II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 120

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14: Der Schleier der Beatrice
der Erstaufführung zurücklegt: „Ich müßte es mir selbst¬
Und Schnitzler hat sich in seinem Calcul nicht ge¬
genützt, daß er an Sp
verständlich gefallen lassen, daß eventuell Berlin oder irrt; sein Ruf erscholl und sofort trat die Preßliga der
München vorangehen.“
selben einen Brief schi
Kritik in Reih und Glied und gab eine geschlossene Salve
Mann platt auf den B
auf den Director ab. Ein verächtliches, abscheuliches
Das heißt, zart ausgedrückt, doch klar und deutlich:
Speidel=Bankett eine
Schauspiel! Sechs Kritiker von Wiener Tagesblättern sivertretene Institut ent
„Bei uns, am Burgtheater, wird aus der Aufführung
treten vor den Director des Burgtheaters und beschimpfen shat! Alles umsonst!
Ihrer „Beatrice“ ja doch nichts, wenn ich es Ihnen auch ihn, werfen ihm — einfach aus der Luft gegriffen —
nicht gerade mit diesen Worten sage; versuchen Sie daher
Willen nicht so einrich
Ihr Glück bei einer anderen Bühne, in Berlin oder
Wortbruch vor, kurz, erniedrigen den Mann auf die langte — da fallen si
München.“ Daß das Burgtheater auf die Erstaufführung
schmählichste Weise, weil er nach reiflicher Ueberlegung über ihn her. Das ist
die Arbeit eines ihnen nahestehenden Autors unverwend¬
eines Stückes verzichtet, das Stück aber dabei doch an¬
Gefolgschaft, die er ihn
bar gefunden und ihre Aufführung abgelehnt hat! Und
nimmt — das kann doch Schnitzler nicht geglaubt haben.
vier neue Stücke von S
das sind jene Leute, in deren Händen die kritische Ent¬
neu einstudirt; er hat de
Eine kurze Auseinandersetzung hätte Klarheit ge¬
scheidung über die Qualitäten der dargebotenen Kunst¬
wie ein Schoßkind, ihm
schaffen, und Schnitzler hätte es schwarz auf weiß gehabt,
werke vor dem Publicum liegt! Muß sich dieses an¬
Sitz eingeräumt: nun
daß sein Stück nicht ans Burgtheater kommt. Einer solchen
gesichts einer solchen Parteilichkeit nicht voll Ekel von
Stück schreiben, das so
Aufklärung ist aber Schnitzler — und hier beginnt die
diesen Leuten abwenden? Muß es nicht zur Ueberzeugung
es nicht über sich bri
zielbewußte Tücke in seinem Vorgehen — geflissentlich aus¬
gelangen, daß, so wie in diesem Fall die Macht der Kritik
und dreht sich, so gute
gewichen; er hat die Zeit vom 18. Juni bis 1. September,
zur Vergewaltigung des guten Rechtes, der Objectivität
Andeutungen, in der H#
also fast dritthalb Monate, verstreichen lassen, ohne den
mißbraucht wird, alles, was ihm von dieser vorgesetzt
haben und ihm diesese
Director um Aufklärung über seine Absichten anzugehen.
wird, nur von persönlichen Interessen dictirt, gefälscht
Lager, das ihm gewaß
Statt sich mit dem Stück an eine andere Bühne zu wenden,
und verdreht erscheint? Es wäre zu wünschen, daß derlei
Brutalität des Geistes
wie es ihm Schlenther gerathen, stellte er sich taub und
literarische Strauchritterstreiche die Um= und Einkehr in
die über jede vornehmt
that so, als ob er von der Burgtheaterdirection keinerlei
den Anschauungen des zeitunglesenden Publicums hervor¬
muthung höchstens ein
Auskunft erhalten hätte. Erst zu Beginn der Spielzeit
riefe.
Rücksichtslosigkeit. Wie
fragte er, ob sein Stück in dieser Saison zur Aufführung
Und trotz alledem, trotz der Erbärmlichkeit des ganzen
liche Talente haben ihr
gelangen werde, und erhielt — natürlich¬

eine ab¬
Actes, erfüllt er den unbefangenen Zuseher mit einiger
bei Schlenther liegen; d
lehnende Antwort. Er hätte diese Antwort auch schon
Genugthuung. Paul Schlenther ist mit einemmal Gegen¬
letztem Stück dauerte
im Juni erhalten können, aber das wollte er nicht; denn
stand der gehässigsten Angriffe von Seite jener Clique
Ablehnung kam, und se
jetzt, im September, glaubte er Lärm schlagen zu können,
geworden, für die er bisher gearbeitet hatte, als wäre er
auf den „gewissenlosen,
und was zu Beginn der Ferien ziemlich unauffällig ver¬
nicht zur Leitung des Burgtheaters, sondern zur Wahr¬
Director. Das sind die
pufft wäre, schon deshalb, weil seit der Ueberreichung
nehmung der Interessen des jüdischen Wiener Literatur¬
koren und denen er ol
des Stückes kaum ein halbes Jahr verstrichen war, davon
ringes berufen worden! Paul Schleuther wird jetzt wie
classische Höhe des Bur
erhoffte sich Schnitzler jetzt den Eclat. Seine Zwecke dabei
ein Schuljunge heruntergemacht, der unter zehn neuen
bescheidenen Widerspruch
sind mehrfache: einmal Rache an dem Director, der sein
Stücken neun von jüdischen Autoren gab, der, um sich's
gegenüber ihren Anma
Stück nicht aufführt, dann Aufzeigung und Entsaltung
nur ja nicht zu verderben, die haarsträubende Talentlosig¬
flugs wird er verhaue
der ganzen Macht der jüdischen Literaturoligarchie und
keit eines Hirschfeld einbürgerte. Schlenther, der pünkt¬
der sich übel aufgeführt
schließlich — das Geschäft muß auch etwas abbekommen
lich wie ein Unterofficier ausführte, was ihm die Generale
ausgiebige Reclame für das Stück.
Bauer, Bahr, Speidel 2c. befahlen! Es hat ihm