II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 637

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24. bas ite Land
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Rrager Tagepont
e Steiermark
Schauspielhaus.
Am Montag ging hier „Das weite Land“ in
Szene, Artur Schnitzlers Tragikomödie, in der
eigentlich alles Komödie und nichts tragisch ist; denn
selbst der Tod, mit dem da öfters gespielt wird, weil
man z. B. „dach nicht der Hopf sein will“ verliert
alle Erhabenheit, und mit sehr viel Geschmack für das
Milien ist denn auch das einzig Tragische in dem Stück,
die Muttertragödie der Frau Meinhold=Aigner, am
Ende hinter den Vorhang verlegt. Mit Stolz und
Freude muß es jeden erfüllen, dem es um das geistige
Österreich ernst ist, daß wir neben dem wuchtigen Bild¬
hauer Schönherr den geistvollen Seelenmaler Schnitzker
besitzen und es ist kurzsichtig, einen gegen den andern
auszuspielen — was auch geschehen ist. — Man konnte
es der Aufführung anmerken, daß sie hauptsächlich den
Zweck hatte, Herrn Olden gastieren zu lassen, und
wir bemerken gleich, aß der Gast eine angenehme
Überraschung war. Gleich im Auftreten charakterisiert
er den weichlich durchs Leben schlendernden Genießer,
der sich nichts versagt und um nichts kämpft. Die ele¬
gante, hohe Figur mit dem ausdrucksreichen Lebemanns¬
kopf, die leicht näselnde Wiener Sprechweise, die
nirgends Dialekt wurde und immer deutlich blieb, sowie
die ganze einheitlich durchgeführte Auffassung der Rolle
zeigten uns einen reichbegabten Darsteller, dessen
Intelligenz es sicher noch gelingen wird, seine Anlagen
zur Höchstleistung zu erziehen. Wir würden Herrn
Olden gerne als Mitglied unserer Bühne begrüßen.
Frau Gerald gab eine sehr beachtenswerte Genig.
Schnitzler spielt sich eben nicht von selbst, aber seine
Gestalten lohnen die an sie gewandie Mühe. — Aus
früheren Aufführungen z. T. bekannt war die Be¬
setzung der übrigen Rollen, worunter wir uns z. B.
den Dr. Mauer (Herr Otto) etwas wärmer und den
Bankier Natter (Herr Maierhofer) weniger „wüst“.
gedacht hätten. Frau Godeck stellte wieder eine ihrer
seinen Frauenfiguren hin. (Frau Meinhold=Aigner),
Herr Kainz war ein fescher Marineur, Herrn Gro߬
mann glaubie man den gefährlichen Dr. v. Aigner,
Mutter und Tochter Wahl (Frau v. Schweickhart
—Frau Weiser=Lauter) trugen alles, was in
ihren Rollen lag, zur Wirkung der Komödie bei und
in den Episoden fiel Herr Hamik als Dichter Rhon
weniger durch die Maske als durch deutliches Sprechen
und verständiges Spiel auf. In den zahlreichen kleinen
(aber nicht nebensächlichen) Rollen der figurenreichen
Komödie wirkten die Damen Agel (Frau Natter) und
Trieb (als herzige Dichtersgattin) wie die Herren
Beraun (Gustl Wahl), Schumann (Stanzides),
Arnold (als „wichtiger“ Paul Kreindl) und
— ein
sehr verdienstvoller Diener am Werk — Herr Möd¬
linger als vorsichtiger Hochtourist mit zwei Führern.
Dr. Bruno Ertler.
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seamnsnn Salzburger vohksblan
8 Das weite Land. Nur bei einer sorgfältigen und realisti
schen Darstellung des Milieus wird sich dieses Gesellschaftsbil
ers guf der Bühne mit Erfolg behaupten. Die Auf
dgichkeiten sollte auch ein Gast bei der Wahl de
Stücke nicht vergessen, Übrigens sieht Herr Höbling vom Hof
burgtheater für den Neurastheniker Hofreiter viel zu kerngesun
aus, trotzdem hat er es geschickt verstanden, die Rolle seiner In
dividualität unterzuordnen. Packend deutete er die sexuelle Hy
perästhesie dieses Lebemannes an, bodenständig die Färbung de¬
Dialekts, nur die typische dekadente und nervöse Müdigkeit mußt
einem kraftstrotzenden und impulsiven Naturburschentum zu of
den Platz täumen. Den übrigen Darstellern fehlte jede weiter
Verliefung in die Art der Charaktere.
8 Ull-Heidelberg. Weshalb ist Herr Höbling auf den Erh
brinze¬
Weinnig
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18 06 1011 .
Salzbunrger Chronik
Salzburg
Theater und Kunst.
Gastspiel „Höbling. „Das weite Land“ von
Schnittersleitete es ziemlich oberflächlich ein. In einer
Trägikwödie lassen sich die Fragen, welche Schnitzler
aufwitg nicht lösen, weder schöpferisch noch darstellerisch.
Daß #s selbstherrliche Fabrikant, der von einem Ver¬
hältni bis andere geht, daneben den Liebhaber seiner
Frau im Duelle niederknallt, ist herzlich wenig. Noch
leichtsertiher ist das Gerede, das nebenher läuft, und
das Gehaten dieser jüdisch=finnlichen Schöpfung. Söblik:
ging in Fr Darstellung fast nur auf die derb=ro##
Kraftnatus ein, ohne die seineren Linien und Ste
die Hofreikr menschlich näher gebracht hätten und für
Schnitzler Eentlich betzeichnend wären, auch nur zu be¬
achten. In Frl. Karina hatte er eine geschickte Part¬
nerin, während Frl. Enzingers weiches und im
Schnitzlerschen Sinne gartes Spiel manchmal unter fei¬
ner Haltung litt. Verdient machten sich noch Frl. Joa¬
schim und Frau Lerach sowie die Herren Weyrich,
Hofmann und Morokutti.
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Der Humorist. Wien

— Aus Wr.=Neustädt wird uns berichtet: „Am 18. d. M.
Pging die Komödie „Das weite Land', vonArtur Schnitzler, mit
Herrn Arnold Korff a. G. in der Hauptrolle, in Szene. Es wär
reine=iuteressante und zugleich packende Leistung, die uns da der #
Küuiler ## In erfrischender Natürlichkeit und Lebenswahrheit
stellt## die Gestalt des mit Vorzügen und Fehlern ausgestat¬
teten Genußmenschen Hofreiter auf die Bühne und fesselte die
Zuhörerschaft durch sein fein durchgearbeitetes, künstlerisches, natür¬
liches Spiel. Förmlich in seinem Banne stehend, boten auch
die übrigen Kräfte Hervorcagendes, allen voran Frl. Bertram,
die sich dem Gaste als Genia würdig zur Seite stellte. Frl. Markl##
hatte in der Rolle der Erna wohl eine ihr passende Rolle ge¬
funden. Sehr wirksam war auch Herr Keilholz als Dr. Maurer.
In den übrigen Nollen machten sich noch die Damen Böcker,
Maugsch, Korb, die Herren Zetenius, Walter und Russo an¬
genehm bemerkbar. Das ausverkaufte Haus zeichnete Herrn Korff¬
im Besonderen durch stürmischem Beifall aus.


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