I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 35

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Das Tagebuch der Redegonda
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ARTHUR SCHNITZLER
Von
CARL HELBLING
as Werk Schnitzlers stellt eine ganze eigene Welt dar.
J Seltsam ist es, in rascher Folge die Erzählungen und
dramatischen Stücke in unsern Tagen zu durchblättern. Da ist
Wien, ein altes Wien aus einer erst kürzlich verflossenen und
doch schon ganz vergangenen Zeit. Da ist ein Milieu und da sind
Menschen, da ist ein Leben, das hinter unserer Gegenwart zu¬
sammengebrochen ist, das in einer schmerzlichen Natürlichkeit
zur Vergangenheit wurde, denn es trug den Todeskeim schon
längst im Herzen. Aber, wenn es wahr ist, daß dieses Wien im
Sterben liegen kann, aber vom Leben nic lassen wird, daß es
ein Sterben, aber nie einen Tod gibt, dann ist es ebenso sicher,
daß das Werk Schnitzlers seinen dauernden Bestand hat und
ein Kulturbild tiefer Prägung bleiben wird, wie immer auch die
Zeiten sich wandeln mögen. Wo ist das Berlin Theodor Fon¬
tanes? Es ist zu Grabe getragen worden mit Frau Justine
Rodenberg, die die treue Hüterin seines Geistes und seiner vor¬
nehmen Tradition gewesen war. Wie Fontane sein bismärcki¬
sches Berlin geliebt und geschildert hat, so hängt Schnitzler
der Donaustadt an, mit dem Unterschied, daß Fontane recht
eigentlich aus der Landschaft herausgewachsen ist, während
Schnitzler ein Stadtkind sein mag, dem der Prater und der
Wiener Wald die unbebaute Natur ersetzen. So auch seine
Menschen, die meist etwas bleich, etwas angekränkelt sind,
aber durch eine fast göttliche Heiterkeit verklärt, so daß eine
Lebenslust und -freude um sie lacht, der man beinahe glaubt,
und die man auf alle Fälle liebt. Fontanes Menschen sind
ernster, ja schwerer und schwerblütiger; ihr Erleben ist stiller
und ihre Problematik ruhiger, gefaßter in der Außerung. Wo
man bei Fontane alle Abwegigkeit von dem, was gut und ge¬
wissermaßen sittlich ausgemacht ist, mit geneigtem Haupte
und fast andächtigem Pathos betrachtet, da kann man sich bei
Schnitzler nicht zu einem Standpunkt aufschwingen, der die
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