II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 175

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14. Der Schleier der Beatrice
Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitl
„OBSERVEN Nr. 55
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IXj, Türkenstrasse 17.
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Ausschnitt aus:50de Seide Scünter
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vom 7
Unser Correspondent schreibt uns aus Breslau,
Arthur Schnitzler, der mit den zarten
Skizzen=Blättern des „Anatol“ debutirte, der dann das
süße Mädel von Wien wiederum als Heldin in den
größeren Rahmen der „Liebelei“ stellte, strebt jetzt den
höchsten Spitzen der dramatischen Kunst zu. Schon
im „Grünen Kakadu“ ahnte man das größere Wollen
und nun im „Schleier der Beatrice“ stellt sich
Schnitzler eine gewaltige Aufgabe. Auch ihn hat, wie
jünst Halbe, die wunderbare, von Edelsinn und
von Blut und Grausamkeit
Kunst bestrahlte,
geröthete Zeit der italienischen Renaissance mächtig
angezogen und unter seinen Händen erwuchs ein Bild
inclusive
Für
von seltsam kühnen, leuchtenden Farben, ein Bild,
Porto.
das blendet, verblüfft, erschreckt. Das Schwächste an
Zahlbar
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dem Werke ist, wie es sich für einen modernen Dichter
im Voraus.
gehört, die Handlung. Erzählt man sie, so wirkt sie
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wie die rohe Fabel eines Colportage=Romans. Dolch, sitte ist das
1 Gift, Wahnsinn, Folter gehen als blutige, den Lauf steht es den
Abonne der Geschehnisse bestimmende Gespenster durch das jern.
Abonne fünfactige Schauspiel¬
nthaltend die
Morgen¬
Inhalt!—
Emer Zeitung“)
blätt
Filippo Loschi, der von den Frauen Bolognas ge=Aftliche Leben
wodure
hätschelte Dichter, ist der gräflichen Braut untren ge= Mittheilungen
des In
worden, um der süßen Minne mit dem schönsten
werden Bürgerkinde der Stadt, mit Beatrice Nardi, zu
pflegen. Aber dieses seltsame Geschöpf, an Jahren ein
Kind, im Wesen halb sinnliche Teufelin, halb hysterische
Somnambule, erzählt eines Abends in naiver Per¬
versität dem Dichter einen Traum, in dem des jungen
Herzogs von Bologna Mund sie geküßt hat. Der
sensible Poet stößt die Gedankensünderin von sich. Nun
ist Beatrice drauf und drau, die ihr vom wackeren Bruder
empfohlene Versorgung, einen braven Brackenburg,
zu nehmen. Schon will sie mit ihm zur Kirche, als
der Herzog zufällig des Weges kommt. Unter seinem
Blick steht Beatrice gebannt, wie Käthchen vor Wetter
vom Strahl, und erst als der herzogliche Bonvivant
sie auf's Schloß ladet, wacht Beatrice wieder auf und
sagt schlicht und dreist: „Ich möchte schon, aber nicht
als Dirne, sondern als Herzogin“. Der Herzog ist 1
auch damit einverstanden und statt mit ihreme
Brackenburg, geht Beatrice mit ihrem Souverain
zur Kirche, wahrend sich der Verschmähte hinter ders!
Scene erdolcht.
Kaum ist Beatrice kirchlich getraut, als sie den
sonderbaren Einfall hat, zwischen Ceremonie und
Hochzeitsmahl ihrem früheren Anbeter Loschi
eine Visite abzustatten. Sie trifft den Geliebten nach
einer Orgie in mißmuthiger Stimmung. Nach einem
kurzen, wilden Liebesdno mit Beatrice vergiftet sich
Loschi aus Ekel vor sich und der gefürsteten Un¬
getreuen. Schreiend entläuft Beatrice und verliert
ihren kostbaren Schleier, des Herzogs Hochzeitsgabe.
Der Fürst und die Seinen feiern derweil die Hochzeit
ohne die Brant. Politische Actionen: Ver¬
theidigungsmaßregeln gegen die päpstlichen Truppen
des verruchten Borgia, Folterung eines Spions,
dem
ein Auge ausgestochen
wird, „würzen“
den
Gästen das Fest, bis
Beatrice zurück¬
kehrt und vom Herzog ins Gebet genommen
wird. Erst durch Androhung der Todesstrafe läßt
sie sich bewegen den Gemah