W
17.3. Zun grossenstel
Telephon 12801.
P
„USSEIVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
GRAZER TAGESPOST
Ausschnitt aus:
25
vom: 1017 1906
—
Nachher kam ein länglicher, derber Akt aus dem
dreißigjährigen Kriege: „Mamzell Courage“ von
Erich, Kaun=Pornographie als Zeitcolorit vermummt.
Später will das Ding gar psychologisch sein, was er¬
schrecklich ist. Eine Dirne versucht ehrlich zu werden
durch die Ehe; aber der Mann ist ein Lump und wettet,
daß er sie in der Hochzeitsnacht prügeln werde. Worauf
sie ihn prompt ersticht. Dazu allerlei abgeschmacktes,
von rechts und links angelesenes Pathos; wäre es der
Mühe wert, so könnte man sich darüber ärgern. Zum
Glücke kommt darauf die Schnitzlensche. Burlesle¬
„Zum großen Wurstel“. Die blendendste und ver¬
wirrenoste Abrechnung, die jemals ein Dichter mit sich
selbst, seinem Publikum und der Kunst überhau#t hielt.
Sich von sich selbst so zu distanzieren, sich gleichsam
von oben herab anzusehen, ist eine Gal, die nur ein
Echter und Schöpfer und auch dieser bloß unter schlimmen
Zweiseln sich erobern kann. In einem Marionetten¬
Theater einer Praterschenke führen Puppen ein Spiel auf,
das sich als Skelett des Schnitzlerschen Lebenswerkes dar¬
stellt. Das Publikum applaudiert, krittelt; der Direk¬
tor strotzt vor gesunder Banalität; der Dichter ist ver¬
wirrt. Da beginnen schließlich die Puppen aus eigener
Kraft gegen den Dichter weiter zu agieren. Aus Spiel
wird Ernst, bis das Schwert eines großen Unbekannten
alle Drähte durchschneidet. Tief“es ward noch nie ge¬
gaukelt.
box 22/9
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER“
L. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ausWiENER CARICATUREN
vom: 25. 3. 1906
Arthur Schnitzler.
(Zum „Großen Wurstk“.)
Du zeigtest, wie als Marionetten
Wir zappeln an der dünnsten Schnur,
Und deutest an, daß angekettet
Du selbst wie jede Kreatur.
Und kommt einmal der große Wurstel,
Und hält das hohe Weltgericht,
Dann fliehen Köpfe wie die Beine
Und jäh erlöscht das trübe Licht.
Bewitzelst du dein eigen Schaffen,
Und lächelst schlau voll arger List,
Weil du in deinen Dichteraugen
Der große Wurstel selber bist?
Vielleicht hast du in Spötterlaune
Dich rauh vom Postamen gedrängt
Und an dem Schnürchen des Talentes
Dein eigen Wesen aufgehängt?
Du ließest alle uns im dunkeln,
Was du gemeint, was dich erfüllt,
Ob du nicht mit dem eig'nen Herzblut
Die Puppen liebend hast gestillt.
17.3. Zun grossenstel
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London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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25
vom: 1017 1906
—
Nachher kam ein länglicher, derber Akt aus dem
dreißigjährigen Kriege: „Mamzell Courage“ von
Erich, Kaun=Pornographie als Zeitcolorit vermummt.
Später will das Ding gar psychologisch sein, was er¬
schrecklich ist. Eine Dirne versucht ehrlich zu werden
durch die Ehe; aber der Mann ist ein Lump und wettet,
daß er sie in der Hochzeitsnacht prügeln werde. Worauf
sie ihn prompt ersticht. Dazu allerlei abgeschmacktes,
von rechts und links angelesenes Pathos; wäre es der
Mühe wert, so könnte man sich darüber ärgern. Zum
Glücke kommt darauf die Schnitzlensche. Burlesle¬
„Zum großen Wurstel“. Die blendendste und ver¬
wirrenoste Abrechnung, die jemals ein Dichter mit sich
selbst, seinem Publikum und der Kunst überhau#t hielt.
Sich von sich selbst so zu distanzieren, sich gleichsam
von oben herab anzusehen, ist eine Gal, die nur ein
Echter und Schöpfer und auch dieser bloß unter schlimmen
Zweiseln sich erobern kann. In einem Marionetten¬
Theater einer Praterschenke führen Puppen ein Spiel auf,
das sich als Skelett des Schnitzlerschen Lebenswerkes dar¬
stellt. Das Publikum applaudiert, krittelt; der Direk¬
tor strotzt vor gesunder Banalität; der Dichter ist ver¬
wirrt. Da beginnen schließlich die Puppen aus eigener
Kraft gegen den Dichter weiter zu agieren. Aus Spiel
wird Ernst, bis das Schwert eines großen Unbekannten
alle Drähte durchschneidet. Tief“es ward noch nie ge¬
gaukelt.
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„OBSERVER“
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in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ausWiENER CARICATUREN
vom: 25. 3. 1906
Arthur Schnitzler.
(Zum „Großen Wurstk“.)
Du zeigtest, wie als Marionetten
Wir zappeln an der dünnsten Schnur,
Und deutest an, daß angekettet
Du selbst wie jede Kreatur.
Und kommt einmal der große Wurstel,
Und hält das hohe Weltgericht,
Dann fliehen Köpfe wie die Beine
Und jäh erlöscht das trübe Licht.
Bewitzelst du dein eigen Schaffen,
Und lächelst schlau voll arger List,
Weil du in deinen Dichteraugen
Der große Wurstel selber bist?
Vielleicht hast du in Spötterlaune
Dich rauh vom Postamen gedrängt
Und an dem Schnürchen des Talentes
Dein eigen Wesen aufgehängt?
Du ließest alle uns im dunkeln,
Was du gemeint, was dich erfüllt,
Ob du nicht mit dem eig'nen Herzblut
Die Puppen liebend hast gestillt.