II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 27

17.1. Der Punnenspieler box 22/6
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERYEP“
Nr. 99
I. österrrbehördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplatz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Ron,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschnitt aus: Hamburger Cerrespondent
44 0 1005
vom:
Um so interessanter und dichterisch feiner ist dem Dichter
Schnitzler in seinem „Puppenspieler“ der Tiielmensch gelungen.
Georg Merklin ist ein seinen Freunden verschollener Schrift¬
steller. Auch er ist ein Mensch mit einem Tic. Aber fast
gewinnt man ihn lieb um seiner Verrücktheit willen; so echt
und nuancenreich und diabolisch und dabei wieder schmerz¬
durchzittert ist sie. Georg Merklin ist ein Gescheiterter und Ver¬
bitlerter, der den Ueberlegenen spielen will. Er ist der sonveräne
Beobachter, der mit den gemeinen Schicktalen der anderen nichts
zu kun hat. Erist, so meint er, unter Umständen der Puppenspieler,
der die anderen wie Marionetten an den Drähten zieht. So
hat er vor Jahren einmal einem schüchternen jungen Musiter
im Scherz ein „verliebies“ Mädchen zugeführt; daran wird
er erinnert, weil er nun zu ällig grade in dieses Musikers¬
Haus kommt. Und da — indem er sich daran erinnert, ent¬
larvt er sich uns, ohne es zu wollen. Erst bleibt er ein
Verächter des ehelichen Haushalts, den sich sein Hausfreund,
der schüchterne Musiker, mit jenem damals im Scherz ver¬
inclusive
liebten Mädchen als seiner Frau eingerichtet hat. Ein un¬
Porto.
heimliches Abenteuer erzählt er, um seine Ungewöhnlichkeit
Zahlbar
darzuiun. Seine großartigen Reisen, sein Bolémeleben,
im Voraus.
seine Verachtung des Ruhms bieten ihm Schlagworte, mit
denen er blendend um sich wirft. Zum Schluße und so
te ist das
nebenhin
er
gesteht
aber,
daß er auch wie teht es den
dieser bürgerlich beschränkte
dern.
Freund, dessen Gast
er
ganz gewöhnlich verheiratet war und
daß auch er ein Kind gehabt hat wie dieser. Nur hat ihn
haltend die
die Frau verlassen und das Kind ist gestorben. Das verrät
Morgen¬
er. Aber sofort richtet er sich wieder auf und mit demselben
rZeitung")
sophistischen, erlogenen Gleichmut, mit dem er gekommen ist,
hschaftliche
gehi er wieder. Damit schließt die Studie, die sonst außer
Diese Mit¬
diesem einen Menschen nichts Belangvolles, sondern nur
ein paar steif konstruierte Hilfsfiguren enthält. Dieser eine
Mensch, den ein Dichter zwischen uns gestellt hat, wiegt ein
Drama auf. Und Albert Bassermann, der ihn in der Er¬
scheinung eines modernen und besser gezeichneten Nareiß
Rameau spielte, der das Prahlerische und das wirtlich
Ueberlegene und das Schmerzliche der Figur, wie nur ein
ganz großer Schauspieler es kann, ausdrückte, er wird uns
mi dem Georg Merklin zusammen übergeßlich bleiben.
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Ausschnitt aus: amburger Womdenblatt
vomt 4590
*
Arthur Schnitzlers „Nup#enspieler“ ist
ein
bißchen zu feine Arbeit für die Bühne. Der
Puppenspieler soll ein Mensch sein, wie er uns
im Leben gewiß nicht oft begegnet: ein vielleicht
genial angelegter Künstler, der es aber bei der
Genialität der Anlage bewenden läßt und nichts
Greifbares leistet, dabei sich einbildet, er könne
viel höheres als Kunstgebilde hervorbringen:
nämlich er könne mit lebendigen Menschen spielen
und sie wie Puppen auf einem Kindertheater hin¬
und herschieben. Schnitzler beweist einem solchen
angeblichen Geniemenschen, daß das wirkliche
Leben solcher Künsteleien und Anmaßlichkeiten
spottet und daß die lebendigen Puppen sich durch¬
aus nicht nach den Launen eines solchen über¬
genialen Puppenspielers auf der Bühne des Lebens
hin= und herschieben lassen. Die Gestalt dieses
düsteren Puppenspielers ließ die Zuschauer teil¬
inclsive
5
Für
nahmlos, weil er in Wahrheit keine Gattung
10 lebendiger Menschen vertritt sondern nur der
Zahlber
20 grübelnden Laune eines Dichters ihr Scheindasein
im Vorans
50 verdankt. Herr Bassermann gab den Puppen¬
" 100 spieler so glaubhaft wie möglich, ohne uns das ishnitte ist d#
volle Bild des Lebens bieten zu können, dennich steht es der
Abonne das hängt nicht von dem Darsteller allein ab, a ändern.
Abonne der Dichter muß schon mithelsen. Irene Triesch
in einer ziemlich unbedeutenden Rolle tat ihre
enthaltend di#
Pflicht, dagegen war ein bisher unbekanntes Mit=er Morgen
glied des Deutschen Theaters,
Inhalts
Herr Leopold Iyjener Zeitung“
blät Iwald,
wirklich mehr eine Puppe als ein wirthschaftlich
vuure lebendiger Mensch.
E. E Vird. Diese Mit
Leben desnsune
Stheilungen werden in Wien un #öür
Prospecte sratis und fanco.