II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 729

einem die leinen Freuden großes Leid bereiten, har diese Gernter ie sine Wranen ir ier uen e es
daß die Dinge, die man so tut, zwei Bedeutungen
Frivolität viel sachlicher und weniger empfindsam. hat
haben. Eine Bedeutung an sich von angenehmer
Die unwichtigen Nebenerlebnisse konnten für[Fin
Nichtigkeit und eine tödlich ernste Bedeutung für
Schnitzlers Helden nur darum tragisch=gefährlich einer
die Seele unserer Seele. Ein bitteres Unrecht ge¬
werden, weil sie ihnen nicht genügend un¬ finan
schieht durch dieses Lebensgesetz den Menschen¬
wichtig waren. Die neue Generation aber hat
zu si
kindern. Die Steuerseele hält treu den Kurs. Doch
andere Sorgen, zuweilen in Form von ernsten
hundert kleine Segelseelchen sind freien Winden
Aufgaben und Lehenszielen Ihre Seele ist fester
Di.
ausgeliefert und wersen das Schiff zuweilen doch
verankert. Die kleinen Liebeleien werden nicht aus
aus der Bahn in hafenlose, dunkle Gewässer. Die
der Mode gekommen sein, aber sie bleiben die
Menschen verlassen und verraten einander, ohne
Bagatellen, die sie zu sein haben.
eigentlich untreu geworden zu sein.
Béla Balázs.
Thea
Der Fabrikant Hofreiter liebt seine Frau. Und
licht
trotzdem. Sie leidet und wartet und ein sympathi¬
„Clo=Clo“ am Johann Strauß= in v
Thanten-—
scher junger Anbeter hat sich ihrer Tugend wegen
erschossen. Doch gerade diese unerschütterliche Tu¬
gend ist dem Manne unheimlich. Sie bedrückt ihn.
eine z
Er ist vor allem stolz und weil er es nicht er¬
[Leha
tragen kann, der schlechtere zu sein, flieht er vor
nicht
seiner Frau in neue Abenteuer. Inzwischen er= über 1
scheint ein neuer Anbeter und die Verlassene und schen 1
Gekränkte nimmt seine Liebe auf sich, weil sie retten
seinen Tod nicht auf sich nehmen will. Der Gatte mit se
scheint wie von einem Alpdruck befreit, Eifersucht neuen
läßt alte Liebe entflammen und auf dunklen, unter-wirksa
seelischen Wegen zu seiner Frau zurückgefun= späre,
den ... erschießt er ihren Geliebten, den sie nicht Tenor
liebt, im Duell. Er ist vor allem stolz. Doch die das m
Frau, die seit Jahren auf diese Wiederkehr ge= lampe
wartet hat, wendet sich entsetzt und angeekelt nun
mäßige
endgültig von ihm ab. Denn viel zu viel Strömun¬
stellung
gen hat die Seele und nur wer eine ganz stille oder französ
gar keine hat, vermag sein Leben sicher zu steuern.
üblich
Es kommt immer anders und man kennt sich nicht
Frär
aus.
natürli
Diese schöne Dichtung, voll leicht=flüssiger[Kran
Schwermut und elegant verhaltener Laidenschaft,
Kolbes
hat keine straffe Konstruktion, wie es die Vor¬
Tänzer
schrift für das Drama erfordert. Sie „gleitet“,
werden
wie auch in ihr gesagt wird, mit romanhaftem
wie ihr
Schweben von Einem ins Andere und man
sind, al
kommt — wie im Leben — unversehens beim
Reiz de
Kod an, man weiß nicht wie. Diese konturlose
ments.
Form ist der adäquate Ausdruck für die Kontur¬
Schwar
losigkeit der Seelen. Daß die Dichtung trotzdem
lichen 6
so außerordentlich bühnenwirksam ist, das kommt
hervorr
von der dramatischen Spannkraft der einzelnen
Brod,
Szenen, und von dem Dialog, der wie mit einem beklagen
Mikrophon des Herzens ausgenommen, alle
nachlässe
kleinen, geheimen Lebendigkeiten der spontanen
hinaufr.
Sprache enthält. Eine Hochkultur des vorkriegs¬
den Tar
wiener Dialekts, der, mit seinem gleichsam ein¬
gebauten Humor, den ganzen liebenswürdig= Kolbe u
melancholischen Zynismus der „da=kann=man, Wirkun,
nichts=machen"=Weltanschauung
enthält. Porslaers,
allem aber ist die Hauptgestalt, der leidenschaft, heldenm
lich zügellose und unberechenbare Mann, mit für ihn
einer nervösen Lebendigkeit jeder Zelle zu einer Günther
so unheimlichen Porträtähnlichkeit gestaltet, daß Erfolg
Imho
sie eine Rolle von einer Spielbarkeit ohne gleichen
abgibt.
Leistung
auf diese
Arnold Korff hat diesen Mann gespielt.
Fürchterlich wunderbar grade in seiner Männ, aufmerk
lichkeit. Jeder Ton und jede Geste eine besondere, gente K¬
überraschende schauspielerische Idee, sich selbst um= wohl ve¬
immer v
rahmend in ihrer Prägnanz. Tausend nervöse
Rolle. U
Einzellebewesen und das ganze doch ein dunkles
nicht zu
Fluidum jener nicht geheuren, grauslichen, unbe¬
erstes e
rechenbaren Männlichkeit, die wie ein ungebändigt
Die
gewaltiges Naturelement sich keinem moralischen
einen le
oder gesellschaftlichen Gesetz zu fügen vermag und
heiß und plöhlich und immer leidend, doch un¬
zum „P
widerstehlich faszinierend ist. Arnold Korrf gehört
zu den großen Schauspielern, die typenschaffend
Dire
sind wie die großen Dichter. Erika Wagrer gab
die schwerblütig reine Gattin. Ihr fehlte manches,
was auch ganz unbedeutende Schauspielerinnen
haben, dafür hatte sie das eine, was nur den
* Nai
Großen eigen ist: eine leuchtende Atmosphäre. Sie Körne: