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16.4. Literatun
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brastisch abwechselnde Nachfolge des tief= und dichterisch beinahe sympathisch werden
empfundenen religiösen Mysterienspieles „Jedermann“ — gleichwarni alle exzentrischen u
Diener Burgtheater Premieren.
selbst — und hat vielleicht
drei „moderne“ Premièren serpiert, die, genau besehen, weder
Wien, 3. Februar.
daß sich diese unverbesserli
gar so „modern“, noch (für Wien wenigstens) strenge genom¬
„Der Kammersänger“, drei Szenen von Frank Wede¬
wicoer und wieder ungern
men, überhaupt lein. Premièren mehr waren, da alle drei
kind. — „Beurbouroche“, tragische Posse in zwei Alten
unerwünscht — an den Ha#
Stücke bereits auf kleineren Bühnen unserer Stadt — vor
von Georges Courteline. Übersetzt von Siegfried Tre¬
Zeit, muß heute in Paris
Jahren schon! — ihre Erstaufführung erlebten. Ein trauriges
bitsch. — „Literatur“, Lustspiel in einem Akt von Artur
in Florenz singen, ist ein
Zeichen fürwahr, wenn unsere Hofhühne zu den Ablegern eines
Schnißlelr
und pendelt mit der Pünktl
Theaters in der Josefstadt greifen muß! Hat Deutsch=Öster¬
Unter seinem vielleicht nicht so ganz mit Unrecht bekämpf¬
pelschraubenschnelldampfers
reich wirklich so gar keine ringenden und beachtenswerten dichte¬
ken provisorischen Regime gibt sich das Wiener Hofburgtheater
her. Verdient heidenmäßig
rischen Talente mehr, daß im l## lichen Burgtheater immer
allem Anscheine nach die redlichste Mühe, sein so schon mehr
er so pflichtbewußt und tä
wieder nur Franzosen, Italiener, Opanier oder so ganz un¬
als zweifelhaft gewordenes Renommee einer ersten deutschen
Abgotte aller Opernbühnen
deutsche Deutsche ind vaterlandslase, alles und jedes mit der
Bühne endgültig zu zerstören. Läßt man nämlich in seiner
grin, Tristan u. w. imm
Lauge ihres zynschen Spottes übergießende Juden als Autoren
kritischen Erinnerung den überbunten Reigen all jener Novi¬
ins Gemüt. Er singt mit e
figurieren müssen.
täten des Burgtheaters, welche während der zwei letztvergan¬
lichkeit heute seine bezaube
Wedekinds oft genug schon besprochener und oft genug
genen Spieljahre in Szene gingen, vorüberziehen, so kann
peten klebte. Jede Störung,
schon von der liberelen Presse zum „Meisterwerk“ hinauf¬
man sich auch mit bestem Willen nicht des quälenden Gefühles
teten Kontraktbruch brie—
gelobter „Kammersänger“ leitet diesen gewagtester Experi¬
wie der ernüchternden Anschauung erwehren, für mehr oder
schäftstüchtigkeit zu vermei
mentalkunst gemidmeten Premierenabend ein. Wir machen die
minder mißglückte und wahllos anernandergereihte Versuche einer
störende Element sein mag
Bekanntschaft des erfolgreichen „Tenor=Tapezierers“, der es
dramatischen Experimentierbühne den zumeist restlos enttänsch¬
seiner goldenen und goldb
seiner Kehle und last not leäst seinem pfissigen Impres¬
ten Zuschauer abgegeben zu haben ... Denn, was haben wir
weltunkundiger, aber wirkli
sario verdankt, daß ihm die ganze Welt und insbesondere aber
doch da alles erlebt! Stücke mit schwül=erotischem Inhalt,
komponist die Huld und d
— worauf Herr Wedekind seine Handlung baute, — soundso¬
Stücke, die in symbolisch sein wollendem, in Wahrheit aber so
feierten Kammersängers er
viele schwärmerische Backfische und verrückte Weiber zu Füßen
ziemlich ganz unverständlichem Phrasengeklingel ausarteten,
Unterschied und Federlesens
liegen. Daran läßt sich am Ende gar nicht zweiseln, das
Stücke, die ganz in die seicht=banale Lustspielmanier des seligen
nach einem knappen Viert
ist lebenswahr und natürlich. Ein Teu#r ist immer vergöttert
Roderich Benedix fielen, — genug des grausamen Spieles!
heimgeschickt. ... Da kom
worden, und ein Gelehrter, der tiefgründig wissenschaftlichen
Kam wirklich aber ein etwas gediegeneres Werk zu Worte,
stalt einer exaltierten Fraue
Boden kultiviert hat, ein Künstler, der schöpferisch in Marmor
eines, das beinahe als eine wahrhaftige Dichtung hätte ge¬
derte vor ihr, den Kamme
und Erz arbeitet, ein gottbegnadeter Dichter, ein Raffael und
wertet werden können, so fand sie taube Ohren. Flugs spülte
drängt, die ihm folgen wi
Michelangelo, ein Staatsmann und alles, was wirklichen Weri
dieses Goldtorn im Sandschlamm die anstürmende Flut nach¬
zuerst rast und dann ohum
in sich selbst trägt, sinkt vor den Augen der Wesen mit den
folgender Platituden, massen= und hausfüllender Sensations¬
grin (der mehr nach setten
langen Haaren und dem kurzen Verstande einem Opernsänger
oder Tendenzstücke à la „Reiherbusch“ und „Die fünf Frank¬
stündchen Verlangen tregt)
gegenüber, zumal einem schmachtenden, fettigen Tenor, ins
furter“ hinweg und sargte das Opus gleichsam für immer
schüttelt. Diese Frau —
wesenlose Nichts zusammen. ... Und trotz all seiner Eitel¬
ins dunkle Grab des Theaterarchivs ein.
zwei Kindern vorstellt —
Ganz nach diesem sich freilich noch sehr wenig bewähren= keit und Dummheit, trotz seiner empörend professionellen Auf¬
den Rezepte wurden uns am letzten Jännertage — wahrscheinlichfassung eigener Kunst, kann uns Wedelinds „Kammersänger“ knapp vor der Abreise des
16.4. Literatun
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brastisch abwechselnde Nachfolge des tief= und dichterisch beinahe sympathisch werden
empfundenen religiösen Mysterienspieles „Jedermann“ — gleichwarni alle exzentrischen u
Diener Burgtheater Premieren.
selbst — und hat vielleicht
drei „moderne“ Premièren serpiert, die, genau besehen, weder
Wien, 3. Februar.
daß sich diese unverbesserli
gar so „modern“, noch (für Wien wenigstens) strenge genom¬
„Der Kammersänger“, drei Szenen von Frank Wede¬
wicoer und wieder ungern
men, überhaupt lein. Premièren mehr waren, da alle drei
kind. — „Beurbouroche“, tragische Posse in zwei Alten
unerwünscht — an den Ha#
Stücke bereits auf kleineren Bühnen unserer Stadt — vor
von Georges Courteline. Übersetzt von Siegfried Tre¬
Zeit, muß heute in Paris
Jahren schon! — ihre Erstaufführung erlebten. Ein trauriges
bitsch. — „Literatur“, Lustspiel in einem Akt von Artur
in Florenz singen, ist ein
Zeichen fürwahr, wenn unsere Hofhühne zu den Ablegern eines
Schnißlelr
und pendelt mit der Pünktl
Theaters in der Josefstadt greifen muß! Hat Deutsch=Öster¬
Unter seinem vielleicht nicht so ganz mit Unrecht bekämpf¬
pelschraubenschnelldampfers
reich wirklich so gar keine ringenden und beachtenswerten dichte¬
ken provisorischen Regime gibt sich das Wiener Hofburgtheater
her. Verdient heidenmäßig
rischen Talente mehr, daß im l## lichen Burgtheater immer
allem Anscheine nach die redlichste Mühe, sein so schon mehr
er so pflichtbewußt und tä
wieder nur Franzosen, Italiener, Opanier oder so ganz un¬
als zweifelhaft gewordenes Renommee einer ersten deutschen
Abgotte aller Opernbühnen
deutsche Deutsche ind vaterlandslase, alles und jedes mit der
Bühne endgültig zu zerstören. Läßt man nämlich in seiner
grin, Tristan u. w. imm
Lauge ihres zynschen Spottes übergießende Juden als Autoren
kritischen Erinnerung den überbunten Reigen all jener Novi¬
ins Gemüt. Er singt mit e
figurieren müssen.
täten des Burgtheaters, welche während der zwei letztvergan¬
lichkeit heute seine bezaube
Wedekinds oft genug schon besprochener und oft genug
genen Spieljahre in Szene gingen, vorüberziehen, so kann
peten klebte. Jede Störung,
schon von der liberelen Presse zum „Meisterwerk“ hinauf¬
man sich auch mit bestem Willen nicht des quälenden Gefühles
teten Kontraktbruch brie—
gelobter „Kammersänger“ leitet diesen gewagtester Experi¬
wie der ernüchternden Anschauung erwehren, für mehr oder
schäftstüchtigkeit zu vermei
mentalkunst gemidmeten Premierenabend ein. Wir machen die
minder mißglückte und wahllos anernandergereihte Versuche einer
störende Element sein mag
Bekanntschaft des erfolgreichen „Tenor=Tapezierers“, der es
dramatischen Experimentierbühne den zumeist restlos enttänsch¬
seiner goldenen und goldb
seiner Kehle und last not leäst seinem pfissigen Impres¬
ten Zuschauer abgegeben zu haben ... Denn, was haben wir
weltunkundiger, aber wirkli
sario verdankt, daß ihm die ganze Welt und insbesondere aber
doch da alles erlebt! Stücke mit schwül=erotischem Inhalt,
komponist die Huld und d
— worauf Herr Wedekind seine Handlung baute, — soundso¬
Stücke, die in symbolisch sein wollendem, in Wahrheit aber so
feierten Kammersängers er
viele schwärmerische Backfische und verrückte Weiber zu Füßen
ziemlich ganz unverständlichem Phrasengeklingel ausarteten,
Unterschied und Federlesens
liegen. Daran läßt sich am Ende gar nicht zweiseln, das
Stücke, die ganz in die seicht=banale Lustspielmanier des seligen
nach einem knappen Viert
ist lebenswahr und natürlich. Ein Teu#r ist immer vergöttert
Roderich Benedix fielen, — genug des grausamen Spieles!
heimgeschickt. ... Da kom
worden, und ein Gelehrter, der tiefgründig wissenschaftlichen
Kam wirklich aber ein etwas gediegeneres Werk zu Worte,
stalt einer exaltierten Fraue
Boden kultiviert hat, ein Künstler, der schöpferisch in Marmor
eines, das beinahe als eine wahrhaftige Dichtung hätte ge¬
derte vor ihr, den Kamme
und Erz arbeitet, ein gottbegnadeter Dichter, ein Raffael und
wertet werden können, so fand sie taube Ohren. Flugs spülte
drängt, die ihm folgen wi
Michelangelo, ein Staatsmann und alles, was wirklichen Weri
dieses Goldtorn im Sandschlamm die anstürmende Flut nach¬
zuerst rast und dann ohum
in sich selbst trägt, sinkt vor den Augen der Wesen mit den
folgender Platituden, massen= und hausfüllender Sensations¬
grin (der mehr nach setten
langen Haaren und dem kurzen Verstande einem Opernsänger
oder Tendenzstücke à la „Reiherbusch“ und „Die fünf Frank¬
stündchen Verlangen tregt)
gegenüber, zumal einem schmachtenden, fettigen Tenor, ins
furter“ hinweg und sargte das Opus gleichsam für immer
schüttelt. Diese Frau —
wesenlose Nichts zusammen. ... Und trotz all seiner Eitel¬
ins dunkle Grab des Theaterarchivs ein.
zwei Kindern vorstellt —
Ganz nach diesem sich freilich noch sehr wenig bewähren= keit und Dummheit, trotz seiner empörend professionellen Auf¬
den Rezepte wurden uns am letzten Jännertage — wahrscheinlichfassung eigener Kunst, kann uns Wedelinds „Kammersänger“ knapp vor der Abreise des