Verlag Jakob
lässigen Eroticon, aus dem tückische Schick¬
Die Novelle: „Spiel im Morgen¬
Hegner, Hellerau, das Drama „Der erniedvigte
Vater". Mit diesem Werk ist Claudels große
salsrache Scham und Schmach bannt. Hand
grauen“, S. Fischer=Verlag, Berlin
1=
und Sinn des Dichters: Magie des bunten Trilogie, von der bis jetzt in Uebersetzung die
Und es ist auch der Ton jenes bitter¬
97
P rshmerks Damale
im Morgengrauen
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Allgemeine Zeitung
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Mariette Lydis, die
mondäne Malerin
leutnaatslebens zaubert, aus der Lächer¬
lichkeit der Begriffe den Sturm der Tat¬
Ein österreichischer Erlolg in Paris
sachen zwingt und die seltsam halbwachen,
Luxembourg kauft bereits ihr drittes Bild
fast grauenhaft unbestimmt=scharfen Ge¬
So wie eine Malerin nicht auszusehen
Paris, wo sie seither lebt, das größte Auf¬
stalten vorüberwehen# Erscheinung:
pflegt, sicht sie aus. Eine sehr mondäne, eine
sehen. Eben erst wurden zwei Heiligenbilder
Morgengrauen im Traum könnte die Mei¬
sehr schöne und sehr elegante Dame ist
von ihr neuerdings vom Musé de Luxembourg
sterepisode lössiger Bitternis nicht minder
angekauft. Ihre letzte Ausstellung in der
Mariette Lydis. Und doch — gegen diesen
heißen.
äußeren trügerischen Schein — steckt in ihr
Gaierie Girard brachte einen solchen Erfolg.
daß sie mi Aufträgen überhäuft wurde. Im
eine wirkliche Künstlerin, die sich in ihren
Unheimlich hängt darüber mit zartem
Laufe dieses Jahres finden nicht weniger als
heiterne, sarbenreichen, kapriziös=luxuriösen
Pastellstift geführt, Duft und Nacht eines
Illustrationen ebenso verrät wie in der Ge¬
funf Ausstellungen ihrer Arbeiten statt: im
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sinnlos süßen Frühlings, Dichters berau¬
staltung tragischer Probieme des mensch¬
Juni in Paris, im August in Ostende, im
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schende Laune. Und bleibt wie eine Wolke
lichen Verbrechens. Sie malt die gewagtesten
Septemebr in Biarritz, im Oktober in
verhauchender Dämmerung, schwebend über
Dinge mit dev. Ernst des Realismus und
Amsterdam, im November in New=York.
den Schatten.
der leichtbeschwingten Grazie ihrer tempera¬
Augenblicklich arbeitet sie an der Illustration
von fünf Büchern.
mentvollen Phantasie. Jeder Strich, den sie
Ludwig Ullmann. #
Mariette Lydis ist in Wien geboren. Sie
zeichnet, besitzt Persönlichkeit. Ihre Bilder
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hat nie einen Lehrer gehabt. Sie verspürte
sind in erster Linie interessant, sie sind ein
Paul Frank, „Der Ruf durchs Fenster“, Lutz¬
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frühzeitig eine große Reiselust und sie reiste
aufgezeichnetes Paradoxon aus Romantik und
Verlag; — Wie wenige versteht es Paul Frank,
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in der Welt herum, von Rußland bis nach
Modernität, aus Realität und Traum, aus
orignelle literarische Wege zu gehen, eigenärtig
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Aenteuer und Astese.
Amerika. Sie hat wahrscheinlich ihre Malerei
in der Erfindung, spannend und prächtig aufge¬
anfangs selbst gar nicht ernst genommen.
Heute steht sie mitten in einer sich über¬
baut der Struktur nach. Der berühmte Schau¬
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stürzenden Karriere. Nachdem gerade vor
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den merkwürdigsten Wegen zu seiner Kunst.
eiem Jahr das Musé de Luxembourg ihr
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Phantasie befruchtet. Die Verbindung dieses
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Schicksals mit dem Theater, die strenge Logik
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einer Handlung, die, im grellen Licht des Tages
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von der Bühne her ist. Die innige Verflechtung
genießerischer Revolte, heute ein Glanz Er¬
von Schein und Wahrheit sind nicht nur überaus
zusagen felsenfest taumelnden Stils, einer
innerung und Blüte eines fernen Früh¬
reizvoll, sondern auch auf dem Hintergrunde
Verworrenheit, hinter der ungemein heller
lings: Vorkriegsbiedermaier. Kaum weni¬
zum
krimineller Vorgänge spannend bis
Plan leuchtet.
ger fern, als die tragischen weißen Waffen¬
Aeußersten. Ein Buch ist es, das den Laser nicht
Vielleicht nur Kenner, aber Kenner,
aus seinem Bann läßt, dabei erfeuend durch
röcke, die in jenem heroisch=schwermütigen
schöne Sprache — ein Gewinn also in doppelter
bezaubert, bezwingt, berauscht der stolze
Offiziersdrama ins Dunkel reiten. Eine
608.
Hinsicht.
Strom dieser Sprache, ihr unbekümmerter
Welt, die Erschütterung zaubert aus Vor¬
Von Francis Jammes, dem Dichter des viel¬
Fluß zwischen Traumspielufern .
urteilen. Doch bedürfte es der Vorurteile,
gelesenen Mädchenromans „Almaide“ ist im Ver¬
Dogmen, Kommentare nicht. Die Jugend,
lag Jakob Hegner in Hellerau ein neuer Mädchen¬
fe.
die hier grausam jäh endet, zerschellt an
roman „Die kleine Berhardine" erschienen. Das
Aathur Schnitzlers Gegenstück
Buch enthält die Geschichte eines Säuglings.
einem Gefühlsirrtum, am Leichtsinn des
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Gefühls, nicht der Sitte. An einem fahr¬
Von Paul Claudel erschien im Verlag Jakob
lässigen Eroticon, aus dem tückische Schick¬
Die Novelle: „Spiel im Morgen¬
Hegner, Hellerau, das Drama „Der erniedvigte
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grauen“, S. Fischer=Verlag, Berlin
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und Sinn des Dichters: Magie des bunten Trilogie, von der bis jetzt in Uebersetzung die
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