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14. Der Schleier der Beatrice
Maß h.
#ich
#0
wechselungsreiche Handlung, shakespearisierend mit vielfach
von Toledo, als de
Schnitzlers „Schleier der Beatrice“.
prächtigem Vers und würzloser Prosa in Volksszenen, Staats¬
buhlte, ewig wettern
Arthur Schnitzler, der liebenswertesten Einer unter unse¬
szenen und Liebesszenen geteilt. Shakespearisierend! So etwa,
stende junge Weib,
ren Schaffenden hat einen Einakter geschrieben: „Die letzten
wie der Mond sein Licht von der Sonne nimmt.
Erde gesandt ist, um
Masken“. Im Spital, gefangen in der Schlinge des sicheren
Das Stück spielt am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
sonders deutlich den
Todes, entblößen einige Menschen ihre Seelen. Kulturlüge
Italien ist ein großes Schlachtfeld. Die Städte befehden ein¬
kokettiere, daß sie sich
und Firnis fallen von ihnen ab. In erschreckender und
ander und liegen vor allem im Kampf mit Rom, wo Sterbens einbohre,
rührender Nacktheit stehen sie da, armselig in ihrem kleinen
Alexander VI. der Papstgewalt immer größere Macht zu
jagen.
Menschentum und doch groß in ihrer Wahrhaftigkeit. Neben
trachtet.
erringez
Ein unendlicher Betätigungsdrang
Philippo Loschi a
diesem überaus gelungenen Stück hat Schnitzler einen anderen
beherrscht die Menschen, und das Dasein bewegt sich in den
wieder nach ihr zu
Einakter geschrieben, einen überaus unbedeutenden: „Die Frau
größten Formen. Man ist Krieger, Priester und zugleich der Die eben einen Dich
mit dem Dolche.“ Er schildert den Sieg weiblicher Begierde
liebevollste Pfleger der schönen Künste. Man mordet, aber jträumte, denkt jetzt
über den schwachen und verständnislosen Mann in einer ge¬
man weint auch beim girrenden Liede der Poeten. „Man
den Vertrauten ihres
künstelten Renaissancestimmung mit vielen Farbenflecken ohne
lebt sich aus“, wie das modische Schlagwort lautet. Maeterliuck
den jungen Vittorin
jede plastische Wirkung.
hat in dem alten Colonna wenigstens einen solchen, für
drehen sich die leicht
Man möge sich vorstellen, daß sein Schauspiel Der Schleier
unsere heutigen Begriffe überlebensgroßen Menschen gezeichnet.
voglio tritt auf. A
der Beatrice", das seit Sonnabend im Deutschen Theater
Schnitzler kann keinen so recht lebendig machen.
herzen vor allem. B
gegeben wird, versucht, die Lebensströme dieser beiden Ein¬
In dieser Zeit also ist Bologna, das dem jungen Herzog
hypnotisiert und hyp
akter in einen einzigen zu sammeln. Im Hintergrunde Todes¬
Bentivoglio gehorcht, von Cesare Borgia bedroht, dem ebenso
diese letzte Nacht; wa
grauen, im Vordergrunde die heiße „Lebensbejahung“ eines
verruchten wie genialen Sohne des Papstes. Noch eine Nacht,
wird ihm in Erwart##
jungen Weibes. Gewiß ein prachtvoller Kontrastgedanke,
und der Tod soll wie ein Wolf in die Schafhürde einbrechen.
weigert werden. I
wenn auch ohne Anspruch auf Originalität, nachdem — um
Alles ziltert und rüstet dem Morgen entgegen nur der Dichter
Traum, stellt Anspr
nur das bedeutendste Beispiel zu erwähnen — Heinrich Kleist
Philippo Loschi sitzt träumend in seinem Prunkgarten. Er
sehr moralisch. Si
den jungen Helden Homburg uns gerade durch die Szene
hat sich von der schönen Patrizierin Teresina losgesagt,
in der nächsten St
der Todesfurcht so lieb gemacht hat. Aber bei Schnitzler
der Schwester seines Freundes Andrea, denn eine neue Leiden¬
Freuden keine Hind
gedeiht die Sache garnicht zu dem schneidenden Gegensatz,
schaft hält ihn gefangen. Er liebt Beatrice, die sechzehn¬
der von ihrer Vergan
der das Wesen der tragischen Dichtung ausmacht. Der Atem
jährige Tochter des alten idiotisch gewordenen Wappen¬
nichts weiß, macht sieh
des angeblich so nahen Todes geht nicht schwer und be¬
schneiders. Mit der Glut des Dichters sieht er in ihr die Er¬
Im Schlosse ist H
füllung seines Ideals. Aber ebenso heißblütig kehrt er sich
nur möglich. Alles,
Schanten des Slnche und an die Pören, wind iann aulsadte
von ihr ab, weil sie ihm erzählt, daß sie den Herzog Benti¬
Courtisanen und
So bleibt nur ein Liebesstück übrig, ein Frauendrama, das
voglio im Traum gesehen und selbst zur Herzogin empor¬
ihren Freunden. Mo
men trotz des düsteren Ausganges beinahe nur ein Wiener.
gestiegen sei. Er sieht sie nun verunreinigt: „Träume sind adlig soll jedes Ki
Mideldrama nennen möchte. Und es bleibt übrig ein vonf freche Wünsche.“ Und gewiß, Beatrice ist das Gegenteil von orgiastischen Stunden
de Renaissancezeit geborgtes Kolorit, eine gewiß sehr ab= Reinheit. Schnitzler zeigt sie uns wie eine Schwester der Judin! Fürst. Die Bühne ka
14. Der Schleier der Beatrice
Maß h.
#ich
#0
wechselungsreiche Handlung, shakespearisierend mit vielfach
von Toledo, als de
Schnitzlers „Schleier der Beatrice“.
prächtigem Vers und würzloser Prosa in Volksszenen, Staats¬
buhlte, ewig wettern
Arthur Schnitzler, der liebenswertesten Einer unter unse¬
szenen und Liebesszenen geteilt. Shakespearisierend! So etwa,
stende junge Weib,
ren Schaffenden hat einen Einakter geschrieben: „Die letzten
wie der Mond sein Licht von der Sonne nimmt.
Erde gesandt ist, um
Masken“. Im Spital, gefangen in der Schlinge des sicheren
Das Stück spielt am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
sonders deutlich den
Todes, entblößen einige Menschen ihre Seelen. Kulturlüge
Italien ist ein großes Schlachtfeld. Die Städte befehden ein¬
kokettiere, daß sie sich
und Firnis fallen von ihnen ab. In erschreckender und
ander und liegen vor allem im Kampf mit Rom, wo Sterbens einbohre,
rührender Nacktheit stehen sie da, armselig in ihrem kleinen
Alexander VI. der Papstgewalt immer größere Macht zu
jagen.
Menschentum und doch groß in ihrer Wahrhaftigkeit. Neben
trachtet.
erringez
Ein unendlicher Betätigungsdrang
Philippo Loschi a
diesem überaus gelungenen Stück hat Schnitzler einen anderen
beherrscht die Menschen, und das Dasein bewegt sich in den
wieder nach ihr zu
Einakter geschrieben, einen überaus unbedeutenden: „Die Frau
größten Formen. Man ist Krieger, Priester und zugleich der Die eben einen Dich
mit dem Dolche.“ Er schildert den Sieg weiblicher Begierde
liebevollste Pfleger der schönen Künste. Man mordet, aber jträumte, denkt jetzt
über den schwachen und verständnislosen Mann in einer ge¬
man weint auch beim girrenden Liede der Poeten. „Man
den Vertrauten ihres
künstelten Renaissancestimmung mit vielen Farbenflecken ohne
lebt sich aus“, wie das modische Schlagwort lautet. Maeterliuck
den jungen Vittorin
jede plastische Wirkung.
hat in dem alten Colonna wenigstens einen solchen, für
drehen sich die leicht
Man möge sich vorstellen, daß sein Schauspiel Der Schleier
unsere heutigen Begriffe überlebensgroßen Menschen gezeichnet.
voglio tritt auf. A
der Beatrice", das seit Sonnabend im Deutschen Theater
Schnitzler kann keinen so recht lebendig machen.
herzen vor allem. B
gegeben wird, versucht, die Lebensströme dieser beiden Ein¬
In dieser Zeit also ist Bologna, das dem jungen Herzog
hypnotisiert und hyp
akter in einen einzigen zu sammeln. Im Hintergrunde Todes¬
Bentivoglio gehorcht, von Cesare Borgia bedroht, dem ebenso
diese letzte Nacht; wa
grauen, im Vordergrunde die heiße „Lebensbejahung“ eines
verruchten wie genialen Sohne des Papstes. Noch eine Nacht,
wird ihm in Erwart##
jungen Weibes. Gewiß ein prachtvoller Kontrastgedanke,
und der Tod soll wie ein Wolf in die Schafhürde einbrechen.
weigert werden. I
wenn auch ohne Anspruch auf Originalität, nachdem — um
Alles ziltert und rüstet dem Morgen entgegen nur der Dichter
Traum, stellt Anspr
nur das bedeutendste Beispiel zu erwähnen — Heinrich Kleist
Philippo Loschi sitzt träumend in seinem Prunkgarten. Er
sehr moralisch. Si
den jungen Helden Homburg uns gerade durch die Szene
hat sich von der schönen Patrizierin Teresina losgesagt,
in der nächsten St
der Todesfurcht so lieb gemacht hat. Aber bei Schnitzler
der Schwester seines Freundes Andrea, denn eine neue Leiden¬
Freuden keine Hind
gedeiht die Sache garnicht zu dem schneidenden Gegensatz,
schaft hält ihn gefangen. Er liebt Beatrice, die sechzehn¬
der von ihrer Vergan
der das Wesen der tragischen Dichtung ausmacht. Der Atem
jährige Tochter des alten idiotisch gewordenen Wappen¬
nichts weiß, macht sieh
des angeblich so nahen Todes geht nicht schwer und be¬
schneiders. Mit der Glut des Dichters sieht er in ihr die Er¬
Im Schlosse ist H
füllung seines Ideals. Aber ebenso heißblütig kehrt er sich
nur möglich. Alles,
Schanten des Slnche und an die Pören, wind iann aulsadte
von ihr ab, weil sie ihm erzählt, daß sie den Herzog Benti¬
Courtisanen und
So bleibt nur ein Liebesstück übrig, ein Frauendrama, das
voglio im Traum gesehen und selbst zur Herzogin empor¬
ihren Freunden. Mo
men trotz des düsteren Ausganges beinahe nur ein Wiener.
gestiegen sei. Er sieht sie nun verunreinigt: „Träume sind adlig soll jedes Ki
Mideldrama nennen möchte. Und es bleibt übrig ein vonf freche Wünsche.“ Und gewiß, Beatrice ist das Gegenteil von orgiastischen Stunden
de Renaissancezeit geborgtes Kolorit, eine gewiß sehr ab= Reinheit. Schnitzler zeigt sie uns wie eine Schwester der Judin! Fürst. Die Bühne ka