30. Casanovas Heimfahrt
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st, da es sein; So ist zugleich die Stellung des Dichters festgelegt.
Nicht ein Abenteuer unter vielen anderen wollte er uns
len Sprache
erzählen, nicht eine kurzweilige Anekdote, wie sie
unterbricht,
Casanova selbst gleich schimmernden Perlen auf eine Schnur
klingen läßt
reiht, sondern ein seelisches Erlebnis über den Abenteurer,
tuns dieser
ins allgemein Menschliche hinauswachsend. Von Lenbach
gene innere
wird das schöne Wort überliefert: der sei ein schlechter
zuerst
Maler, dessen Meisterschaft nur ausreiche, einen bestimmmten
einmal nicht
Vorwurf auf die Leinwand zu bringen; seine eigene Seele
ne, der ihm
müsse der Künstler durch den Zauber der Verwandlung
keineswegs
aus dem Bilde zu uns ansprechen lassen. Und so begeguen
immer ein
wir in „Casanovas Heimfahrt“ einem guten Teile der be¬
enn er nicht
sonderen dichterischen Mel Artur Schnitzlers, die sein
gebaut, und
höchst persönliches Eig im ist. Das letzte Abenteuer
en Harlekin
Casanovas, wie es uns Schnitzler erzählt, ist von einer
Artur
süßen, kummervollen Schwermut beladen, dem Leichtsinn
sche Figur.
sind hier die Tränen sehr nahe und der abenteuerhaften
hört man
Unbedenklichkeit ein kluges und mildes Verstehen des
erbaren Er¬
Lebens: Herbstabend voller Reise; der Obstgarten des
Feit durch¬
guten Olivo ist voll mit Früchten behaugen. Ein entlarbter
munten, die
Casanova steht vor uns, einer, von dem die Maske siek.
herumgereist
Seine Karten sind aufgedeckt. Aber gerade, daß er so bettel¬
erschwunden
arm, so ausgeplündert vor uns erscheint, gibt ihm etwas
falletti,
unendlich Rührendes. Gerade die Auflösung dieses Schich¬
sals läßt die leichte Hand des Dichters deutlich werden,
prauf er sich
wenn Casanova nach seinem letzten häßlichen Abenteuer nun
tzky, hätte
endlich das heißgeliebte Venedig wiedersieht, die Stadt
n der bösen
seiner Jugend, und es ist auch hier alles so ganz anders ge¬
zum Narren
worden als einst, kalt und frostig. Aeußeres und inneres
durch die
Erleben verschwistern sich. Einst schlossen ihn die Sbirren
Aber auch
unter die Bleidächer ein, und er fand tollkühn den Weg in
jede Zwei¬
die Freiheit. Gebeugt und gebrochen kehrt er zurück, leistel
ines gefühl¬
lich wilden nun selbst klägliche Späherdienste, um nur sein Brot zu
verdienen, das bittere Brot der Heimat,
Auch eine andere Erzählung „Der junge Dichter“ vons offenbart, war
Rudolf Hans Bartsch führt uns in abenteuerhafte Ferne, in
Kastanienulle
ein trostreiches Land der Jugend, wenn auch auf Pfaden,
prunkten. Da
Jakominiplatz
die uns nun schon bekannt sind, die der Dichter
einmal ihren
gleichsam selbst für uns markiert hat. Seine eigene
Heimat aber ist es, in die wir hier reisen, in diese Heimat,
gemäß sei, E
die ihre genaue Mitte hält „zwischen Deutschland und
er schleicht
Italien, wo schon die Zikade singt und wo noch die wilden
zähneklappern
hinabgewiesen
Holztauben gurren, wo der Kuckuck ruft und wo die Berge
bis in den Juni schneeweiße Säume haven, lang hin, an der
über beide J
ganzen Grenze, im Halbkreis um das steirische Land“. Der
loseres gibt,
junge Heinrich Huckwald, der im engen Stüblein bei seiner
Trauben des
Großmutter in Graz seine ahnungsvollen Träume spinnt,
Frau Obristi
haben will,
siebt dem Dichter, der für uns seine sanften, kindhaften Züge
liebevoll nachzeichnet, so ähnlich wie nur ein Bruder dem
Hosen so selts
und die ihm
andern. Rudolf Hans Bartsch erzählt uns seine eigene
Jugend, Wahrheit und Dichtung freundlich ineinander ver¬
aber dem gu
schlungen. Mit seinen Augen blichen wir aus den Fenstern
neuen, zauber
„
der kleinen ebenerdigen Wohnung ins Grüne hinaus: „Von
Huckwald wie
voll Sehnsucht
Großmutters Fenstern sieht die Welt aus, als bestände sie
mittelmäßige,
aus nichts als Träumen, grüngoldenen Blättern, Blumen¬
rabatten, Abenteuern und Vergnügungen.“
jungen Mensch
Ueber diese ersten Erlebnisse also zwischen Träumen
dieses Buch
und Blumenrabatten berichtet uns Rudolf Hans Bartsch.
uns da besche
Galt in der Erzählung Schnitzlers unser Mitleid dem altern¬
shaftet ihm
den Casanova, dessen letztes Abenteuer ihm so schmerzliche
schreitet nicht
Erkenntnis bringt, so begleiten wir hier einen Knaben auf
liche Enstase,
seinen ersten Liebesfahrten im Mai. Er wird zum Verführer
einsetzt ist kal
gegen seinen Willen; der immer wirksame Zauber einer
dem Dichter
wie er sie sel
ahnungslosen Jugend legt hier die Fallstricke aus. Und doch
bleibt auch diesem Knaben das kummervolle Erwachen nicht
Etwas Ursp
erspart. Wunderbarer als alle die Wirklichkeit, in die er sich
schilderungen:
hineingerissen fühlt, schöner als all die schönen Frauen, die
liebevoll erfaß
sich um ihn zum Reigen schließen, begehrenswerter als all der
Heinrich Huckt
wirblige Gienuß, der sich dem Schüchternen, Abseitsstehenden erlebens gem
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st, da es sein; So ist zugleich die Stellung des Dichters festgelegt.
Nicht ein Abenteuer unter vielen anderen wollte er uns
len Sprache
erzählen, nicht eine kurzweilige Anekdote, wie sie
unterbricht,
Casanova selbst gleich schimmernden Perlen auf eine Schnur
klingen läßt
reiht, sondern ein seelisches Erlebnis über den Abenteurer,
tuns dieser
ins allgemein Menschliche hinauswachsend. Von Lenbach
gene innere
wird das schöne Wort überliefert: der sei ein schlechter
zuerst
Maler, dessen Meisterschaft nur ausreiche, einen bestimmmten
einmal nicht
Vorwurf auf die Leinwand zu bringen; seine eigene Seele
ne, der ihm
müsse der Künstler durch den Zauber der Verwandlung
keineswegs
aus dem Bilde zu uns ansprechen lassen. Und so begeguen
immer ein
wir in „Casanovas Heimfahrt“ einem guten Teile der be¬
enn er nicht
sonderen dichterischen Mel Artur Schnitzlers, die sein
gebaut, und
höchst persönliches Eig im ist. Das letzte Abenteuer
en Harlekin
Casanovas, wie es uns Schnitzler erzählt, ist von einer
Artur
süßen, kummervollen Schwermut beladen, dem Leichtsinn
sche Figur.
sind hier die Tränen sehr nahe und der abenteuerhaften
hört man
Unbedenklichkeit ein kluges und mildes Verstehen des
erbaren Er¬
Lebens: Herbstabend voller Reise; der Obstgarten des
Feit durch¬
guten Olivo ist voll mit Früchten behaugen. Ein entlarbter
munten, die
Casanova steht vor uns, einer, von dem die Maske siek.
herumgereist
Seine Karten sind aufgedeckt. Aber gerade, daß er so bettel¬
erschwunden
arm, so ausgeplündert vor uns erscheint, gibt ihm etwas
falletti,
unendlich Rührendes. Gerade die Auflösung dieses Schich¬
sals läßt die leichte Hand des Dichters deutlich werden,
prauf er sich
wenn Casanova nach seinem letzten häßlichen Abenteuer nun
tzky, hätte
endlich das heißgeliebte Venedig wiedersieht, die Stadt
n der bösen
seiner Jugend, und es ist auch hier alles so ganz anders ge¬
zum Narren
worden als einst, kalt und frostig. Aeußeres und inneres
durch die
Erleben verschwistern sich. Einst schlossen ihn die Sbirren
Aber auch
unter die Bleidächer ein, und er fand tollkühn den Weg in
jede Zwei¬
die Freiheit. Gebeugt und gebrochen kehrt er zurück, leistel
ines gefühl¬
lich wilden nun selbst klägliche Späherdienste, um nur sein Brot zu
verdienen, das bittere Brot der Heimat,
Auch eine andere Erzählung „Der junge Dichter“ vons offenbart, war
Rudolf Hans Bartsch führt uns in abenteuerhafte Ferne, in
Kastanienulle
ein trostreiches Land der Jugend, wenn auch auf Pfaden,
prunkten. Da
Jakominiplatz
die uns nun schon bekannt sind, die der Dichter
einmal ihren
gleichsam selbst für uns markiert hat. Seine eigene
Heimat aber ist es, in die wir hier reisen, in diese Heimat,
gemäß sei, E
die ihre genaue Mitte hält „zwischen Deutschland und
er schleicht
Italien, wo schon die Zikade singt und wo noch die wilden
zähneklappern
hinabgewiesen
Holztauben gurren, wo der Kuckuck ruft und wo die Berge
bis in den Juni schneeweiße Säume haven, lang hin, an der
über beide J
ganzen Grenze, im Halbkreis um das steirische Land“. Der
loseres gibt,
junge Heinrich Huckwald, der im engen Stüblein bei seiner
Trauben des
Großmutter in Graz seine ahnungsvollen Träume spinnt,
Frau Obristi
haben will,
siebt dem Dichter, der für uns seine sanften, kindhaften Züge
liebevoll nachzeichnet, so ähnlich wie nur ein Bruder dem
Hosen so selts
und die ihm
andern. Rudolf Hans Bartsch erzählt uns seine eigene
Jugend, Wahrheit und Dichtung freundlich ineinander ver¬
aber dem gu
schlungen. Mit seinen Augen blichen wir aus den Fenstern
neuen, zauber
„
der kleinen ebenerdigen Wohnung ins Grüne hinaus: „Von
Huckwald wie
voll Sehnsucht
Großmutters Fenstern sieht die Welt aus, als bestände sie
mittelmäßige,
aus nichts als Träumen, grüngoldenen Blättern, Blumen¬
rabatten, Abenteuern und Vergnügungen.“
jungen Mensch
Ueber diese ersten Erlebnisse also zwischen Träumen
dieses Buch
und Blumenrabatten berichtet uns Rudolf Hans Bartsch.
uns da besche
Galt in der Erzählung Schnitzlers unser Mitleid dem altern¬
shaftet ihm
den Casanova, dessen letztes Abenteuer ihm so schmerzliche
schreitet nicht
Erkenntnis bringt, so begleiten wir hier einen Knaben auf
liche Enstase,
seinen ersten Liebesfahrten im Mai. Er wird zum Verführer
einsetzt ist kal
gegen seinen Willen; der immer wirksame Zauber einer
dem Dichter
wie er sie sel
ahnungslosen Jugend legt hier die Fallstricke aus. Und doch
bleibt auch diesem Knaben das kummervolle Erwachen nicht
Etwas Ursp
erspart. Wunderbarer als alle die Wirklichkeit, in die er sich
schilderungen:
hineingerissen fühlt, schöner als all die schönen Frauen, die
liebevoll erfaß
sich um ihn zum Reigen schließen, begehrenswerter als all der
Heinrich Huckt
wirblige Gienuß, der sich dem Schüchternen, Abseitsstehenden erlebens gem