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14. Der schleier der Bestrice
den Kriegsmaschinen, mit denen vor Einführung der Mit der fortschreitenden Entn
forderlich sei. Dabei mußte allerdings in die
Pulvergeschütze befestigte Orte angegriffen und ver¬ nahmen jedoch die Schwierigk
Dunkelheit hineingeleuchtet werden, in der die
kleinen Schar, die seinem Schatte
nicht umschleierter? Ein Prüfer, ein Zweifler an
Der Schleier der Beatrice.
die stärkste seiner bisherigen Dich
allen Daseinswerten, eifersüchtig auf Träume, ein
Schauspiel von Arthur Schnitzler.
Mittelbarer, kurz: ein Dichter. Es gibt keinen
144
II.
besseren Vergleich in der Welt der Taten als den
—Erstaufführung im Deutschen Theater.
Nicht die gelungenste, noch
schrecklichen eines Lustmörders; der Besitz des Leibes
will kurz sein. Von den Vers
genügt ihm nicht — er schlitzt ihn auf, um das Ge¬
Profil des Stücks ist unbeholfen
heimnis herauszuholen. Er selber leidet an der Qual,
77Ter ist Beatrice? Sie verläßt eine Art Bräutigam
sehr viel Zwecklosigkeit. Es fel
die er schafft.
( für den Dichter Filippo Loschi, geht wieder zum
und die wundersame Klarheit de
Das denkwürdigste Bild eines solchen Mannes
Bräutigam, läßt den Bräutigam für einen Herzog,
Manches „kommt“ dramatisch ni
—
der alle Möglich¬
bleibt Hebbels Herodes
den Herzog wieder für den Filippo Loschi, den ge¬
viel: das kann uns dies Gesamt
keiten in die letzten Schlupfwinkel verfolgt, um
storbenen Loschi wieder für den lebenden Herzog. Sie
Es ist Blut von unserem Blut; Al
ist ein Kind, sechzehn Jahre, und lebt in der Renaissance¬
ein gesteigertes Bewußtsein des Geliebtwerdens
klagt ... und verstummt. Ich
zeit. Nein, sie ist mehr als ein Mädchen: sie ist ein
herbeizuführen; er hat die Verzweiflung sehn¬
Aufgabe abstehen, die dramaturg
Fall; Zusammenfassung; ein Urbild. Beatrice ist
süchtigen Mißtrauens; er grübelt: wie sich Mariamne
zutun; jeder Hörer hat sie bem
die and Rasse — mit der wir den ewigen Liebes¬
verhalten könnte, wenn er eines Tages tot wäre;
jeder den starken Besitz wahrge
krieg führen; die als Stellvertreterin eingesetzt ist (in
ja, es ist das tiefste Liebesdrama aller Zeiten;
ein Drama verleiblicht.
vielen kleinen Exemplaren) des großen, triebhaften
hier wird der ganze Abgrund stabiliert — in dem
Nur ein Wort über die Darstel
Alls; die auch die Menschen zur Welt bringt; die sich
sich beides umschlingt: untrennbare Gemeinschaft
war ein Besetzungsirrtum. Er u
vom Urzustande so weit noch nicht entfernt hat wie der
und ewige Fremdheit zwischen „Liebenden“. Oder:
hamlet so unzureichend ... wi
grübelnde, auf Grund von Erwägungen egoistische
zwischen Menschen. Es wird nur heroischer, wüsten¬
Dänen Hamlet unzureichend wä
Männerich; Beatrice bleibt das Unbewußte gegenüber
hafter ausgedrückt; später sagt es der stille Jacobsen
Welt gestufteren Fühlens, hal
dem Allzubewußten; der Lebenstrieb, der nicht gar so
im Niels Lyhne mit folgenden Worten: „Es war das
borgener Anläufe, gespaltener Tri
streng an den Umständen mäkelt; der sich rasch anpaßt;
große Traurige, daß eine Seele stets allein ist. Es war
Empfindsamkeit: das ist die Welt
sie ist die umschleierte Kreatur (umschleiert für unsern
eine Lüge, jeder Glaube an die Verschmelzung von Seele
heit großen Darstellers nicht.
Blick), die schwebenden Ganges diese Erdentage durch¬
und Seele. Nicht die Mutter, die uns auf den Schoß
wahrscheinlich doch in der graden
messen könnte, so nicht unser systematisierter Egoismus
nimmt, nicht der Freund, nicht das Weib, das an
anderes Wort: er war am Son#
ihre Seele flattern machte, ins Elend peitschte. „War
unserem Herzen ruhte...“ Die tiefste Erfahrung, die
es so schmählich, was ich verbrach?“ Nein, Beatrice,
Bleibt der Herzog. Herr Kay
jemand außer dem Geborenwerden und dem Sterben
Gestalt als die vom Dichter
du bist mehr Opfer als „Verbrecherin“.
durchmachen kann, richtet sich hier in leibhafter
er wegließ, war die heitere F
Du könntest sogar, Beatrice, mit größerem Recht
Gestaltung auf. Schnitzler muß wohl ein Dichter sein.
vom „Schleier des Filippo Loschi“ reden. Ist er Er geht, nicht unwert des großen Hebbel, in der allzu geglichenen, der ein feiner Lebens
14. Der schleier der Bestrice
den Kriegsmaschinen, mit denen vor Einführung der Mit der fortschreitenden Entn
forderlich sei. Dabei mußte allerdings in die
Pulvergeschütze befestigte Orte angegriffen und ver¬ nahmen jedoch die Schwierigk
Dunkelheit hineingeleuchtet werden, in der die
kleinen Schar, die seinem Schatte
nicht umschleierter? Ein Prüfer, ein Zweifler an
Der Schleier der Beatrice.
die stärkste seiner bisherigen Dich
allen Daseinswerten, eifersüchtig auf Träume, ein
Schauspiel von Arthur Schnitzler.
Mittelbarer, kurz: ein Dichter. Es gibt keinen
144
II.
besseren Vergleich in der Welt der Taten als den
—Erstaufführung im Deutschen Theater.
Nicht die gelungenste, noch
schrecklichen eines Lustmörders; der Besitz des Leibes
will kurz sein. Von den Vers
genügt ihm nicht — er schlitzt ihn auf, um das Ge¬
Profil des Stücks ist unbeholfen
heimnis herauszuholen. Er selber leidet an der Qual,
77Ter ist Beatrice? Sie verläßt eine Art Bräutigam
sehr viel Zwecklosigkeit. Es fel
die er schafft.
( für den Dichter Filippo Loschi, geht wieder zum
und die wundersame Klarheit de
Das denkwürdigste Bild eines solchen Mannes
Bräutigam, läßt den Bräutigam für einen Herzog,
Manches „kommt“ dramatisch ni
—
der alle Möglich¬
bleibt Hebbels Herodes
den Herzog wieder für den Filippo Loschi, den ge¬
viel: das kann uns dies Gesamt
keiten in die letzten Schlupfwinkel verfolgt, um
storbenen Loschi wieder für den lebenden Herzog. Sie
Es ist Blut von unserem Blut; Al
ist ein Kind, sechzehn Jahre, und lebt in der Renaissance¬
ein gesteigertes Bewußtsein des Geliebtwerdens
klagt ... und verstummt. Ich
zeit. Nein, sie ist mehr als ein Mädchen: sie ist ein
herbeizuführen; er hat die Verzweiflung sehn¬
Aufgabe abstehen, die dramaturg
Fall; Zusammenfassung; ein Urbild. Beatrice ist
süchtigen Mißtrauens; er grübelt: wie sich Mariamne
zutun; jeder Hörer hat sie bem
die and Rasse — mit der wir den ewigen Liebes¬
verhalten könnte, wenn er eines Tages tot wäre;
jeder den starken Besitz wahrge
krieg führen; die als Stellvertreterin eingesetzt ist (in
ja, es ist das tiefste Liebesdrama aller Zeiten;
ein Drama verleiblicht.
vielen kleinen Exemplaren) des großen, triebhaften
hier wird der ganze Abgrund stabiliert — in dem
Nur ein Wort über die Darstel
Alls; die auch die Menschen zur Welt bringt; die sich
sich beides umschlingt: untrennbare Gemeinschaft
war ein Besetzungsirrtum. Er u
vom Urzustande so weit noch nicht entfernt hat wie der
und ewige Fremdheit zwischen „Liebenden“. Oder:
hamlet so unzureichend ... wi
grübelnde, auf Grund von Erwägungen egoistische
zwischen Menschen. Es wird nur heroischer, wüsten¬
Dänen Hamlet unzureichend wä
Männerich; Beatrice bleibt das Unbewußte gegenüber
hafter ausgedrückt; später sagt es der stille Jacobsen
Welt gestufteren Fühlens, hal
dem Allzubewußten; der Lebenstrieb, der nicht gar so
im Niels Lyhne mit folgenden Worten: „Es war das
borgener Anläufe, gespaltener Tri
streng an den Umständen mäkelt; der sich rasch anpaßt;
große Traurige, daß eine Seele stets allein ist. Es war
Empfindsamkeit: das ist die Welt
sie ist die umschleierte Kreatur (umschleiert für unsern
eine Lüge, jeder Glaube an die Verschmelzung von Seele
heit großen Darstellers nicht.
Blick), die schwebenden Ganges diese Erdentage durch¬
und Seele. Nicht die Mutter, die uns auf den Schoß
wahrscheinlich doch in der graden
messen könnte, so nicht unser systematisierter Egoismus
nimmt, nicht der Freund, nicht das Weib, das an
anderes Wort: er war am Son#
ihre Seele flattern machte, ins Elend peitschte. „War
unserem Herzen ruhte...“ Die tiefste Erfahrung, die
es so schmählich, was ich verbrach?“ Nein, Beatrice,
Bleibt der Herzog. Herr Kay
jemand außer dem Geborenwerden und dem Sterben
Gestalt als die vom Dichter
du bist mehr Opfer als „Verbrecherin“.
durchmachen kann, richtet sich hier in leibhafter
er wegließ, war die heitere F
Du könntest sogar, Beatrice, mit größerem Recht
Gestaltung auf. Schnitzler muß wohl ein Dichter sein.
vom „Schleier des Filippo Loschi“ reden. Ist er Er geht, nicht unwert des großen Hebbel, in der allzu geglichenen, der ein feiner Lebens