II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 412

box 29/1
Lan
WC
24
Das geitenund
· TRE
kgie ebensoviel Dank, wie die Herren Nhil, Lang, Frl. Schink (Frau Wohl) und Frl. Henning fall (der in Berlin maßvoll und einmütig war); ich
bhardt und die Damen Ellmenreich, Elsinger!
(Erna), sowie Frl. Tandar (Anna Meinhold).
spreche von der künstlerischen Rettung.
5 Otto=Körner für ihre vortrefflichen Leist¬
Professor Dr. N.
Ich liebe, ich bewundere sie, die unendlich zarte
gen.
M. B.
Hand Schnitzlers! Ihr ist, wie der Hand eines ge¬
sk. Leipzig, 15. Okt.
nialen Geburtshelfers (auch eines Künstlers unter
Zu den 14 Bühnen, an denen Schnitzlers Tragi¬
Handwerkern ..), eine feingliedrige Schlankheit
□) Mainz, 15. Okt. I komödie „Das weite Land“ am Samstag ihre
und schonungsvolle Milde eigen. Diese Dichter¬
hand dringt tastend in die verschlossenen Organe
Uraufführung erlebte, gehörte auch das Leip¬
Die hiesige, gleichzeitig mit anderen deutschen
ziger Stadttheater. Solche gleichzeitigen
der Menschen ein, zu den Geheimnissen innerster
hnen, am Samstag erfolgte Uraufführung von
Wunden.
Uraufführungen an mehreren Bühnen sind modern
hur Schnitzler's sog. Tragikomödie: „Das
und vielleicht auch praktisch wie das Lotteriespiel
ite Land“ fand trotz der flotten Wiedergabe
Die Reflexion, mit der Schnitzler seinem Schau¬
bei verschiedenen Kollekteuren; wird hier eine
F einen mäßigen Erfolg. Man wurde nicht warm
spiel den Namen gibt („Die Seele ist ein weites
Niete gezogen, dann gewinnt vielleicht dort ein an¬
bei und tratz der spannenden Verwickelung nicht
Land“, setzt jener Dolmetsch noch hinzu), vergröbert
deres Los. In Leipzig jedenfalls hat Schnitzler
#ug gefesselt und gepackt, ja von vornherein durch
schon den psychischen Naturalismus der Dichtung.
keinen großen Treffer gemacht. Die Aufnahme
Titel geradezu enttäuscht. Unter einer Tragi¬
Wie es an anderer Stelle heißt: „Ich sagte es dir
seines neuen Werkes war merklich kühl und der
ödie verstehen wir wenigstens eine zwar tra¬
offen und deutlich, so dentlich, daß es beinahe schon
an den Aktschlüssen und am Ende gespendete spär¬
wieder nicht wahr geworden ist ...“
geschürzte Handlung, aber mit einem über¬
liche Beifall galt im wesentlichen den heimischen
chend heiteren Ausgang. Es waltet jedoch über
Die deutlichste Nacherzählung der Schnitzlerschen
Darstellern und der trefflichen Regie.
Ganzen eine schwüle, ja peinliche Stimmung,
Tragikomödie wäre die unwahrste. Man muß sich
Das weite Land — so wird denen erklärt, die
ken Albdruck kaum durch ein paar bons mots
anzudenten begnügen, an welchen Exempeln
den Sinn des neuen Stückes nicht sofort aus der
durch einige mit einem burlesken Auflug ge¬
Schnitzler seine Einsicht bewährt daß der Mensch.
komplizierten Handlung zu erkennen vermögen —
hnete Figuren gemildert wird. Am gelungen¬
sofern er nicht die glückliche Primitivität einer
soll sein die Seele des Menschen, insbesondere die
ist wohl der dritte Aktin dem Dolomitenhotel:
Kraftnatur besitzt, weniger dem Willen seines Her¬
Mannesseele. Statt aber ein „weites Land“ zu
hda huschen auch so viele Gestalten nur skizzen¬
zens, als einem Willen der Triebe unterworfen ist.
zeigen, wo neben zerklüfteten Felsen, die „bisher
s über die Bühne, daß keine davon dauernd zu
Man muß die Freunde, da man sie nicht zur
niemand erstiegen, auch friedliche Täler liegen, wo
eln mag, selbst der nicht mit köstlichem Humor
Offenbarungsquelle des Lessingtheaters führen
neben Disteln und Unkraut auch freundliche Blu¬
eichnete Schriftsteller.
kann, auf das Buch verweisen. (Es ist bei S.
ien blühen, zeiat Schnitzler in der weiten Seele
Tischer, Berlin, erschienen.) Doch — auch die Fein¬
seines Helden, des Fabrikanten Friedrich Hofleiter.
Mebelhaft und unklar, wie der Titel: „Das
spürigsten, unter den Lesern wie unter den Zu¬
dem Beschauer nur ödes Brachland. Der Charak¬
te Land“ so zieht sich auch in langen Dialogen
schauern, werden in der verwirrenden Fülle psycho¬
ter dieses Mannes, der seine kluge, schöne Frau
schwommen und verworren eine doppelte Lie¬
logischer Details zu einem betrübenden Resultat
vor deren Augen betrügt, der selbst erklärt, ein
geschichte, die Fäden krenzweise verschlingend,
gelangen: Erakt, wie die Mathematik, ist diese
unsagbares Gefühl der Erleichterung zu empfin¬
in und streut mysterlöse Hinweise auf ver¬
Psychologie, die mit unbekannten Größen arbeitet:
den, wenn auch die Gattin sich „revanchieren“
gene Katastrophen mit ein. Es ist eben das
allzu=exakt, als daß sie für Leben gelten könnte,
würde, weil er dann selbst nicht mehr so schuldhaft
tzutage, namentlich in Romanen, so beliebte
das immer unlogisch ist. Ersonnen aus Lebens¬
vor ihr dastehe, muß notgedrungen auf den Be¬
Ema der „Eheirrungen“, und es fehlt an einem
weisheit nicht erlebt ist das Schauspiel, ob es auch
eitlichen rasch zum Ende zueilenden Konflikte.
schauer höchst unsympathisch und befremdend wir¬
in einzelnen Teilen von Leben strotzt.
ken. Die einzige Erklärung seines Charakters gibt
nmen dozu noch sonst mißliche lokale Verhält¬
Die Meisterspieler einzeln zu nennen, hieße
Hofkeiter selbst: er „müsse“ so handeln. Er muß
e, das leider trotz wiederholter Rügen i. der
auch den jungen Marinefähnrich töten, mit dem ihn
sse immer noch übliche Zuspätkommen, Schwä¬
ihrer Gesamtheit den Ruhm entziehen. Doch ge¬
mäß den höheren Ansprüchen ihrer Rollen seien
seine Frau betrogen hat, während er selbst in den
Räuspern und Husten des Publikums bei zu
hervorgehoben: Irene Triesch (Genta), wunder¬
fernen Dolomiten, wo „reine Höhenluft“ weht, eine
Em und zu raschem Sprechen der Darsteller, so
voll in ihren klaren und leisen Distinktionen, Hilde
neue Liebschaft anknüpft.
hebt man lange über dem Kern der Handlung
[Herterich, als starkgeistiges und sinnliches
Dunkeln. Von den Darstellern taten sich lo¬
Mädchen eine Vollnatur, und Heinz Monnard
wert hervor die Herren Harna? (Hofreiter),
* Berlin, 15. Okt.
röder (W. Aigner), Knauth (Natter),
(der Gatte), der Zynismus und Innerlichkeit,
Der Name Schnitzler oder einzelne
Kälte und Leidenschaft vorzüglich mischte.
at (Dr. Mauer) und Hüner (Rhon); von starke Szenen mögen da oder dort einen Ersola
Damen besonders Frl. Hermann (Genig), kentschieden haben. Doch ich spreche nicht vom Bei¬
Hermann Kienzl.
S