II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1021

11.
—igen
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Schnitzler hätte seinem „Reigen“ vielleicht cinen Ewig.
eitszug auf den Weg geben können, wenn er die Idee der
togrehiven Infektion, an die ei ursprünglich gewitt gedacht
at, in die Szenenfolge verwoben hätle. Dann ware dans Werk
n Totentanz geworden, ein Menetekel, webei sich ders sittliche
Bedanke, der jetzt unter den ironisch sattriichen Lichtelrn nicht
deutich genug und nicht für alle fühlbar wird, volle H.lung
derschafft hätte.
Schnitzler hat den „Reigen“ 1900 als Buch erstheinen
lassen. Es war damars Jahressensation und hat ohne Veh chal¬
den des Dichters bei unreifer Jugend oft de Rolle Galkonos
gespielt. An eine Aufführung dachie damals weder der Dechter
noch der gerissenste Theaterdirektor. Inzwischen ist! die
Zen ur weitherziger gewueden. Wenn man nun auch nchirge¬
rade behaupten wird, daß die Bühnenwiedergabe des „Reigens
ein sittliches Bedürfnis befried ge, so wird man aber auch
nicht sagen können, daß reise Menschen — und nur solche kom¬
men als Besucher in Betracht — an ihrer Moral Schaden
leiden werden: Man verhülle sein Amtlitz nicht heuchlerisch vor
natürlichen Gegeberheiten. Schnitzler bringt in keinem Satz
Lüsternheit, Perversitäten, er zolet nicht, er konstatiert ein¬
soch lächelnd Menichlichkeiten. Wie turmhoch siehl der „Regen“
über Lavedans Szenenreihe „Das Beit“
Die Juszenierung Dr. Veers hob die Szenen durch ge¬
schmackvolle Ablönung auf ein Kulturn vrau, das jeder Porno¬
kratie den Boden entzeeht. Nur in der Mille durch eine län¬
gere Pauie unzerbrochen, rollen die zehn Dialege flüssig ab.
Ein äußerst witziger Einfall der Eselleitung ist es, in die an
Stelle der beruchtigten Gedankenstriche eingesetzten Verdunke¬
lungen des Schaupsatzes die Arie: „Hab' ich nur keine Liebe,
die Treue brauch' ich nicht“, in allen möglichen Instrumental¬
nüancen spielen und einmal durch Herrn Dr. Riedinger
auch singen zu lassen. Dadurch wurde ### löstliche Ironisie¬
rung des ganzen erzielt. Die zchn Gestalten sanden in ihrer
Mehrzahl eine vorzügliche Verkörperung, Fräukein oblé gab
der Dirue scharsen Realismus Fräulein Witzmarn war als
üsternes, zartliches Stubenmädchen von allerliebster Natür¬
ich keit, Fraulein Karoly ausgezeichnet in den verhaltenen
Lüsten der jungen Frau, meisterlich in der niederträchtigen,
spitzen Bosheit gegenüber dem nervösen Versager und in der
Ainterhinnigrn Anschn#glomlell an den Palten. T#s jüße
Mädchen Fräulein Geris Krahlte in erfrischender, draller
Blontheit, sie war naive Verderb heit in Winkultur und dem
Fräulen Meller (gerlei die kemperamentl. Ue Schaf pielerin
in der Anlage gans glücklich, weniger in der Einzelgestattung da
ihr das ungebrochene Naturell einer starken Perhönlechkeit
mangelt. Herr Andersen erwies sich überraschend boden¬
sländig als Teutchmeister, wogegen dem Ritlmeister des Herrn
Schönhof die dekadente, aristotratische Linie nicht lag Hrr
Götz ist für den jungen Herrn“ geradezu prädestiniert und
ebenso sind Chemänner vom Schlage des gleißner'schen Ceiten¬
springers eine Spezialilät des Herrn Zeizl. Herr Wail
als Dihler in dr Schn tzlermaske vermochte den Stimmungs¬
gankler nicht völlig überzeugend nachzuzeichnen. — Strafse
Bühnenwirkung erzielten bloß daz vierte, sechste und achte Bild.
die anderen wirken beim Leien stärker. Das ausverkanfte
Haus verhelt sich zunächst ziemlch veerviert, erst am Schluß
erscholl verschämter Beifall für den Die Mizwirleuden im
siruvollen Reigenverbande daukten.