14. Der Schleier der Beatrige
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DIE PACRLE
Na. 53 WIEN, MITTE SEPTEMBER 1900 II. JAHR
—
Herr Schienther ist höflich und Herr Schnitzler
Ast indiscret. Das sind die Ueberraschungen, die die
Theatersaison schon in ihren ersten Anfängen den
erwartungsvollen Premièrenläufern gebracht hat.
Mindestens hat sich ihnen Herr Schnitzler von einer
neuen Seite gezeigt. Höflichkeit ist eine bereits
notorische Eigenschaft des Burgtheaterdirectors, seit
dem Tage, da er. dem Intendanten und vormaligen
Leiter der Stadterweiterungs-Commission, Herrn v.
Plappart, zurief, die Leute, die früher in den Vororten
wohnten, könnten jetzt von sich sagen: Auch wir sind
Wiener, unsere Kinder werden in Wien geboren, —
dank der thätigen Mithilfe Eurer Excellenz!.... Die
Höflichkeit des Herrn Schlenther hat sich seither nicht
nur in Ansprachen an Vorgesetzte bewährt. Er war
auch zu hoflich, die Trümmer aus dem Wege zu
räumen, in die sein schneidiger Vorgänger die Burg¬
theaterherrlichkeit verwandelt hat. Und als darum die
journalistischen Freunde Burckhards ihn selbst für
den Zerstörer zu halten anfiengen, war er höflich
genug, Mitglied der -Concordias zu werden und den
Führer der kritischen Opposition bei einem Festbankett
mit Zeus, der in den Wolken thronet und über die
Geschicke des Burgtheaters entscheidet, zu vergleichen.
Die Bitte, Zeus der Verdonnerer möge sich der
Directionsführung Schlenthers gnädig erweisen, ward
bekanntlich nicht erhört. Herr Ludwig Speidel, der
die Entwicklung des Burgtheaters durch dreißig Jahre
mit schönen Inhaltsangaben begleitet hat und dessen
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DIE PACRLE
Na. 53 WIEN, MITTE SEPTEMBER 1900 II. JAHR
—
Herr Schienther ist höflich und Herr Schnitzler
Ast indiscret. Das sind die Ueberraschungen, die die
Theatersaison schon in ihren ersten Anfängen den
erwartungsvollen Premièrenläufern gebracht hat.
Mindestens hat sich ihnen Herr Schnitzler von einer
neuen Seite gezeigt. Höflichkeit ist eine bereits
notorische Eigenschaft des Burgtheaterdirectors, seit
dem Tage, da er. dem Intendanten und vormaligen
Leiter der Stadterweiterungs-Commission, Herrn v.
Plappart, zurief, die Leute, die früher in den Vororten
wohnten, könnten jetzt von sich sagen: Auch wir sind
Wiener, unsere Kinder werden in Wien geboren, —
dank der thätigen Mithilfe Eurer Excellenz!.... Die
Höflichkeit des Herrn Schlenther hat sich seither nicht
nur in Ansprachen an Vorgesetzte bewährt. Er war
auch zu hoflich, die Trümmer aus dem Wege zu
räumen, in die sein schneidiger Vorgänger die Burg¬
theaterherrlichkeit verwandelt hat. Und als darum die
journalistischen Freunde Burckhards ihn selbst für
den Zerstörer zu halten anfiengen, war er höflich
genug, Mitglied der -Concordias zu werden und den
Führer der kritischen Opposition bei einem Festbankett
mit Zeus, der in den Wolken thronet und über die
Geschicke des Burgtheaters entscheidet, zu vergleichen.
Die Bitte, Zeus der Verdonnerer möge sich der
Directionsführung Schlenthers gnädig erweisen, ward
bekanntlich nicht erhört. Herr Ludwig Speidel, der
die Entwicklung des Burgtheaters durch dreißig Jahre
mit schönen Inhaltsangaben begleitet hat und dessen
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