Telefon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
103 „OBSERVER“ Nr. 81
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Beilder Bersencoufter
von 17% 16 #
Aus Wien meldet uns unser Correspondent: Die
Behandlung, welche Director Schienther Herrn Arthur
Schnitzler zu Theil werden ließ, hat in den hiesigen
lliterarischen Kreisen Mißstimmung erregt.
In der
Erklärung, welche die hervorragendsten Wiener
Kritiker veröffentlichten, wird mitgetheilt,
daß
=Schlenther im December keinerlei Bedenken gegen
Die Aufführbarkeit des „Schleier der Beatrice"
kußerte. Er besprach vielmehr mit dem Autor die
Besetzungsfrage. Im Februar reclamirte Schlenther
das Erstaufführungsrecht für das Burgtheater und
erklärte bei dieser Gelegenheit, „nur das Burgtheater
Könne dieses Stück spielen.“ Er warnte Schnitzler
vor einer etwa geplanten Erstaufführung im Berliner
Für
100
„Deutschen Theater“, da dieses ohne Kainz und die piusire
Sorma einer solchen Riesenaufgabe nicht gewachsen:
200
0rt0
500
sei. Schnitzler gab die Zustimmung zu verschiedenen snibar
Streichungen und ertheilte dem Burgtheater das Erst¬
„ 1000
Voraus.
aufführungsrecht. Vier Monate ließ nun Schleuther
Im
den Dichter ohne Antwort. Am 18. Juni äußerte
ist das
Abonnement
Schleuther Zweifel darüber, daß das Stück Erfolg
Abonnenten
es den
haben werde, und erst am 2. September verständigte
er den Dichter, daß das „Burgtheater“ den „Schleier
Der der „Beatrice" ablehne. Das Verfahren Schlenther'skend die
Inhaltsangz wird als durchaus unstatthaft bezeichnet.
orgen¬
blütter ue „ee Fresse“ und „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco
I3
„OBSENVEN
Nr. 45
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Ste#llm.
##
Ausschnitt aus:
asr 119 49%0
Eine Erklärung von Burgtheaterreferenten. Von
den Herren Hermann Bahr, Julius Bauer, J. J. David,
Dr. Robert Hirschfeld, Felix Salten und Ludwig
Speid
durchwegs Referenten bei Wiener Blättern über
das Burgtheater
— wird uns eine Erklärung" übermittelt, die
sich gegen das Vorgehen des Burgtheaterdirektors Dr. Schlenther
gegenüber einem von Arthur Schnitzler eingereichten Stücke
wendet. Nach der ungemein weitschweifigen Darstellung ist der
Thatbestand folgender: Herr Schnitzler, von dem, wie bekannt,
im Burgtheater einige Werke aufgeführt worden sind, reichte dem
Burgtheater im Dezember vorigen Jahres sein soeben vollendetes
Werk „Der Schleier der Beatrice" im Manuskript ein. Herr
Dr. Schlenther nahm das Stück an und verhandelte im
Februar dieses Jahres mit dem Verfasser bereits über technische
Fragen. Er verlangte damals, daß dem Burgtheater das Recht
der ersten Aufführung gesichert werde, womit sich der Verfasser
wie mit etwaigen Strichen und Aenderungen einverstanden erklärte.
Für
50 Nur erbat er sich, wie sich das in solchen Fällen von selbst versteht, se
100 gleichzeitig einen Aufführungstermin, vor allem aber, zur Er¬
200 ledigung der zur Darstellung des Werkes nöthigen Besetzungs¬
500 und Aenderungsfragen, eine baldige Unterredung mit dem Direktor, jus.
1000 Den weiteren Verlauf der Angelegenheit schildert die „Erklärung“
folgendermaßen:
Im
das
den
Vier Monate lang ist Herr Schnitzler auf dieses in der
Abonnent
Zwischenzeit erneuerte Ansuchen ohne Antwort geblieben, mit
Ausnahme einer einzigen, erst Anfangs Juni eingelangten Karte,
De
in der der Direktor mittheilt, er werde sich „dieser Tage zum
die
drittenmal an das Studium des Stückes machen,
Inhaltsaj
d den
en¬
Autor ersucht, „seine hart auf die Probe gestellte Geduld noch lag“)
blätte
einige Tage laufen zu lassen“.
wodurch
ben
des In¬
Erst am 18. Juni erhielt Herr Arthur Schnitzler ein igen
Schreiben des Direktors worm dieser nunmehr Bedenken!
werden in
gegen die Erfolgsmöglichkeit des Stückes erhebt und nach deren
ausführlicher Darlegung dem Verfasser propomirt: „Warten bis
zum Frühjahr! Sehen, wie dann die Konstellation am Burg¬
theater ist.“ Das vier Monate innegehabte Recht der ersten
Aufführung wurde in diesem Schreiben zurückgelegt mit de
Beisatz: „Ich müßte es mir selbstverständlich gefallen lassen, daß
eventuell Berlin oder München vorangehen.
Diese für das Schicksal des Stückes so wichtigen Er¬
öffnungen entzogen sich, eben durch den Umstand, daß sie
knapp vor Eintritt der Ferien an den Verfasser gelangten, einer
sachgemäßen Entgegnung, weshalb Herr Schnitzler erst zu Be¬
ginn des neuen, gegenwärtigen Spieljahres an die Direktion
des Burgtheaters einen Brief richtete, in dem er im Zusammen¬
halte der beiden ihm vermittelten Bescheide vom 13. Februar
und vom 17. Juni die Anfrage stellte, ob sein Stück innerhalb
der jetzt laufenden Saison, also über den proponirten Zeitpunkt
der zu erwartenden „Konstellation“ hinaus, angenommen sei
oder nicht.
Auf dieses Schreiben vom 1. September erfolgte die
ablehnende Antwort am 2. September d. J.
So weit der Thatbestand, und jedermann wird mit den
„erklärenden Herren der Ansicht sein, daß das Vorgehen des
Herrn Dr. Schlenther unstatthaft ist, daß es weder dem Ver¬
fasser des betreffenden Dramas noch dem Burgtheater an¬
gemessen ist. Aber auch wenn es sich nicht um Herrn Schnitzler
handelte, sondern um einen unbekannten Schriftsteller, wäre
eine solche Unverläßlichkeit, wie sie Herr Dr. Schlenther hier
offenbart, höchst tadelnswerth. Bei einem unbekaunten Autor wäre
die Sache natürlich weit ärger, weil es ja nicht so ganz gewiß ist,
ob dann die Herren Referenten zu einem so ausführlichen Protest
die Neigung gehabt hätten. Herr Dr. Schlenther wird sich der
Pflicht nicht entzichen können, der Oeffenttichkeit über seine selt¬
same Wankelmüthigkeit Aufklärung zu geben.
Warum sich Herr Schnitzler nicht selbst zur Wehr setzt, sondern
die unterfertigenden Herren bestimmt hat, in fremder Sache mit so
ontrirtem Pathos vorzugehen, sollte freilich auch aufgeklärt werden.
Die Erkläung reprroduzirt auch einen privaten Brief, den
Herr Schnitzler von Herrn Dr. Schlenther empfangen hat — ein
Vorgehen, an dessen Zulässigkeit wir ernstlich zweifeln —: es ist
also selbstverständlich, daß Herr Schutler an dieser Aktion mit¬
gewirkt hat, es hat geradezu den Anschein, als ob er sie hervor¬
gerufen hätte. Es will uns aber scheinen, daß es der Würde des
Schriftstellers besser entsprochen hätte, wenn er seibst die Thatsache
der öffentlichen Beurtheilung überaeben hätte, anstatt es sich von
gefälligen, demonstrationslüsternen Bekannten besorgen zu lassen.
Wir erinnern uns, daß zwei junge Schriftsteller — die Herren
Scheu und Stöß
- von einem Wiener Theaterdirektor eine
weit ärgere Unbill erlitten hatten, es ist uns aber nicht bekannt,
daß sich die Herren Referenten — obwohl der Thatbestand durch
die ganze Presse ging — damals zu einem Protest „bestimmt
fanden“.
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I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Beilder Bersencoufter
von 17% 16 #
Aus Wien meldet uns unser Correspondent: Die
Behandlung, welche Director Schienther Herrn Arthur
Schnitzler zu Theil werden ließ, hat in den hiesigen
lliterarischen Kreisen Mißstimmung erregt.
In der
Erklärung, welche die hervorragendsten Wiener
Kritiker veröffentlichten, wird mitgetheilt,
daß
=Schlenther im December keinerlei Bedenken gegen
Die Aufführbarkeit des „Schleier der Beatrice"
kußerte. Er besprach vielmehr mit dem Autor die
Besetzungsfrage. Im Februar reclamirte Schlenther
das Erstaufführungsrecht für das Burgtheater und
erklärte bei dieser Gelegenheit, „nur das Burgtheater
Könne dieses Stück spielen.“ Er warnte Schnitzler
vor einer etwa geplanten Erstaufführung im Berliner
Für
100
„Deutschen Theater“, da dieses ohne Kainz und die piusire
Sorma einer solchen Riesenaufgabe nicht gewachsen:
200
0rt0
500
sei. Schnitzler gab die Zustimmung zu verschiedenen snibar
Streichungen und ertheilte dem Burgtheater das Erst¬
„ 1000
Voraus.
aufführungsrecht. Vier Monate ließ nun Schleuther
Im
den Dichter ohne Antwort. Am 18. Juni äußerte
ist das
Abonnement
Schleuther Zweifel darüber, daß das Stück Erfolg
Abonnenten
es den
haben werde, und erst am 2. September verständigte
er den Dichter, daß das „Burgtheater“ den „Schleier
Der der „Beatrice" ablehne. Das Verfahren Schlenther'skend die
Inhaltsangz wird als durchaus unstatthaft bezeichnet.
orgen¬
blütter ue „ee Fresse“ und „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco
I3
„OBSENVEN
Nr. 45
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Ste#llm.
##
Ausschnitt aus:
asr 119 49%0
Eine Erklärung von Burgtheaterreferenten. Von
den Herren Hermann Bahr, Julius Bauer, J. J. David,
Dr. Robert Hirschfeld, Felix Salten und Ludwig
Speid
durchwegs Referenten bei Wiener Blättern über
das Burgtheater
— wird uns eine Erklärung" übermittelt, die
sich gegen das Vorgehen des Burgtheaterdirektors Dr. Schlenther
gegenüber einem von Arthur Schnitzler eingereichten Stücke
wendet. Nach der ungemein weitschweifigen Darstellung ist der
Thatbestand folgender: Herr Schnitzler, von dem, wie bekannt,
im Burgtheater einige Werke aufgeführt worden sind, reichte dem
Burgtheater im Dezember vorigen Jahres sein soeben vollendetes
Werk „Der Schleier der Beatrice" im Manuskript ein. Herr
Dr. Schlenther nahm das Stück an und verhandelte im
Februar dieses Jahres mit dem Verfasser bereits über technische
Fragen. Er verlangte damals, daß dem Burgtheater das Recht
der ersten Aufführung gesichert werde, womit sich der Verfasser
wie mit etwaigen Strichen und Aenderungen einverstanden erklärte.
Für
50 Nur erbat er sich, wie sich das in solchen Fällen von selbst versteht, se
100 gleichzeitig einen Aufführungstermin, vor allem aber, zur Er¬
200 ledigung der zur Darstellung des Werkes nöthigen Besetzungs¬
500 und Aenderungsfragen, eine baldige Unterredung mit dem Direktor, jus.
1000 Den weiteren Verlauf der Angelegenheit schildert die „Erklärung“
folgendermaßen:
Im
das
den
Vier Monate lang ist Herr Schnitzler auf dieses in der
Abonnent
Zwischenzeit erneuerte Ansuchen ohne Antwort geblieben, mit
Ausnahme einer einzigen, erst Anfangs Juni eingelangten Karte,
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in der der Direktor mittheilt, er werde sich „dieser Tage zum
die
drittenmal an das Studium des Stückes machen,
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d den
en¬
Autor ersucht, „seine hart auf die Probe gestellte Geduld noch lag“)
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einige Tage laufen zu lassen“.
wodurch
ben
des In¬
Erst am 18. Juni erhielt Herr Arthur Schnitzler ein igen
Schreiben des Direktors worm dieser nunmehr Bedenken!
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gegen die Erfolgsmöglichkeit des Stückes erhebt und nach deren
ausführlicher Darlegung dem Verfasser propomirt: „Warten bis
zum Frühjahr! Sehen, wie dann die Konstellation am Burg¬
theater ist.“ Das vier Monate innegehabte Recht der ersten
Aufführung wurde in diesem Schreiben zurückgelegt mit de
Beisatz: „Ich müßte es mir selbstverständlich gefallen lassen, daß
eventuell Berlin oder München vorangehen.
Diese für das Schicksal des Stückes so wichtigen Er¬
öffnungen entzogen sich, eben durch den Umstand, daß sie
knapp vor Eintritt der Ferien an den Verfasser gelangten, einer
sachgemäßen Entgegnung, weshalb Herr Schnitzler erst zu Be¬
ginn des neuen, gegenwärtigen Spieljahres an die Direktion
des Burgtheaters einen Brief richtete, in dem er im Zusammen¬
halte der beiden ihm vermittelten Bescheide vom 13. Februar
und vom 17. Juni die Anfrage stellte, ob sein Stück innerhalb
der jetzt laufenden Saison, also über den proponirten Zeitpunkt
der zu erwartenden „Konstellation“ hinaus, angenommen sei
oder nicht.
Auf dieses Schreiben vom 1. September erfolgte die
ablehnende Antwort am 2. September d. J.
So weit der Thatbestand, und jedermann wird mit den
„erklärenden Herren der Ansicht sein, daß das Vorgehen des
Herrn Dr. Schlenther unstatthaft ist, daß es weder dem Ver¬
fasser des betreffenden Dramas noch dem Burgtheater an¬
gemessen ist. Aber auch wenn es sich nicht um Herrn Schnitzler
handelte, sondern um einen unbekannten Schriftsteller, wäre
eine solche Unverläßlichkeit, wie sie Herr Dr. Schlenther hier
offenbart, höchst tadelnswerth. Bei einem unbekaunten Autor wäre
die Sache natürlich weit ärger, weil es ja nicht so ganz gewiß ist,
ob dann die Herren Referenten zu einem so ausführlichen Protest
die Neigung gehabt hätten. Herr Dr. Schlenther wird sich der
Pflicht nicht entzichen können, der Oeffenttichkeit über seine selt¬
same Wankelmüthigkeit Aufklärung zu geben.
Warum sich Herr Schnitzler nicht selbst zur Wehr setzt, sondern
die unterfertigenden Herren bestimmt hat, in fremder Sache mit so
ontrirtem Pathos vorzugehen, sollte freilich auch aufgeklärt werden.
Die Erkläung reprroduzirt auch einen privaten Brief, den
Herr Schnitzler von Herrn Dr. Schlenther empfangen hat — ein
Vorgehen, an dessen Zulässigkeit wir ernstlich zweifeln —: es ist
also selbstverständlich, daß Herr Schutler an dieser Aktion mit¬
gewirkt hat, es hat geradezu den Anschein, als ob er sie hervor¬
gerufen hätte. Es will uns aber scheinen, daß es der Würde des
Schriftstellers besser entsprochen hätte, wenn er seibst die Thatsache
der öffentlichen Beurtheilung überaeben hätte, anstatt es sich von
gefälligen, demonstrationslüsternen Bekannten besorgen zu lassen.
Wir erinnern uns, daß zwei junge Schriftsteller — die Herren
Scheu und Stöß
- von einem Wiener Theaterdirektor eine
weit ärgere Unbill erlitten hatten, es ist uns aber nicht bekannt,
daß sich die Herren Referenten — obwohl der Thatbestand durch
die ganze Presse ging — damals zu einem Protest „bestimmt
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