42.
box 20/1
14. Der Schleien der Beatrige
Morgenblatt.
Preis 8 h
—
Bezugspreise:
Für Wien und Auswärts
(samt Zustellung):
ganzjährig....
3 K
3 k
vierteljährig...
monatlich K 75 h
Für Deutschland:
vierteljährig 12 K
Länder des Weltpostvereines
vierteljährig.... 18 K
Tru
.
peden in der Verelung der
„Reichspost“, VIII. Strozgtgesse 42,
oder I. Schulerstraße 21 somie in
ellen Annonceubur###s des In= und
Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich=Ungarns.
Auslandes angene
Wien, Bonnerstag, den 30. Dezember 1909.
XVI. Jahrgang.
A EEM E
spielerischer Talentlosigkeit degradierte, sondern
Jahrelang tabte Ludwig Bauer in München und Ham¬
pf um das Burg¬
einzig deshalb, weil ein gewisses Jungasien
burg, in Breslau und Berlin darüber, daß das Burg¬
theater.
nicht zu Worte kommen ließ. Die Hetze gegen ihn
theater keine neuen Einakter aufführe — der Gute hat
Wien, am 29. Dezember.
begann vor ein paar Jahren, als er mit anzuerkennender
einen ganzen Zyklus verfaßt — Schlenther blieb hart¬
Energie Artur Schnitzlers—„Schleier der Beatrice“
e Ehrenrettung Schlenthers, keine
hörig und ersparte es uns, auf der Bühne Grillparzers
zurückwies. Ist es beim christlichen Wien schon vergessen,
gtheaterdirektion versucht werden.
die jungösterreichische Dramatik schaudernd zu genießen.
wie damals „liberale" Burgtheaterkritiker Proteste unter¬
stfertigter, nichts weniger am Platz.
Andere mochten mit ihrer Sexualerotik die Parisiana,
fertigten und ein großes Geschrei gegen Schlenther an¬
tigkeit hat das Burgtheater von
das Orpheum beglücken, und dann in einem Bremer
hoben? Das war der Anfang seines Niederganges, und
och tiefer hinabgeführt als dies
oder Pester Blatte klagen, wie rückständig das Burg¬
man muß ehrlich sagen, dieser Anfang wäre so unehren¬
orgänger, Max Burckhardt,
theater sei — Schlenther las das alles nicht und erwies
haft nicht.
nur nicht so ganz vergessen sollte,
dem Burgtheater damit wieder einen Liebesdienst. Er
er Dekadenz der ersten deutschen
Wer sind Schlenthers lauteste Gegner und wer hat
hatte auch für diese Gefühlsergüsse kein Ohr und kein
enther war ein schlechter Direktor,
Verständnis, wenn ihm irgend eine emeritierte Schau¬
den letzten Burgtheaterskandal bei dem gewiß mißratenen
das einem Burgtheaterdirektor eigen
„Hargudl am Bach“ inszeniert? Doch nur die kritischen
spielerin beharrlich als das größte Talent vorgeführt
fühl, Temperament, Kenntnis des
Wortführer Wiens, die Salten, Ludwig Bauer und ein
wurde, die zufällig Gattin oder Freundin eines kritischen
paar andere pressierte Herren, die an Schlenther für seine
nd vor allem historische Pietät für
Großmeisters ist. Mochte ihn der Gatte oder der Freund
dition. Er kannte sicherlich Laubes
ständige Nichtbeachtung ihrer eigenen Geisteserzeugnisse
auch kritisch sezieren, die angepriesene Diva kam nicht
heoretisch sehr gut, aber in
ins Burgtheater.
oder der ihrer Freunde Rache nehmen zu müssen glaubten.
t er daraus vielleicht nur das eine,
Nun erwies sich das Gezeter als wirkungslos, denn die
Das sind die Motive der Gegner Schlenthers; der
für nötig erklärte, dem Burgtheater¬
Hoftheaterbehörden haben den nicht genug lobenswerten
unaufrichtigen Gegner nämlich. Das ehrlich theater¬
da leichtere Kost vorzusetzen. Nur
Geschmack, auf dieses Mißfallen unbefriedigter Autoren
liebende Publikum Wiens hat mit ihm sicherlich manches
gleich die allerleichteste und aller¬
nichts zu geben. Also mußte Brachialgewalt angewendet
abzurechnen, aber das kommt hier nicht in Betracht.
ß er Kadelburg spielte, wo Laube
werden und dazu ergab die letzte Première Gelegenheit.
Denn gestürzt haben ihn — leider! — die kritischen
Seribe und Sardou gewirt¬
Das eigentliche Burgtheaterpublikum hatte mit dem
Gernegroße, die, wenn sie schon selbst nichts mehr zu
skandalösen Treiben gar nichts zu tun.
sagen wußten, einen kleinen jüdischen Privatdozenten
ist ja tot und Tränen sollen und
Daß Schlenther geht, ist nicht einen Augenblick zu
der Germanistik ins Feld schickten, der Schlenther mit
hgeweint werden. Größere Gefahr
beklagen, nur seinen Nachfolger muß man warnen. Wehe
seinen „Tabellen“ erschlagen sollte. Dieser zog statistische
und vor dieser soll noch im letzten
ihm, wenn er sich in ein kompromittierendes Verhältnis
Vergleiche zwischen 1809 und 1909 und erinnerte sich
ter Eindringlichkeit gewarnt werden.
mit den Salten, Julius und Ludwig Bauer, Hermann
sehr genau, daß die Sofie Schröder besser war als
damit einem Nachfolger die Pfade
Bahr usw. einläßt. Da wäre es fast besser, Schlenther
die Römpler=Bleibtreu! Was die Germanistik eines
ahrscheinlich Rechte geltend machen
bliebe, als daß man den Skandal erlebte, die Stücke
Dreißigjährigen nicht alles vermag! Und ad hoc
die Zerstörung des Burgtheaters
der bisher Zurückgewiesenen aufgeführt zu sehen. Davor
rechnete er sogar heraus, daß Kotzebues Lustspiele besser
Weg nehmen. Eines sollte das
hat uns Schlenther immer zu bewahren gewußt, und
waren als die Kadelsburgs. Wenn nur die Germanistik
terpublikum Schlenther nämlich doch
diese Tatsache bildet einen guten Posten in seinem
in hundert Jahren nicht anderer Meinung sein wird!
hatte den Mut, sich die gewissen
sonstigen Sündenkonto. Ihn konnten alle die Umtriebe,
Vielleicht ist es ein Verdienst für das Wiener Kunst¬
rmit kräftiger Faust vom Leibe zu
alle Drohungen, die mehr oder weniger versteckt im In¬
leben, daß Schlenther gestürzt wurde, vielleicht muß
et
man in einer gewissen Wiener
und Auslande deshalb gegen ihn vorgebracht wurden,
man seinen kritischen Widersachern sogar danken, daß sie
shalb, weil er das Burgtheater zu nicht dazu bewegen, einer selbstsüchtigen Kritik in die
ihn zur Strecke brachten, und kann sich über die Motive
schriftstellernder und schau= Laube zu gehen.
für dieses Treiben ruhig hinwegsetzen. Aber eines darf
——
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14. Der Schleien der Beatrige
Morgenblatt.
Preis 8 h
—
Bezugspreise:
Für Wien und Auswärts
(samt Zustellung):
ganzjährig....
3 K
3 k
vierteljährig...
monatlich K 75 h
Für Deutschland:
vierteljährig 12 K
Länder des Weltpostvereines
vierteljährig.... 18 K
Tru
.
peden in der Verelung der
„Reichspost“, VIII. Strozgtgesse 42,
oder I. Schulerstraße 21 somie in
ellen Annonceubur###s des In= und
Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich=Ungarns.
Auslandes angene
Wien, Bonnerstag, den 30. Dezember 1909.
XVI. Jahrgang.
A EEM E
spielerischer Talentlosigkeit degradierte, sondern
Jahrelang tabte Ludwig Bauer in München und Ham¬
pf um das Burg¬
einzig deshalb, weil ein gewisses Jungasien
burg, in Breslau und Berlin darüber, daß das Burg¬
theater.
nicht zu Worte kommen ließ. Die Hetze gegen ihn
theater keine neuen Einakter aufführe — der Gute hat
Wien, am 29. Dezember.
begann vor ein paar Jahren, als er mit anzuerkennender
einen ganzen Zyklus verfaßt — Schlenther blieb hart¬
Energie Artur Schnitzlers—„Schleier der Beatrice“
e Ehrenrettung Schlenthers, keine
hörig und ersparte es uns, auf der Bühne Grillparzers
zurückwies. Ist es beim christlichen Wien schon vergessen,
gtheaterdirektion versucht werden.
die jungösterreichische Dramatik schaudernd zu genießen.
wie damals „liberale" Burgtheaterkritiker Proteste unter¬
stfertigter, nichts weniger am Platz.
Andere mochten mit ihrer Sexualerotik die Parisiana,
fertigten und ein großes Geschrei gegen Schlenther an¬
tigkeit hat das Burgtheater von
das Orpheum beglücken, und dann in einem Bremer
hoben? Das war der Anfang seines Niederganges, und
och tiefer hinabgeführt als dies
oder Pester Blatte klagen, wie rückständig das Burg¬
man muß ehrlich sagen, dieser Anfang wäre so unehren¬
orgänger, Max Burckhardt,
theater sei — Schlenther las das alles nicht und erwies
haft nicht.
nur nicht so ganz vergessen sollte,
dem Burgtheater damit wieder einen Liebesdienst. Er
er Dekadenz der ersten deutschen
Wer sind Schlenthers lauteste Gegner und wer hat
hatte auch für diese Gefühlsergüsse kein Ohr und kein
enther war ein schlechter Direktor,
Verständnis, wenn ihm irgend eine emeritierte Schau¬
den letzten Burgtheaterskandal bei dem gewiß mißratenen
das einem Burgtheaterdirektor eigen
„Hargudl am Bach“ inszeniert? Doch nur die kritischen
spielerin beharrlich als das größte Talent vorgeführt
fühl, Temperament, Kenntnis des
Wortführer Wiens, die Salten, Ludwig Bauer und ein
wurde, die zufällig Gattin oder Freundin eines kritischen
paar andere pressierte Herren, die an Schlenther für seine
nd vor allem historische Pietät für
Großmeisters ist. Mochte ihn der Gatte oder der Freund
dition. Er kannte sicherlich Laubes
ständige Nichtbeachtung ihrer eigenen Geisteserzeugnisse
auch kritisch sezieren, die angepriesene Diva kam nicht
heoretisch sehr gut, aber in
ins Burgtheater.
oder der ihrer Freunde Rache nehmen zu müssen glaubten.
t er daraus vielleicht nur das eine,
Nun erwies sich das Gezeter als wirkungslos, denn die
Das sind die Motive der Gegner Schlenthers; der
für nötig erklärte, dem Burgtheater¬
Hoftheaterbehörden haben den nicht genug lobenswerten
unaufrichtigen Gegner nämlich. Das ehrlich theater¬
da leichtere Kost vorzusetzen. Nur
Geschmack, auf dieses Mißfallen unbefriedigter Autoren
liebende Publikum Wiens hat mit ihm sicherlich manches
gleich die allerleichteste und aller¬
nichts zu geben. Also mußte Brachialgewalt angewendet
abzurechnen, aber das kommt hier nicht in Betracht.
ß er Kadelburg spielte, wo Laube
werden und dazu ergab die letzte Première Gelegenheit.
Denn gestürzt haben ihn — leider! — die kritischen
Seribe und Sardou gewirt¬
Das eigentliche Burgtheaterpublikum hatte mit dem
Gernegroße, die, wenn sie schon selbst nichts mehr zu
skandalösen Treiben gar nichts zu tun.
sagen wußten, einen kleinen jüdischen Privatdozenten
ist ja tot und Tränen sollen und
Daß Schlenther geht, ist nicht einen Augenblick zu
der Germanistik ins Feld schickten, der Schlenther mit
hgeweint werden. Größere Gefahr
beklagen, nur seinen Nachfolger muß man warnen. Wehe
seinen „Tabellen“ erschlagen sollte. Dieser zog statistische
und vor dieser soll noch im letzten
ihm, wenn er sich in ein kompromittierendes Verhältnis
Vergleiche zwischen 1809 und 1909 und erinnerte sich
ter Eindringlichkeit gewarnt werden.
mit den Salten, Julius und Ludwig Bauer, Hermann
sehr genau, daß die Sofie Schröder besser war als
damit einem Nachfolger die Pfade
Bahr usw. einläßt. Da wäre es fast besser, Schlenther
die Römpler=Bleibtreu! Was die Germanistik eines
ahrscheinlich Rechte geltend machen
bliebe, als daß man den Skandal erlebte, die Stücke
Dreißigjährigen nicht alles vermag! Und ad hoc
die Zerstörung des Burgtheaters
der bisher Zurückgewiesenen aufgeführt zu sehen. Davor
rechnete er sogar heraus, daß Kotzebues Lustspiele besser
Weg nehmen. Eines sollte das
hat uns Schlenther immer zu bewahren gewußt, und
waren als die Kadelsburgs. Wenn nur die Germanistik
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diese Tatsache bildet einen guten Posten in seinem
in hundert Jahren nicht anderer Meinung sein wird!
hatte den Mut, sich die gewissen
sonstigen Sündenkonto. Ihn konnten alle die Umtriebe,
Vielleicht ist es ein Verdienst für das Wiener Kunst¬
rmit kräftiger Faust vom Leibe zu
alle Drohungen, die mehr oder weniger versteckt im In¬
leben, daß Schlenther gestürzt wurde, vielleicht muß
et
man in einer gewissen Wiener
und Auslande deshalb gegen ihn vorgebracht wurden,
man seinen kritischen Widersachern sogar danken, daß sie
shalb, weil er das Burgtheater zu nicht dazu bewegen, einer selbstsüchtigen Kritik in die
ihn zur Strecke brachten, und kann sich über die Motive
schriftstellernder und schau= Laube zu gehen.
für dieses Treiben ruhig hinwegsetzen. Aber eines darf
——