box 20/1
14: Der Schleien der Beatrice
suchen, welcher Aufwand an Entgegenkommen nöthig war,
unterschrieben word
Feuilleton.
um die Firma Schönthan & Koppel=Ellfeld für das Burg¬
Revers, dann ist der
theater zu gewinnen. Nur die österreichischen Dichter be¬
Er kann sich's noch
„Der Schleier der Beatrice.“
kommen die ganze Strenge des Gesetzes zu fühlen.
und immer wieder
Das Burgtheater ist sehr nobel und hat allen Vortheil
davon. Widerfährt einem Stück die Ehre, hier angenommen
Der Sachverhalt
Dem Director des Burgtheaters gewährt der famose
zu werden, dann muß der glückliche Verfasser einen Revers
Schlenther wird de
Revers noch einige ganz besondere Vortheile. Er kann
unterschreiben. Das Burgtheater unterschreibt gar nichts. Mit
zuerst angenommen
immerzu Stücke annehmen. Da gibt es Stücke, nach welchen
diesem Revers empfängt die Hofbühne das Recht, das be¬
entgegnet darauf, er
plötzlich in der Oeffentlichkeit gefragt wird: „Warum ist
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treffende Werk binnen zweier Jahre aufzuführen. Wird das
erst abgelehnt“:
dieses begabte, jenes bedeutende Werk nicht im Burgtheater?“
Stück innerhalb dieser Zeit nicht gespielt, dann darf der
„als ihn Arthu
Der Director kann geschwind erwidern: „O, bitte, das aus¬
Autor, falls er Lust dazu hat, noch länger warten. Be¬
dingung stellte“. Wie
gezeichnete Werk ist bereits seit längerer Zeit angenommen!“
stimmte Vorschriften darüber gibt es nicht. Er darf aber auch
„Erstens hab' ich mi
Da gibt es Stücke, die im Ausland ganz unvermutheter
sein Stück wieder aus dem Archiv zurückverlangen, darf das Buch
war er schon zerbi
Beise einen großen Erfolg erringen. Allgemeines Erstaunen:
vom Staube reinigen und in die frische Luft bringen; er
drittens hab' ich ihn
Warum bleibt Wien zurück? Der Director gibt bekannt, das
darf die zwei Wartejahre als verloren ansehen und sich zum
Director Schlenther
Stück sei bereits vor Jahren zur Aufführung erworben,
Teufel scheren. Mit anderen Worten, das Burgtheater sagt
Verfasser die „une
und ertheilt Auftrag, das Manuscript aus dem Archiv
zum dramatischen Schriftsteller: Wenn Du willst, daß ich
Klarheit über das
zu exhumiren. Da gibt es Stücke von jungen Talenten,
Dein Stück spiele, mußt Du Dir Alles gefallen lassen. Ich
diese Bedingung wär
die man annimmt, um nicht ein Odium auf sich zu laden.
muß alle Rechte haben, Du gar keine. Denn ich bin das
worden. Ohne diesen
Wird aus diesen Talenten, ohne Hilfe des Burgtheaters,
ewige, Dein Burgtheater, und Du bist nur ein sündiger
fasser bis heute noch
etwas, dann hat das Burgtheater doch das Verdienst der
Dichter. Ich brauche Dich nicht, aber Du brauchst mich. Ich
Director Schlenther
ersten Aufmunterung, wenn auch nicht das der ersten Auf¬
erweise Dir eine Gnade, Du mir keine. Das Burgtheater
Gründen, die ihn zu
führung. Wird nichts aus diesen Talenten, dann wächst eben
ist eben ungeheuer nobel. Aber es ist eine Noblesse, die zu
aber doch eher kün
Gras über die Geschichte. Bei dieser Sachlage ist die Person
nichts verpflichtet.
des Directors die einzige Gewähr dafür, daß den Schrift¬
stellern nicht allzu übel mitgespielt werde. Seine Entschei¬
Für sein Zögerr
dung, gegen die es ja eine Appellation nicht gibt, bietet die
Vielleicht sind ausnahmsweise alle Schriftsteller diesmal
gibt der Director
einzige Garantie, sein guter Wille die einzige Hoffnung, sein
meiner Meinung, daß ein solcher Zustand unwürdig und
Erklärungen: „Nur
Versprechen den einzigen Trost, sein Urtheil den einzigen
unhaltbar ist und sich als eine Ausbeutung schlimmster
das Herz geht, hab
Anhaltspunkt für die gottverlassenen Autoren des Burg¬
Sorte qualificirt. Es gibt wohl in der ganzen Welt kein
Ihnen früher offe
theaters. Soll man da nicht dem Verlangen Ausdruck geben,
ähnliches Vertragsverhältniß, in welchem der Stärkere seine
mußte warten, bis di
„daß sein in Ausübung des Amtes hinausgegebenes Wort
Macht gegen die Schwächeren so unverhüllt und ohne Scheu
Ende war. Schade,
einer gewissen Verläßlichkeit nicht entbehre .. .“? Es ist ein
mißbraucht. Die vielgeschmähten „Corsarenbriefe“
die
Kämpfen, die Dr.
Ziel, auf's Innigste zu wünschen.
den Schauspieler einst directorialer Willkür ausgeliefert
schlichte Wahrheit ab
haben, sind zahm im Vergleiche zu diesem Vertrage, und
in seinem ersten Br
sie sind, mit Hilfe einer umfangreichen schriftstellerischen
Der Fall Schnitzler kann als Schulbeispiel dafür gelten,
vom Erstaufführungs
Agitation, endlich beseitigt. Niemand aber hat jemals ernst¬
daß an der Verläßlichkeit des Directors Alles, am Revers
mand gefragt hätte
liche Versuche gemacht, die Schriftsteller von der Zwangsjacke
nichts gelegen ist. Der Revers stellt nur eine leere
könne ein solches
zu befreien, die ihnen im Burgtheater ancelegt wird. In
Formalität dar, eine Handlung, in der nach dem Burg¬
Besetzung und von d
einzelnen Fällen allerdings begibt sich das Burgtheater seiner
theater=Ritus die Annahme eines Stückes symbolisch ausge¬
so was nicht zustan
Vornehmheit und zeigt eine großartige Milde. Erfolgreiche
drückt wird. Der Director spricht, verspricht, schreibt, urtheilt,
auch nur im Ent
Autoren des Auslandes werden nicht so schroff behandelt.
beabsichtigt, plant. Aber wenn er sich nicht durch sein eigenes
daß sein Stück dem
Den Franzosen hat man sichere Contracte gegeben und ihnen
Wort für gebunden erachtet, kann er sprechen, versprechen,
weiteren Anfragen
obendrein noch ein stattliches „Einreichungshonorar“ bezahlt.
schreiben, beabsichtigen und planen, so viel er will. Er ist
diese Directoren —
Auch den Herren aus Deutschland wurden ähnliche Ver¬
amtlich zu nichts verpflichtet, er darf sich noch immer hinter
begreifen wollten, wic
günstigungen zugestanden, und ich möchte hier nicht unter= den Reyers-verstecken und sagen: Der Revers ist noch nicht richtigkeit! Kein Dir
7
K eeen
14: Der Schleien der Beatrice
suchen, welcher Aufwand an Entgegenkommen nöthig war,
unterschrieben word
Feuilleton.
um die Firma Schönthan & Koppel=Ellfeld für das Burg¬
Revers, dann ist der
theater zu gewinnen. Nur die österreichischen Dichter be¬
Er kann sich's noch
„Der Schleier der Beatrice.“
kommen die ganze Strenge des Gesetzes zu fühlen.
und immer wieder
Das Burgtheater ist sehr nobel und hat allen Vortheil
davon. Widerfährt einem Stück die Ehre, hier angenommen
Der Sachverhalt
Dem Director des Burgtheaters gewährt der famose
zu werden, dann muß der glückliche Verfasser einen Revers
Schlenther wird de
Revers noch einige ganz besondere Vortheile. Er kann
unterschreiben. Das Burgtheater unterschreibt gar nichts. Mit
zuerst angenommen
immerzu Stücke annehmen. Da gibt es Stücke, nach welchen
diesem Revers empfängt die Hofbühne das Recht, das be¬
entgegnet darauf, er
plötzlich in der Oeffentlichkeit gefragt wird: „Warum ist
57
treffende Werk binnen zweier Jahre aufzuführen. Wird das
erst abgelehnt“:
dieses begabte, jenes bedeutende Werk nicht im Burgtheater?“
Stück innerhalb dieser Zeit nicht gespielt, dann darf der
„als ihn Arthu
Der Director kann geschwind erwidern: „O, bitte, das aus¬
Autor, falls er Lust dazu hat, noch länger warten. Be¬
dingung stellte“. Wie
gezeichnete Werk ist bereits seit längerer Zeit angenommen!“
stimmte Vorschriften darüber gibt es nicht. Er darf aber auch
„Erstens hab' ich mi
Da gibt es Stücke, die im Ausland ganz unvermutheter
sein Stück wieder aus dem Archiv zurückverlangen, darf das Buch
war er schon zerbi
Beise einen großen Erfolg erringen. Allgemeines Erstaunen:
vom Staube reinigen und in die frische Luft bringen; er
drittens hab' ich ihn
Warum bleibt Wien zurück? Der Director gibt bekannt, das
darf die zwei Wartejahre als verloren ansehen und sich zum
Director Schlenther
Stück sei bereits vor Jahren zur Aufführung erworben,
Teufel scheren. Mit anderen Worten, das Burgtheater sagt
Verfasser die „une
und ertheilt Auftrag, das Manuscript aus dem Archiv
zum dramatischen Schriftsteller: Wenn Du willst, daß ich
Klarheit über das
zu exhumiren. Da gibt es Stücke von jungen Talenten,
Dein Stück spiele, mußt Du Dir Alles gefallen lassen. Ich
diese Bedingung wär
die man annimmt, um nicht ein Odium auf sich zu laden.
muß alle Rechte haben, Du gar keine. Denn ich bin das
worden. Ohne diesen
Wird aus diesen Talenten, ohne Hilfe des Burgtheaters,
ewige, Dein Burgtheater, und Du bist nur ein sündiger
fasser bis heute noch
etwas, dann hat das Burgtheater doch das Verdienst der
Dichter. Ich brauche Dich nicht, aber Du brauchst mich. Ich
Director Schlenther
ersten Aufmunterung, wenn auch nicht das der ersten Auf¬
erweise Dir eine Gnade, Du mir keine. Das Burgtheater
Gründen, die ihn zu
führung. Wird nichts aus diesen Talenten, dann wächst eben
ist eben ungeheuer nobel. Aber es ist eine Noblesse, die zu
aber doch eher kün
Gras über die Geschichte. Bei dieser Sachlage ist die Person
nichts verpflichtet.
des Directors die einzige Gewähr dafür, daß den Schrift¬
stellern nicht allzu übel mitgespielt werde. Seine Entschei¬
Für sein Zögerr
dung, gegen die es ja eine Appellation nicht gibt, bietet die
Vielleicht sind ausnahmsweise alle Schriftsteller diesmal
gibt der Director
einzige Garantie, sein guter Wille die einzige Hoffnung, sein
meiner Meinung, daß ein solcher Zustand unwürdig und
Erklärungen: „Nur
Versprechen den einzigen Trost, sein Urtheil den einzigen
unhaltbar ist und sich als eine Ausbeutung schlimmster
das Herz geht, hab
Anhaltspunkt für die gottverlassenen Autoren des Burg¬
Sorte qualificirt. Es gibt wohl in der ganzen Welt kein
Ihnen früher offe
theaters. Soll man da nicht dem Verlangen Ausdruck geben,
ähnliches Vertragsverhältniß, in welchem der Stärkere seine
mußte warten, bis di
„daß sein in Ausübung des Amtes hinausgegebenes Wort
Macht gegen die Schwächeren so unverhüllt und ohne Scheu
Ende war. Schade,
einer gewissen Verläßlichkeit nicht entbehre .. .“? Es ist ein
mißbraucht. Die vielgeschmähten „Corsarenbriefe“
die
Kämpfen, die Dr.
Ziel, auf's Innigste zu wünschen.
den Schauspieler einst directorialer Willkür ausgeliefert
schlichte Wahrheit ab
haben, sind zahm im Vergleiche zu diesem Vertrage, und
in seinem ersten Br
sie sind, mit Hilfe einer umfangreichen schriftstellerischen
Der Fall Schnitzler kann als Schulbeispiel dafür gelten,
vom Erstaufführungs
Agitation, endlich beseitigt. Niemand aber hat jemals ernst¬
daß an der Verläßlichkeit des Directors Alles, am Revers
mand gefragt hätte
liche Versuche gemacht, die Schriftsteller von der Zwangsjacke
nichts gelegen ist. Der Revers stellt nur eine leere
könne ein solches
zu befreien, die ihnen im Burgtheater ancelegt wird. In
Formalität dar, eine Handlung, in der nach dem Burg¬
Besetzung und von d
einzelnen Fällen allerdings begibt sich das Burgtheater seiner
theater=Ritus die Annahme eines Stückes symbolisch ausge¬
so was nicht zustan
Vornehmheit und zeigt eine großartige Milde. Erfolgreiche
drückt wird. Der Director spricht, verspricht, schreibt, urtheilt,
auch nur im Ent
Autoren des Auslandes werden nicht so schroff behandelt.
beabsichtigt, plant. Aber wenn er sich nicht durch sein eigenes
daß sein Stück dem
Den Franzosen hat man sichere Contracte gegeben und ihnen
Wort für gebunden erachtet, kann er sprechen, versprechen,
weiteren Anfragen
obendrein noch ein stattliches „Einreichungshonorar“ bezahlt.
schreiben, beabsichtigen und planen, so viel er will. Er ist
diese Directoren —
Auch den Herren aus Deutschland wurden ähnliche Ver¬
amtlich zu nichts verpflichtet, er darf sich noch immer hinter
begreifen wollten, wic
günstigungen zugestanden, und ich möchte hier nicht unter= den Reyers-verstecken und sagen: Der Revers ist noch nicht richtigkeit! Kein Dir
7
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