24. Das geite-Land
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Sonntag
spielt. Sie ist restlos in ihm ausgegangen, ist mehr als ein Teil! Vo¬
von ihm: ist schon Ausdruck von Allerpersönlichstem.
mitt
Neben ihm und um ihn herum ist nicht viel da, was „R
Aehnliches zu jagen hat. Die Genia der Erika Wagner hat allein Auf¬
die Haltung und die Noblesse frauenhafter Empfindungen, die von
nicht genau vom Stichwort beherrscht werden. Auch der Schliff und
einer besseren Sprechkultur fällt auf. Die Erna des Fräuleins8.
Lvovsky ist dafür von den Bewußtheiten der Mädchenfigur zu sehr be¬ E
herrscht und bleibt noch im Mechanismus der Aufgabe Bei Frau
Förster, die eine mütterliche Karikatur witzig ausnutzt, merkt manjar“
das gar nicht; bei anderen wieder viel zu sehr, ausgenommen
wu
noch bei Herrn Lessen. Die übrigen spielen nach Kräften oder
prä
nach Schwächen mit, je nachdem. Sie sind bemüht, „Typen“
erzi¬
darzustellen, aber sie machen zumeist nur Masken. Gesellschafts¬
fiüt
stücke sind freilich ein weites Land, in dem man sich heutzutage
zum
schon leicht verliert.
8 —
erns
Kol¬
Michael Bohnen erkrankt.
geki
Kammersänger Michael Bohnen, der bekanntlich gegen= arbe
wärtig in der Volksoper austritt, ist an einer leichten Stimm= Ver
baudentzündung erkrankt. Er mußte sein Auf¬ dah
treten in der heutigen Aufführung der „Meistersinger“ absagen das
In der Volksoper wird daher heute abend Carmen“ zur Auf¬
führung gelangen. Man hofft, daß der Künstler in zwei oder17
drei Tagen vollständig wieder hergestellt sein wird.
22
Uebernahme der Kammerspiele durch Direktor M
Le
Körner.
Wie wir erfahren, wird Herr Ludwig Körner, der bis W8.
jetzt am Josefstädter Theater den Posten eines stellvertretenden
Direktors innehatte, aller Voraussicht nach die Leitung der M
Kammerspiele übernehmen. Er hatte schon vor längerer Zeit mit
den Verpächtern des Theaters Verhandlungen geführt, doch ne
zeitigten die Besprechungen damals kein Ergebnis und P
mußten unterbrochen werden. Sie sind nunmehr neuerlich auf¬g
genommen worden und man glaubt, daß alle noch zu lösenden! D
Fragen in den nächsten Tagen bereinigt sein werden, so daß der (?
Uebernahme des Hauses durch Ludwig Körner nichts mehr im 1
Wege steht.
2
Direktor Körner, der auch als Schauspieler im Josefstädter
Theater tätig ist, hat mit dem gestrigen Tag seinen Austritt aus
der Direktion vollzogen, wird jedoch noch einige Male auftreten.
Ueber die Gründe, die zu dem Ausscheiden Körners führten. „
verlautet, daß sie in sachlichen Differenzen zwischen ihm und der
Verwaltung zu suchen sind, doch geschieht die Lösung des Ver¬
tragsverhältnisses in gegenseitigem Einvernehmen. Als neuer
geschäftsführender Direktor wurde an das Josefstädter Theater Herr
Karl Stransky engaviert.
(Johann=Strauß=Theater.) Den Luxus, mehrmals
Vater zu werden, kann sich jeder leisten. Das Kunststück, zweimal
auf die Weet zu kommen, aber bringen nur die Operetten Franz
Lehars fertig. „Cloclo“ ist aus dem Zürgertheater ins Johann¬
Strauß=Theater übergesiedelt und hat in neuer Fassung unbestritten
eine weit stärkere Wirkung geübt als das erstemal Das mag nicht
zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß Lehar an dem Werk einige
Aenderungen vorgenommen hat, die für den Gesamteindruck von
besonderem Vorteil=sind. Mehr als jede andere Operette rechtsertigt
„Cloclo“ die Anbringung einiger Korrekturen. Ist doch dieses
Werk neu in seiner Art: kein Operettenstoff im landläufigen
Sinne, sondern eine Lustspielidee bildet das Fundament
des musikalischen Aufbaues. Und aus diesem Grunde
konnte hier auch nicht die herkömmliche Operettenlinie gezogen
werden. Das Resultat dieses Werkes war ein musikalisches Lust¬
spiel nach dem Gesetz der Nummernoper eines Rossini. Gipfelte
die Uraufführung von „Cloclo“, darin, daß man durch ein neues
Operettengente überrascht wurde, so brachte die Wiederaufführung
die restlose Durchführung dieses Operetteneinfalls Lehars als Er¬
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spielt. Sie ist restlos in ihm ausgegangen, ist mehr als ein Teil! Vo¬
von ihm: ist schon Ausdruck von Allerpersönlichstem.
mitt
Neben ihm und um ihn herum ist nicht viel da, was „R
Aehnliches zu jagen hat. Die Genia der Erika Wagner hat allein Auf¬
die Haltung und die Noblesse frauenhafter Empfindungen, die von
nicht genau vom Stichwort beherrscht werden. Auch der Schliff und
einer besseren Sprechkultur fällt auf. Die Erna des Fräuleins8.
Lvovsky ist dafür von den Bewußtheiten der Mädchenfigur zu sehr be¬ E
herrscht und bleibt noch im Mechanismus der Aufgabe Bei Frau
Förster, die eine mütterliche Karikatur witzig ausnutzt, merkt manjar“
das gar nicht; bei anderen wieder viel zu sehr, ausgenommen
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noch bei Herrn Lessen. Die übrigen spielen nach Kräften oder
prä
nach Schwächen mit, je nachdem. Sie sind bemüht, „Typen“
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darzustellen, aber sie machen zumeist nur Masken. Gesellschafts¬
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stücke sind freilich ein weites Land, in dem man sich heutzutage
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schon leicht verliert.
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Kol¬
Michael Bohnen erkrankt.
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Kammersänger Michael Bohnen, der bekanntlich gegen= arbe
wärtig in der Volksoper austritt, ist an einer leichten Stimm= Ver
baudentzündung erkrankt. Er mußte sein Auf¬ dah
treten in der heutigen Aufführung der „Meistersinger“ absagen das
In der Volksoper wird daher heute abend Carmen“ zur Auf¬
führung gelangen. Man hofft, daß der Künstler in zwei oder17
drei Tagen vollständig wieder hergestellt sein wird.
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Uebernahme der Kammerspiele durch Direktor M
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Körner.
Wie wir erfahren, wird Herr Ludwig Körner, der bis W8.
jetzt am Josefstädter Theater den Posten eines stellvertretenden
Direktors innehatte, aller Voraussicht nach die Leitung der M
Kammerspiele übernehmen. Er hatte schon vor längerer Zeit mit
den Verpächtern des Theaters Verhandlungen geführt, doch ne
zeitigten die Besprechungen damals kein Ergebnis und P
mußten unterbrochen werden. Sie sind nunmehr neuerlich auf¬g
genommen worden und man glaubt, daß alle noch zu lösenden! D
Fragen in den nächsten Tagen bereinigt sein werden, so daß der (?
Uebernahme des Hauses durch Ludwig Körner nichts mehr im 1
Wege steht.
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Direktor Körner, der auch als Schauspieler im Josefstädter
Theater tätig ist, hat mit dem gestrigen Tag seinen Austritt aus
der Direktion vollzogen, wird jedoch noch einige Male auftreten.
Ueber die Gründe, die zu dem Ausscheiden Körners führten. „
verlautet, daß sie in sachlichen Differenzen zwischen ihm und der
Verwaltung zu suchen sind, doch geschieht die Lösung des Ver¬
tragsverhältnisses in gegenseitigem Einvernehmen. Als neuer
geschäftsführender Direktor wurde an das Josefstädter Theater Herr
Karl Stransky engaviert.
(Johann=Strauß=Theater.) Den Luxus, mehrmals
Vater zu werden, kann sich jeder leisten. Das Kunststück, zweimal
auf die Weet zu kommen, aber bringen nur die Operetten Franz
Lehars fertig. „Cloclo“ ist aus dem Zürgertheater ins Johann¬
Strauß=Theater übergesiedelt und hat in neuer Fassung unbestritten
eine weit stärkere Wirkung geübt als das erstemal Das mag nicht
zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß Lehar an dem Werk einige
Aenderungen vorgenommen hat, die für den Gesamteindruck von
besonderem Vorteil=sind. Mehr als jede andere Operette rechtsertigt
„Cloclo“ die Anbringung einiger Korrekturen. Ist doch dieses
Werk neu in seiner Art: kein Operettenstoff im landläufigen
Sinne, sondern eine Lustspielidee bildet das Fundament
des musikalischen Aufbaues. Und aus diesem Grunde
konnte hier auch nicht die herkömmliche Operettenlinie gezogen
werden. Das Resultat dieses Werkes war ein musikalisches Lust¬
spiel nach dem Gesetz der Nummernoper eines Rossini. Gipfelte
die Uraufführung von „Cloclo“, darin, daß man durch ein neues
Operettengente überrascht wurde, so brachte die Wiederaufführung
die restlose Durchführung dieses Operetteneinfalls Lehars als Er¬