II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 290

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14. Der schleier der Beatrige
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Zlex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERYER“
Nr. 27
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
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Theater und Musik.
National-Zeitung, Berlin
Arthur Schnitzler's fünfaktiges Schauspiel „Der Schleier
der Beatrice“, das schon vor seiner Aufführung so seltsame
Ausschnitt aus:
Schicksale erlebt hat, fand gestern abend im Deutschen Theater
eine nicht weniger seltsame Aufnahme, deren endliches Resultat sich
vom: 0/2 0 00
nicht mit kurzen Worten definiren läßt. Es wurde ebenso heftig
angegriffen wie vertheidigt, und wenn auch der Dichter
fast nach jedem Akte hervorgerufen und sympathisch begrüßt wurde,
so fehlte doch dem Publikum, das sich aus dem Mantel der
Monna Vanna eine pikanie Sensation geschnitten hatte, im
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
ln allgemeinen der Respekt vor einem technisch weniger zu¬
E. Z. Das fünfaktige Schauspiel „Der Schleier
gespitzten, weniger klar konstruirten, aber mindestens ebenso ernsteninelusive
der Beatrice“ von Arthur Schnitzler, das wir
" Werke, das mit seiner Fülle sinnlicher Anschauung, mit seiner Porto.
gestern im Deutschen Theater sahen, ist eine breite und psycho¬
Zahlbar
logisch sehr verwickelte Komposition. Der Dichter, dem das
n geistigen Beweglichkeit und seinem wechselnden Stimmungszauberg Voraus.
n
Wiener Burgtheater so übel mitspielte, indem es sein Stück
in rein dichterischer Beziehung den nahe liegenden Vergleich mehr ist das
zwar sofort annahm, aber schließlich doch nicht zur Auf¬
Ab als auszuhalten vermag. Auch dieses Stück spielt zur Zeit der eit es den
führung brachte, verlegt seine Handlung nach Bologna,
Ab Renaissance, einer echteren als sie Maeterlinck gegeben hat, ern.
während Cesare Borgia die Stadt mit seinen Truppen zu
und die belagerte Stadt ist diesmal Bologna, die von
Anfang des sechszehnten Jahrhunderts umzingelt hat. Der
dem Herzoge Bentivoglio gegen die päpstlichen Truppen altend die
Gegensatz zwischen der hohen künstlerischen Kultur und dem
In unter Cesare Borgia gehalten wird. In dieser Atmosphärelorgen¬
ungezügelten Sinnenleben jener Zeit wird darin scharf her¬
Zeitung")
der Noth und der Angst, in der Uebergangsstimmung, die die schaftliche
vorgehoben und mit einer tragischen Liebesgeschichte ver=usir
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Le Phantaste beflügelt und alle Lebenslust, die sonst das Morgen Diese Mit¬
bunden. Der Herzog von Bologna, der unter den Schönenporto.
th scheut, zu letzter Kühnheit aufstachelt, spielt das Schicksal der schönen
seiner Stadt Beatrice, der Tochter eines blödsinnigen Wap= ulben
penschneiders, den Vorzug giebt, vermählt sich zum Erstaunen!
Beatrice, die von einem Dichter geliebt wird, der sie verläßt, die
Verat
Aller mit ihr, da sie ihm sonst nicht angehören will. Aber
bei dem Gange nach der Kirche mit ihrem bescheidenen Bräutigam
ist
in der Hochzeitsnacht flieht Beatrice zu einem Dichter Filippo,
eine Herzogskrone findet und auch den Herzog verläßt,
der aus Liebe zu ihr in den Tod geht. Als der Herzogstt es —
um bei dem Dichter zu sterben, der ihr in den Tod voraus¬
1.
den Betrug merkt, will er sie tödten lassen, folgt ihr aber
gegangen ist. Das alles erlebt sie wie ein Kind, das Märchen
nach der Wohnung Filippos, wo sie ihren Schleier, das Ge=jtend die
träumt, und wenn das in Farben und Tönen üppig schwelgende
schenk des Herzogs, verloren hat und dabei von der Handjorgen¬
Stück seine Seele offenbaren soll, so muß dieses schönste Kind
ihres Bruders erdolcht wird. In Beatrice führt uns der
Zeitung")
des Volkes von Bologna selbst aus dem Märchen zu
Dichter ein von glühender Sinnenlust erfülltes Naturkind
chaftliche
vor, das mit der Liebe, der Krone und dem Tod immer nur
kommen scheinen. Fräulein Irene Triesch hat diese Auf¬
iese Mit¬
spielt und dadurch ihre Umgebung in Unheil verstrickt. Der
gabe glänzend gelöst, nicht durch die kleinen Künste der Ver¬
„Schleier der Beatrice“ enthält Szenen, die zum Besten ge¬
führung, sondern mit der überzeugenden Kraft ihrer reifen Künstler¬
hören, was Schnitzler überhaupt geschrieben hat, aber die
schaft, die immer mit bewunderungswürdiger Energie und In¬
einzelnen Theile sind psychologisch nicht tief genug verbunden,
telligenz auf das Wesen der Sachr gerichtet ist. Ueber die anderen
um dem langen Drama, — die Aufführung begann bereits um
Leistungen wird noch des weiteren die Rede sein, ebenso über die
sieben Uhr und endigte nach viertel elf — volle überzeugende
Darstellung im allgemeinen, von der vorläufig gesagt werden mag,
Kraft zu verleihen. Darüber, sowie über die Aufführung
daß sie sich durch eine Kunst feiner Repräsentation und einen
mit Fräulein Triesch und den Herren Rittner und
chmack der Dekorakkon ausgezeichnet hat, wie wir sie
Kayßler wollen wir uns noch näher äußern. Der Dichter
war im Hause anwesend und wurde mehrfach gerufen, wo¬
Theater schon lange gewünscht haben. A. E.
gegen der Widerspruch Einzelner nicht aufkan—