II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Zum großen Wurstel. Burleske in einem Akt (Marionetten), Seite 42

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17.3. Zum grossen Würstel

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Ausschnitt ans: Die Warte, Mlünchen
5. 1906
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In unserer Zeit, in der die Suure eine so große Rolle spielt und sich einer
gewissen Beliebtheit erfreut, hätte der Einakter des altgriechischen Spötters Lukianos
„Die Fahrt über den Styr“ (deutsche Bearbeitung von Paul Lindau)
wohl auf Interesse rechnen dürfen: und doch hörte das Publikum des Lustspiel¬
theaters nur mit sehr geringer Teilnahme zu, wie der Philosoph des zweiten
Jahrhunderts Leute und Sitten seiner Zeit mit scharsem Spott geißelt, indem er
die Seelen der Verstorbenen vor dem Richter der Unterwelt erscheinen und von
ihrem Leben und Tun auf Erden berichten läßt. Trotz mancher scharfen Pointe im
Dialog weht das Stückchen etwas nain an, verdient aber keinesfalls die ihm zuteil¬
gewordene Ablehnung. Nicht viel besser erging es der zweiten Darbietung des Fin¬
akterabends, dem Bilde aus dem dreißigjährigen Kriege „Mamzelle Courasche“.
von Erich Norn; die Brutalität dieses Stückes stieß ab, die langen und unerfreu¬
lichen Dialoge ermüdeten. Den Beschluß des Abends bildete Arthur Schuitlers
Burleske „Zum großen Wurstel“, die im Wurstelprater spielt und sich schon
dadurch die Herzen der Wiener gewann. Die Majorität des Publikums ergötzte sich
am Milien und der trefflichen Darstellung und applaudierte harmlos, ohne sich
darüber klar zu werden, daß Schnitzler da eine bissige Persiflage nicht nur auf
Schauspieler und Dichter, sondern auch auf das Publikum selbst geschrieben. — An
einem andern Abend kam im Lustspieltheater Felir Dörmann mit der Komödie
„Die Frau Baronin“ zu Worte, die eine sogenannte Schlüsselkomödie sein soll.
Mag sein, daß es für den Eingeweihten amüsant war, die Richtung des damit ab¬
geschossenen Pfeiles zu verfolgen, — der unparteiische Zuschauer konnte nur konsta¬
tieren, daß er den Abend an ein unerquickliches und flaches Stück verloren halte.
H. Brentano.