II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 611

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15. SyIvesternacht
Nr. 8
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Julius Diez (Müncher)
es thut. Sie eilte zu dem Wagen, in dem er
Agathe: Es war offenbar eine Nacht wie
Emil: Aber gnädige Frau, ich versichere
wartete, und stieg ein.
heute, es war sogar die Sylvesternacht, das weiß
Ihnen .... wenn Sie ahnten, wo sie jetzt ist —
Bmil: Unglaublich! Und dann?
ich. Meine Freundin
Agathe: Das ist ganz gleichgiltig; keineswegs
Agathe: Dann fuhren sie zusammen in den
Emil: Sie ist längst tobt.
ist sie in Ketten geschmiedet und Sie sind es auch
Prater. Es . .. muß wunderschön gewesen sein.
Agathe: Selbstverständlich. Aber damals
nicht.
Eine Nacht etwa wie heute, Schnee, überall Schnee
lebte sie und war verheirathet.
Emil: Aber es gibt auch Ketten, die —
und alles still vor lauter Schnee. Und unten in
Bmil: Und hatte sieben Kinder.
Agathe: Nein.
der großen Allee sind sie wahrscheinlich ausge¬
Agathe: Was fällt Ihnen ein?
Emil: Wenn Sie wüßten, wo sie ist!
stiegen und Arm in Arm spazieren gegangen und
Bmil: Ich sage das, um meinen Verdacht
Agathe: Warum geht sie nicht fort? Warum
waren... wahrscheinlich glücklicher, als man es
abzulenken.
gehen Sie nicht hin? Verkleidet, wenn es nicht
auf irgend einem Sternbild sein kann. Und eine
Agathe: Sie hatte kein Kind — zu jener
anders möglich ist — als Kellner — als Irr¬
Stunde, nachdem sie fortgegangen, war die Frau
Zeit kaum einen Gatten. Aber sie waren nun
sinniger. — Warum holen Sie sie nicht?
wieder daheim unter ihren Gästen.
einmal ein Paar und so gaben sie gemeinschaft¬
Emil: Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen
Bmil: Ohne daß es Jemand gemerkt hätte?
lich ein Fest, so eine Art Familienfest, wie heute
antworten soll.
Agathe: Das will ich eben nicht sagen; viel¬
in diesem Hause — ja. Aber er, der, den sie
Agathe: Allerdings ist es gefahrloser, sich
leicht war ihre Abwesenheit dem Einen oder dem
liebte, war nicht geladen.
auf dem großen Bären ein Rendez=vons zu geben.
Andern aufgefallen — aber da sie nun doch
Bmil: Er gehörte eben nicht zur Familie.
Bmil: Gnädige Frau, es ist eigentlich komisch,
zurückkam ....
Agathe: Niemand kannte ihn. Der Gatte
daß ich mich bei Ihnen entschuldigen muß —
Bmil: Ja — sie kam zurück — und doch —
und er hatten sich nie gesehen. Aber meine
aber schauen Sie, man kann doch nicht wegen
Agathe: Es hätte schlimm ausgehen können,
Freundin wollte mit ihm zusammen sein, gerade
einer Viertelstunde — wegen eines Augenblicks
meinen Sie?
in dieser Sylvesternacht — und er mit ihr; denn
soviel — alles — riskiren.
Emil: Ja, das mein' ich allerdings. — Wenn
sie liebten einander, und da es nun einmal ein
Agathe: Das ist eben der Irrthum. Wenn
der Gatte der Sache nachgeforscht — wenn er
Fest war, wollten sie es zusammen feiern. Und
ich Ihnen erzählen würde, was einmal eine mei¬
entdeckt hätte....
sie thaten es auch.
ner Freundinnen wegen einer solchen Minute
Agathe: Ja — dann wäre es eben mißglückt:
Bmil: Ja — aber wie?
oder Stunde gewagt hat ...
er hätte sie davongejagt.
Agathe: Auf die einfachste Weise von der
Emil: Bitte, erzählen Sie, vielleicht kann ich
Bmil: Ahl was für ein Muth! Was hat
Welt. Er wartete im Wagen, nicht weit vom
was lernen.
Ihre Freundin nicht Alles auf's Spiel gesetzt!
Hausthor, von Mitternacht an, und meine Freun¬
Agathe: Ich versichere Ihnen, daß es mir
Agathe: Ja, wenn man nichts auf's Spiel
din verließ das Haus, ihre Wohnung, ihre Gäste,
darauf nicht ankommt. (Sie schweigt)....
setzen will ....
ihren Mann, während man tanzte, spielte, trank.
Emil: Ich bitte Sie!
Bmil: Schade, schade....
Emil: Wie? Wie konnte sie das thun?
Agathe: Was denn?
Agathe: Was?
Agathe: Wie man Alles kann —: indem man
Emil: Die Geschichte Ihrer Freundin.