24. Das weite Land
box 29/2
Ausschnitt aus:
3839 SiGe
12 J Sie
vom:
—
1 ——— —
Artur Schnipters jüngstes Drama „Das weite
Land“ soll, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, an der
Pariser Comédie Française aufgeführt werden. Herr
Le Bargy, der sich kürzere Zeit in Wien aufhielt, ver¬
handelt mit Schnitzler wegen der Uebersetzung und der
Aufführungsrechte.
S
bruch entspringt der Rache, und Rache folgt“
Denn hier gibt Schnitzler der von ihrem Held — (es ist für diese Auseinander etzung
Muust
geichgültig, daß er ein Fabrikant Hofreiter
dem. Treubruche. Rache um Rache. Und keine
Manne betrogenen Frau, die sich einem Ge¬
hintergeht seine Frau. Sie ahnt oder
Erlösung. Wenn auf diesem düsteren Grunde
ist,)
#### liebten an den Hals wirft, ebenso recht, wie
weiß es. Aber sie ist noch das Weib aus
nicht die glitzernden Einfälle der Schnitzler¬
Schnihler, dem betrügenden und also betrogenen Gatten,
Schnitzlers „Weihnachtseinkäufen“, zu schwach,
schen Eigenart verstreut lägen, jene vielen und
wieder
der den Geliebten dann über den Hausen
sich für das in der Ebe gebrochene Liebes¬
typischen Bonmotes, durch die der Dichter, wie
es uns
schießt. Er stellt sich ebenso auf die Seite der
glück durch einen Geliebten entschädigen zu
im halb verträumten Tone, Dinge ausspricht,
n. Man
Frau, die ieren Mann verläßt, nachdem sie
lasen. Erst allmählich reist in ihr der Ent¬
von denen wir sofort empfinden, daß sie Wahr¬
beobach¬
von diesem hintergangen worden war, wie auf
schluß beran, — nicht, Ersatz zu suchen, son¬
heiten sind und aus tiefster Beobachtung ge¬
fühlen zu
die Seite des Mannes, der seine Untreue mit
dern, sich zu revanchieren. Der Entschluß wird
sehen wurden, — dann würde uns das eigent¬
er Dichter
den Gründen eines inneren und äußeren
zur Tat, und es berührt förmlich ein wenig
liche Wesen des Stückes viel mehr augenfällig
er em
Zwanges entschuldigt. Hier eine Markierung,
fatalistisch, daß der Geliebte der betrogenen
werden: die Konstruktion. Auch in seiner
Solche
und da wieder eine, — aber den Weg sieht
Frau das Kind einer Ele ist, die in Brüche
Technik löst es nicht jene bedeutenden Wir¬
end sein
man nicht, der auf die Höhe führen sollte.
Ein Künst¬
gegangen, als sie an einem Treubruche des
kungen aus, die es zu einer Immortelle des
„So vieles hat zugleich Raum in uns —!
Mannes zerschellte. Der betrogene Mann ent¬
bei ähn¬
Bühnenrepertoires werden lassen könnten. Der
.. Treue und Treulosig¬
Liebe und Trug
deckte die Revanche seiner Frau, erschießt ihren
ziemlich breit geratenen Exposition der ersten
Betoner
keit ... Anbetung für die eine (Frau) und
Geliebten, verläßt die Geliebte und die
zwei Akte folgt ein driter Aufzug, der tauto¬
(„Moral“
Verlangen nach einer anderen oder mehreren.
Gattin, formt so aus dem alten Chaos ein neues,
r Bedeu¬
logisch anmutet. Dann erst, im vierten und
Wir versuchen wohl, Ordnung in uns zu
in das plötzlich der so oft gehörte Schrei des
fünten Akte, kommt in die Materie, die sich
gewisen
schaffen, so gut es gebt, aber diese Ordnung
Kindes hineinklingt — man weiß nicht, ob
bisher mit lavaartiger Saumseligkeit fortbe¬
.. Das
ist doch nur etwas Künstliches ...
wie die Verkündung eines neuen Lebens.
der Seite
wegte, Bewegung und dramatischer Fluß.
Natürliche ist das Chaos. Die Seele ist ein
Denn das C aotische der Menschenseele wurde
Ganz fortgerissen werden wir niemals und
st so rich¬
.“ Sollte es Schnitzler um
weites Land
in dem Stücke viel zu oft und viel zu ein¬
an weiß
fühlen nur immer, wie arm, wie drückend und
nichts anderes zu tun gewesen sein, als dieses
dringlich betont, als daß man hoffen könnte,
wie sonst,
wie eigentlich so wenig lebenswert das Stück
weite Land, dieses Chaos unseres Naturelles
es schließe mit dem Hinweise auf einen Zu¬
sagen hat,
Lebens ist, vor dem der Autor hier den
zu zeigen? —
kunftsmenschen, der Licht und harmonische
Vorhang herunterzog.
nwollte.
Wenn es ihm tatsächlich darum zu tun
Neugestaltungen in das Chaos zu bringen
n handeln
war, dann muß man in dieses Stück wie in
vermöchte.
Genre
Das Werk hat bei seiner Erstaufführustg
ein gewaltiges Stück der ganzen Trostlosigkeit
nan. Man
am Samstdg in Olmütz eine ziemlich gedan¬
Das Stück atmet erdrückenden Pessimis¬
des Lebens blicken. Es gibt hier keinen, aber
Geschicht“
auch nicht einen Menschen, der kein Chaos, mus. Der Geist der Rache wandelt drohend kenvolle Interpretation und warme Hinge¬
Dichter, wie
sondern eine harmonische Natur wäre. Der durch seine geistigen Wandelgänge. Der Treu= bung gefunden. Vielleicht gebrach es nur an
zu irgend
int, stalt,
em Stücke
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Ausschnitt aus:
3839 SiGe
12 J Sie
vom:
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1 ——— —
Artur Schnipters jüngstes Drama „Das weite
Land“ soll, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, an der
Pariser Comédie Française aufgeführt werden. Herr
Le Bargy, der sich kürzere Zeit in Wien aufhielt, ver¬
handelt mit Schnitzler wegen der Uebersetzung und der
Aufführungsrechte.
S
bruch entspringt der Rache, und Rache folgt“
Denn hier gibt Schnitzler der von ihrem Held — (es ist für diese Auseinander etzung
Muust
geichgültig, daß er ein Fabrikant Hofreiter
dem. Treubruche. Rache um Rache. Und keine
Manne betrogenen Frau, die sich einem Ge¬
hintergeht seine Frau. Sie ahnt oder
Erlösung. Wenn auf diesem düsteren Grunde
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#### liebten an den Hals wirft, ebenso recht, wie
weiß es. Aber sie ist noch das Weib aus
nicht die glitzernden Einfälle der Schnitzler¬
Schnihler, dem betrügenden und also betrogenen Gatten,
Schnitzlers „Weihnachtseinkäufen“, zu schwach,
schen Eigenart verstreut lägen, jene vielen und
wieder
der den Geliebten dann über den Hausen
sich für das in der Ebe gebrochene Liebes¬
typischen Bonmotes, durch die der Dichter, wie
es uns
schießt. Er stellt sich ebenso auf die Seite der
glück durch einen Geliebten entschädigen zu
im halb verträumten Tone, Dinge ausspricht,
n. Man
Frau, die ieren Mann verläßt, nachdem sie
lasen. Erst allmählich reist in ihr der Ent¬
von denen wir sofort empfinden, daß sie Wahr¬
beobach¬
von diesem hintergangen worden war, wie auf
schluß beran, — nicht, Ersatz zu suchen, son¬
heiten sind und aus tiefster Beobachtung ge¬
fühlen zu
die Seite des Mannes, der seine Untreue mit
dern, sich zu revanchieren. Der Entschluß wird
sehen wurden, — dann würde uns das eigent¬
er Dichter
den Gründen eines inneren und äußeren
zur Tat, und es berührt förmlich ein wenig
liche Wesen des Stückes viel mehr augenfällig
er em
Zwanges entschuldigt. Hier eine Markierung,
fatalistisch, daß der Geliebte der betrogenen
werden: die Konstruktion. Auch in seiner
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und da wieder eine, — aber den Weg sieht
Frau das Kind einer Ele ist, die in Brüche
Technik löst es nicht jene bedeutenden Wir¬
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man nicht, der auf die Höhe führen sollte.
Ein Künst¬
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„So vieles hat zugleich Raum in uns —!
Mannes zerschellte. Der betrogene Mann ent¬
bei ähn¬
Bühnenrepertoires werden lassen könnten. Der
.. Treue und Treulosig¬
Liebe und Trug
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Betoner
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Geliebten, verläßt die Geliebte und die
zwei Akte folgt ein driter Aufzug, der tauto¬
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Gattin, formt so aus dem alten Chaos ein neues,
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logisch anmutet. Dann erst, im vierten und
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gewisen
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Kindes hineinklingt — man weiß nicht, ob
bisher mit lavaartiger Saumseligkeit fortbe¬
.. Das
ist doch nur etwas Künstliches ...
wie die Verkündung eines neuen Lebens.
der Seite
wegte, Bewegung und dramatischer Fluß.
Natürliche ist das Chaos. Die Seele ist ein
Denn das C aotische der Menschenseele wurde
Ganz fortgerissen werden wir niemals und
st so rich¬
.“ Sollte es Schnitzler um
weites Land
in dem Stücke viel zu oft und viel zu ein¬
an weiß
fühlen nur immer, wie arm, wie drückend und
nichts anderes zu tun gewesen sein, als dieses
dringlich betont, als daß man hoffen könnte,
wie sonst,
wie eigentlich so wenig lebenswert das Stück
weite Land, dieses Chaos unseres Naturelles
es schließe mit dem Hinweise auf einen Zu¬
sagen hat,
Lebens ist, vor dem der Autor hier den
zu zeigen? —
kunftsmenschen, der Licht und harmonische
Vorhang herunterzog.
nwollte.
Wenn es ihm tatsächlich darum zu tun
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n handeln
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vermöchte.
Genre
Das Werk hat bei seiner Erstaufführustg
ein gewaltiges Stück der ganzen Trostlosigkeit
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am Samstdg in Olmütz eine ziemlich gedan¬
Das Stück atmet erdrückenden Pessimis¬
des Lebens blicken. Es gibt hier keinen, aber
Geschicht“
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Dichter, wie
sondern eine harmonische Natur wäre. Der durch seine geistigen Wandelgänge. Der Treu= bung gefunden. Vielleicht gebrach es nur an
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