II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 594

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nd mit den Deutschen Wiens, denen Da Frl. Bruckschewska sich dieses lieferte Frl. Schrattenbach als Erna. Sie“
er die ehrlichen deutschen Namen für Drama zum Benefiz ausgewählt hatte, war das traf die Täuschung des Publikums, welche
erseuchten Lumpencharaktere gestohlen Haus sehr gut besucht.
Aber etwas sonderbar
Schnitzler beabsichtigt, am besten: man glaubte
leutsche Direktoren deutscher Büh¬
nahm es sich doch aus, daß sogenannte gut
wirklich, ein deutsches Mädchen vor sich zu
lten solche den deutschen Namen schän¬
[deutsche Familien zu diesem Stücke
sehen, während doch diese Erna ein orientalisch¬
üdische Unmoral nicht zur Aufführung
auch ihre jugendlichen Töchter und Söhne ge¬
sinnlicher Judenbackfisch ist, wie man ihn zum
en; wollen sie schon Judenstücke geben.
führt hatten. Wollte man der heranwachsenden
Glück in deutschen Familien noch nicht findet.
en siie lieber zu Rößlers „Fünf Frank¬
Jugend zeigen, wie man es als Backsisch Erna,
Für den berufsmäßigen Ehebrecher Hofreiter
zu Nathansens „Hinter Mauern“ usw.] oder als junge Frau Natter, oder als Fähnrich,
ist Herr Miksch nicht jene robuste, rücksichtslose
Da sollen die Zuschauer auch über die
oder als Ehemann anfangen muß Ehebrecherei Kraftnatur, welche Schnitzler sich gedacht hat.
getäuscht werden, indem diese als lauter
zu treiben? Denn Artur Schnitzler ist im „Wei= Herr Miksch spielte ihn mehr als intriganten
ge auftreten, aber sie wissen, hier schil- ten Land“ ein sehr kundiger Führer im Ehe: Bösewicht und blieb dabei in dem jüdischen
Jude die Inden, und darum lassen sie bruch. Er übertrumpft selbst die Pariser Ko= Milien, aus dem Schnitzler sich seine Figuren
t täuschen.
mödienschreiber, die sich doch mit einem
geholt hat. Die kleineren Rollen waren fast
hitzler hat schon im „Jungen Medardus“
„Dreieck“ der Familie zu begnügen pflegen,
durchwegs recht gut gespielt: Frl. Lerach¬
fener beschimpft, wie der Wiedehopf, der
während Schnitzler uns gleich drei ehebreche= Frau Meinhold, Frau Czernitz=Frau Wahl,
ene Nest macht; er stellte sie als treulos
rische „Domen“ vorstellt und natürlich auch drei Frl. Krüger=Frau Natter, Herr Weyrich,
nkelmütig hin. Im „Weiten Land“ schile ehebrecherische Männer. Schnitzlers Dialog, der der auch die Leitung der Aufführung besorgte,
sie als sittlich verfault bis ins innerste
als so geistreich gerühmt wird, ergeht sich in
als Bankier Natter, Herr Czernitz= Dr. v.
Das würde nicht so viel bedeuten, wenn
geistreichelnden Redensarten, die verblüffen Aigner (Christomanus), Herr Andersen¬
ück nur auf österreichischen Bühnen, wol sollen, aber meist platt zur Erde fallen; es
Dr. Maurer, Herr Marr=Fähnrich Otto, Herr
och die Wiener kennt, aufgeführt würde. herrschte deshalb im Publikum eine Unruhe die Dekner=Paul Kreindl, Herr Lauberer¬
Schnitzler hat dafür gesorgt, daß eine sich immer einstellt, wenn auf der Bühne lang¬
Stanzibes und Herr v. Jank o=Senknitz.
Reklame es auf alle deutschen Bühnen
weilige Gespräche geführt werden.
Am Schlusse des vierten und des letzten
die Uraufführung fand gleichzeitig auf
Frl. Bruckschewska hatte in der Frau Aktes erscholl starker Beifall, der aber weniger
hhnen Deutschlands und Oesterreichs statt.
Genia eine ihr sehr gut liegende Rolle, die sie der Schnitzlerschen Ehebruchsverherrlichung als
berall belügt er daher die Zuschauer über
auch in jeder Hinsicht recht glücklich durchführte, der im allgemeinen guten Aufführung galt. Es
harakter der Wiener Der Kölner, der
Nach dem zweiten Akte wurde sie mit einer groe ist ein erfreuliches Zeichen, daß an derartigen
Er weiß ja nicht, daß Schnitzlers Wiener
ßen Menge Geschenke und reichem Beifall ge# Tragikomödien“ das Publikum hier noch nicht
iener Juden sind.
feiert. Eine wirklich schöne Leistung — gut durch= Geschmack findet.
—dt.
dacht, gut gelernt, gut gespielt und gesprochen —