II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 163

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14. Der Schleier der Beatrice
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Nr. 42
Er Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
ürkenstrasse 17.
udapest: „Fisyelt“
nf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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sie sich zu entlasten. Aber er gelingt ihr nicht, zumal der kostbare nicht Fräulein Wendt, die mit ihrem Rautendelein und vielen an¬
deren ernsteren Rollen schon genugsam den Beweis erbracht, daß sie
Schleier, die Brautgabe des Herzogs, ihr fehlt, den sie bei dem Todten
und Musik.
zurückgelassen. Der Herzog verspricht ihr Verzeihung, wenn sie ihn Temperament und echte Sa uspiellunst entfalten kann? Jedenfalls
an den Ort führt, wo sie ihn verlor, im anderen Falle Schande und hätte sie mehr Stimmung in das Ganze gebracht, die trotz aller drat
=Theater.
matischen Effecte fehlte.
Tod. Und die Angst, sterben zu müssen, siegt über das Grauen. Sie
leier der Beatriec". Schau¬
Aus der Fülle der Namen, die der Zettel aufwies, wären no
führt ihren Gemahl in Filippos Haus, in der Hoffnung, daß er im
chnitzler.
die der Herren Johow, Stange, Lehrmann, Wall
Dunkel der Nacht die Leiche nicht jehe, die dort unter einem Vorhang
Premièren=Abend gestern, zu dem sich
Marr, Scholz, Colmar, Barna und Ziegel lobe
verborgen liegt. Sie rafft den Schleier auf und fleht ihn an, nun
Abend, an dem die Meinungen auf¬
wähnen; von den Damen kann nur Fräulein Nolews
eilends diese Stätte zu verlassen. über der Herzog will nicht gehen
kund wieder abstießen, ein Erfolg und
werden, denn Fräulein Forster und Fräulein Del
Just, dieser Ort dünkt ihm der rechte, die Brautnacht mit Beatrice
rausen und ein Zischen, vereint wie
Beide nicht. Die bizarre, oft recht freie Sprache de
hier zu verleben. Mit einem Schrei des Entsetzens sinkt diese zu¬
Atmosphäre von Wollust und Leidenschaft, die uns da
sammen. Da stößt des Herzogs Fuß an einen Körper, und in der
rhinein bemerken wollen, eines großen
geweht, ist es wohl in erster Linie, die gestern die sch
3 auch unserem Geschmack nicht allzu¬ Meinung, daß er hier den schlafenden Buhlen des Mädchens vor sich
entfesselte. Sodann sucht man trotz des groß angele
wie kein anderes dazu angethan, die habe, überhäuft er den Todten mit Schmähungen. Erst als er ihn
in dieser mit kühnen Strichen entworfenen Zeichnung
emporrichten will, sieht er was geschehen. Voll Grauen wendete er
einer harmonischen klaren Linie. Es fehlt diesem St
ne Atmosphäre von Gluth und Leiden¬
sich ab und Beatricen zu! Der starb um Dich? Und den verriethest
Tragischen was geschieht ein großer Gedanke; die Laun
von Wollust ist es gehüllt und unter
Du? Und mich um ihn? Und wiederum ihn um mich? Was bist
will uns nicht genügen. Nur Laune und Begierde ist di
us, zur Zeit der Hochrenaissance, da
Du für ein Wesen, Beatrice? Doch als er das zitternde Mädchen
aller Handlungen, es sind kühne Gedanken aber keine
kualität lebend, nicht nach Sitte und
länger betrachtet, geht ihm das Verständniß für ihr Wesen auf.
Die Folge davon ist das Nichtwarmwerden trotz aller dram
licke buldigt, entwickelt es seine Hand¬
Warst Du nicht nur ein Kind, das mit der Krone spielte, weil
Effecte, an denen das Stück so reich ist, trotz der oft wunderbar schönen
die Niederlage Bolognas durch die
sie glänzte. Mit eines Dichters Seel', weil sie voll Räthsel, mit eines
Verse, die eines Arthur Schnitzler würdig sind.
sicher ist. Jeder geizt in dieser letzten
Jünglings Herzen, weil Dirs geschenkt war. So nannten wir Dein
I genießen, was noch zu genießen ist,
Thun Betrug und Frevel, und — Du warst ein Kind!
hzeit des Herzogs. Dieser hat einer
Die Höflinge und das Volk wollen den Tod Beatricens, den diese
eine Hand einem einfachen Bürgers¬
nunmehr selbst ersehni Einen Dolchstoß“ bittet sie, „thut's guter
Erschönen Beatrice. Er ist ihr begegnet,
Herx!“ Dieser aber will sie begnädigen. Da übernimmt der Bruder
ur Kirche ging, sich ihm noch vor dem
des Mädchens das Rächeramt, und von einem Dolchstoß durchbohrt
hingerissen von ihrer Schönheit bietet
sinkt Veatrice an der Leiche Filippos zusammen.
Beatrice ist klug und ehrgeizig: „Die
Nur eine große Bühne mit einem reichhaltigen Personal kann
ete ich nur als Herzogin“. Und siehe diese Aufgabe bewältigen. Das Stück in seiner gluthvollen Leiden¬
Herzog, von ihrer Kühnheit und ihrem lschaft, seinem echt italienischen Rahmen, stellt ungeheure Anforderun¬
seiner Gemahlin. Beatrice aber, in
gen an die Regie, die Herr Runge leitete; daß da hinein Manches
nd Schlechtigkeit groß geworden, be¬
nicht paßte, ist wohl natürlich, zumal unsere deutsche Art ebensowenig
liebt einen Anderen, den jungen und
französischen Esprit wie südländische Gluth vollendet entfalten kann.
e am selben Tage von seiner Schwelle
Allerdings ließ uns Herr Lettinger in der Rolle des Dichters
kraum erzählt, welcher nach seiner Mei¬
Filippo dies vergessen. Er entfaltete ein solches Feuer, eine so hohe
ndens offenbart. Sie hat darauf dem
dramatische Kraft, daß da nichts zu wünschen übrig blieb; auch Herr
eben und Vittorino erhört, um wieder
[Jessen wurde seiner Rolle als Herzog völlig gerecht, so daß man
zu verlassen. Vittorino erdolcht sich
von diesen beiden Rollen als den Glanzleistungen des Abends sprechen!
Veatrice aber schreitet stolz zur Trau¬
kann.
Schloß überkommt sie plötzlich die heiße
Leider aber war die Besetzung der Haupirolle durch Fräuleinse
Heimlich entweicht sie und eilt in sein
[Conrad eine so unglückliche, daß alle Kunst ihres Partners es nicht
zu sterben“, sagt sie und sinkt ihm zu vermochte den Schaden wieder gut zu machen. Sie brachte uns den
sie nur mit dem Gedanken des Tobes.
Charakter dieser holdseligen kindlichen Sünderin, die weit mehr aus
in einem Becher Wein den Todestrank
Unverstand, denn aus Bosheit sündigt, aber auch gar nicht näher.
sagen, will sie verzweiflungsvoll ins
machte ihn nicht ein bischen verständlich und wirkte in ihren dramati¬
sie Filivvo gehen, während er selbst
schen Seenen durch Haltung und Temveramente leider ebensowenig.f
t. Entsetzt flieht sie von seiner Leiche,
Gewiß war hier die Wahl schwer, denn für Fräulein Jurberg ist ein
daß Niemand ihre Schuld ahne.] Ersatz nicht gefunden und Frame= Mlling welche sie spielen könnte,
fit bemerkt, durch ein Lügengewebe sucht ist zu reif für dieses tindlunsent, Aber warum gab man siel