liest heute Freitag in der Buchhandlung
R. Lechner (Graben 31) aus seinem soeben er¬
schienenen Roman „Das Herz im Ausverkauf“
und dem demnächst erscheinenden Roman „Die
Jagd nach dem Gestern“
B
Theater von gestern
Drei Einakter von Schnitzler, Bahr und Salten
im Akademietheater.
Wieder einmal geistert Artur Schnitzlers
„Puppenspieler“ über die Bühne, ein Mann, der
späté Abrechnungen hält, und das Lebensdurch¬
einander penibler bürgerlicher Familienregi¬
stratur vorzieht. Schnitzler läßt hier Schleier
ainken, eine Seele spielt die tragende Rolle,
edle Worte klingen und klingen vorbei Es war
die Zeit, in der noch gedichtet wurde, heute
wird längst geschrieben. Das Publikum, auf
Herzigkeit, Spannung oder Grauen eingestellt,
Ol0
Schnitzler.
fällt bei Schnitzler erbarmungslos durch.
Hermann Bahr macht es ihm leicht. Sein
„Faun“, Skizze aus der Zeit des heidnischen
Bahr, da noch Faune, Dryaden und sexuelle
Pianisten aus seinem Schreibtisch krochen. Erst
später wurde er Burgtheater-Direktor. Jetzt
lebt er seit Jahren mit dem lieben Gott aufs
innigste verbandelt, und will von solchen
Stückerln, die er einmal aufgeführt, nichts
wissen. Die Zeiten damals in Wien waren nochj er
ni
Zeiten! Heute hält er längst bei Epochen.
te
Frauen sollen getauscht werden, aber ihnen
26
fehlt bei allem Willen zur Abwechslung die
Voraussetzungslosigkeit für solche Spielerei
und so tauschen sie die Zimmer statt der
Körper. Jedes Männchen hält also sein eigenes
Weibchen im Arm, ohne daß er’s weiß, und
beide glauben sie an neues Erlebnis, das sie
scheinbar auch erlebt haben. Ja, die zweifel¬
hafteste Unbekannte ist der Phantasie zuträg¬
licher als die schönste Bekannte. Erst spät er¬
fahren sie, daß es die eigenen Frauen waren.
Ein rein intellektuelles Spiel mit dem Spiel.
Schwer zu glauben, daß selbst ein Burg¬
theatermitglied die blonde Frau Wagener mit
dem dunkeln Fräulein Kramer vertauscht, ohne
was zu merken. Selbst 1200 Meter über dem
Meer sind die Frauen auch des Nachts verschie¬
den. Abenteuerlich geht es in den Morgen¬
stunden zu, wie es in der Frühzeit Bahrs eben
zuging. Man frühstückt und setzt sich zwischen
Milch und Honig mit dem Problem auseinander.
Damals war die gesamte geistige Welt des
Hohe Warte-Wien noch von Josef Hoffmann
eingerichtet. Man lag mehr als man saß. Der
Regisseur Brahm geht hier über Hoffmann
volkstümliches Wesen treffen. Sie spielt diese
Hans Brahm, Regisseur aller drei Einakter,
Mizzi, nach deren Vergangenheit ein ganzes
gibt die Valeure des Damals mit eminent wiene¬
Zimmer benannt wurde, mit der Bodenständig.
rischem Sinn wieder. Das bürgerliche Musiker¬
keit des älteren Wien, der Harmlosigk it einer
zimmer Schnitzlers, die Wiener Werkstätte¬
Zeit, in der die Liebe noch der Liebe zuliebe
Welt Hermann Bahrs und Felix Saltens Pleu¬
da war. Reizend ist der junge Wolf Albach in
reusen-Diva im Chambre. Man merkt auch die
seinem Aristokraten-Deutsch und Herr Mayer¬
schauspielerische Führung durch den Regisseur.
hofer produziert sich in den tiefen Tönen eines
Zum Beispiel an der Lebendigkeit Philipp
Humors, den damals die Gäste den Oberkellnern
Zeskas, dem ein Mensch gelingt, und an Frau
kellnern noch nicht genommen hatten.
Pünkösdys verklärter Resigniertheit im Lärm
Siegfried Geyer.
der Empfindungen ringsum, die scheinbar vom
——
Ein großer Tag für Oesterreichs
Rovenont
Na
In
reicl
sich
beht
sion
sche
W.
aufg
von
R. Lechner (Graben 31) aus seinem soeben er¬
schienenen Roman „Das Herz im Ausverkauf“
und dem demnächst erscheinenden Roman „Die
Jagd nach dem Gestern“
B
Theater von gestern
Drei Einakter von Schnitzler, Bahr und Salten
im Akademietheater.
Wieder einmal geistert Artur Schnitzlers
„Puppenspieler“ über die Bühne, ein Mann, der
späté Abrechnungen hält, und das Lebensdurch¬
einander penibler bürgerlicher Familienregi¬
stratur vorzieht. Schnitzler läßt hier Schleier
ainken, eine Seele spielt die tragende Rolle,
edle Worte klingen und klingen vorbei Es war
die Zeit, in der noch gedichtet wurde, heute
wird längst geschrieben. Das Publikum, auf
Herzigkeit, Spannung oder Grauen eingestellt,
Ol0
Schnitzler.
fällt bei Schnitzler erbarmungslos durch.
Hermann Bahr macht es ihm leicht. Sein
„Faun“, Skizze aus der Zeit des heidnischen
Bahr, da noch Faune, Dryaden und sexuelle
Pianisten aus seinem Schreibtisch krochen. Erst
später wurde er Burgtheater-Direktor. Jetzt
lebt er seit Jahren mit dem lieben Gott aufs
innigste verbandelt, und will von solchen
Stückerln, die er einmal aufgeführt, nichts
wissen. Die Zeiten damals in Wien waren nochj er
ni
Zeiten! Heute hält er längst bei Epochen.
te
Frauen sollen getauscht werden, aber ihnen
26
fehlt bei allem Willen zur Abwechslung die
Voraussetzungslosigkeit für solche Spielerei
und so tauschen sie die Zimmer statt der
Körper. Jedes Männchen hält also sein eigenes
Weibchen im Arm, ohne daß er’s weiß, und
beide glauben sie an neues Erlebnis, das sie
scheinbar auch erlebt haben. Ja, die zweifel¬
hafteste Unbekannte ist der Phantasie zuträg¬
licher als die schönste Bekannte. Erst spät er¬
fahren sie, daß es die eigenen Frauen waren.
Ein rein intellektuelles Spiel mit dem Spiel.
Schwer zu glauben, daß selbst ein Burg¬
theatermitglied die blonde Frau Wagener mit
dem dunkeln Fräulein Kramer vertauscht, ohne
was zu merken. Selbst 1200 Meter über dem
Meer sind die Frauen auch des Nachts verschie¬
den. Abenteuerlich geht es in den Morgen¬
stunden zu, wie es in der Frühzeit Bahrs eben
zuging. Man frühstückt und setzt sich zwischen
Milch und Honig mit dem Problem auseinander.
Damals war die gesamte geistige Welt des
Hohe Warte-Wien noch von Josef Hoffmann
eingerichtet. Man lag mehr als man saß. Der
Regisseur Brahm geht hier über Hoffmann
volkstümliches Wesen treffen. Sie spielt diese
Hans Brahm, Regisseur aller drei Einakter,
Mizzi, nach deren Vergangenheit ein ganzes
gibt die Valeure des Damals mit eminent wiene¬
Zimmer benannt wurde, mit der Bodenständig.
rischem Sinn wieder. Das bürgerliche Musiker¬
keit des älteren Wien, der Harmlosigk it einer
zimmer Schnitzlers, die Wiener Werkstätte¬
Zeit, in der die Liebe noch der Liebe zuliebe
Welt Hermann Bahrs und Felix Saltens Pleu¬
da war. Reizend ist der junge Wolf Albach in
reusen-Diva im Chambre. Man merkt auch die
seinem Aristokraten-Deutsch und Herr Mayer¬
schauspielerische Führung durch den Regisseur.
hofer produziert sich in den tiefen Tönen eines
Zum Beispiel an der Lebendigkeit Philipp
Humors, den damals die Gäste den Oberkellnern
Zeskas, dem ein Mensch gelingt, und an Frau
kellnern noch nicht genommen hatten.
Pünkösdys verklärter Resigniertheit im Lärm
Siegfried Geyer.
der Empfindungen ringsum, die scheinbar vom
——
Ein großer Tag für Oesterreichs
Rovenont
Na
In
reicl
sich
beht
sion
sche
W.
aufg
von