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box 20/6
Der Schleierder Beatriee
drde¬
Sr. ,und
Je
krang. Mandale. Bechrifriche
r vor. Der ehemalige Van de Vyvere fiel, gab der König zunächst diesem die Gelegen
artei 91, die liberal orientierte, der Regierung
Merlin, der beim heit zur Verwirklichung seines Planes. Die Aussichten, daß es nahesteh### Ripka=Partei 23 Mandate und die
Ganz nach Freud, der ja das Schaffen Schnitzlers viel wesent= Biedermeierische gewendet und eine Pantomime aus ihm gemacht
hn.
licher beeinflußt hat, als man glaubt, ruft er ihr zu, daß hat. Die treibende Handlung besteht aus Szenen, die das
1 Träume Begierden ohne Mut“ sind, freche Wünsche, die das Dramatische an sich kontrastieren und das Wort entbehrlich machen.
er.
Licht des Tages scheuen“. So jagt Filippo die fassungslose Was ist an „Handlung“ in diesem Renaissanceschauspiel? Bologna
r der Beatrice“,
Beatrice daven und als sie später trotzdem wiederkommt, prüft ist vom Feind eingeschlossen. Es gibt kein Entrinnen und der
AArtur Schnitzler.
er sie von neuem mißtrauisch und stellt sie auf die Gistprobe. Ausfall der Truppen bedeutet sicheren Tod. Noch ist eine Nacht
die sie nicht besteht. Sie fürchtet nicht den Tod, aber sie hängt
zum Leben da, zum Ausleben, und es soll eine Nacht der letzten
am Leben, das ihr mehr zu bedeuten scheint.
bson.
Elstasen sein. Beatrice, von ihrem Dichter verstoßen, ist eben
Auch zur Schicksalstragödie führt der Weg Schnitzlers Aber
dabei, einem andern jungen Mann zur Hochzeit zu folgen, als
Khauspiel. Es drängt zum
es sind immer nur Motive, nicht Ziele. Er preßt. mehr als ihr der schöne und tapfere Herzog entgegentritt. Sein Blick
n ihm. Es entfaltet seine sonst, die Gegensätze: Leben und Tod in diesem Schauspiel zu- trifft sie ins Herz und ins Blut. Er wirbt um sie, sie sagt Ja,
es verliert sie, wenn sie
sammen; Leben ist „die Fülle, nicht die Zeit" und Tod das Ende aber nur wenn er sie zur Frau nehmen will. Es ist die letzte
ieder die Szene dramatische einer Fahrt, wo hinter Mauern erst das gewaltigste aller dunklen Nacht des Herzogs und er willigt ein. Aber von der Hochzeit
die der Worte austat, und
Abenteuer wartet. Den Schnitzlerschen Menschen genügt es nie,
weg schleicht sich die junge Herzogin zurück zum Dichter, der das
plötzlich Bindungen für
zu leben und zu sterben. Sie leben ihr Leben nicht einmal, Blut zuerst in ihr geweckt hat. Doch hier, wo sie geglaubt hat,
sondern tausendfältig, aus dem Blut und aus dem Gedanken, sie ihr höchstes Liebesopfer zu bringen, stößt sie auf Mißtrauen, und
Buch und Bühne. Im können kein Gefühl äußern, ohne sich obendrein noch Rechenschaft als sich der Dichter vor ihren Augen tötet, entläuft sie voll
dem Theater verzögert man darüber abzulegen, ohne daß sie nachprüfen, ob es echt war; sie Angst zurück ins Schloß. Den Schleier hat sie allerdings bei
hlich klar. Das Stück ist reißen sich die Brust auf, um ihr Innerstes zu betrachten, und ihrer Flucht vergessen und nun umfängt den Herzog die große
wandeln wie im Schlaf. sie sterben anderseits tausend Tode, noch ehe sie zu leben auf= Enttäuschung an der Reinheit des Weibes. Er fordert von ihr,
fallen ins Dunkel zurück, gehört haben, immer nach dem letzten Geheimnis suchend.
daß sie ihn dorthin führe, wo sie den Schleier liegen ließ. Dort
sind, drängen ins Helle.
Dieses Schauspiel ist nicht von heute. Schnitzler schrieb es will er dann Brautnacht feiern, und Beatrice, die zum Leben
kers ist beinahe immer nur
vor fünfundzwanzig Jahren, aber es könnte ebensogut am Anfang drängt, über den Tod trumphieren will, erleidet ihr Schicksal vor
acht, für das er Schicksals= wie am Ende seines Dichtens stehen. Der Kreislauf seines mystischen der Leiche Filippos. Das ruhelose Weibtum Beatricens war
Zusammenhang schrieb er Träumens, des tiefen Suchens um die Zusammenhänge des Welt= immer nur die unerklärliche Angst: das Leben und die Liebe zu
nichts anderes sind, sind geschehens und das ewige Erkennen des Urgefühls, das im Ver= versäumen und eine Flucht vor dem Sterben.
rasch auch wie in Richt- langen nach Liebe liegt, der Drang nach Wahrheit und die
Schnitzler hat ins Weite und Breite komponiert. Das
Gedankenspielen entstand,
schmerzliche Skepsis, daß sich Handeln und Wollen ständig ver¬
Theater aber heischt Verknappung, was manchmal auch Ver¬
hkeiten.
schieben, ist in diesen Stück eingeschlossen und darüber hinleuchtet
gröberung ist. Wo man das Messer, den Bleistift, ansetzt, fällt
Lulu, natürlich ein schnitz= wie ein Stern über dem Chaos nur der inbrünstige Glaube Wertvolles zum Opfer. Scheinbar Entbehrliches erweist sich später
frice ist Erdgeist, Weib an an die Unvergänglichkeit aller Kunst. Oder des Dichtens. „Ein
doch als unentbehrlich, und was fein wie Spinnseide die einzelnen
n ihr sterben die Männer, Lied, verweht's der Zufall nicht, ist's ew'ger als der kühnste
Gedanken und Teile zusammenhielt, wird zum groben Handlungs¬
nbewußt in ihrer Schuld. unserer Siege“ ... Das ist Schnitzler.
faden, wenn die Verknüpfungen sich lösen. Ich weiß nicht, ob
sie. „Warum war ich
Geht man diesem Stück im einzelnen nach, um den jemand, der das Stück nicht kennt, aus der Aufführung sein
u bringen und weiß doch:
Widerspruch zu ergründen, warum es im Buch um so unendlich Wesentlichstes und Reizvollstes erkennt. Es ist vieles entfernt, was
ist eine Dämmerseele und
stärker wirkt als auf der Bühne, dann springt schroff auf:
man schwer vermißt, nicht zuletzt das Entscheidende: die Lust und
ist eigentlich müde wie sie
es ist irgendwie verbaut. Es kommt aus dem Reflektiven ins die Schauer der letzten Nacht vor dem Tod, der draußen lauert.
wenn sie von einem zum Dramatische, aus dem Dramatischen wieder ins Reflektive. Die Die Volksszenen, voll Echtheit und lebendiger Einfühlung sind
Linie ist vielfach gebrochen, die „Verknüpfungen“ häufen sich, sind ganz verschwunden, wie so vieles verschwand, was den Gehelt
itzler deutlich den Sprung manchmal schwer erkennbar und dann wieder nicht
des Schauspiels in tieferen Sinn auflöst.
kriamne immer von neuem
zu entknoten. Dabei ist
der
rein
dramatische
Oder liegt das nur allein an dieser Aufführung des Burg¬
aß ihre Liebe von keinem
Grundeinfall stark und wirkt an sich noch stärker fort. theaters, die leer und immer leerer läuft, zu einem fatalen
er Dichter Filippo in dem
Es ist kein Zufall, daß aus diesem „Schleier der Beatrice“ ein
Puppenspiel wird, ganz bunte Maskerade von Menschen mit
trice wohl nicht unters „Schleier der Pierette“ wurde, kein Zufall, daß Schnitzler Spruchbändern im Munde; eine Aufführung, die alle Stimmung
ihm schon Schuld genug. denselben Stoff aus der Renaissancezeit später ins wienerisch schuldig bleibt und mit Darstellern, die am Charakteristischen
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Der Schleierder Beatriee
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krang. Mandale. Bechrifriche
r vor. Der ehemalige Van de Vyvere fiel, gab der König zunächst diesem die Gelegen
artei 91, die liberal orientierte, der Regierung
Merlin, der beim heit zur Verwirklichung seines Planes. Die Aussichten, daß es nahesteh### Ripka=Partei 23 Mandate und die
Ganz nach Freud, der ja das Schaffen Schnitzlers viel wesent= Biedermeierische gewendet und eine Pantomime aus ihm gemacht
hn.
licher beeinflußt hat, als man glaubt, ruft er ihr zu, daß hat. Die treibende Handlung besteht aus Szenen, die das
1 Träume Begierden ohne Mut“ sind, freche Wünsche, die das Dramatische an sich kontrastieren und das Wort entbehrlich machen.
er.
Licht des Tages scheuen“. So jagt Filippo die fassungslose Was ist an „Handlung“ in diesem Renaissanceschauspiel? Bologna
r der Beatrice“,
Beatrice daven und als sie später trotzdem wiederkommt, prüft ist vom Feind eingeschlossen. Es gibt kein Entrinnen und der
AArtur Schnitzler.
er sie von neuem mißtrauisch und stellt sie auf die Gistprobe. Ausfall der Truppen bedeutet sicheren Tod. Noch ist eine Nacht
die sie nicht besteht. Sie fürchtet nicht den Tod, aber sie hängt
zum Leben da, zum Ausleben, und es soll eine Nacht der letzten
am Leben, das ihr mehr zu bedeuten scheint.
bson.
Elstasen sein. Beatrice, von ihrem Dichter verstoßen, ist eben
Auch zur Schicksalstragödie führt der Weg Schnitzlers Aber
dabei, einem andern jungen Mann zur Hochzeit zu folgen, als
Khauspiel. Es drängt zum
es sind immer nur Motive, nicht Ziele. Er preßt. mehr als ihr der schöne und tapfere Herzog entgegentritt. Sein Blick
n ihm. Es entfaltet seine sonst, die Gegensätze: Leben und Tod in diesem Schauspiel zu- trifft sie ins Herz und ins Blut. Er wirbt um sie, sie sagt Ja,
es verliert sie, wenn sie
sammen; Leben ist „die Fülle, nicht die Zeit" und Tod das Ende aber nur wenn er sie zur Frau nehmen will. Es ist die letzte
ieder die Szene dramatische einer Fahrt, wo hinter Mauern erst das gewaltigste aller dunklen Nacht des Herzogs und er willigt ein. Aber von der Hochzeit
die der Worte austat, und
Abenteuer wartet. Den Schnitzlerschen Menschen genügt es nie,
weg schleicht sich die junge Herzogin zurück zum Dichter, der das
plötzlich Bindungen für
zu leben und zu sterben. Sie leben ihr Leben nicht einmal, Blut zuerst in ihr geweckt hat. Doch hier, wo sie geglaubt hat,
sondern tausendfältig, aus dem Blut und aus dem Gedanken, sie ihr höchstes Liebesopfer zu bringen, stößt sie auf Mißtrauen, und
Buch und Bühne. Im können kein Gefühl äußern, ohne sich obendrein noch Rechenschaft als sich der Dichter vor ihren Augen tötet, entläuft sie voll
dem Theater verzögert man darüber abzulegen, ohne daß sie nachprüfen, ob es echt war; sie Angst zurück ins Schloß. Den Schleier hat sie allerdings bei
hlich klar. Das Stück ist reißen sich die Brust auf, um ihr Innerstes zu betrachten, und ihrer Flucht vergessen und nun umfängt den Herzog die große
wandeln wie im Schlaf. sie sterben anderseits tausend Tode, noch ehe sie zu leben auf= Enttäuschung an der Reinheit des Weibes. Er fordert von ihr,
fallen ins Dunkel zurück, gehört haben, immer nach dem letzten Geheimnis suchend.
daß sie ihn dorthin führe, wo sie den Schleier liegen ließ. Dort
sind, drängen ins Helle.
Dieses Schauspiel ist nicht von heute. Schnitzler schrieb es will er dann Brautnacht feiern, und Beatrice, die zum Leben
kers ist beinahe immer nur
vor fünfundzwanzig Jahren, aber es könnte ebensogut am Anfang drängt, über den Tod trumphieren will, erleidet ihr Schicksal vor
acht, für das er Schicksals= wie am Ende seines Dichtens stehen. Der Kreislauf seines mystischen der Leiche Filippos. Das ruhelose Weibtum Beatricens war
Zusammenhang schrieb er Träumens, des tiefen Suchens um die Zusammenhänge des Welt= immer nur die unerklärliche Angst: das Leben und die Liebe zu
nichts anderes sind, sind geschehens und das ewige Erkennen des Urgefühls, das im Ver= versäumen und eine Flucht vor dem Sterben.
rasch auch wie in Richt- langen nach Liebe liegt, der Drang nach Wahrheit und die
Schnitzler hat ins Weite und Breite komponiert. Das
Gedankenspielen entstand,
schmerzliche Skepsis, daß sich Handeln und Wollen ständig ver¬
Theater aber heischt Verknappung, was manchmal auch Ver¬
hkeiten.
schieben, ist in diesen Stück eingeschlossen und darüber hinleuchtet
gröberung ist. Wo man das Messer, den Bleistift, ansetzt, fällt
Lulu, natürlich ein schnitz= wie ein Stern über dem Chaos nur der inbrünstige Glaube Wertvolles zum Opfer. Scheinbar Entbehrliches erweist sich später
frice ist Erdgeist, Weib an an die Unvergänglichkeit aller Kunst. Oder des Dichtens. „Ein
doch als unentbehrlich, und was fein wie Spinnseide die einzelnen
n ihr sterben die Männer, Lied, verweht's der Zufall nicht, ist's ew'ger als der kühnste
Gedanken und Teile zusammenhielt, wird zum groben Handlungs¬
nbewußt in ihrer Schuld. unserer Siege“ ... Das ist Schnitzler.
faden, wenn die Verknüpfungen sich lösen. Ich weiß nicht, ob
sie. „Warum war ich
Geht man diesem Stück im einzelnen nach, um den jemand, der das Stück nicht kennt, aus der Aufführung sein
u bringen und weiß doch:
Widerspruch zu ergründen, warum es im Buch um so unendlich Wesentlichstes und Reizvollstes erkennt. Es ist vieles entfernt, was
ist eine Dämmerseele und
stärker wirkt als auf der Bühne, dann springt schroff auf:
man schwer vermißt, nicht zuletzt das Entscheidende: die Lust und
ist eigentlich müde wie sie
es ist irgendwie verbaut. Es kommt aus dem Reflektiven ins die Schauer der letzten Nacht vor dem Tod, der draußen lauert.
wenn sie von einem zum Dramatische, aus dem Dramatischen wieder ins Reflektive. Die Die Volksszenen, voll Echtheit und lebendiger Einfühlung sind
Linie ist vielfach gebrochen, die „Verknüpfungen“ häufen sich, sind ganz verschwunden, wie so vieles verschwand, was den Gehelt
itzler deutlich den Sprung manchmal schwer erkennbar und dann wieder nicht
des Schauspiels in tieferen Sinn auflöst.
kriamne immer von neuem
zu entknoten. Dabei ist
der
rein
dramatische
Oder liegt das nur allein an dieser Aufführung des Burg¬
aß ihre Liebe von keinem
Grundeinfall stark und wirkt an sich noch stärker fort. theaters, die leer und immer leerer läuft, zu einem fatalen
er Dichter Filippo in dem
Es ist kein Zufall, daß aus diesem „Schleier der Beatrice“ ein
Puppenspiel wird, ganz bunte Maskerade von Menschen mit
trice wohl nicht unters „Schleier der Pierette“ wurde, kein Zufall, daß Schnitzler Spruchbändern im Munde; eine Aufführung, die alle Stimmung
ihm schon Schuld genug. denselben Stoff aus der Renaissancezeit später ins wienerisch schuldig bleibt und mit Darstellern, die am Charakteristischen