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bas weiteLand
Telephon 12.801.
„ODOENVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Abführ-
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters
burg, Toronto.
Odellenangabo ohne Gewähr.)
mittel)
Wenn die Wirkung eines bisher benützten Mittels nachzulassen beginnt, bringt
Ausschnitt aus:
modella wegen seiner genau dosierten Ausammensetzung den gewünschten Erfolg,
Beutsche Wochenzofturg in den
ohne den Darm irgendwie zu reizen. Ueber die Bedeutung eines zeitweiligen
Wechsels des Abführmittels wird Ihr Arzt Sie gerne aufkläre. Erhälllich in hen
290KT1911 Mederlanden, Amoterdam
mub d
Apotheken. Niederlage in Kölm: Hof=Apotheke, Wallrafplatz 1.
vom:
klugen Jungfrau, die schon darauf brennt, töricht zu sein. Seine Seele
ist das weite Land, wo Liebe und Treulösigkeit, Ehrlichkeit und Verrat
einträchtig beieinander wohnen. Frau Genia weiß, wie sie betrogen?
Arthur Schnitzlers „Das weite Lund ging,
wird, liebt trotzdem den Gatten und wirbt um seine Zärtlichkeit — immer
Funter dem—Name Zielenraadselen' (Seelen¬
umsonst. Ihr Verehrer, ein junger Musiker, geht, von Hofreiter zu einer
ratsel) bei der Rotterdamer Schauspielgesellschaft
Art amerikanischen Duell gezwungen, in den Tod (erste Leiche). Hof¬
in Szene. Die dortige Kritik liess sich sehr un¬
reiter wünscht, um seine Blutschuld vor sich rechtfertigen zu können, von
günstig über das Stück aus.
Genia zu hören, daß sie des Musikers Geliebte gewesen. Als er sich
aus einem Briefe überzeugt hat, daß Genia rein geblieben ist, gibt er
ihr zu verstehen, daß ihm das Gegenteil lieber wäre. Sie wiederholt
nunmehr das Liebesspiel mit einem hübschen Marine=Fähnrich, es in der
ihr nahegelegten Weise abwandelnd, und muß gleichwohl erleben, daß
Hofreiter den jungen Menschen zum Duell fordert und ihn erschießt
(zweite Leiche). Warum tötet er? Nicht aus Eifersucht, sondern weit
in dem Nebenbuhler ihm die starke und lebenstrahlende Jugend entgegen¬
trat, die er für sich nicht wieder zurückrufen kann. Mit der Trennung
der Ehegatten schließt das Drama die Haupthandlung. Daneben wird
ein in seinen entscheidenden Wendungen um Jahre zurückliegender
Parallelfall einer zerbrochenen Ehe dargestellt. Auch hier ist der Mann
das Wesen mit der weiträumtgen Seele, in der Liebe und Liebeleien
mitsammen gedeihen. Schnitzler vorführt dazu, die Parallelen zu ver¬
längern: Der Sohn dieser Ehe ist jener Marine=Fähnrich, den Hofreiter
erschießt. Da nun auch aus Hofrefters Ehe ein Sohn entsprossen ist (der
Sadt-Anzeiger, Köln
am Schluß des Stücks aus seiner englischen Schule zum Besuch eintrifft)
so öffnet sich dem Zuschauer der betrübliche Ausblick, daß auch dieser junge
Mann dereinst der Kugel eines betrogenen Ehegatten, der in ihm die
12 10. U0
Jugend haßt, zum Opfer fallen wird. Man sieht hier wie in der Haupt¬
Sie bietet einen
handlung öid Mathematik des Aufbaus.
intellektuellen Reiz, ober nichts für die Teilnahme des Gemüts.
Kölner Schauspielhaus.“
sind nur wenige, deren Art
Auch von den Personen
dem Zuschaunr einiges Mitgefühtt abnötigt. Im ganzen ist diese — angeb¬
Das weite Land von Arthur Schnitzler.
liche wienerische — Weit des leichtsinnigen Penusses, der dreisten Ehe¬
& Vor acht Tagen ist Arlyue==Schniclar# fünfartige
brücheleten, der frivolen Offenlegung intimster Dinge, der ideallosen Skepfis
Tragikomödte Das weite Land gleichzeilig in einem Dutzend deutscher
und der lächeinden Verderbtheit in ihren Daseinsäußerngen recht um¬
Städte dem Premierenpublikum bargeboten worden; am Samstag
erfreulich; es ist eine Welt, die das Leben als Spiel bewertet aus der
ist diesen Bühnen unser Schauspielhaus gefolgt. Leider hatte
Liebe ein Sportübung macht: es sst so etwas wie ein Symbol, daß die
das Deutsche Theater für denselben Abend ebenfalls eine Erstaufführung
Personen brei volle Akte hindurch Larn Tennis spielen. Man kann nicht
angesetzt, und so waren die Freunde dramatischer Kunst gmötigt, sich in
warm werden unter diesen Schnitzlerschen Menschen und ertappt sich wohl
zwei Haufen zu teilen. Das mag in Berlin oder Wien angehen, wo das
gor bei dem Gedanken, die ganze Gesellschaft sel im Grunde nichts nüße
Interesse am musiklosen Drama größere Kreise erfüllt, nicht aber in
und gum Untergang reis. Es ist kein Ausaleich für das Gefühl des Un¬
Köln, wo bei das gesprochene Wort pflegenden Schaubihne die ver¬
behagens, wenn man an dem Dialog die Vorzüge wiedererkennt, die die
ständnisvolle Teilnahme der großen Menge noch fehlt; hier gst es, die
Sprache von Schnitzlers frühern Stücken auszeichnen: der scheinbar breite,
den Kern der Premieren=Besucher bildenden Literaturfreunde zusammen¬
zwanglos plaudernde Fluß der Redo, das rechtzeitige, die Spannung
zuhalten, damit sie sich im stimmungvertiefenden gemeinsomen Genuß
sichernde Abbrechen und Unterbrechen die kunstlos scheinende Einfügung
als Einheit fühlen lernen. Daß auch die Rücksicht auf die berufsmäßige
kluger, nachdenklicher oder poradoxer Wendungen.
Kritik davon abhalten sollte, zwei Erstaufführungen auf denselben Abend
Die hiesige Darstellung der Tragikomödie hatte sich nach Kräften bemüht,
zu legen, soll nur angebeutet sein. Wir wollen versuchen, eine gebrängte
die Schwierigketten, welche die beiden Hauptrollen bieten, zu überwinden. Diese
Zusammenfassung des Geschehens zu geben, die zugleich erkennen lassen
Schwierigkeiten ergeben sich daraus, daß der Dichter die Charakter¬
wird, wie wohlberechnet die Dinge georbnet und gefügt sind —
fi
linken der beiden das Stück tragenden Figuren nicht überall klar und
untobelin wie eine mathematische Aufgabe somt ihrer Lösung,
unmißverständlich herausgebracht hat. Solcher verwischten Stellen gibt's.
freilich auch mit der herzkühlenden Wirkung solcher Übungen.
so viele, daß man sogar von Grund aus verschiedene Auffassungen der
Am Eingang des Dramas liegt eine Leiche, ebenso an Schlusse (in
Rollen beinahe gleichermaßen rechtfertigen kann. Herr Goetz hatte sich
der Mitte des Stücks erhebt sich dazu der undeutliche Schatten eines
den Hofreiter als einen noch ziemlich jugendlichen Mann mit drauf¬
dritten Toten). Es sind die Opfer eines bei aller frivolen Heiterkeit des
gängerischer Unbesorgtheit zurechtgelegt, Frau Frey gab die Genia
Gehabens zynisch=brutalen Herrenmenschen, des Fabrikanten Hofreiter,
mit einer gewissen ruhigen, das Erlebte verbergen wollenden freundlich¬
der in rücksichtslosem Genießertum erotischen Abenteuern nachgeht. Er
müden, ein wenig nachdenklichen Kühle; beide zeigten erst im Schlußakt
wähnt, seine Gattin Genia zu lieben und betrügt sie doch in schamloser
etwas mehr von den innern Nöten, die sie bewegten. Es wäre wohl des
Offenheit, heute mit einer leichtfertigen Bankiersfrau, morgen mit einer Erwägung wert, den brutalen Gatten, dem das Jugendfrohe seiner,
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bas weiteLand
Telephon 12.801.
„ODOENVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Abführ-
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters
burg, Toronto.
Odellenangabo ohne Gewähr.)
mittel)
Wenn die Wirkung eines bisher benützten Mittels nachzulassen beginnt, bringt
Ausschnitt aus:
modella wegen seiner genau dosierten Ausammensetzung den gewünschten Erfolg,
Beutsche Wochenzofturg in den
ohne den Darm irgendwie zu reizen. Ueber die Bedeutung eines zeitweiligen
Wechsels des Abführmittels wird Ihr Arzt Sie gerne aufkläre. Erhälllich in hen
290KT1911 Mederlanden, Amoterdam
mub d
Apotheken. Niederlage in Kölm: Hof=Apotheke, Wallrafplatz 1.
vom:
klugen Jungfrau, die schon darauf brennt, töricht zu sein. Seine Seele
ist das weite Land, wo Liebe und Treulösigkeit, Ehrlichkeit und Verrat
einträchtig beieinander wohnen. Frau Genia weiß, wie sie betrogen?
Arthur Schnitzlers „Das weite Lund ging,
wird, liebt trotzdem den Gatten und wirbt um seine Zärtlichkeit — immer
Funter dem—Name Zielenraadselen' (Seelen¬
umsonst. Ihr Verehrer, ein junger Musiker, geht, von Hofreiter zu einer
ratsel) bei der Rotterdamer Schauspielgesellschaft
Art amerikanischen Duell gezwungen, in den Tod (erste Leiche). Hof¬
in Szene. Die dortige Kritik liess sich sehr un¬
reiter wünscht, um seine Blutschuld vor sich rechtfertigen zu können, von
günstig über das Stück aus.
Genia zu hören, daß sie des Musikers Geliebte gewesen. Als er sich
aus einem Briefe überzeugt hat, daß Genia rein geblieben ist, gibt er
ihr zu verstehen, daß ihm das Gegenteil lieber wäre. Sie wiederholt
nunmehr das Liebesspiel mit einem hübschen Marine=Fähnrich, es in der
ihr nahegelegten Weise abwandelnd, und muß gleichwohl erleben, daß
Hofreiter den jungen Menschen zum Duell fordert und ihn erschießt
(zweite Leiche). Warum tötet er? Nicht aus Eifersucht, sondern weit
in dem Nebenbuhler ihm die starke und lebenstrahlende Jugend entgegen¬
trat, die er für sich nicht wieder zurückrufen kann. Mit der Trennung
der Ehegatten schließt das Drama die Haupthandlung. Daneben wird
ein in seinen entscheidenden Wendungen um Jahre zurückliegender
Parallelfall einer zerbrochenen Ehe dargestellt. Auch hier ist der Mann
das Wesen mit der weiträumtgen Seele, in der Liebe und Liebeleien
mitsammen gedeihen. Schnitzler vorführt dazu, die Parallelen zu ver¬
längern: Der Sohn dieser Ehe ist jener Marine=Fähnrich, den Hofreiter
erschießt. Da nun auch aus Hofrefters Ehe ein Sohn entsprossen ist (der
Sadt-Anzeiger, Köln
am Schluß des Stücks aus seiner englischen Schule zum Besuch eintrifft)
so öffnet sich dem Zuschauer der betrübliche Ausblick, daß auch dieser junge
Mann dereinst der Kugel eines betrogenen Ehegatten, der in ihm die
12 10. U0
Jugend haßt, zum Opfer fallen wird. Man sieht hier wie in der Haupt¬
Sie bietet einen
handlung öid Mathematik des Aufbaus.
intellektuellen Reiz, ober nichts für die Teilnahme des Gemüts.
Kölner Schauspielhaus.“
sind nur wenige, deren Art
Auch von den Personen
dem Zuschaunr einiges Mitgefühtt abnötigt. Im ganzen ist diese — angeb¬
Das weite Land von Arthur Schnitzler.
liche wienerische — Weit des leichtsinnigen Penusses, der dreisten Ehe¬
& Vor acht Tagen ist Arlyue==Schniclar# fünfartige
brücheleten, der frivolen Offenlegung intimster Dinge, der ideallosen Skepfis
Tragikomödte Das weite Land gleichzeilig in einem Dutzend deutscher
und der lächeinden Verderbtheit in ihren Daseinsäußerngen recht um¬
Städte dem Premierenpublikum bargeboten worden; am Samstag
erfreulich; es ist eine Welt, die das Leben als Spiel bewertet aus der
ist diesen Bühnen unser Schauspielhaus gefolgt. Leider hatte
Liebe ein Sportübung macht: es sst so etwas wie ein Symbol, daß die
das Deutsche Theater für denselben Abend ebenfalls eine Erstaufführung
Personen brei volle Akte hindurch Larn Tennis spielen. Man kann nicht
angesetzt, und so waren die Freunde dramatischer Kunst gmötigt, sich in
warm werden unter diesen Schnitzlerschen Menschen und ertappt sich wohl
zwei Haufen zu teilen. Das mag in Berlin oder Wien angehen, wo das
gor bei dem Gedanken, die ganze Gesellschaft sel im Grunde nichts nüße
Interesse am musiklosen Drama größere Kreise erfüllt, nicht aber in
und gum Untergang reis. Es ist kein Ausaleich für das Gefühl des Un¬
Köln, wo bei das gesprochene Wort pflegenden Schaubihne die ver¬
behagens, wenn man an dem Dialog die Vorzüge wiedererkennt, die die
ständnisvolle Teilnahme der großen Menge noch fehlt; hier gst es, die
Sprache von Schnitzlers frühern Stücken auszeichnen: der scheinbar breite,
den Kern der Premieren=Besucher bildenden Literaturfreunde zusammen¬
zwanglos plaudernde Fluß der Redo, das rechtzeitige, die Spannung
zuhalten, damit sie sich im stimmungvertiefenden gemeinsomen Genuß
sichernde Abbrechen und Unterbrechen die kunstlos scheinende Einfügung
als Einheit fühlen lernen. Daß auch die Rücksicht auf die berufsmäßige
kluger, nachdenklicher oder poradoxer Wendungen.
Kritik davon abhalten sollte, zwei Erstaufführungen auf denselben Abend
Die hiesige Darstellung der Tragikomödie hatte sich nach Kräften bemüht,
zu legen, soll nur angebeutet sein. Wir wollen versuchen, eine gebrängte
die Schwierigketten, welche die beiden Hauptrollen bieten, zu überwinden. Diese
Zusammenfassung des Geschehens zu geben, die zugleich erkennen lassen
Schwierigkeiten ergeben sich daraus, daß der Dichter die Charakter¬
wird, wie wohlberechnet die Dinge georbnet und gefügt sind —
fi
linken der beiden das Stück tragenden Figuren nicht überall klar und
untobelin wie eine mathematische Aufgabe somt ihrer Lösung,
unmißverständlich herausgebracht hat. Solcher verwischten Stellen gibt's.
freilich auch mit der herzkühlenden Wirkung solcher Übungen.
so viele, daß man sogar von Grund aus verschiedene Auffassungen der
Am Eingang des Dramas liegt eine Leiche, ebenso an Schlusse (in
Rollen beinahe gleichermaßen rechtfertigen kann. Herr Goetz hatte sich
der Mitte des Stücks erhebt sich dazu der undeutliche Schatten eines
den Hofreiter als einen noch ziemlich jugendlichen Mann mit drauf¬
dritten Toten). Es sind die Opfer eines bei aller frivolen Heiterkeit des
gängerischer Unbesorgtheit zurechtgelegt, Frau Frey gab die Genia
Gehabens zynisch=brutalen Herrenmenschen, des Fabrikanten Hofreiter,
mit einer gewissen ruhigen, das Erlebte verbergen wollenden freundlich¬
der in rücksichtslosem Genießertum erotischen Abenteuern nachgeht. Er
müden, ein wenig nachdenklichen Kühle; beide zeigten erst im Schlußakt
wähnt, seine Gattin Genia zu lieben und betrügt sie doch in schamloser
etwas mehr von den innern Nöten, die sie bewegten. Es wäre wohl des
Offenheit, heute mit einer leichtfertigen Bankiersfrau, morgen mit einer Erwägung wert, den brutalen Gatten, dem das Jugendfrohe seiner,