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Nombrandti.
N CRL ZUCRWOER
—ALERAADER HONN
BURdI. INPERIAL“
GTAFRe VOTTVPAR
Ammmm
Pudoia #uzeng#ubehl
Frem
Schauspiel in sieben Bildern nach der gleichnamigen
Novelle von Arthur Schnitzler. Bühnenbearbeitung von
Ernst Lothar. Zür Premiere im Theater in der
Josefstadt.
Fräulein Else — das ist scheinbar nur die Geschichte
von dem schönen, jungen und verwöhnten Mädchen aus
sogenanntem gutem Hause, das in einem fashionablen
Dolomitenhotel von einem Expreßbrief der Mama
überrascht wird: entweder es gelingt Fräulein Else,
innerhalb vierundzwanzig Stunden dreißigtausend
Gulden zu beschaffen, oder der Vater, ein berühmter
Advokat, ist verloren. Denn dieser begabte, aber unver¬
besserliche Börsen= und Pokerhasardeur hat Mündel¬
gelder veruntreut. Else erhält von der Mama gleich¬
zeitig mit dem verzweifelten Hilferuf auch einen Wink:
sie möge sich doch an den im Hotel anwesenden Herrn
v. Dorsday wenden, einen reichen Antiquitätenhändler
und alternden Lebemann und Snob von allzusehr
narkierten und daher zweifelhaften Kavaliersallüren.“
Echt sind nur seine Antiquitäten, und auch das ist die
Frage. Else entschließt sich zu tun, was mit ausge¬
sprochenen und vor allem mit unausgesprochenen
Worten von ihr verlangt wird. Sie weiß: Dorsday kennt
von allen Dingen den Wert und den Preis. Die dreißig¬
tausend Gulden sind unter den gegebenen Umständen
weit mehr wert als dreißigtausend Gulden, und der
Preis, den Dorsday fordert, ist ein nach seinen
Begriffen sehr niedriger: er stellt die Bedingung, daß
Fraulein Else ihm für einen Augenblick das Schauspie!
und nür das Schauspiel ihrer Schönheit zur Gänze
bieten möge. Herr v. Dorsday ist ein Kavalier und ein
Aesthet.... Das junge Mädchen will den Vater um
diesen Preis retten, wählt aber schließlich einen andern
Ausweg und nimmt eine tödliche Dosis Veronal.
Das ist, in flüchtigen und dürren Worten erzählt,
der Inhalt der berühmten Novelle, die aus einem mit
unvergleichlicher sprachlicher und psychologischer Fein¬
heit virtuos aufgebauten und dramatisch gesteigerten
Monolog Elses komponiert ist. Aber in Wirklichkeit
gibt Schnitzler noch ganz andres als eine moderne
Version des Monna Vanna=Sujets. In Wirklichkeit
iht er noch die schonungslose, unbestechliche Analyse
aner bestimmten Gesellschaft, deren innere Wahrheit
ius konventionellen Lügen zusammengesetzt war; deren
thische Struktur aus einer hohlen Fassade bestand,
eren moralisches Guthaben nach dem Bankkonto be¬
nessen wurde. Eine Gesellschaft, die sich aus ihrem
Kassengeist einem hochmütigen Kastengeist arrogierte,
den mondänen Schein zum kategorischen Imperativ
es Seins erhob und keine Pflichten, nur Ver¬
öflichtungen kannte. Sie hörte nur auf das, was ton¬
ingebend war, und sah nur auf den Sand, den man
ich gegenseitig in die Augen streute.
Schnitzler zeigt in seiner Novelle an der spieleri¬
chen Oberfläche die heiklen seelischen Untiefen auf.
Ernst Lothar möchte in seiner Dramatisierung ver¬
dindlich Kompromisse schließen, die Untiefen in
Tiefe verwandeln und gerät in eine, wenn auch ge¬
fällige und wirkungsvolle seichte Oberflächlichkeit. Wo
Schnitzler unerbittlich das Pathos entlarvt, behilft sich
Lothar mit philosophierender Pathetik, wo die Novelle
zum Tribunal wird, dort wird die Szene zum
emphatischen Plädoyer. Der Bühnenbearbeiter ist
sichtlich bestrebt, nicht nur die Dehors zu wahren,
sondern auch die Dessous reinzuwaschen, Unaus¬
sprechliches und Unausgesprochenes mundgerecht zu
machen. Kein Wunder, daß von der tödlichen Schärfe
und Feinheit der Schnitzlerschen Analyse gleichsam nur
die äußerlich sichtbare Reaktion übrigbleibt, und auch
diese wird zum Teil denaturiert. So wird aus dem
verbrecherisch leichtfertigen Spielertemperament von
Nombrandti.
N CRL ZUCRWOER
—ALERAADER HONN
BURdI. INPERIAL“
GTAFRe VOTTVPAR
Ammmm
Pudoia #uzeng#ubehl
Frem
Schauspiel in sieben Bildern nach der gleichnamigen
Novelle von Arthur Schnitzler. Bühnenbearbeitung von
Ernst Lothar. Zür Premiere im Theater in der
Josefstadt.
Fräulein Else — das ist scheinbar nur die Geschichte
von dem schönen, jungen und verwöhnten Mädchen aus
sogenanntem gutem Hause, das in einem fashionablen
Dolomitenhotel von einem Expreßbrief der Mama
überrascht wird: entweder es gelingt Fräulein Else,
innerhalb vierundzwanzig Stunden dreißigtausend
Gulden zu beschaffen, oder der Vater, ein berühmter
Advokat, ist verloren. Denn dieser begabte, aber unver¬
besserliche Börsen= und Pokerhasardeur hat Mündel¬
gelder veruntreut. Else erhält von der Mama gleich¬
zeitig mit dem verzweifelten Hilferuf auch einen Wink:
sie möge sich doch an den im Hotel anwesenden Herrn
v. Dorsday wenden, einen reichen Antiquitätenhändler
und alternden Lebemann und Snob von allzusehr
narkierten und daher zweifelhaften Kavaliersallüren.“
Echt sind nur seine Antiquitäten, und auch das ist die
Frage. Else entschließt sich zu tun, was mit ausge¬
sprochenen und vor allem mit unausgesprochenen
Worten von ihr verlangt wird. Sie weiß: Dorsday kennt
von allen Dingen den Wert und den Preis. Die dreißig¬
tausend Gulden sind unter den gegebenen Umständen
weit mehr wert als dreißigtausend Gulden, und der
Preis, den Dorsday fordert, ist ein nach seinen
Begriffen sehr niedriger: er stellt die Bedingung, daß
Fraulein Else ihm für einen Augenblick das Schauspie!
und nür das Schauspiel ihrer Schönheit zur Gänze
bieten möge. Herr v. Dorsday ist ein Kavalier und ein
Aesthet.... Das junge Mädchen will den Vater um
diesen Preis retten, wählt aber schließlich einen andern
Ausweg und nimmt eine tödliche Dosis Veronal.
Das ist, in flüchtigen und dürren Worten erzählt,
der Inhalt der berühmten Novelle, die aus einem mit
unvergleichlicher sprachlicher und psychologischer Fein¬
heit virtuos aufgebauten und dramatisch gesteigerten
Monolog Elses komponiert ist. Aber in Wirklichkeit
gibt Schnitzler noch ganz andres als eine moderne
Version des Monna Vanna=Sujets. In Wirklichkeit
iht er noch die schonungslose, unbestechliche Analyse
aner bestimmten Gesellschaft, deren innere Wahrheit
ius konventionellen Lügen zusammengesetzt war; deren
thische Struktur aus einer hohlen Fassade bestand,
eren moralisches Guthaben nach dem Bankkonto be¬
nessen wurde. Eine Gesellschaft, die sich aus ihrem
Kassengeist einem hochmütigen Kastengeist arrogierte,
den mondänen Schein zum kategorischen Imperativ
es Seins erhob und keine Pflichten, nur Ver¬
öflichtungen kannte. Sie hörte nur auf das, was ton¬
ingebend war, und sah nur auf den Sand, den man
ich gegenseitig in die Augen streute.
Schnitzler zeigt in seiner Novelle an der spieleri¬
chen Oberfläche die heiklen seelischen Untiefen auf.
Ernst Lothar möchte in seiner Dramatisierung ver¬
dindlich Kompromisse schließen, die Untiefen in
Tiefe verwandeln und gerät in eine, wenn auch ge¬
fällige und wirkungsvolle seichte Oberflächlichkeit. Wo
Schnitzler unerbittlich das Pathos entlarvt, behilft sich
Lothar mit philosophierender Pathetik, wo die Novelle
zum Tribunal wird, dort wird die Szene zum
emphatischen Plädoyer. Der Bühnenbearbeiter ist
sichtlich bestrebt, nicht nur die Dehors zu wahren,
sondern auch die Dessous reinzuwaschen, Unaus¬
sprechliches und Unausgesprochenes mundgerecht zu
machen. Kein Wunder, daß von der tödlichen Schärfe
und Feinheit der Schnitzlerschen Analyse gleichsam nur
die äußerlich sichtbare Reaktion übrigbleibt, und auch
diese wird zum Teil denaturiert. So wird aus dem
verbrecherisch leichtfertigen Spielertemperament von