II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 544

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14. Der Schleier der Seatrice
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Der Plan der Reparationspolitik hat
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marktpreis, so hoch bleiben, das Verlangen nach englischem
vollständig bankerott gemacht. Längst
#uß, um zur Goldwährung zu
Kredit praktisch dem Verlangen nach unseren Goldreserven
wird nicht mehr von den Hunderten von Milliarden ge¬
Da wir kürzlich durch die
gleichkommt. Diese Kreditpolitik wird wohl beibehalten werden
sprochen, die Deutschland an seine Besieger abzahlen sollte,
keinen Anreiz für fremde Gelder
müssen, solange die Summe der in= und ausländischen Kapitals¬
und man ist unter dem Drucke der Wirklichkeit bis zum
cht geneigt, ihn wieder zu ver¬
nachfrage unsere nationalen Kapitalsüberschüsse überschreitet.
Dawes=Plan fortgeschritten. Auch dieser Dawes=Plan frei¬
ng des Pfund Sterling zur
Die Finanzkommission, auf deren Bericht sich die Regierung
lich ist nur teilweise anwendbar. Amerika hat indessen
stützte, als sie beschloß, zur Goldwährung zurückzukehren, war
aunten Tatsachen sind die Be¬
die logischeste Politik gewählt, es hat sich von Europa ent¬
der Meinung, daß ein freier Geldmarkt zur Vorkriegsparität
er „Vickers“ A.=G. bei der
wieder eingerichtet und der Goldpreis wie vor dem Kriege fernt. Es war gekommen, um einen Imperialismus zu be¬
on Interesse. Nachdem er die
Man könnte sie mit einiger Freiheit eine Jüdin von
was ist sie? Folgt man der Charakterentwicklung an der
tochen. Der Herzog aber findet
Toledo von Bologna nennen.
Hand der Beatrice=Szenen, so muß man zunächst feststellen,
lages aus den Träumen dieser
Sie
Auf dem Theater wird alles darauf ankommen, diesen
daß Beatrice ein verspieltes, kindisches Geschöpf ist.
rätselvollen Frauencharakter selbstverständlich zu machen,
spricht in einem von der Todesgefahr, die der Stadt droht, und
wie weicher Boden
und in diesem Punkte wenigstens kann man der Ausrede
von einem Kamm, den sie im Gedräng verloren hat, und da ihr
dieser durst'ge Morgen
verwichener Burgtheaterdirektoren, daß sie keine geeignete
Loschi eine gemeinsame Flucht zu Pferde vorschlägt, fragt sie
er entschwundnen Nacht.
Darstellerin für die Beatrice hätten, eine gewisse Berechti¬
besorgt, ob er denn auch die ganze Zeit ihr Pferd am Zügel
an der Seite ihres Freundes,
gung nicht absprechen. Auch Frau Wagen rist diese Dar¬
führen werde? Sie ist wohl auch ein wenig dumm, aber auf
in der Gruft der Bentivoglio
stellerin nicht, und an dieser Fehlbesetzung krankt die Vor¬
eine sehr anmutige Weise dumm, die in nichts ihren poetischen
Stadt zu verteidigen, dem Feind
stellung, der sich auch sonst, von der schauspielerischen Seite,
Liebesreiz gefährdet, ja, ihn erhöht; hierin eine entfernte Ver¬
nicht allzu viel Gutes nachrühmen läßt. Herr Andersen
wandte von Goethes Ottilie. Und sie ist vor allen Dingen
Inhalt hin angesehen, fast wie ein
als Loschi gibt eine redliche Talentprobe, Herr Lohner
hysterisch, was man gewiß auch schon im sechzehnten Jahr¬
zum Drama steigert, ist der
als Francesco eine bewundernswerte Probe expressiver junger
hundert war und wofür sich allerhand Züge in ihren Aeuße¬
verstrickten Protagonisten. Zwei
Schauspielkunst. Weitaus der Bedeutendste und, was ebenso¬
rungen nachweisen lassen, vor allem ein mangelndes Identi¬
steressante Charaktere, deren Ent¬
viel sagen will, dem Stil des Stückes Gemäßeste ist in der
tätsgefühl — Beatrice erwähnt einmal, daß ihr manchmal zu¬
äde Situation wir mit Interesse
Rolle des Herzogs Herr Aslan, der einzige, der uns nicht
mute sei, als wäre sie gar nicht sie, als wäre sie gar nicht zu
frtner im Leben und im Sterben,
bedauern läßt, daß das Werk erst zwanzig Jahre zu spät am
Hause — eine gewisse Unartikuliertheit, eine gewisse Gestalt¬
Ein launenhafter Mann, ja ein
Burgtheater gespielt wurde. Das spricht für Herrn Aslan,
losigkeit ihres seelischen Wesens. Bei alldem aber ist sie, trotz
1 zum Gesetz seines Lebens macht
der in seiner Person die erfreulichste Stilverbindung zwischen
aller Einmaligkeit, ein durchaus lebensvolles, in seiner
fesina, liebt er Beatrice, aus Laune
dem alten und dem neuen Burgtheater herstellt, aber auch
Lebendigkeit durchaus überzeugend wirkendes Frauengeschöpf,
besuchen — verlangt er dennoch
für Schnitzlers Werk, das, geistig in der Problematik der
ein Weib wie viele, ja in gewissem Sinne vielleicht sogar wie
seiner Geliebten und stirbt aus
Jahrhundertwende wurzelnd, als Dichtung in eine zeitlosere
alle: „das Weib als solches, nichts als ihr Geschleih.“ Was
mit seinen idealen Forderungen
Sphäre hineinragt. Seine üppige Theatralik verdankt dem
Grillparzer in diesem Verse der Jüdin von To do nachsagt,
und Lebensernst nicht Schritt zu
Burgtheater viel, das seinem Schöpfer so viel verdankt. S¬
das läßt sich auch Schnitzlers Beatrice nachsage. oon der der
ist es dreifach diesem Haus verschrieben: dem Burgtheater
Herzog im Morgenlichte des fünften Aktes zusammenfassend
Manne ist in Beatrice ein ebenso
von gestern, von heute, und als ein abschließendes Werk einer
äußert:
abgeschlossenen Epoche, vermutlich in noch höherem Maße
sen gegenübergestellt, dessen
Warst du nicht, Beatrice, nur ein Kind,
sche Willkür — hier unterscheidet
von morgen.
Das mit der Krone spielte, weil sie glänzte,
Rooul Anernbeinen
genossin Lulu — Schnitzler zum
aur 191
Mit eines Dichters Seel', weil sie voll Rätsel,


s gemacht hat. Wer ist diese

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Mit eines Jünglings Herzen, weil's dir just.
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liebt, von einem Herzog träumt,
um einem Dichter zn gebtre— D