aum gunder: (nstet. Ader wogner, der versweselte lertanernd,
pricht von einem alten Onkel. Das ist Willi unangenehm. Er hat den
onkel seit Jahren nicht mehr gesehen. Er verfällt auf eine andere
jdee. Wie wäre es, wenn er seine hundert Gulden für den
kameraden am Kartentisch riskieren würde? Eine Lösung, so leichtsinnig
ind spannend wie dieser ganze Sonntag! Bogner ist es zufrieden
und Willi erscheint nachmittags in einem Badener Kaffeehaus,
vo ein exotischer „Konsul“ Schnabel die Bank hält, ein Herr,
vor dessen Vergangenheit die Offiziere krampfhaft die Augen
schließen, um seinen Reichtum dann besser sehen zu können. Ein
anderer, mit geringerer Nervenkraft als Schnitzler ausgestaiteter
Dichter hätte Willi nun gewinnen lassen oder aber verlieren,
jedensolls hätte er sich kaum auf dermaßen raffinierte Phasen ein¬
gelassen, auf stundenlange Spielpaufen, in denen Willi mit zwei¬
tausend, dann mit fünftausend Gulden in der Tasche promeniert
und erkennt, daß des Kameraden Sache längst die eigene wurde.
Aber geradt in diesem Uebergang vom fremden zum eigenen
Schicksal liegt mitreißende Kunst. So erklärt es sich, daß Willi,
als ihm der Zug nach Wien vor der Nose fortgefahren ist, zuw dritten¬
mal an den Spieltisch zurückkehrt und immer mehr der eigentliche Gegne
des Konsuls wird. Erfaßt ihn der Spieltaumel? Eigentlich nich
Ec kommt bei diesem jungen Offizier nicht zum Spiel um d
Spielens willen, zu jener Wollust, die den Zahlen mysti
innewohnt, oder zum Amoklauf gegen das Schickt und
Spielpech. Willi bleibt der kleine Offizier mit dem bescheide
Monatswechsel und zum Großteil praktische Motive bewegen
ba## verkiert, weiter zu spielen. Der Konsul leiht ihm jew
din Einsatz. „Und wieder wanderten die zweilausend hinüber
und gleich wieder zurück. Es war zum Lachen. Hin und h
Her und hin.“ Dann erhebt sich der Konsul und Leutnant Wi
hat elftausend Gulden verloren.
Und wieder ein Einfall, wie ihn nur Schnitzler habe
kann. Konsul Schnabel bringt Willi in seinem Wugen nach Wier
zurück. Er erklärt sich sofort bereit, die Frist um einige Stunden
zu verlängern. Aber man wittert einen Hinterhalt. Und nun ein
Kabinettstück vor dem Spiegel der Seele: wie Leutnant Willi zu
Komproniissen mit seiner Ehre gelangt, da er den Konsul, der sich
plötzlich dem Offiziersstande gegenüber eine sehr freie Sprache
erkaubt, bei uter Laune halten will. Immer persönlicher wird
das Erlebnis, immer mehr erkennt der jung Offizier das „tua
res agikor“ und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Stande
tritt immer stärker zurück. „Aber was ging ihn denn das alles
an? Um ihn handelte es sich, um ihn selbst, um seine eigene
Esche
um sein Leben!“
um seine Karriere
Erst vor dem Tor der Alserkaserne findet Willi
den Mut, den Konsul um einen Zahlungsaufschub von
vierzehn Tagen zu bitten. Schnabel schürtelt bloß den Kopf. Zweisellos
liegt dem reichen Manue nichts an den lumpigen paar Tausendern
Will er sich rächen für erlittene Demütigungen? Es bleibt
dahingestellt. Wichtig ist: Schnabel lehnt ab. Die Würsel sind
gefallen!
Von nun ab ist Unordnung in Willi. Gegen den Tod zu
flirgen die Stunden rascher, schneller die Gedanken, die Reflext.
Willi schläft ein bißchen, dann wacht er auf, meldet sich matod
und selbstverständlich ist sein erster Weg nun doch zum Onkel.
Wie anderd abet verläuft diese Unterredung, als man glauben
kollte. Das ist ein merkwürdiger alter Herr, der Onkel Wilram.
Zwar sagt er gleich, daß er das Geld nicht habe, aber es klingt
fordiniert, so daß auch der verzweifelte Willi aufhorcht und
zu
philosophischem Gespräch geneigt wird. Was ge¬
schieht? Onkel Wilram enthüllt eine eigenartige Ehe¬
tragödie. Man erfährt von einer Frau, die er über
alles liebt, die er geheiratet hat, trotzdem sie eine Dirne, war und
die nun sein Geld verwalter. Er erhält eine Leibrente, mit jener
Pünktlichkeit, mit der Leopoldine allen ihren Pflichten mit Aus¬
nahme der ehelichen, ihm gegenüber nachkommt.
Wie sonderbar ist das doch, knapp vor Torschluß so eis
wunderlich=ergreifende Geschichte! Einem schwächeren Erzähler w
Schnitzler würde das den Faden mittendurch geschnitten habe
Hier ergibt sich das Gegenteil. — Willi erinnert sich an eine leid
sinnige Nacht, deren Heldin eben jene Leopoldine war, die spätt
Gattin seines Onkels. Sie wird ihm das Geld nicht abschlage
Er wird vorgelassen, erkannt. Man nennt sich „Du“, aber di
Eefolg ist fraglich. Sie will sich mit ihrem Advokatei
beraten und wird am Abend Bescheid sagen lassen.
Willi schläft, Willi wartet. Am Abend kommt Leopoldine selbst.
Aber sie spricht nicht vom Geld. Willi läßt ein Souper kommen ...
„Nach dem zweiten Glas schien Leopoldine ein wenig schläfrig zu
werden. Sie lehnte sich in die Ecke des Diwans zurück, und als
Willi sich über ihre Stirn beugte, ihre Augen, ihre Lippen, ihren
Hals küßte, flüsterte sie hingegeben, schon wie aus einem Traum,
seinen Namen.“ Am Morgen hat sie die Geldaffäre noch immer
nicht erwehnt. Erst in der Tür erinnert sie sich scheinbar und
wirst Willi einen Tausender hin, als Lohn für die Nacht. Und
W
im Mordendrauen
34. Spiel 1
box 6/1
pricht von einem alten Onkel. Das ist Willi unangenehm. Er hat den
onkel seit Jahren nicht mehr gesehen. Er verfällt auf eine andere
jdee. Wie wäre es, wenn er seine hundert Gulden für den
kameraden am Kartentisch riskieren würde? Eine Lösung, so leichtsinnig
ind spannend wie dieser ganze Sonntag! Bogner ist es zufrieden
und Willi erscheint nachmittags in einem Badener Kaffeehaus,
vo ein exotischer „Konsul“ Schnabel die Bank hält, ein Herr,
vor dessen Vergangenheit die Offiziere krampfhaft die Augen
schließen, um seinen Reichtum dann besser sehen zu können. Ein
anderer, mit geringerer Nervenkraft als Schnitzler ausgestaiteter
Dichter hätte Willi nun gewinnen lassen oder aber verlieren,
jedensolls hätte er sich kaum auf dermaßen raffinierte Phasen ein¬
gelassen, auf stundenlange Spielpaufen, in denen Willi mit zwei¬
tausend, dann mit fünftausend Gulden in der Tasche promeniert
und erkennt, daß des Kameraden Sache längst die eigene wurde.
Aber geradt in diesem Uebergang vom fremden zum eigenen
Schicksal liegt mitreißende Kunst. So erklärt es sich, daß Willi,
als ihm der Zug nach Wien vor der Nose fortgefahren ist, zuw dritten¬
mal an den Spieltisch zurückkehrt und immer mehr der eigentliche Gegne
des Konsuls wird. Erfaßt ihn der Spieltaumel? Eigentlich nich
Ec kommt bei diesem jungen Offizier nicht zum Spiel um d
Spielens willen, zu jener Wollust, die den Zahlen mysti
innewohnt, oder zum Amoklauf gegen das Schickt und
Spielpech. Willi bleibt der kleine Offizier mit dem bescheide
Monatswechsel und zum Großteil praktische Motive bewegen
ba## verkiert, weiter zu spielen. Der Konsul leiht ihm jew
din Einsatz. „Und wieder wanderten die zweilausend hinüber
und gleich wieder zurück. Es war zum Lachen. Hin und h
Her und hin.“ Dann erhebt sich der Konsul und Leutnant Wi
hat elftausend Gulden verloren.
Und wieder ein Einfall, wie ihn nur Schnitzler habe
kann. Konsul Schnabel bringt Willi in seinem Wugen nach Wier
zurück. Er erklärt sich sofort bereit, die Frist um einige Stunden
zu verlängern. Aber man wittert einen Hinterhalt. Und nun ein
Kabinettstück vor dem Spiegel der Seele: wie Leutnant Willi zu
Komproniissen mit seiner Ehre gelangt, da er den Konsul, der sich
plötzlich dem Offiziersstande gegenüber eine sehr freie Sprache
erkaubt, bei uter Laune halten will. Immer persönlicher wird
das Erlebnis, immer mehr erkennt der jung Offizier das „tua
res agikor“ und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Stande
tritt immer stärker zurück. „Aber was ging ihn denn das alles
an? Um ihn handelte es sich, um ihn selbst, um seine eigene
Esche
um sein Leben!“
um seine Karriere
Erst vor dem Tor der Alserkaserne findet Willi
den Mut, den Konsul um einen Zahlungsaufschub von
vierzehn Tagen zu bitten. Schnabel schürtelt bloß den Kopf. Zweisellos
liegt dem reichen Manue nichts an den lumpigen paar Tausendern
Will er sich rächen für erlittene Demütigungen? Es bleibt
dahingestellt. Wichtig ist: Schnabel lehnt ab. Die Würsel sind
gefallen!
Von nun ab ist Unordnung in Willi. Gegen den Tod zu
flirgen die Stunden rascher, schneller die Gedanken, die Reflext.
Willi schläft ein bißchen, dann wacht er auf, meldet sich matod
und selbstverständlich ist sein erster Weg nun doch zum Onkel.
Wie anderd abet verläuft diese Unterredung, als man glauben
kollte. Das ist ein merkwürdiger alter Herr, der Onkel Wilram.
Zwar sagt er gleich, daß er das Geld nicht habe, aber es klingt
fordiniert, so daß auch der verzweifelte Willi aufhorcht und
zu
philosophischem Gespräch geneigt wird. Was ge¬
schieht? Onkel Wilram enthüllt eine eigenartige Ehe¬
tragödie. Man erfährt von einer Frau, die er über
alles liebt, die er geheiratet hat, trotzdem sie eine Dirne, war und
die nun sein Geld verwalter. Er erhält eine Leibrente, mit jener
Pünktlichkeit, mit der Leopoldine allen ihren Pflichten mit Aus¬
nahme der ehelichen, ihm gegenüber nachkommt.
Wie sonderbar ist das doch, knapp vor Torschluß so eis
wunderlich=ergreifende Geschichte! Einem schwächeren Erzähler w
Schnitzler würde das den Faden mittendurch geschnitten habe
Hier ergibt sich das Gegenteil. — Willi erinnert sich an eine leid
sinnige Nacht, deren Heldin eben jene Leopoldine war, die spätt
Gattin seines Onkels. Sie wird ihm das Geld nicht abschlage
Er wird vorgelassen, erkannt. Man nennt sich „Du“, aber di
Eefolg ist fraglich. Sie will sich mit ihrem Advokatei
beraten und wird am Abend Bescheid sagen lassen.
Willi schläft, Willi wartet. Am Abend kommt Leopoldine selbst.
Aber sie spricht nicht vom Geld. Willi läßt ein Souper kommen ...
„Nach dem zweiten Glas schien Leopoldine ein wenig schläfrig zu
werden. Sie lehnte sich in die Ecke des Diwans zurück, und als
Willi sich über ihre Stirn beugte, ihre Augen, ihre Lippen, ihren
Hals küßte, flüsterte sie hingegeben, schon wie aus einem Traum,
seinen Namen.“ Am Morgen hat sie die Geldaffäre noch immer
nicht erwehnt. Erst in der Tür erinnert sie sich scheinbar und
wirst Willi einen Tausender hin, als Lohn für die Nacht. Und
W
im Mordendrauen
34. Spiel 1
box 6/1