Schichsalshe fir Berde 1r sagl ihr Lebewoy.,
Kenst auns der Grlesning mnenoich sorsenee ersehe ven den e den eeeeeehe
freiwillige Esther in den Weg getrieben. Er lächelt
esagt auf Wiedersehen.
aft und Fülle jener einzigen Epoche. Es müßte ein
über den Einfall. Für Leute von seinem Schlage und in
Sie sieht ihn wieder. Der Herzog rüstet zu einer
nkbares Beginnen sein, die Entwicklung der Folge¬
seiner Lage gehört die Liebe zu den kleinen Angelegen¬
glanzvollen Hochzeitfeier. Er sendet Boten durch die
t danach zu werthen, was jede einzelne Generation
heiten des Daseins. Er kennt sie kaum, weiß von
Stadt, um Bologna's Adel ins Schloß zu laden;
n den tausendfältigen Keimen der Renaissance zu
Wunsch und Lust und Ueberdruß; das Wunder
doch soll heute Schönheit Adel sein, nicht Geburt. Der
üte und Frucht gebracht hat; vielleicht ließe sich so
fühlte er nie. Er soll es bald genug kennen lernen.
jüngere Beroaldus hat die Hochzeit eines historischen
rechter Methode ein Culturgradmesser gewinnen.
Es tritt eben aus der Thür des nächsten Hauses,
Bentivoglio mit Lucrezia von Este geschildert. Seine
eGeschichte des Interesses am Individuum wird
leibgeworden in Beatrice Nardi, die mit Bruder und
„ruptiae Bentivolorum“ erzählten von einer Panto¬
s bei einem Zeitalter anzuknüpfen haben, dessen
Bräutigam zur Kirche geht. Der Herzog spricht sie
mime, deren Decoration naturgetreu einen Hain dar¬
Gema die Entdeckung und Erhöhung des Einzelnen
an, und immer stärker gefesselt von der Räthselmacht
stellte. Die Handlung scheint dürftig, aber vielsagend
wesen ist und welches nach einem geistreichen Worte
ihrer Schönheit, wählt er sie endlich zur Genossin
gewesen zu sein: aus Dianens Nymphenschar flüchtet
no Fischers recht eigentlich die „Humaniora“ zu
dieser einzigen, weil letzten Nacht. Alle Schätze, die
die Schönste in den Schutz der Juno Pronuba, während
nem Gegenstande gemacht hat. So ist es wohl zu
dem Sinne der Frauen gefallen mögen, soll sie
Venus, einen Löwen zur Seite, sich von einem Ballet
Flären, daß die Kunst immer wieder zu dieser histo¬
haben; dazu noch einen Schleier
wilder Männer umtanzen läßt. Vielleicht hat Schnitzler
chen Quelle des Individualismus als ihres vor¬
„von so wunderbarer Schönheit,
diese Beschreibung gekannt. Auch sein Bentivoglio be¬
Imsten Lebensprincips zurückkehrt. Insbesondere wird,
Wie keiner, den ein Mädchen dieses Land's
reitet den Gästen ein üppiges Fest — mit Panto¬
r in künftigen Tagen die deutsche Dichtung des
Und niemals eine Herzogin getragen“.
mimen. Er ruft sie zu einer orgiastischen Nacht= und
ten Jahrzehnts betrachtet, die unverkennbare Vorliebe
Das alles lockt Beatrice nicht. Es ist nicht zu
Liebesfeier, die alle heißen, wilden Instincte der Welt¬
eser Periode für Stoffe und Charaktere der großen
wenig, wie der Fürst meint, da sie mit der Antwort
untergangs=Stimmung entzügelt. Carpe noctem! ist
iedergeburt zu verzeichnen haben. Freilich formt jede
zaudert, es ist nur nicht das rechte. Sie will
die Losung dieser Massenexplosion des Sexualismus,
Eit die Geschichte nach ihrem Bilde; sie nimmt
nicht, daß man sie am nächsten Morgen Dirne
welchen der Gedanke an das Grauen des nächsten
d auch hierin ist der Künstler zugleich Diener und
schimpfen darf, und will deßhalb dem Herzog nur
zu
Morgens — das Grauen im Doppelsinn
Err seiner Zeit — vom Gewesenen nur das an und auf,
als Herzogin folgen. Die Höflingsschar im Kreise ist
bacchantischer Wuth stachelt. In dem tollen Spuk der
s ihrem eigenen Wesen gemäß erscheint. So wird eine
äußerst indignirt. Aber dem Herzog scheint,
Geister und der Leiber gelingt es der Herzogin Beatrice,
poche aufstrebender, zukunftfroher Kräfte in Kunst und
„sie seh'n und hören nicht,
unbemerkt zu fliehen: zu Filippo Loschi natürlich.
ben gern gleiche und verwandte Züge der Vergangenheit
Sonst senkten sie die Knie' vor Beatrice
Sie siadet ihn in wirrstem Gemüthszustande. Er
hen. Und es kann eben darum kein Zufall sein,
Und slehten ihres unbedachten Worts
hat mit Courtisanen und Musikanten ein wüstes
Zur rechten Zeit Vergessen und Verzeih'n!
6 die Kunst unserer Tage sich gerade von den blassen
Gelage gehalten. Sein Freund, der Bildhauer Ercole
Du, Beatrice, reiche mir die Stirn!
rben der welkenden Renaissance, von dem Ver¬
Ich nehme dich zum Weib, wie du verlangst“!
Manussi, kommt dazu und erzählt als die große
schen des großen Thatensturmes erregen läßt. Auch
In einer Stunde soll Trauung sein. Die Herzogs¬
Neuigkeit ausführlich eine Geschichte, wie man Herzogin
thur Schnitzlers dramatisches Gedicht „Der
braut steht regungslos lächelnd da. Vittorino ist ins
wird. Die Gesellschaft bricht auf, um an dem Nacht¬
hleier der Beatrice“ spiegelt die müde Renaissance;
Haus zurückgegangen. Dort wird er gefunden, den
fest im Schlosse theilzunehmen. Filippo bleibt in
ch er hat sich aus dem wandlungsreichen Antlitz
Dolch in der Brust. Er hat sich gut getroffen.
höchster Erregung zurück. Er überdenkt die Tages¬
er Zeit eben die Linie eingeprägt und angeeignet,
Diese Beatrice Nardi ist sechzehn Jahre alt, hat also
leistung Beatricens:
der Besonderheit seines literarischen Naturells am
„Von mir
natürlich schon eine Vergangenheit. Die Werbung des
bendigsten entgegenkam. Das Stück hat bekanntlich
Geht sie nach Hause, läßt von Vittorino
Herzogs ist nicht das erste, kaum das größte ihrer
Vorspiel vor dem Theater gehabt, gleich un¬
Zar Ehe sich bereden, geht mit ihm
Erlebnisse an diesem mit Geschehen gesättigten Tage.
Freulich für alle nothwendig oder freiwillig Be¬
Zur Kirche, trifft 'u Andern auf dem Weg,
Ein paar Stunden, ehe Lionardo Bentivoglio sie
Der Herzog ist, und äßt mit ihm sich trauen,
iligten. Nun liegt es gedruckt vor als einzig
heimführt, hat ihr Geliebter, der Dichter Filippo
Indeß der And're stirbt — ich aber warte!
weiskräftige Urkunde in dem rasch zum Grund¬
Wie, jenen Sternen gleich, die einen Himmel
Loschi, sie davongejagt. Er hat sein Verlöbniß
tlichen emporgediehenen Streit. Es wird hoffentlich
In einem Augenblick durchmessen, jagt
mit der edlen Teresina Fantuzzi gebrochen und wirft
ch um seiner selbst willen gelesen und mehr
Derch eine ganze Welt, seit Abend wurde —
sich nach seinem eigenen Wor an eine weg, die
f die dramatischen als auf die dramaturgischen
Und ich worte!“
völlig anderer Art. Sie kennen und lieben sich seit
Nicht vergebens. Beatrice erscheint. Er weist sie
irkungen geprüft werden.
drei Tagen. Der Poet will mit seinem Musenkinde
In der furchtbarsten Räthselgestalt der italienischen
hinweg:
noch diese Nacht die Stadt verlassen, denn über den
enaissance, in dem „Raubmenschen“ Caesar Borgia
„Wie dunkle Schleier liegt um dich
Dächern Bologna's schwebt der Tod. Schon sind
Der letzten Stunden Räthsel, schwer gefaltet!
t Schnitzler sich eine Art Teufel aus der Maschine
Pferde beschafft, Alles zur Flucht bereit, da hat
Lass' sie zur Erde gleiten, gleich wie den,
schaffen. Der blutige Condottiere tritt nicht auf
Der dir das Haupt umhüllt!“
Beatrice den unglücklichen Einfall, ihrem Geliebten
e Bühne, aber er lenkt ihre Vorgänge. Sein Heer
einen Traum zu erzählen. In diesem „Traum eines
Der Schleier finkt zu Boden. Es ist eine feine
egt vor Bologna, seine Schützen und Reiter um¬
Sommernachmittags“ hat sie sich als Herzogin geschaut,
Symbolik in dieser Scene, leider nur zu bald ab¬
ammern in immer engerem Kreise die Stadt, deren
als Gemahlin des Lionardo Bentivoglio; sie hörte
gelöst und verwischt durch gewaltsame Ueberspannung.
Sebieter, Herzog Lionardo Bentivoglio, mit knapper
ihn ihren Namen flüstern, sah des Herzogs Augen
Beatrice ist bereit, mit ihrem Geliebten, dem einzig
Koth durch das feindliche Lager den Weg von Rom
seine Residenz zurückgefunden hat. Nun rüstet er leuchten, fühlte seine Lippen nah den ihren. Sie nennt
und wahr Geliebten, den Weg zu gehen „an den Ort,
r Schlacht; er weiß, daß auf der Welt für ihn das ohne alles Vorgefühl einen „wunderlichen Traum“.
der keine Rückkehr schenkt“. Da Filippo ihr die Schrecken
Filippo findet den Ausdruck etwas gelinde. Er hat
und Räthsel des Todes malt, hat sie die rührendste
nd Caesar Borgia nicht Raum genug ist. Dumpfe
plötzlich seine ganze Renaissance verlernt und ist
Antwort: „nimm mich in Deine Arme!“ Sie will
Erwartung brütet in den Straßen der belagerten
moderner Nervenmensch geworden, Selbstsecirer und
nicht einmal von der Möglichkeit einer Rettung hören.
Stadt. Seltsames Gerücht geht von Mund zu Mund,
=sekkirer, Anatol des Cinquecento. Er kann Beatrice
Sterben will sie, darum kam sie her. Filippo erkennt,
e Angst wirkt ihre märchenzeugende Kraft. So er¬
nur mehr mit Schmerz, Grauen, Ekel sehen. Denn
sie ist bereit. Er dankt ihr:
hlt einer vom Borgia, daß er die Gabe hat, an zwei
„Träume sind Begierden ohne Muth,
„Ränn' unser Leben weiter,
Arten zugleich zu sein — eine Geschichte, die bekannt,
Sind freche Wünsche, die das Licht des Tags
Den Schmutz der letzten Stunden brächten wir
er nicht eben bolognesisch klingt. Auch geht die
Zurückjagt in die Winkel uns'rer Seele,
Nie wieder fort; und die Gewißheit nur,
ede, daß der Herzog heut, in der letzten Nacht vor der
Daraus sie erst bei Nacht zu kriechen wagen. ....
Daß unser Ende nah' ist, macht uns rein
ntscheidung, das schönste Mädchen von Bologna in sein
So wenig warst du mein, daß, schlossest Du
Wie Kinder. Komm', lass’ uns des hohen Glücks
Die Augen, Deine Seel' auf Abenteuer
Auch ganz genießen!... Komm', wir wollen trinken!“
chloß führen wird. Niemand lauscht der Kunde
Ausfliegen konnte, und ich war Dir nur
eriger als Rosina, die Tochter des alten halbblöden
Es geschieht, und Filippo macht Beatrice „sehr
Von Tausend Einer, kniete wie die Andern
appenschneiders Nardi. Sie liebt den Herzog seit
Vor Dir und war Dir nichts und bin Dir nichts.“
ruhig“ die Mittheilung, daß sie den Tod getrunken
ge bis zur Raserei. Iyr Bruder Francesco —
habe. Da fassen sie die Schauer der Vernichtung und
Quellenkritische Literatur=Betrachtung wird anzu¬
her einmal hieß er Valentin — steht bei des
die Instincte des Lebens. Sie fragt: wozu. Betrug?
merken haben, daß Schnitzler hier in geistreicher und
rzogs Truppen. Er kommt, um Abschied zu nehmen
ich kam doch, um zu sierben. So wollt' ich's nicht;
interessanter Wendung, die Traumlehre des Wiener
m Elternhause, in dem es übrigens um den Ver¬
so ist's, wie ein Morden aus dem Hinterhalt, tückisch
Arztes Siegmund Freud vorträgt, der in einem reich¬
nd des Vaters so schlimm steht wie um den An¬
und feig. Filippo, dem die Stimmung wieder einmal
documentirten Buche das Wünschen als primäre Thätig¬
nd der Mutter. Den jungen Krieger quält die
umschlägt, findet es nun „genug des eklen Jammers“
keit des Unbewußten und den unbewußten Wunsch als
und weist Beatrice ins Leben zurück, da sie die
Triebkraft des Traumes nachzuweisen versucht hat.
)„Der Schleier der Beatrice“, Schauspiel in fünf
ten von Arthur Schnitzler. Berlin, S. Fischer, 1901. Auch Filippo Loschi legt Beatricens Nachmittags= Probe — nur eine solche war es — nicht be¬
Kenst auns der Grlesning mnenoich sorsenee ersehe ven den e den eeeeeehe
freiwillige Esther in den Weg getrieben. Er lächelt
esagt auf Wiedersehen.
aft und Fülle jener einzigen Epoche. Es müßte ein
über den Einfall. Für Leute von seinem Schlage und in
Sie sieht ihn wieder. Der Herzog rüstet zu einer
nkbares Beginnen sein, die Entwicklung der Folge¬
seiner Lage gehört die Liebe zu den kleinen Angelegen¬
glanzvollen Hochzeitfeier. Er sendet Boten durch die
t danach zu werthen, was jede einzelne Generation
heiten des Daseins. Er kennt sie kaum, weiß von
Stadt, um Bologna's Adel ins Schloß zu laden;
n den tausendfältigen Keimen der Renaissance zu
Wunsch und Lust und Ueberdruß; das Wunder
doch soll heute Schönheit Adel sein, nicht Geburt. Der
üte und Frucht gebracht hat; vielleicht ließe sich so
fühlte er nie. Er soll es bald genug kennen lernen.
jüngere Beroaldus hat die Hochzeit eines historischen
rechter Methode ein Culturgradmesser gewinnen.
Es tritt eben aus der Thür des nächsten Hauses,
Bentivoglio mit Lucrezia von Este geschildert. Seine
eGeschichte des Interesses am Individuum wird
leibgeworden in Beatrice Nardi, die mit Bruder und
„ruptiae Bentivolorum“ erzählten von einer Panto¬
s bei einem Zeitalter anzuknüpfen haben, dessen
Bräutigam zur Kirche geht. Der Herzog spricht sie
mime, deren Decoration naturgetreu einen Hain dar¬
Gema die Entdeckung und Erhöhung des Einzelnen
an, und immer stärker gefesselt von der Räthselmacht
stellte. Die Handlung scheint dürftig, aber vielsagend
wesen ist und welches nach einem geistreichen Worte
ihrer Schönheit, wählt er sie endlich zur Genossin
gewesen zu sein: aus Dianens Nymphenschar flüchtet
no Fischers recht eigentlich die „Humaniora“ zu
dieser einzigen, weil letzten Nacht. Alle Schätze, die
die Schönste in den Schutz der Juno Pronuba, während
nem Gegenstande gemacht hat. So ist es wohl zu
dem Sinne der Frauen gefallen mögen, soll sie
Venus, einen Löwen zur Seite, sich von einem Ballet
Flären, daß die Kunst immer wieder zu dieser histo¬
haben; dazu noch einen Schleier
wilder Männer umtanzen läßt. Vielleicht hat Schnitzler
chen Quelle des Individualismus als ihres vor¬
„von so wunderbarer Schönheit,
diese Beschreibung gekannt. Auch sein Bentivoglio be¬
Imsten Lebensprincips zurückkehrt. Insbesondere wird,
Wie keiner, den ein Mädchen dieses Land's
reitet den Gästen ein üppiges Fest — mit Panto¬
r in künftigen Tagen die deutsche Dichtung des
Und niemals eine Herzogin getragen“.
mimen. Er ruft sie zu einer orgiastischen Nacht= und
ten Jahrzehnts betrachtet, die unverkennbare Vorliebe
Das alles lockt Beatrice nicht. Es ist nicht zu
Liebesfeier, die alle heißen, wilden Instincte der Welt¬
eser Periode für Stoffe und Charaktere der großen
wenig, wie der Fürst meint, da sie mit der Antwort
untergangs=Stimmung entzügelt. Carpe noctem! ist
iedergeburt zu verzeichnen haben. Freilich formt jede
zaudert, es ist nur nicht das rechte. Sie will
die Losung dieser Massenexplosion des Sexualismus,
Eit die Geschichte nach ihrem Bilde; sie nimmt
nicht, daß man sie am nächsten Morgen Dirne
welchen der Gedanke an das Grauen des nächsten
d auch hierin ist der Künstler zugleich Diener und
schimpfen darf, und will deßhalb dem Herzog nur
zu
Morgens — das Grauen im Doppelsinn
Err seiner Zeit — vom Gewesenen nur das an und auf,
als Herzogin folgen. Die Höflingsschar im Kreise ist
bacchantischer Wuth stachelt. In dem tollen Spuk der
s ihrem eigenen Wesen gemäß erscheint. So wird eine
äußerst indignirt. Aber dem Herzog scheint,
Geister und der Leiber gelingt es der Herzogin Beatrice,
poche aufstrebender, zukunftfroher Kräfte in Kunst und
„sie seh'n und hören nicht,
unbemerkt zu fliehen: zu Filippo Loschi natürlich.
ben gern gleiche und verwandte Züge der Vergangenheit
Sonst senkten sie die Knie' vor Beatrice
Sie siadet ihn in wirrstem Gemüthszustande. Er
hen. Und es kann eben darum kein Zufall sein,
Und slehten ihres unbedachten Worts
hat mit Courtisanen und Musikanten ein wüstes
Zur rechten Zeit Vergessen und Verzeih'n!
6 die Kunst unserer Tage sich gerade von den blassen
Gelage gehalten. Sein Freund, der Bildhauer Ercole
Du, Beatrice, reiche mir die Stirn!
rben der welkenden Renaissance, von dem Ver¬
Ich nehme dich zum Weib, wie du verlangst“!
Manussi, kommt dazu und erzählt als die große
schen des großen Thatensturmes erregen läßt. Auch
In einer Stunde soll Trauung sein. Die Herzogs¬
Neuigkeit ausführlich eine Geschichte, wie man Herzogin
thur Schnitzlers dramatisches Gedicht „Der
braut steht regungslos lächelnd da. Vittorino ist ins
wird. Die Gesellschaft bricht auf, um an dem Nacht¬
hleier der Beatrice“ spiegelt die müde Renaissance;
Haus zurückgegangen. Dort wird er gefunden, den
fest im Schlosse theilzunehmen. Filippo bleibt in
ch er hat sich aus dem wandlungsreichen Antlitz
Dolch in der Brust. Er hat sich gut getroffen.
höchster Erregung zurück. Er überdenkt die Tages¬
er Zeit eben die Linie eingeprägt und angeeignet,
Diese Beatrice Nardi ist sechzehn Jahre alt, hat also
leistung Beatricens:
der Besonderheit seines literarischen Naturells am
„Von mir
natürlich schon eine Vergangenheit. Die Werbung des
bendigsten entgegenkam. Das Stück hat bekanntlich
Geht sie nach Hause, läßt von Vittorino
Herzogs ist nicht das erste, kaum das größte ihrer
Vorspiel vor dem Theater gehabt, gleich un¬
Zar Ehe sich bereden, geht mit ihm
Erlebnisse an diesem mit Geschehen gesättigten Tage.
Freulich für alle nothwendig oder freiwillig Be¬
Zur Kirche, trifft 'u Andern auf dem Weg,
Ein paar Stunden, ehe Lionardo Bentivoglio sie
Der Herzog ist, und äßt mit ihm sich trauen,
iligten. Nun liegt es gedruckt vor als einzig
heimführt, hat ihr Geliebter, der Dichter Filippo
Indeß der And're stirbt — ich aber warte!
weiskräftige Urkunde in dem rasch zum Grund¬
Wie, jenen Sternen gleich, die einen Himmel
Loschi, sie davongejagt. Er hat sein Verlöbniß
tlichen emporgediehenen Streit. Es wird hoffentlich
In einem Augenblick durchmessen, jagt
mit der edlen Teresina Fantuzzi gebrochen und wirft
ch um seiner selbst willen gelesen und mehr
Derch eine ganze Welt, seit Abend wurde —
sich nach seinem eigenen Wor an eine weg, die
f die dramatischen als auf die dramaturgischen
Und ich worte!“
völlig anderer Art. Sie kennen und lieben sich seit
Nicht vergebens. Beatrice erscheint. Er weist sie
irkungen geprüft werden.
drei Tagen. Der Poet will mit seinem Musenkinde
In der furchtbarsten Räthselgestalt der italienischen
hinweg:
noch diese Nacht die Stadt verlassen, denn über den
enaissance, in dem „Raubmenschen“ Caesar Borgia
„Wie dunkle Schleier liegt um dich
Dächern Bologna's schwebt der Tod. Schon sind
Der letzten Stunden Räthsel, schwer gefaltet!
t Schnitzler sich eine Art Teufel aus der Maschine
Pferde beschafft, Alles zur Flucht bereit, da hat
Lass' sie zur Erde gleiten, gleich wie den,
schaffen. Der blutige Condottiere tritt nicht auf
Der dir das Haupt umhüllt!“
Beatrice den unglücklichen Einfall, ihrem Geliebten
e Bühne, aber er lenkt ihre Vorgänge. Sein Heer
einen Traum zu erzählen. In diesem „Traum eines
Der Schleier finkt zu Boden. Es ist eine feine
egt vor Bologna, seine Schützen und Reiter um¬
Sommernachmittags“ hat sie sich als Herzogin geschaut,
Symbolik in dieser Scene, leider nur zu bald ab¬
ammern in immer engerem Kreise die Stadt, deren
als Gemahlin des Lionardo Bentivoglio; sie hörte
gelöst und verwischt durch gewaltsame Ueberspannung.
Sebieter, Herzog Lionardo Bentivoglio, mit knapper
ihn ihren Namen flüstern, sah des Herzogs Augen
Beatrice ist bereit, mit ihrem Geliebten, dem einzig
Koth durch das feindliche Lager den Weg von Rom
seine Residenz zurückgefunden hat. Nun rüstet er leuchten, fühlte seine Lippen nah den ihren. Sie nennt
und wahr Geliebten, den Weg zu gehen „an den Ort,
r Schlacht; er weiß, daß auf der Welt für ihn das ohne alles Vorgefühl einen „wunderlichen Traum“.
der keine Rückkehr schenkt“. Da Filippo ihr die Schrecken
Filippo findet den Ausdruck etwas gelinde. Er hat
und Räthsel des Todes malt, hat sie die rührendste
nd Caesar Borgia nicht Raum genug ist. Dumpfe
plötzlich seine ganze Renaissance verlernt und ist
Antwort: „nimm mich in Deine Arme!“ Sie will
Erwartung brütet in den Straßen der belagerten
moderner Nervenmensch geworden, Selbstsecirer und
nicht einmal von der Möglichkeit einer Rettung hören.
Stadt. Seltsames Gerücht geht von Mund zu Mund,
=sekkirer, Anatol des Cinquecento. Er kann Beatrice
Sterben will sie, darum kam sie her. Filippo erkennt,
e Angst wirkt ihre märchenzeugende Kraft. So er¬
nur mehr mit Schmerz, Grauen, Ekel sehen. Denn
sie ist bereit. Er dankt ihr:
hlt einer vom Borgia, daß er die Gabe hat, an zwei
„Träume sind Begierden ohne Muth,
„Ränn' unser Leben weiter,
Arten zugleich zu sein — eine Geschichte, die bekannt,
Sind freche Wünsche, die das Licht des Tags
Den Schmutz der letzten Stunden brächten wir
er nicht eben bolognesisch klingt. Auch geht die
Zurückjagt in die Winkel uns'rer Seele,
Nie wieder fort; und die Gewißheit nur,
ede, daß der Herzog heut, in der letzten Nacht vor der
Daraus sie erst bei Nacht zu kriechen wagen. ....
Daß unser Ende nah' ist, macht uns rein
ntscheidung, das schönste Mädchen von Bologna in sein
So wenig warst du mein, daß, schlossest Du
Wie Kinder. Komm', lass’ uns des hohen Glücks
Die Augen, Deine Seel' auf Abenteuer
Auch ganz genießen!... Komm', wir wollen trinken!“
chloß führen wird. Niemand lauscht der Kunde
Ausfliegen konnte, und ich war Dir nur
eriger als Rosina, die Tochter des alten halbblöden
Es geschieht, und Filippo macht Beatrice „sehr
Von Tausend Einer, kniete wie die Andern
appenschneiders Nardi. Sie liebt den Herzog seit
Vor Dir und war Dir nichts und bin Dir nichts.“
ruhig“ die Mittheilung, daß sie den Tod getrunken
ge bis zur Raserei. Iyr Bruder Francesco —
habe. Da fassen sie die Schauer der Vernichtung und
Quellenkritische Literatur=Betrachtung wird anzu¬
her einmal hieß er Valentin — steht bei des
die Instincte des Lebens. Sie fragt: wozu. Betrug?
merken haben, daß Schnitzler hier in geistreicher und
rzogs Truppen. Er kommt, um Abschied zu nehmen
ich kam doch, um zu sierben. So wollt' ich's nicht;
interessanter Wendung, die Traumlehre des Wiener
m Elternhause, in dem es übrigens um den Ver¬
so ist's, wie ein Morden aus dem Hinterhalt, tückisch
Arztes Siegmund Freud vorträgt, der in einem reich¬
nd des Vaters so schlimm steht wie um den An¬
und feig. Filippo, dem die Stimmung wieder einmal
documentirten Buche das Wünschen als primäre Thätig¬
nd der Mutter. Den jungen Krieger quält die
umschlägt, findet es nun „genug des eklen Jammers“
keit des Unbewußten und den unbewußten Wunsch als
und weist Beatrice ins Leben zurück, da sie die
Triebkraft des Traumes nachzuweisen versucht hat.
)„Der Schleier der Beatrice“, Schauspiel in fünf
ten von Arthur Schnitzler. Berlin, S. Fischer, 1901. Auch Filippo Loschi legt Beatricens Nachmittags= Probe — nur eine solche war es — nicht be¬