box 15/3
uene Kakadu
De
9.3. #. Krunne Kanana
ziehungen und die abgeklärte Weisheit des Sechzigjährigen] Grün war ein schlichter Henry,
besondere Bedeutung erhält. Ohne eigentlich dramatisch zu
tes Frauchen. Erich Weingä
sein, und trotz erheblicher Längen, fesselt das Stück durch die
Scerevola wuchtig neben dem
starken Reize feinfühliger Menschengestaltung und durch die
nand Ahnelts. Willie Schmitt
innere Spannung, die von aller Opferbereitschaft ausgeht.
Heinrich Kastner den Milchbart
Die Aufführung, die von Woldemar Jürgens geleitet
Plunder einer sterbenden Zeit,
wurde, gab dem Stück einen merkwürdig heiteren Rahmen, da¬
Thomaß leibhaft verkörperte,
zu einen fröhlichen Garten und einen, auch am spuren Abend
lichkeit Severines in Mariann
noch ganz lichtseligen Himmel, also alles das, was man ge¬
stalt.
3 Oft. 1925
rade hier nicht erwartet, weil diese Menschen nicht nur in
Das Haus spendete beiden
ihre lastende Not, sondern auch in die hohen Häusermauern
aber verhüllen trauernd das
des unendlichen Paris eingeschlossen sind. Das verschob zu¬
kommen muß, um uns einen M
Bremer Stadttheater.
nächst den Blickpunkt auf die schweren Ereignisse, und diese
Größe hat, während unsere ju
schleppten dann in einem so verzögerten Tempo über die
Romain Rolland und Arthur Schnitzler
ihr Brünstchen brennen lassen.
Bühne, daß der Eindruck der Darstellung weit hinter dem
Eine etwas kühne Zusammenstellung, der schmerzverzehrte
edes Buches zurückblieb. Von dem Sturm dieser ungeheuren,
Apostel einer zukünftigen Zeit und der lächelnde Betrachter
Zeit vernahm man nichts, als das matte Klingen einer schücht
einer untergegangenen, aber gerechtfertigt, weil sie sich hier
ternen Marseillaise. Das drückte auch auf die einzelnen Dar¬
in einer stofflichen Gemeinschaft begegnen, den Tagen der
steller. Hans Gerlach blieb als Herr von Courvoisier reich¬
ersten französischen Revolution. Ansonsten verschieden wie
lich trocken, war mehr ein würdiger Prediger als ein Mit¬
Himmel und Erde. Bei Romain Rolland, der uns als Mensch
glied des Konvents. Willie Schmitt, behindert im Tempo,
noch mehr bedeutet, denn als Künstler, die Ueberwindung
legte seine Angst in schmelzende Töne und machte so einen
aller Kleinlichkeit durch die Kraft der inneren Sittlichkeit,
anderen Romeo. Bleibt noch Marianne Miersch, der die
durch die Höhe des Gefühls; bei Schnitzler ein behagliches
strahlende Hoheit weit besser gelang als die hingebungsvolle
Genießen gegebener Zustände, die nicht ohne Witz sogar noch
Liebe, die aber trotzdem ein schönes, tapferes und erhabenes
überhöht werden. Hier ein Menschentum, das wegen der
Frauenbild schuf. Aus dem gedämpften Hoftheaterton der
Inbrunst seines Wesens und der Lauterkeit seines Herzens
Uebrigen trat nur noch Walter Gußmanns derb angefaßter
höchste Ehrfurcht gebietet; dort ein Dichter, der vielleicht nichts
Crapart und Karl Tröndles subalterner Carnot wesentlich
Unvergängliches geschaffen hat, aber dem Theater seiner Zeit
hervor.
eine Fülle lebendiger Gestalten geschenkt hat. So auch die
An demselben Uebel litt die Darstellung des Grünen
beiden Stücke.
Kakadu, der zu den wirkungsvollsten Theaterkunststückchen
Romain Rolland schildert in einem großen Akt den Tag,
unserer Zeit gehört. Greller Widerschein des Theaters im
an dem Danton verhaftet wird, an seinem Abglanz in der
Theater, überspitze Technik in überhitzter Atmosphäre. — Hier
Familie des Herrn von Courvoisier. Zwischen ihn und seine
ging es sehr gemütlich zu, so gemütlich, daß statt des stür¬
ebenso hochgemute Gattin tritt unvermutet ein Dritter, der
menden Fackelzugs nur zwei Theaterfunzelchen sinnlos an
Flüchtling Claude Ballé, den Liebe an die reine Frau fesselt.
dem Fenster hin und her geführt wurden, immer vor und
Der Gatte, selbst aufs höchste bedroht, rettet den Liebhaber,
zurück, vor und zurück, damit man ja nicht vergäße, daß man
indem er ihm seinen eigenen Paß überläßt. Sie aber bleibt,
im Theater wäre. Atemlos springende Ereignisse, denen der
nachdem sie das Opfer erkannt hat, und läßt den unmänn¬
Atem so sehr fehlte, daß man nicht im entferntesten an etwas
lichen Liebhaber ziehen, um mit dem Gatten das Schaffot zu
Böses dachte, bis plötzlich die Revolution ausbricht.
besteigen.
In der Darstellung einiges sehr wirkungsvoll. Herbert
Ein Vorwurf, der in unserer deutschen Literatur nicht Boehme gab einen heißeren Crasset von starken Maßen.
neu ist, aber bei Rolland durch die tiefen menschlichen Be¬ Philipp Orlemann einen sehr vornehmen Herzog. Hans!
uene Kakadu
De
9.3. #. Krunne Kanana
ziehungen und die abgeklärte Weisheit des Sechzigjährigen] Grün war ein schlichter Henry,
besondere Bedeutung erhält. Ohne eigentlich dramatisch zu
tes Frauchen. Erich Weingä
sein, und trotz erheblicher Längen, fesselt das Stück durch die
Scerevola wuchtig neben dem
starken Reize feinfühliger Menschengestaltung und durch die
nand Ahnelts. Willie Schmitt
innere Spannung, die von aller Opferbereitschaft ausgeht.
Heinrich Kastner den Milchbart
Die Aufführung, die von Woldemar Jürgens geleitet
Plunder einer sterbenden Zeit,
wurde, gab dem Stück einen merkwürdig heiteren Rahmen, da¬
Thomaß leibhaft verkörperte,
zu einen fröhlichen Garten und einen, auch am spuren Abend
lichkeit Severines in Mariann
noch ganz lichtseligen Himmel, also alles das, was man ge¬
stalt.
3 Oft. 1925
rade hier nicht erwartet, weil diese Menschen nicht nur in
Das Haus spendete beiden
ihre lastende Not, sondern auch in die hohen Häusermauern
aber verhüllen trauernd das
des unendlichen Paris eingeschlossen sind. Das verschob zu¬
kommen muß, um uns einen M
Bremer Stadttheater.
nächst den Blickpunkt auf die schweren Ereignisse, und diese
Größe hat, während unsere ju
schleppten dann in einem so verzögerten Tempo über die
Romain Rolland und Arthur Schnitzler
ihr Brünstchen brennen lassen.
Bühne, daß der Eindruck der Darstellung weit hinter dem
Eine etwas kühne Zusammenstellung, der schmerzverzehrte
edes Buches zurückblieb. Von dem Sturm dieser ungeheuren,
Apostel einer zukünftigen Zeit und der lächelnde Betrachter
Zeit vernahm man nichts, als das matte Klingen einer schücht
einer untergegangenen, aber gerechtfertigt, weil sie sich hier
ternen Marseillaise. Das drückte auch auf die einzelnen Dar¬
in einer stofflichen Gemeinschaft begegnen, den Tagen der
steller. Hans Gerlach blieb als Herr von Courvoisier reich¬
ersten französischen Revolution. Ansonsten verschieden wie
lich trocken, war mehr ein würdiger Prediger als ein Mit¬
Himmel und Erde. Bei Romain Rolland, der uns als Mensch
glied des Konvents. Willie Schmitt, behindert im Tempo,
noch mehr bedeutet, denn als Künstler, die Ueberwindung
legte seine Angst in schmelzende Töne und machte so einen
aller Kleinlichkeit durch die Kraft der inneren Sittlichkeit,
anderen Romeo. Bleibt noch Marianne Miersch, der die
durch die Höhe des Gefühls; bei Schnitzler ein behagliches
strahlende Hoheit weit besser gelang als die hingebungsvolle
Genießen gegebener Zustände, die nicht ohne Witz sogar noch
Liebe, die aber trotzdem ein schönes, tapferes und erhabenes
überhöht werden. Hier ein Menschentum, das wegen der
Frauenbild schuf. Aus dem gedämpften Hoftheaterton der
Inbrunst seines Wesens und der Lauterkeit seines Herzens
Uebrigen trat nur noch Walter Gußmanns derb angefaßter
höchste Ehrfurcht gebietet; dort ein Dichter, der vielleicht nichts
Crapart und Karl Tröndles subalterner Carnot wesentlich
Unvergängliches geschaffen hat, aber dem Theater seiner Zeit
hervor.
eine Fülle lebendiger Gestalten geschenkt hat. So auch die
An demselben Uebel litt die Darstellung des Grünen
beiden Stücke.
Kakadu, der zu den wirkungsvollsten Theaterkunststückchen
Romain Rolland schildert in einem großen Akt den Tag,
unserer Zeit gehört. Greller Widerschein des Theaters im
an dem Danton verhaftet wird, an seinem Abglanz in der
Theater, überspitze Technik in überhitzter Atmosphäre. — Hier
Familie des Herrn von Courvoisier. Zwischen ihn und seine
ging es sehr gemütlich zu, so gemütlich, daß statt des stür¬
ebenso hochgemute Gattin tritt unvermutet ein Dritter, der
menden Fackelzugs nur zwei Theaterfunzelchen sinnlos an
Flüchtling Claude Ballé, den Liebe an die reine Frau fesselt.
dem Fenster hin und her geführt wurden, immer vor und
Der Gatte, selbst aufs höchste bedroht, rettet den Liebhaber,
zurück, vor und zurück, damit man ja nicht vergäße, daß man
indem er ihm seinen eigenen Paß überläßt. Sie aber bleibt,
im Theater wäre. Atemlos springende Ereignisse, denen der
nachdem sie das Opfer erkannt hat, und läßt den unmänn¬
Atem so sehr fehlte, daß man nicht im entferntesten an etwas
lichen Liebhaber ziehen, um mit dem Gatten das Schaffot zu
Böses dachte, bis plötzlich die Revolution ausbricht.
besteigen.
In der Darstellung einiges sehr wirkungsvoll. Herbert
Ein Vorwurf, der in unserer deutschen Literatur nicht Boehme gab einen heißeren Crasset von starken Maßen.
neu ist, aber bei Rolland durch die tiefen menschlichen Be¬ Philipp Orlemann einen sehr vornehmen Herzog. Hans!