II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 317

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14. Der Sschleiender Beatrige
Herzog auf seiner Heimkehr durch ihre Straße geritten, sie gesehen
blatt aus dem Rausch, und

„Der Schleier der Beatrice.“
und lang angeblickt habe, zum großen Schmerz ihrer Schwester,
gewordenen Besucherinnen sch
Deutsches Theater. Sonnabend „Der Schleier der
die seit langer Zeit in Sehnsucht nach dem Fürsten sich verzehre;
geht aber nicht so leicht,
Beatrice.“ Schauspiel in 5 Akten von Arthur Schnitzler.
Töchter der Sünde in den
aus Furcht vor ihrem Zorn sei sie in ihre Stube geflüchtet, ein¬
Historisch=romantisch=realistisch, eine Reihe farbenprächtiger Bilder,
der Einen sogar den Giftbe
geschlafen und habe von dem Herzog geträumt, der sie in sein
ein wirrer Fiebertraum, so was man früher ein „Spektakelstück“
kommt ein Freund mit der
Ehebett geleitet. Darob entflammt der hitzige Poet in heller Wut,
nannte — das ist des talentvollen Dichters neuestes Werk. Auf
bezichtigt das arme Kind der Untreue und jagt sie von dannen;
Herzogs und der Einladung
diesem Felde aber wächst sein Lorbeer nicht, seine Muse ist das
geduldig geht sie fort.
feuerlustigen Schönen. Nach
süße Wiener Mädel, und scharfsichtige Augen werden es auch unter
der verlassenen Braut eine
Auf den Straßen von Bologna geht's recht lebhaft zu, das
all dieser phantastischen Umhüllung wieder erkennen. Wir befinden
Beatrice im vollen H
Gerücht hat sich verbreitet, der Herzog wolle das schönste Mädchen
uns in Vologna zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Also mitten
hat
hierher getrieb
am Abend in sein Schloß bescheiden, und der Andrang ist natürlich
im Quinquecento, aus dem auch Monna Vanna zu uns ge¬
Er stellt sie auf die
sehr groß. Als Beatrice kommt, findet sie den ängstlich um sie
kommen. Cäsare Borgia, dieser Ausbund aller Scheußlichkeit,
besorgten Bruder vor, der die geliebte Schwester aus der bedrohten
der Wein, den sie getrunken,
belagert die Stadt, ihr Untergang scheint unvermeidlich. Das be¬
Stadt und vor allem aus der Lasterhöhle des Elternhauses erretten
entsetzliche Todesangst, daß
rührt den Dichter Filippo Loschi so wenig, wie der Jammer
will. Er beschwört sie, den schon lange sie umwerbenden Gesellen
Becher leert und tot dahinfin
seiner Braut, der Gräfin Teresina Fantuzzi, die in einsamer
Vittorino zu heiraten und mit ihm in seine Heimat zu ziehen.
Leben erfaßt, eilt Beatrie
Verzweiflung am Totenbett der Mutter trauert. Vergeblich mahnen
Sie ist auf der Stelle bereit,
Der vierte Akt spielt in
die Trauung so
l sogleich
ihn die Freunde an seine Pflicht, schroff weist er auch die
stattfinden, mit Bruder und Bräutigam begiebt sie sich
Schlosse des Herzogs, eine
in
Einladung des Herzogs zurück, der soeben, den Menchel¬
erbitten.
das Haus, den Segen des Vaters a
(
lichen Lokale möglich.
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mördern glücklich entronnen, in seine Stadt zurückgekehrt ist
Als sie wieder heraustreten, befinden sie sich dem Herzog gegen¬
dieser Nacht, da Euer Fürst
und kein fehnlicheres Verlangen hat, als den Dichter kennen zu
Losung, die der erlauchte Gas
über, der mit großem Gefolge die Straße passirt und hier eine
lernen. Des Herzogs Reisebegleiter, der Graf Fantuzzi, hat
Unwillkürlich muß man der
Art Kriegsrat hält. Er erkennt Beatrice wieder und nähert
durch die Verse, die Loschi seiner Braut geweiht, den kunst¬
ob die Todgeweihten noch
sich ihr, da er aber hört, daß sie Braut und auf dem Weg zur
liebenden Fürsten begeistert. Aber damit ist's, wie gesagt, vorbei,
Kirche, läßt er von ihr ab und heißt sie gehen. Beatrice geht
ihren Lüsten freien Lauf ließ
der wankelmütige Poet schmachtet in neuen Banden, er erwartet
Neuvermählte, die sich wäl
nicht, verharrt vielmehr, trotz alles Flehens des Bruders und
die Geliebte und weist den Freunden wie dem herzoglichen Geheim¬
Schon ist ihre Abwesenheitt
Bräutigams, unbeweglich in den Anblick des Herzogs versunken.
schreiber ziemlich brutal die Thüre. Und Beatrice kommt, vor
Der glaubt nun ihren Willen zu erkennen und macht ihr und der
Herzogs, die sie für eine Her
drei Tagen erst hat er sie auf einem Volksfest kennen gelernt, sie
wieder
sich
findet
ganzen Familie die lockendsten Anerbietungen. Beatrice aber
ist auch ein Kind des Volkes und aus einer feinen Familie.
kostbarsten Hochzeitsschmuck
Der alte Wappenschneider Nardi, ihr Vater, ist seit sieben
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historischem Wert, den ihr
Jahren blödsinnig, die Untreue seiner Frau hat das ver¬
daß der Bischof von Pekron in einer Stunde die Tranung voll¬
ihrem Verbleib nicht nachso
schuldet, die ältere Tochter Rosina wandelt unter der Leitung
ziehe und lädt alle Schönen zur Hochzeitsfeier in das Schloß.
Schleier soll sie zurückschaffen
der Mutter auf deren Wegen, und nur der Sohn Francesco
Der unglückselige Bräutigam ersticht sich schleunigst, das macht auf
liefert, als sie sich endlich en
ist ein anständiger Mensch, er hat sich freiwillig zur Verteidigung
Beatrice gar keinen Eindruck, schaudernd entflieht der Bruder
Herzog begleitet sie, nachden
der Stadt gestellt. Beatrice ist sofort bereit, mit dem Geliebten
Sie führt ihn in Filipp
zu fliehen, wozu es die höchste Zeit, und während der alte Diener
Inzwischen hat Filippo mit zwei zugereisten Florentiner
funden, drängt sie zum Fort##
zur Beschaffung von Pferden ausgeschickt, erzählt sie, daß der Courtisanen sich vergnügt, etwas katzenjämmerlich erwacht das Drei= die Hochzeitsnacht hier halten