II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 630

rgachn—ernmene
von einer beinahe schmerzlichen Menschen¬
verschwendung und =erachtung.
Wie schön, wie schmeichlerisch, wie voll
schwermütiger Heimtücke sind ost Schritt
und Schwung, List und Lächeln dieses ge¬
borenen Darstellers gefährlicher Grazie!
Schade!
Schade, daß dieser edle Brutus und
dieser funkelnde Marc Anton nicht von
einem Regisseur, der bst Gewicht und
Gesicht hat, über dera## strahlende Ansätze
zur höchsten und letzten Gestaltung mitge¬
rissen werden, daß dies Gequirle aufgeregt
unstudierter Massen= und deklamatorisch
klappernder Einzelszenen auch durch den
ehrsamsten Reprisen=Fleiß nicht getilgt, die
Wiedergabe dieses enthüllend erhabenen
Seelendra, nas nicht aus Gleichmaß und
Gleichgültigkeit gerissen werden konnte, daß
Gleichmaß, nicht im besten Sinn, und
sein
Gleichgültigkeit sichtlich über diesem ganzen! 15.
Abend schwebten. (Und warum? Außer,weil Be
man füglich von Herrn Heino nicht zugleich kon
die, übrigens nach wie vor markante Dar¬ vor
stellung des Cassius und die Riesenarbeit
„J
einer Gesamtleitung dieser Art fordern
„N
darf.)
Und daß also, offenbar, dieser Regisseur
Mi
von Gewicht und Gesicht noch immer fehlt.
spie
Ludwig Ullmann
I
to
Fa
Professor Bernhardi
hol
Reprise im Deutschen Volkstheater
Das von der Zensur ehemals verbotene
Stück hat — zehn Jahre nach der durch
den Umsturz in Oesterreich freigegebenen
Erstaufführung im Deutschen Volkstheater
nichts von seiner aktuellen Schlagkraft
eingebußt. Das bewies die vorgestrige
K
Reprise, die von demonstrativen Beifalls¬
kundgebungen des Publikums immer wieder
unterbrochen wurde. Professor Bernhardi, geste
der dem Priester den Zutritt zu einem] stei
sterbenden jungen Mädchen verweigert, löst! tisch
hals¬
mit einer Reflexbewegung den Kampf gegen
forde
sich aus, der mit allen Waffen politischer
sten
Infamie und Niedertracht geführt wird.
Wien
Ein Glaubenskonflikt wird zum Politikum.
einen
Schnitzler hat dieses Thema, fern aller
Empfindung, vor das Forum seines
beteil
scharfen, klaren Verstandes gerückt und be¬
handelt es in einer langen Reihe von Aus¬
eine
fen, 1
einandersetzungen und Debatten, abseits
Im
jeder Tendenz. Er rechtfertigt beide Teile,
einer
indem er sie vollkommen objektiv gelten läßt.
werde
Die Tendenz des Stückes besteht aber in
der 2
seiner vermeinten Tendenzlosigkeit nur um
mehr
so aufdringlicher.
konnt
Eine große Zahl von Aerztetypen, wie
alten
angel
sie der Dichter wohl einst am eigenen Leibe
Grüft
spüren lernte, sind mit unerhörter Schärfe
kapite
und phsychologischer Feinheit gezeichnet,
1926
Streber, Heuchler, IIntriganten, vom
eine
rassenreinen Spitalassistenten Hochroitz¬
forder
pointner bis zum talmudistischen Dozenten.
Daneben brave, liberale Freigeister, die
Fond
solidarisch für Bernhardi eintreten und unter
leih
denen Herr Kutschera der Wackerste ist. In Wien
den beiden großen Szenen zwischen Bern= Na
K
#