II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1042

11
Do
Reigen
73
Klese & Se
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W0. 42, Georgenbirchplate m
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Zeitung:
*
Ort:
Hal
Daturs:
4
Gegen die Reigen=Aufführungen im Residenz=Theater.
Im Verband der katholischen Vereine sprach Montag abend Gene¬
ralsekxeichSchröder=Köln vom Verbande zur Bekämpfung der
öffertlin Unsittlichkeit. In der sehr lebhaften Aussprache wurde
folgi###n Redakteur Vogedes vorgeschlagene Entschließung
angen#n
„Der Verband der katholischen Vereine von Hannover und Um¬
gegend (80 Vereine) verurteilt auf das Entschiedenste die Aufführun¬
gen von Schnitzlers „Reigen“ im Residenz=Theater und protestiert
gegen das gewissenlose Treiben der Theaterspekulanten in der Markt¬
straße, die Raubbau treiben an der sittlichen Gesundheit unseres
olkes, um ihre Taschen zu füllen. Wir fordern alle anständigen
Kreise auf, mit uns diese Theater in Zukunft zu meiden und ebenso
die Zeitungen und Geschäfte, die durch Inserate oder Plakataushang
Reklame für dieses Schmutzstück machen und dadurch mitschuldig sind
an der sittlichen Zugrunderichtung unseres Volkes. Wir fordern alle
Gleichgesinnten auf, weiter mit allen gesetzlichen Mitteln gegen die
„Reigen“=Aufführungen auf den hiesigen Bühnen zu kämpfen und
nicht nachzulassen in dem Kampfe gegen Schmutz und Schund, wo
immer sie sich zeigen.“
Mrntast #us l.—2
Klose & Seide
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 48, Georgenkirchplatz 21
Zeitung: Bellen
Ort: Celle
Patane —16
Aus Provinz und Nachbargebieten.
Der Kampf um den „Reigen“.
Der Kampf um den Schnitzlerschen „Reigen“, über den
wirfbereits berichteten, geht in schroffen Formen weiter. Wir
möchten unseren Lesern das folgende Stück nicht vorenthalten,
das höchst vielsagend für sich selber spricht. Fast alle stadt¬
hannoverschen Zeitungen brachten vor kurzem folgende gro߬
aufgemachte Anzeige: „Wir klagen an! Wächter genug
in der Stadt, die verpflichtet sind, für Sitte und Anstand zu
sorgen, aber gegen die „Reigen“=Aufführung im Residenz¬
theater haben sie nichts einzuwenden; darum gilt auch von ihnen
der Spruch des Propheten: Alle ihre Wächter sind blind, sie
wissen alle nichs, stumme Hunde sind sie, die nicht strafen
können, sind faul, liegen und schlafen gerne. Jes. 56, 19. Alle
Theaterbesucher aber, die gewissenlosen Geschäftemachern durch
den Besuch der „Reigen“=Aufführung dazu helsen, unser Volk
noch tieser in den Sumpf zu stoßen, als es schon drin ist, be¬
zeichnen wir als Verräter an der Volkswohlfahrt, die die Ver¬
achtung eines jeden verdienen, der sein Vaterland lieb hat.
Die Evg. Arbeiter= und Arbeiterinnenvereine Hannover und
Umgegend. Hustedt, Pästor. Gottfried Fischer. Frau Kleiß.“
Diesen tapseren Führern schlossen sich dann weitere 38 Ver¬
eine und Verhände an, die dann die Bewegung hervorriefen,
über die unsere Leser unterrichtet sind. Man kann diesen
Selbstschutz aller Anständigen nur mit Frenden begrüßen und
enen entschlossenen christlichen Arbeiter=Vereinigungen nur
danken, daß sie so unerschrocken voranginge Alles, was noch
Anstand besitzt, muß auf ihrer Seite stehen. Auch die Theater¬
kritiker haben sich, wenigstens zum Teil, ge tigert, das Stück
zu besprechen weil, wie der „Volkswille“ am 28. September
## Auspeitschung
schreibt, „bei den Schnitzlerschen Dialogen
der Sinnlichkeit Endzweck ist.“