bieten vorgibt, zu befreien. Bisher war er mitsamt der
ganzen Marxistenpartei strammster Zentralist. Allerdings,
(seit unsere Stadtverwaltung die Wiener Bevölkerung
durch Tage im Morast der Straßen fast versinken ließ,
konnte über ihre Vorliebe für Schmutz und Schlamm
kein Zweifel mehr bestehen.
Den heute an ihn herabgelangten Erlaß des Mini¬
steriums des Innern, daß auf Grund des § 5 der
Theaterordnung die weitere Aufführung des „Reigen“
verboten ist, hat der Bürgermeister mit dem Vemerken
beantwortet, daß „dieser Erlaß ben Bestimmungen der
bezogenen Vero##nung und den einschlägigen gesetzlichen
Bestimmungen nicht entspreche und daher von ihm
nicht zur Kenntnisgenommen werden
könne. So droht also wegen der „Reigen“
Schweinerei ein Verfassungskonflikt! Der Herr
Bürgermeister kämpft für die Länderautonomie des
Schmutzes. Er will sich da nichts dreinreden lassen, er will
sich das „Recht“ auf den Schmutz nicht schmälern lassen.
Und die Marxistenparteiführung, in deren Namen das
Austerlitzblatt heute eine Attacke gegen das Verbot reitet,
dem Minkster des Innern Jargonblüten wie „Unver¬
schämtheit“ an den Kopf wirft zugleich die durch szenische
Nachhilfé Unterstützte Zotenfolge der „Reigen“=Dialoge
mit schmatzetider Pandaruszunge anpreisend, trägt das
Danner vorati, das „Reigen"=Banter! Sogar den
Nationalrat wollen die Marxisten dutch eine Inter¬
vellation mit dem „Reigen =Skandal behelligen, sei es zur
Reklamie fur das Geschäft Schnitzler=Bernau, sei es der
„erlen“ Sache wegen. Denn die Freiheit ist bedroht, die
Freiheit des Schmutzes, die Freiheit des appetitlichen
Büllleins, das seinen „Reigen“ haben will.
Die Marxistenpartei hat sich damit selbst entlarvi.
Sis wird bei diesem Feldzuge für Autonomie und Ver¬
fassung nicht viel Glück haben. Dem „Reigen“=Banner
werden die Massen nicht Gefolgschaft leisten. Die
Proletarier haben doch noch andere Geschmäcker, andere
Neigungen, andere Begriffe von Sittlichkeit als ihre
Führer. 1
A
Der Nationalrat.
Die Beschlagnahme österreichischen Vereins¬
vermögens in Jugoslawien.
Der Nationalrat trat heute 12 Uhr mittags
zu einer Sitzung zusammen, zu deren Beginn von gro߬
deutscher Seite eine dringliche Anfrage an die Regierung
weger der Beschlagnahme des Vermögens
der österreichischen Schutz= und Alpen¬
vereine durch die jugoslawische Re¬
glerung eingebracht wurde.
Abg. Dr. Hampel (großdeutsch) führte in der
die
daß
Begründung dieser Anfrage aus,
jugöslawische Regierung alle derartigen Ver¬
eine aufgelöst und ihr Vermögen unter Aussicht
gestellt habe, was aber in der Praxis einer Beschlag¬
nahme des Vermögens gleichkommt.
Die dringliche Anfrage beantwortet sofort Bun¬
deskanzler Dr. Mayr, der erklärte, daß die öster¬
reichische Gesandtschaft in Velgrad wiederholt Schtitte in
dieser Angelegenheit unternommen habe. Die Belgrader
Verhändlungen über die Aufhebung der Sequestrierung
sind abet nicht über das Anfangsstadium hinaus gediehen.
Die Fortsetzung soll am 20. Februar erfolgen. Der Bun¬
deskanzler selbst wird sich angelegen sein lassen, in dieser
Sache auch weiterhin energisch die Interessen Oester¬
keichs zu vertreten. (Allgemeine Zustimmung und Bei¬
foll.)
Sodann „wurde in die Tagesordnung eingegangen,
in deren Abevicklung die Wahl eines fünfgliedrigen Aus¬
schüsses nach § 7 des Kriegsanieihellbergangsgesetzes
durchgeführt wurde, deren Ergebnis am Schlusse der
Sitzung bekanntgegeben wird. Hierauf wird die Aus¬
Zu der unter vorstehender Ueberschrift gebrachten
Mitteilung aus Salzburg über die Papierverhält¬
nisse beim „Freimund" („Grobian“) kommt den
„Wiener Stimmen“ folgendes Schreiben zu: Auf Grund
des § 19 Pr.=G. ersuche ich um Richtigstellung der in
Ihrer Ausgabe Nr. 27 vom 4. d. M. unter der Ueber¬
schrift „Einträgliche Kulturkämpferei“ enthaltenen An¬
gaben durch Veröffentlichung dieser Berichtigung: Es ist
nicht wahr, daß mein Wochenblatt „Grobian“ bezw.
„Freimund“ in einer Auflage von 6000 hergestellt wird;
wahr ist vielmehr, daß die Auflage bis auf wenige Aus¬
gaben während meiner Erkrankung stets 8000 bis 10.000
bekragen hat. Unrichtig ist ferner die Gewichtsangabe von
18 Gramm für ein Blatt; wahr dagegen, daß auch Aus¬
gaben von ganzer Bogengröße 63:95 erscheinen und daß
Rollenpapier Gewichtszuschüsse bedingt. Unwahr ist end¬
lich die Gewichtsangabe meiner Papierquote mit 1200
Kilogramm; wahr ist vielmehr, daß diese nur 900
Kilogramm beträgt und im Jahre 1920 nur fünf¬
mal übernommen wurde. Mit aller Achtung Ignaz
Kutschera, Herausgeber des „Grobian“.
Wir haben uns der Mühe unterzogen, zur Ueber¬
prüfung der Wahrheitsliebe des Berichtigers das Gewicht
einer Anzahl von Nummern des „Grobians“ auf einer
Wage festzustellen. Das Ergebnis ist für Herrn Kutschera
wenig tröstlich. Es betrug das
Gramm
15
„ „ „
Gewicht der Nummer 1 vom 4. Jänner 1920
15
22. Februar
8
16
29.
17
14. März
14
28.
13
17
11. April
15
„ 15
13. Juni
15
4. Juli
22
14
23
900
15
25,
29. August
14
14
19. Seplemb.
*
15
26.
*
16
3. Oktober
32
„
15
33
10.
*
Die einzelnen Exemplare wogen also nicht einmal
18 Gramm! Danach lassen sich Kutscheras übrige An¬
gaben einschätzen.
ganzen Marxistenpartei strammster Zentralist. Allerdings,
(seit unsere Stadtverwaltung die Wiener Bevölkerung
durch Tage im Morast der Straßen fast versinken ließ,
konnte über ihre Vorliebe für Schmutz und Schlamm
kein Zweifel mehr bestehen.
Den heute an ihn herabgelangten Erlaß des Mini¬
steriums des Innern, daß auf Grund des § 5 der
Theaterordnung die weitere Aufführung des „Reigen“
verboten ist, hat der Bürgermeister mit dem Vemerken
beantwortet, daß „dieser Erlaß ben Bestimmungen der
bezogenen Vero##nung und den einschlägigen gesetzlichen
Bestimmungen nicht entspreche und daher von ihm
nicht zur Kenntnisgenommen werden
könne. So droht also wegen der „Reigen“
Schweinerei ein Verfassungskonflikt! Der Herr
Bürgermeister kämpft für die Länderautonomie des
Schmutzes. Er will sich da nichts dreinreden lassen, er will
sich das „Recht“ auf den Schmutz nicht schmälern lassen.
Und die Marxistenparteiführung, in deren Namen das
Austerlitzblatt heute eine Attacke gegen das Verbot reitet,
dem Minkster des Innern Jargonblüten wie „Unver¬
schämtheit“ an den Kopf wirft zugleich die durch szenische
Nachhilfé Unterstützte Zotenfolge der „Reigen“=Dialoge
mit schmatzetider Pandaruszunge anpreisend, trägt das
Danner vorati, das „Reigen"=Banter! Sogar den
Nationalrat wollen die Marxisten dutch eine Inter¬
vellation mit dem „Reigen =Skandal behelligen, sei es zur
Reklamie fur das Geschäft Schnitzler=Bernau, sei es der
„erlen“ Sache wegen. Denn die Freiheit ist bedroht, die
Freiheit des Schmutzes, die Freiheit des appetitlichen
Büllleins, das seinen „Reigen“ haben will.
Die Marxistenpartei hat sich damit selbst entlarvi.
Sis wird bei diesem Feldzuge für Autonomie und Ver¬
fassung nicht viel Glück haben. Dem „Reigen“=Banner
werden die Massen nicht Gefolgschaft leisten. Die
Proletarier haben doch noch andere Geschmäcker, andere
Neigungen, andere Begriffe von Sittlichkeit als ihre
Führer. 1
A
Der Nationalrat.
Die Beschlagnahme österreichischen Vereins¬
vermögens in Jugoslawien.
Der Nationalrat trat heute 12 Uhr mittags
zu einer Sitzung zusammen, zu deren Beginn von gro߬
deutscher Seite eine dringliche Anfrage an die Regierung
weger der Beschlagnahme des Vermögens
der österreichischen Schutz= und Alpen¬
vereine durch die jugoslawische Re¬
glerung eingebracht wurde.
Abg. Dr. Hampel (großdeutsch) führte in der
die
daß
Begründung dieser Anfrage aus,
jugöslawische Regierung alle derartigen Ver¬
eine aufgelöst und ihr Vermögen unter Aussicht
gestellt habe, was aber in der Praxis einer Beschlag¬
nahme des Vermögens gleichkommt.
Die dringliche Anfrage beantwortet sofort Bun¬
deskanzler Dr. Mayr, der erklärte, daß die öster¬
reichische Gesandtschaft in Velgrad wiederholt Schtitte in
dieser Angelegenheit unternommen habe. Die Belgrader
Verhändlungen über die Aufhebung der Sequestrierung
sind abet nicht über das Anfangsstadium hinaus gediehen.
Die Fortsetzung soll am 20. Februar erfolgen. Der Bun¬
deskanzler selbst wird sich angelegen sein lassen, in dieser
Sache auch weiterhin energisch die Interessen Oester¬
keichs zu vertreten. (Allgemeine Zustimmung und Bei¬
foll.)
Sodann „wurde in die Tagesordnung eingegangen,
in deren Abevicklung die Wahl eines fünfgliedrigen Aus¬
schüsses nach § 7 des Kriegsanieihellbergangsgesetzes
durchgeführt wurde, deren Ergebnis am Schlusse der
Sitzung bekanntgegeben wird. Hierauf wird die Aus¬
Zu der unter vorstehender Ueberschrift gebrachten
Mitteilung aus Salzburg über die Papierverhält¬
nisse beim „Freimund" („Grobian“) kommt den
„Wiener Stimmen“ folgendes Schreiben zu: Auf Grund
des § 19 Pr.=G. ersuche ich um Richtigstellung der in
Ihrer Ausgabe Nr. 27 vom 4. d. M. unter der Ueber¬
schrift „Einträgliche Kulturkämpferei“ enthaltenen An¬
gaben durch Veröffentlichung dieser Berichtigung: Es ist
nicht wahr, daß mein Wochenblatt „Grobian“ bezw.
„Freimund“ in einer Auflage von 6000 hergestellt wird;
wahr ist vielmehr, daß die Auflage bis auf wenige Aus¬
gaben während meiner Erkrankung stets 8000 bis 10.000
bekragen hat. Unrichtig ist ferner die Gewichtsangabe von
18 Gramm für ein Blatt; wahr dagegen, daß auch Aus¬
gaben von ganzer Bogengröße 63:95 erscheinen und daß
Rollenpapier Gewichtszuschüsse bedingt. Unwahr ist end¬
lich die Gewichtsangabe meiner Papierquote mit 1200
Kilogramm; wahr ist vielmehr, daß diese nur 900
Kilogramm beträgt und im Jahre 1920 nur fünf¬
mal übernommen wurde. Mit aller Achtung Ignaz
Kutschera, Herausgeber des „Grobian“.
Wir haben uns der Mühe unterzogen, zur Ueber¬
prüfung der Wahrheitsliebe des Berichtigers das Gewicht
einer Anzahl von Nummern des „Grobians“ auf einer
Wage festzustellen. Das Ergebnis ist für Herrn Kutschera
wenig tröstlich. Es betrug das
Gramm
15
„ „ „
Gewicht der Nummer 1 vom 4. Jänner 1920
15
22. Februar
8
16
29.
17
14. März
14
28.
13
17
11. April
15
„ 15
13. Juni
15
4. Juli
22
14
23
900
15
25,
29. August
14
14
19. Seplemb.
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15
26.
*
16
3. Oktober
32
„
15
33
10.
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Die einzelnen Exemplare wogen also nicht einmal
18 Gramm! Danach lassen sich Kutscheras übrige An¬
gaben einschätzen.