ebuch der
Redegonda
27. Das Tag
box 4/4
Das Tagesuen der eusgenaa
Tochschfute Lichtorev Torfahren i, von
Schiles aus dem K ankon Luzerl. A.P.schen Technese,
rungswahlen das Kleinen Stoaerates galtond in —. kren eine Hausfrau aus dem Badischen.] Verbindung mit einem Vortrag über Alte und neue Höhe
n Dichter, noch einmal sehen, seine eigene ster, dem Dichter des Pessimismus, immer erschienen inso
war, nicht ein „Dennoch“, sondern ein erklärendes keit
Niedrigkeit am Berühmten rächen. Er plant einen
Feuilleion.
„Ja“ zurückreicht. Der Ich=Roman Enderlins läßt solch
Schlag ins Herz des Dichters: Dieser soll erfahren,
das schmerzhafte Geschehen bitterer nobenjahre in richt
daß er ahnungslos die Gattin mit dem Journalisten
Lesezirketabend.
Fra
1
sicherer Führung realistischer Handlung noch einmal !
geteilt hat, daß die Frau sich beim Kleinen von dem
vorübergehen. Aber man spürt, daß das Herz des verst
Artur Schnitzler: Aus eigener Dichtung.
scelischen Ungenügen des Großen erholte! ...
Erzählenden manchmal n##h leise mitklagt, und manbeid
Welch grotesker Einfall: Der Journalist übt diese
Der Dichter, der den „Reigen“, aber auch, was
ermißt, woie schlimm der #umpf um den Sinn und die Auch
Szene der Aufbeckung einer Lebenslüge mit dem
bedeutender ist, die „Liebelei“ den „Leutnant Gustel“
Lösung in der Stellung des Knaben zur geliebten
Schauspieler ein, Als aber der Dichter kommt, mit dem
und „Fräulein Else“ geschrieben, tritt herein und setzt
M##r, zum brutalen Stiefvater gewesen sein muß.
sterbenden Freunde freundliche Worte redet, über das
sich in den Lehnstuhl hinter den Vortragstisch. Man
Dim Stil nach wurzelt der Erzähler in der realisti¬
M
schwere Leben klagt („nur nicht Literat sein! Nord¬
betrachtet ihn. Das ist ja ein Grund, weshalb man die
schen Zeit; in der seelischen Haltung steht er den jün¬
polfahrer, Bauer, Schafhirte wäre besser“), darüber,
Dichter herbittet. Man will sich überzeugen, daß sie
geren Schweizerdichtern näher. Der Roman wird,
daß die Jungen nachdrängen, den Nuhm dem Schaf¬
real daß sie in menschlicher Körperlichkeit existieren.
aus der Probe zu schließen, einmal ergriffene Leser
fenden streitig machen („Nachwelt gibt's nur für die
Der österreichische Dichter Artur Schnitzler hat
Heute abend wird Professor Dr. Louis
finden.
Kar
Lebenden"), da behält der Sterbende sein Geheimis
etwas von einen vornehmen französischen Bürger an
Guuchat sprechen: „Aus meinem Lebenswerk“
und verschweigt den Ehebruch. Ehebruch geschieht ja
sich in seinem gepflegten spitzen Bart. Er könnte ein
pli.
Jon
in der Welt Schnitzlers, ohne daß dieses schwere, be¬
Frauenarzt sein. Ein großer, wissender Arzt der
ängstigende Wort fiele. Auch dann nicht, wenn der
Frauen, der die Leiden der Dame durchschaut und ihr
Tod dahinter steht.
Stadttheater.
hernach zart die Hand küßt. Wäre er aber nur Arzt,
Die „Große Szene“ liest der Dichter stehend. Das
dann hinge ihm nicht fast eitel ein Vorhang schütterer
Französisches Theater: Truppe Karsenty. Gu
Leben ist ein Kasperlspiel, und wer das weiß, steht
langer Haare über linke Stirn und Ause hinab. Eine
(19. Januar 1925.)
über ihm, kann lächeln. Sie spielen alle mit der „Co¬
Stirnseite ist prachtvoll frei. Das ist der grundgescheite
Henry Bataille wollte in seinem neuen Drama
media humana“ der Dichter, der Theaterdirektor, der
Schnitzler, der klare Analytiker. Die andere aber ist
Herzog und das süße Mädel, der wohlwollende und
„Tendresse“ eine literarische Sanktion der „ma¬
Wo
der Dichter, der Liebhaber des Lebens, der Erzähler
der bissige Zuschauer, der ernste und der heitere
riage a trois“, der Dreierehe, schaffen. Es gibt Fälle,
der Geschichten, in denen Frauenhaare aufglänzen.
Freund. Ein Marionettenspiel der Verliebtheit und
sagt er, in denen es dem „Alten“ genügen muß, von
Hgare, aufgelöst in kühnen Erlebnissen, in schluchzen¬
der Treulosigkeit, in das auch ein Kasperl, der Tod
seiner Freundin aufrichtig und zärtlich geliebt zu¬
Frit
der Trauer und Verzweiflung.
bricht: „Kinder, ich bin der Tod, Kinder ietzt wird's
werden; auf andere Vorrechte hat er zugunsten eines
Der Dichter, arg verkältet, liest. Altes Oesterreich
jüngeren Freundes zu verzichten. Das Wertvolle
lustig.“ Altes Wien! Darf aber nicht der lächeln, der
Ma
der Monarchie! Wien, immer Wien! Mit Kaffeehaus
muß ihm die Tendresse bleiben; sinnlicher Genuß zählt
heimlich geweint hat?
und Park, schönen Frauen. Und Husarenoffizieren,
ja so wenig. Der alte Held des Dramas, Barnac,
Wer fein hinhorcht, wird die Resignation, das
die keinen andern Lmeck haben, als sich bernd oder
denkt gewiß sehr vernünftig; aber nicht eben sympa¬
schmerzhafte Herz, Praterlustigkeit und Verlorenheit
betrogen um die schönen Frauen zu schießen. Welch
thisch berührt es, daß die beiden Jungen das Opfer
ahnen. Es ist eine Welt, die vergeht die der Gegen¬
erotische Süße und erotische Herbe in der Erzählung
des Alten annehmen, um, sich bewußt, nur rein tie¬
wart zu sehr nur von Liebelei und Liebesaffäre spricht,
„Das Tagebuch der Redegonda“! In den Duft der
risch zu genügen. Das ganze. langatmige Drama hai
als daß sie uns voll ergriffe. War deshalb der Bei¬
Liebe dringt der Atem des Todes. Und alles ist viel¬
E. A.
als einzigen Inhalt die Entwicklung des „Alten“ zur
fall fast zögernd?
leicht nur Traum, Phantasie, Spiel.
Vernunft und die Lehre, daß man, wie die weibliche
Das andere Wien: Allgemeines Krankenhaus,
Fri
Hauptverson Marthe, in Dingen der Liebe sich man¬
Literarischer Klub. Nach einem Nachruf Dr.
Aerzte, kranker Schauspieler, Journalist, Dichter. Der
ches leisten parf, und daß man dabei doch innerlich ein
Eduard Korrodis gedachten die Mitglieder in
Schauspieler studiert die Züge der Sterbenden und
durchaus anständiger Mansch sein kann. Trotz der
schweigender Ehrung Karl Spitielers. Dann
liest aus ihnen das Gesicht, das früher bei scharfem
150 französischen Aufführungen hat das Stück kaum
bot Fritz Enderlin zwei Kapitel aus seinem eben
Witz gelacht. Der Journalist fragt wienerisch den
vollendeten Roman „Hans im Weg“. Aus einem Aussicht, auf deutschem Sprachgebiet Bürgerrecht zu
Arzt: „Bitte schön, wann ist's aus?“ Das Leben näm¬
lich. Der Sterbende möchte seinen einstigen Freund, Roman, welcher der Welt des Wehs, wie sie Spitte= erwerben. Trotz mancher spannenden Szene wirkt es
16-
—
73.
77
Redegonda
27. Das Tag
box 4/4
Das Tagesuen der eusgenaa
Tochschfute Lichtorev Torfahren i, von
Schiles aus dem K ankon Luzerl. A.P.schen Technese,
rungswahlen das Kleinen Stoaerates galtond in —. kren eine Hausfrau aus dem Badischen.] Verbindung mit einem Vortrag über Alte und neue Höhe
n Dichter, noch einmal sehen, seine eigene ster, dem Dichter des Pessimismus, immer erschienen inso
war, nicht ein „Dennoch“, sondern ein erklärendes keit
Niedrigkeit am Berühmten rächen. Er plant einen
Feuilleion.
„Ja“ zurückreicht. Der Ich=Roman Enderlins läßt solch
Schlag ins Herz des Dichters: Dieser soll erfahren,
das schmerzhafte Geschehen bitterer nobenjahre in richt
daß er ahnungslos die Gattin mit dem Journalisten
Lesezirketabend.
Fra
1
sicherer Führung realistischer Handlung noch einmal !
geteilt hat, daß die Frau sich beim Kleinen von dem
vorübergehen. Aber man spürt, daß das Herz des verst
Artur Schnitzler: Aus eigener Dichtung.
scelischen Ungenügen des Großen erholte! ...
Erzählenden manchmal n##h leise mitklagt, und manbeid
Welch grotesker Einfall: Der Journalist übt diese
Der Dichter, der den „Reigen“, aber auch, was
ermißt, woie schlimm der #umpf um den Sinn und die Auch
Szene der Aufbeckung einer Lebenslüge mit dem
bedeutender ist, die „Liebelei“ den „Leutnant Gustel“
Lösung in der Stellung des Knaben zur geliebten
Schauspieler ein, Als aber der Dichter kommt, mit dem
und „Fräulein Else“ geschrieben, tritt herein und setzt
M##r, zum brutalen Stiefvater gewesen sein muß.
sterbenden Freunde freundliche Worte redet, über das
sich in den Lehnstuhl hinter den Vortragstisch. Man
Dim Stil nach wurzelt der Erzähler in der realisti¬
M
schwere Leben klagt („nur nicht Literat sein! Nord¬
betrachtet ihn. Das ist ja ein Grund, weshalb man die
schen Zeit; in der seelischen Haltung steht er den jün¬
polfahrer, Bauer, Schafhirte wäre besser“), darüber,
Dichter herbittet. Man will sich überzeugen, daß sie
geren Schweizerdichtern näher. Der Roman wird,
daß die Jungen nachdrängen, den Nuhm dem Schaf¬
real daß sie in menschlicher Körperlichkeit existieren.
aus der Probe zu schließen, einmal ergriffene Leser
fenden streitig machen („Nachwelt gibt's nur für die
Der österreichische Dichter Artur Schnitzler hat
Heute abend wird Professor Dr. Louis
finden.
Kar
Lebenden"), da behält der Sterbende sein Geheimis
etwas von einen vornehmen französischen Bürger an
Guuchat sprechen: „Aus meinem Lebenswerk“
und verschweigt den Ehebruch. Ehebruch geschieht ja
sich in seinem gepflegten spitzen Bart. Er könnte ein
pli.
Jon
in der Welt Schnitzlers, ohne daß dieses schwere, be¬
Frauenarzt sein. Ein großer, wissender Arzt der
ängstigende Wort fiele. Auch dann nicht, wenn der
Frauen, der die Leiden der Dame durchschaut und ihr
Tod dahinter steht.
Stadttheater.
hernach zart die Hand küßt. Wäre er aber nur Arzt,
Die „Große Szene“ liest der Dichter stehend. Das
dann hinge ihm nicht fast eitel ein Vorhang schütterer
Französisches Theater: Truppe Karsenty. Gu
Leben ist ein Kasperlspiel, und wer das weiß, steht
langer Haare über linke Stirn und Ause hinab. Eine
(19. Januar 1925.)
über ihm, kann lächeln. Sie spielen alle mit der „Co¬
Stirnseite ist prachtvoll frei. Das ist der grundgescheite
Henry Bataille wollte in seinem neuen Drama
media humana“ der Dichter, der Theaterdirektor, der
Schnitzler, der klare Analytiker. Die andere aber ist
Herzog und das süße Mädel, der wohlwollende und
„Tendresse“ eine literarische Sanktion der „ma¬
Wo
der Dichter, der Liebhaber des Lebens, der Erzähler
der bissige Zuschauer, der ernste und der heitere
riage a trois“, der Dreierehe, schaffen. Es gibt Fälle,
der Geschichten, in denen Frauenhaare aufglänzen.
Freund. Ein Marionettenspiel der Verliebtheit und
sagt er, in denen es dem „Alten“ genügen muß, von
Hgare, aufgelöst in kühnen Erlebnissen, in schluchzen¬
der Treulosigkeit, in das auch ein Kasperl, der Tod
seiner Freundin aufrichtig und zärtlich geliebt zu¬
Frit
der Trauer und Verzweiflung.
bricht: „Kinder, ich bin der Tod, Kinder ietzt wird's
werden; auf andere Vorrechte hat er zugunsten eines
Der Dichter, arg verkältet, liest. Altes Oesterreich
jüngeren Freundes zu verzichten. Das Wertvolle
lustig.“ Altes Wien! Darf aber nicht der lächeln, der
Ma
der Monarchie! Wien, immer Wien! Mit Kaffeehaus
muß ihm die Tendresse bleiben; sinnlicher Genuß zählt
heimlich geweint hat?
und Park, schönen Frauen. Und Husarenoffizieren,
ja so wenig. Der alte Held des Dramas, Barnac,
Wer fein hinhorcht, wird die Resignation, das
die keinen andern Lmeck haben, als sich bernd oder
denkt gewiß sehr vernünftig; aber nicht eben sympa¬
schmerzhafte Herz, Praterlustigkeit und Verlorenheit
betrogen um die schönen Frauen zu schießen. Welch
thisch berührt es, daß die beiden Jungen das Opfer
ahnen. Es ist eine Welt, die vergeht die der Gegen¬
erotische Süße und erotische Herbe in der Erzählung
des Alten annehmen, um, sich bewußt, nur rein tie¬
wart zu sehr nur von Liebelei und Liebesaffäre spricht,
„Das Tagebuch der Redegonda“! In den Duft der
risch zu genügen. Das ganze. langatmige Drama hai
als daß sie uns voll ergriffe. War deshalb der Bei¬
Liebe dringt der Atem des Todes. Und alles ist viel¬
E. A.
als einzigen Inhalt die Entwicklung des „Alten“ zur
fall fast zögernd?
leicht nur Traum, Phantasie, Spiel.
Vernunft und die Lehre, daß man, wie die weibliche
Das andere Wien: Allgemeines Krankenhaus,
Fri
Hauptverson Marthe, in Dingen der Liebe sich man¬
Literarischer Klub. Nach einem Nachruf Dr.
Aerzte, kranker Schauspieler, Journalist, Dichter. Der
ches leisten parf, und daß man dabei doch innerlich ein
Eduard Korrodis gedachten die Mitglieder in
Schauspieler studiert die Züge der Sterbenden und
durchaus anständiger Mansch sein kann. Trotz der
schweigender Ehrung Karl Spitielers. Dann
liest aus ihnen das Gesicht, das früher bei scharfem
150 französischen Aufführungen hat das Stück kaum
bot Fritz Enderlin zwei Kapitel aus seinem eben
Witz gelacht. Der Journalist fragt wienerisch den
vollendeten Roman „Hans im Weg“. Aus einem Aussicht, auf deutschem Sprachgebiet Bürgerrecht zu
Arzt: „Bitte schön, wann ist's aus?“ Das Leben näm¬
lich. Der Sterbende möchte seinen einstigen Freund, Roman, welcher der Welt des Wehs, wie sie Spitte= erwerben. Trotz mancher spannenden Szene wirkt es
16-
—
73.
77