II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 212

enenenenengnm
volle, aber frostige Auflösung aller berau= die da kommen muß. Das kalte Licht darf uns
Sommer's „Drei Jungfräulein“ und mit der Ver¬
schenden Vorstellungen in Ekel und Nihi= nicht schrecken — die Sehnsucht ist zugleich eine
einssopranistin Frl. Emilie Scholze eine Scene
lismus. Wohl schwebt dem Dichter ein
Botschaft, die Wärme ist schon da, wenn man
aus „Lohengrin“, welche Vorträge stürmischen Beifall
Schluß vor, der ähnlich jenem der Grillparzer¬
sie begehrt — nur Geduld! Er wird doch
fanden. Der „Sängerbund“ brachte Kremser's sechs
schen „Jüdin von Toledo“ von der Verzweiflung
kommen — der erste Frühling dieses Jahr¬
altniederländische Volkslieder, das vom Chormeister
der Sinnlichkeit, zum opferwilligen Heroenthum
hunderts.
Herrn A. H. Mai componierte „Mein Lied“ und
Alfred Klaar.
hinüberleiten soll. Aber da versagt die Kraft
die Schlußsätze aus dem in Oesterreich noch nicht auf¬
und muß versagen; denn während bei Grill¬
geführten Oratorium „Die Zerstörung Jerusalems“.
Theater-, Musik- und Kunstnach¬
parzer der Begierdentolle ein Gefühl davon
von Klughard. Besonders in diesem Fragmente kamen
richten.
hat, sich selbst zu verlieren, liegt hier der
sowohl die Solisten als auch der Männer= und
Schwerpunct des Ichbewußtseins in der Be¬
x. Neues deutsches Theater. In der
Frauenchor zur Geltung. Den Titus sang Herr Hof¬
gierde, deren Berechtigung gar keinem Zweifel
opernsänger Klar=Müller. Das Werk fand begeisterte
Sonntag, den 7. d. stattfindenden Abschiedsvorstel¬
zu unterliegen scheint, und deren unerreichbare
Aufnahme. Das Richard Wagner=Orchester brachte
lung von Adolf Sonnenthal („Fromont jun,
Befriedigung den ganzen Strebensinhalt der
wie immer seltener gehörte Tonstücke, so die Ouver¬
und Risler sen.“) sind die Hauptrollen folgender¬
Menschen, das ganze tragische Problem des
ture zu „Iphigenie in Aulls“, Griegs „Frühling“
maßen besetzt: Risler sen. — Adolf Sonnenthal,
Dramas ausmacht. In der Nichtigkeit des über¬
Franz Risler — Herrmann Jahn, Fromont jun. —
und das „Menuett“ von Boccherini. Den Abschluß
reizten Verlangens, an dem die philosophisch
Wilhelm von Wymetal. Delobelle — Erich Schmidt,
des Concertes bildete das Vorspiel zur „Rose von
überfeinerte Blasirtheit scheitert, vergeht auch
Chebe — Moritz Zeisler, Planns — Ludwig
Pontevedra“ und eine Scene aus dem „Liebesmahl
der Held mit all seinem Fühlen und Denken
der Apostel“ von Richard Wagner. Der Chormeister
Seipp, Sidonie — Johanna Buska, Claire — Marie
sein Aufruf zu Heldenthaten ist ein rau¬
Herr A. H. Mai hat sich durch dieses Concert die
Immisch, Desirée — Emma Metz, Mad. Chebe —.
schendes Finale ohne inneren Zusammenhang
hiesigen Kunstfreunde besonders zu Danke verpflichtet.
Marie Corbach, Regie Alfred Reucker. — In dem
mit seiner Natur, man glaubt nicht an diesen
Theater= und Musiknachrichten. Die
am Montag, den 8. d. zur Aufführung gelangenden
Anatol in der Rüstung des Achilles ..
„Elektra“ von Galdos, deren Aufführung in Madrid
„Mikado“ sind beschäftigt die Damen: Förstel (Yum¬
Es ist seltsam, wie Natur und Geistes¬
bekanntlich den ersten Anlaß zum Ausbruch der anti¬
Dum), Bardi (Pitti=Sing), Reich (Peep=Bo), Cornelly
stimmungen manchmal in uns zur Einheit ver¬
clericalen Demonstrationen gab, ist zur Aufführung
(Kathisha), die Herren: Tantenhayn (Mikado),
schmelzen können. Während ich mich in der
im Wiener Deutschen Volkstheater für den
Pauli (Nanki Po), Bauer (Ko Ko), Löwe (Pooh¬
matterleuchteten Gasthausstube von Buckow in
4. Mai angesetzt. Die Rollen sind bereits vertheilt,
Bah), Haydter (Pisb=Tush), Regie Hans Herzka,
diese Schnitzler'sche Tragödie der Blasirtheit
und die Proben beginnen nach Ostern. Es ist be¬
Dirigent Josef Manas.
versenkte, hatte ich das Gefühl, als wirkte die
merkenswerth, daß die Censur das Stück zur Auf¬
*
Deutsches Landestheater. Als XLV.
schönbeleuchtete, farbige, aber von frostigen
führung in Wien zuließ. Ob Aenderungen vorgeschrie¬
volksth. Vorstellung zu ermäßigten Preisen geht am
Winden durchhauchte Landschaft in mir nach,
ben sind, ist nicht bekannt. — Das Berliner Luisen¬
Sonntag, den 7. d. Karl Weis' Oper „Der polnische
und als lebte ich in der Stube, in der der
theater frischte die zehn Jahre alte Posse „Talmi“.
Jude“ in Scene. Am Ostermontag gelangt Paul
eiserne Herd bald erkaltete, noch einmal den
von M. Schlesinger und L. Herrmann auf. Das
Lindaus Lustspiel „Die beiden Leonoren“ mit den
Vorfrühling mit, der so viel vom Herbst an
harmlos=heitece, in der Tendenz gesunde Volksstück
Damen: Immisch, Urfus, Corbach, Klein, und den
erzielte eine freundliche Aufnahme. — „Ostern“,
sich zu haben schien, den Kampf um das
Herren Zeisler, Seipp, Wymetal, Stiewe, Richter,
Werden und Wachsen, dem die Sonne zulächelt
das jüngst auch in Deutschland aufgeführte Schau¬
Roland, Grauert, Mande, Inza als XLVI. volksth.
und das sich zaghaft vor den rauhen Wind¬
spiel des schwedischen Dichters August Strind¬
Vorstellung zur Aufführung. Die Tagescassa ist heute
strömungen zurückzieht. Es ist eine Fülle fein¬
berg, ist vorgestern in der Hauptstadt Schwedens
von 9—12 Uhr geöffnet.
ster Beobachtungen in dieser Schnitzler'schen
mit von Act zu Act stärker werdendem Erfolge auf¬
*.* Gastspiel Tautenhayn. Aus Linz wird
Poesie, ungemein viel Helle und Glanz; die
geführt worden. Als Leonore, die zarte, visionäre
uns geschrieben: Die Österwoche gab dem Linzer
Weibesgestalt, hat die Braut des Dichters, die junge
Gedanken differenziren sich so fein wie das
Theaterpublicum Gelegenheit, ein Wiedersehen mit
Geäste der unbelaubten Bäume und die kahlen
Schauspielerin Harriet Bosse, einen großen künstle¬
zweien seiner alten Lieblinge zu feiern. Ernst Tau¬
entschleierten Triebe schimmern in so ungewöhn¬
rischen Erfolg errungen. — Eine Neugestaltung der
tenhayn und Frau absolvirten ein dreima¬
lichen Farben, wie die nackten Wälder und
sophokleischen Dichtungen Antigone und
liges Gastspiel. Ernst Tautenhayn, der derzeitige
Baumgruppen des verschüchterten Vorfrühlings.
König Oedipus wurde dem Wiener Jubiläumstheater
Komiker des Prager deutschen Landestheaters, hat
Alles in Allem eine Beleuchtung, die in der
von einem Berliner, Herrn Eugen Jagon, einge¬
sich durch mehrere Jahre in die Herzen der Linzer
Zartheit ihrer Nuancen an die besten Nach¬
reicht und sofort angenommen. — Die einactige Oper
hineingespielt, u. z. nicht nur in komischen Rollen,
classiker, zumal an Grillparzer erinnert, aber
Westerhouts „Donna Flor“ fand im
sondern auch als chargirter Liebhaber, ja manchmal
keine Wärme, keine neue belebende Kraft,
Altonaer Stadttheater trotz sorgfältiger Ein¬
wagte er auch mit großem Glücke einen Schritt ins
die aus Kampf und Tragik hervordringt, frö¬
studirung durch Gille einen nur schwachen Erfolg.
Charakterfach: so war sein Karl in Burckhardt's
stelnde Erkenntniß, ein eisiger Hauch über der
Die classischen Fragmente, die das
„'s Katherl“ eine ganz vorzügliche Leistung. Seine
Farbenpracht, mit einem Worte: Kaltes Licht! Frau, damals noch Fräulein Schiner, war die rei¬
„Berliner Theater“ heute Nachmittag in einer Son¬
der=Vorstellung vorführen will, Goethe's [„ Elpenor“
So hatten Natur und Kunst, die mich da zende Soubrette unserer Landesbühne, die durch ihre
draußen in der Stille umsingen, mehr von feine, jeder Ulbertreibung fern liegende Darstellung,
und „Satyros“, aber auch „Robert Guiscard“ von
Kleist, erscheinen bei diesem Anlaß zum ersten Male
einem Nachwinter, als von einem Vorfrühling, sowie durch ihre natürliche Grazie sich alle Herzen
auf der Bühne.
Unter dem Eindruck dieser Schnitzler'schen Tra=erobert hat. Jetzt bat sie, wie bekannt, der Bühne
gödie, die mir trotz alledem als das Bedeu¬
** Der Historienmaler V. J. v. d. Forst
#entsagt, und nur im Theater des deutschen Dilet¬
tendste erschien, was in diesem Winter in dra¬
ist, wie die Kölnische Zeitung mittheilt, in Herten
tantenvereines in Prag ist sie hie und da aufge¬
in Westphalen, wo er mit der künstlerischen Aus¬
matischer Form auf mich einwirkte, trat mir
treten. Das Gastspiel des Ehepaares Tautenhayn war
die Fülle des Gesehenen und Empfundenen
schmückung der Kirche beschäftigt war, vom Gerüst
für das Linzer Publicum ein Greignis. Vier Tage
gestürzt und alsbalv gestorben. Der Künstler war
noch einmal ins Bewußtsein. Unverkennbar
vorher waren sämmtliche Sitze und Logen des Thea¬
1864 in Münster geboren.
flüchtet man aus dem Wirklichkeitscultus, an
ters ausverkauft. Der Empfang der beiden Lieblinge
dem die schöpferische Einbildungskraft zu ver¬
war ein überaus herzlicher, Blumenspenden gab es
armen drohte, wieder in die farbige Phantasie¬
täglich in Hülle und Fülle, und am letzten Abende
Aufnahme in die k. k. Landwehr¬
welt hinein, sehnt man sich aus dem ernsten,
mußte Herr Tautenhayn, um das Publicum endlich
Cadettenschule in Wien.
aber kargen Winter, in dem manche Saat unter
zu beruhigen, sich zu einer Abschiedsrede entschließen,
Mit Beginn des Schuljahres 1901/1902 werden
der fühlen Decke keimte, in den Frühlingstraum
in der er versprach so bald als möglich mit seiner
in die Landwehr=Cadettenschule in Wien, welche aus
zurück. Der Horizont der Dichtung wird wieder
Frau wiederzukommen. Das Ehepaar Tautenhayn
drei Jahrgängen besteht, in den 1. Jahrgang beiläufig
weiter und heller, die Fernblicke, die zarten ver¬
trat als Ilona und Schmalzel in der Posse „Heißes
150 Asptranten aufgenommen werden. In den 2. Jahr¬
schwimmenden Formen, die reicheren Farben,
Blut“, als Lancelot und Alesia in „Die Puppe“ und
gang können nur ausnahmsweise und nur insoweit
Aspiranten ausgenommen werden, als Plätze ver¬
die auch ihre ewige Natürlichkeit haben, kommen
als Margarethe und Vieröckel in der Posse „Ein
fugbar sind. Eine Aufnahme in den 3. Jahrgang
wieder zu ihrem Recht — aber der Winter
armes Mädel“ auf. Da der Andrang zu den Abend¬
findet nicht statt. Die Aufnahmsbedingungen sind
war rauh, der Lenz hat furchtbar zu kämpfen
vorstellungen so groß war, daß Viele nicht befriedigt
im Allgemeinen folgende: Die österr. Staatsbürger¬
und wir leiden noch unter der Kälte des
schaft. Die physische Eignung. Ein in jeder Be¬
werden konnten, schob man auch am Mittwoch noch
ziehung befriedigendes sittliches Verhalten, makelloses
Lichts
eine Nachmittagsvorstellung ein, bei der die „DPuppe“.
Vorleben. Für den 1. Jahrgang: das erreichte 15.
Am zweiten Buckower Morgen lockte es
wiederholt wurde; diese Vorstellung war ebenfalls
und noch nicht überschrittene 18. Lebensjahr; für ben
uns wieder ins Freie hinaus. Wieder klarer
trotz des herrlichsten Frühlingswetters sehr gut besucht.
2. Jahrgang: das erreichte 16. und noch nicht über¬
Himmel und rauher Hauch — aber da und
schrittene 19. Lebensjahr. Das Alter wird mit 1. Sep¬
t. Concert des „Sängerbundes“ in Gablonz.
tember berechnet.
dort doch eine frohere Botschaft des Werdens
Aus Gablonz 4. d. wird uns geschrieben: Das
als gestern. In den Höhen dieselbe kalte und
am Sonntag in der Turnhalle veranstaltete Concert
Privatschüler haben, um giltige Zeugnisse zu
kahle Feinheit, auf dem Rasenboden aber, zwi= des M. G. V. „Deutscher Sängerbund“ erfreute sich
erlaugen, sich rechtzeitig der Prüfung an einer öffent¬
schen dem zerfließenden Schnee, ein schüchternes einer sehr netten Durchführung. Unter den Mitwir= lichen Mittelschule zu unternieben.