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9.4. Der gruehe Kakadu Zuklus
1'das ja besser wissen. Wollte Heer Schnitzler mit dem Symbolismus] Gäste zu unterhalten. Sie Alle geriren sich als Verbrecher und rühmen
uspielhaus.
sich der furchtbarsten Schandthaten, die sie an „dem adeligen Gesinbel“
oder so etwas Aehnlichem spielen? Auch das ist ja modern! Einen
verübt haben. Die adeligen Herren aber lachen über diese harmlosen
Genres — an einem Abende Anlauf dazu wenigstens nimmt der Autor. Paracelsus sagt z. B.
einmal: Ich spiele nur mit Menschenseelen.“ Und dann: „Wir spielen
Witze. Es ist ja Alles nur Spaß! Das gute Volk ist ja so dumm,
n Versspiel und eine Groteskel
so harmlos! Einer von den Schauspielern aber ist ein wirklich genialer
immer. Wer es weiß, ist klug!“ Also neben Calderons „Das Leben
i“ und des „Ein Vermächtniß“
Kerl, Henri heißt er. Dessentwegen und seiner jungen, schönen Frau
ersten der drei Einacter, „Die ein Traum“ Schnitzlers „Das Leben ein Spiel“. Doch vielleicht
eaterpublikum bereits. Ein wollte Herr Schnitzler nur unterhalten? Und selbst das gelang ihm wegen kommen all die lustigen Herzöge, Marquis und Chevaliers in
nicht. Man höre: Der Wunderdoctor Paracelsus kommt nach Basel Wie Spelunke. Und an jenem Tage spielt Henri eine furchtbare Rolle,
Frau ist eben gestorben. Der
Die Gelehrten und Klugen halten ihn für einen Schwindler Da
so wahr, so natürlich, daß man schließlich nicht weiß, ist es Wahrheit,
st schon lange her, daß Beide
ist es Spiels Er behauptet nämlich, den Herzog von Cadignan er¬
kommt er ins Haus des Waf#nschmiedes Cyprian (von Herrn Gün,z
Anster Gelehrter, viel älter als
mordet zu haben, da dieser adelige Herr ihm das Eheglück vernichtet
drastischer, als gut war, dargestellt). Er sieht des Waffenschmiedes
n Eheunglück resignirt gefügt.
habe. Dar stürmt plötzlich lärmender Pöbel herein. Man hat die
junge, hübsche Frau (Frau Basté), die er vor vielen Jahren ge¬
n Freunde leidenschaftlich zu¬
liebt hatte. Der Wafsenschmied macht grobe Scherze über den Quack¬
Bastille gestürmt. Alle jubeln. Der Wirth ist nicht mehr das dumme
eniemals der Inhalt seines
salber, prahlt mit der Treue seines Weibes. Da zeigt Paracelsus
Original. Er hat das Spiel eines Brutus getrieben. Er wirft die
Nur zu einer tändelnden Ge¬
Maske ab und zeigt sich als blutdürstiger Republikaner. Er triumphirt
seine Kunst. Er hypnotisirt die junge Frau. Er bewirkt durch
Ernst und zu alt. Und da er¬
und schwört dem Adel Rache. Man rühmt des Schauspielers Henri
Suggestion, daß sie sich einbildet mit einem Junker ein sträfliches
räbnisses, daß sie nicht einmal,
Heldenthat. Der aber lacht un versichert er habe ja den Herzog
Verhältniß gehabt zu haben. Die Arme zerfließt in Reue. Mit Mühe
seines Freundes genesen war,
garnicht ermordet. Alles sei nur Spiel und Trug gewesen. „Und doch
nur kann der Ehemann in tausend Aengsten den Wunderdoctor be¬
ar davon unterrichtet gewesen,
wegen, das bedauernswerthe verdrehte Eheweib wieder zur Vernunft
hat er Deine Frau verführt!“ so ruft man ihm zu. Da stürzt sich
ngen zu einer Anderen ange¬
Henri auf den Herzog der eben in den Verbrecherkeller tritt, und er¬
zu bringen. Aber Paracelsus spielt dem behäbigen Spießbürger, der
betrogenen Ehemanne, dem
dolcht ihn. Das Volk jubelt. Der Adel zittert. Der Vorhang fällt.
sich über ihn, den Landstreicher und Quacksalber, lustig gemacht hat,
iebe hätte er noch respectirt,
Wir können nicht bei der großen Anzahl und Bedeutungslosigkeit der
einen neuen Streich. Er läßt mittelst Suggestion sein Medium, die
n, soweit geht sein Idealismus
Rollen auf das Spiel eines jeden Einzelnen hier eingehen. Das
junge Frau, bis zum Sonnenuntergange die reine Wahrheit sagen.
kund weist nachträglich dem
ganze Ensemble trug zum Gelingen eines Stückes, dessen Wirkung
Und nun erfährt der Ehemann von seiner Gattin recht unangenehme
Eis wahres Glück, daß eine
hauptsächlich von einem vortrefflichen Zusammenspiel abhängig ist,
Dinge! Was soll der ganze Zauber? Auch dieses Stück hat seinen
in der Phantasie des Herrn
bei. Es sei nur die Rolle Henris, die einzige, die plastisch hervor¬
Beruf verfehlt. Den Paracelsus sollte Herr Blankenstein spielen.
Hoffentlich derartige resignirte
tritt, besonders erwähnt. Herr Wiecke führte sane Rolle genial —
Aber noch in letzter Stunde mußie für ihn, da er plötzlich erkrant war,
wirklich solche geben sollte, so
das Wort ist hier keine Uebertreibung! — durch. Wilde, aufbrausende
Herr Froböse einspringen. Herr Froböse hatte den Paracelsus in
dealisten, sondern ganz große
Leidenschaft, die oft in Wahnsinn auszubrechen droht; stille, düstere
einen Swengali verwandelt. Nun „Trilby“ und „Paracelsus“ stehen
rs Schauspiel ist im Grunde
Resignation und Niedergeschlagenheit; stürmische Thatenlust und dann
schließlich auf einer Stufe.
atterhafte Gattin und deren
wieder Sehnsucht nach Ruhe und Frieden tauchen auf und verschwinden
e,Frau Salbach und Herr
Das letzte Stück ist das beste, oder besser, das bessere. „Der
rasch
ein stetes Wechselspiel in Henris Seele! Und alle die
te Charakterisirungskunst das
grüne Kakadu“ trägt die Bezeichnung Groteske. Die Bezeichnung
Höhen und Tiefen dieser prächtigen Rolle beherrschte der Darsteller
ner Experimentirungssucht ist,
ist gut. Schnitzler führt uns in einen Pariser Verbrecherkeller „Zum
mit souveräner Meisterschaft. „Das glaub' ich wohl, so einen Schau¬
bar wurde. Den Haut gout¬
grünen Kakadu“. Wir werden in die Zeit der beginnenden Revolution
spieler bekommt Ihr nicht wieder!“ sagt Henri zu seinem Theater¬
ihres Spieles nicht beseiligen.
versetzt. Wir schreiben den 14. Juli 1789, den denkwürdigen Tag
director stolz und bitter zugleich. Henri sprach sie. Auf Herrn Wiecke
nEinacter, zu „Paracelsus“,
der Erstürmung der Bastille; jenen Tag; wo man begann, die tausend¬
bezog man sie. An Stelle des erkrankten Herrn Blankenstein
hrmlos! Man fasse das nun
jährige Adelswirthschaft über den Haufen zu werfen und Menschen¬
trat in diesem Stücke Herr v. Winterstein vom Deutschen Theater
te mit dem harmlosen Ding
rechte geltend zu machen. Der Adel ist lustig und guter Dinge Er
aus Berlin auf. Die Rolle des Herzogs von Cadignan ist zu nichts¬
as Vertrauen der Ehemänner tanzt auf einem Vulcan, ohne es zu wissen. Adelige Gecken besuchen
sagend, als daß es sich geziemt, auf das Spiel des hilfreichen Gastes
er die Schulmedicin lächerlich
heimlich den Verbrecherkeller, selbst eine recht dirnenhafte Marquise
einzugehen. „Der grüne Kakadu“ ist keine literarische Großthat, aber
verherrlichen? Ja, warum
nehmen sie mit. Hier giebt es zu lachen. Hier können sich die hohen
immrehin ein Stück das seines echten Colorits wegen hochinteressant
Herren ungezwungen amüsiren. Der Wirth, ein ehemaliger Theater¬
Enn des 16. Jahrhunderts wo
Hoviel mir bewußt hat sich der director (ganz vorzüglich von Herrn Wiene gespielt), ist ein Original. ist und das der Rolle Henri=Wiecke wegen gesehen zu werden verdient.
Meömerismus (Ende des 18.Per redet die Adeligen mit Du an und giebt ihnen grobkörnige Namen.!
Curt Müller.
hnitzler als Wienee Arzt muß! Er hat Schaufpieler angestellt, die die tollsten Dinge treiben, um die
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9.4. Der gruehe Kakadu Zuklus
1'das ja besser wissen. Wollte Heer Schnitzler mit dem Symbolismus] Gäste zu unterhalten. Sie Alle geriren sich als Verbrecher und rühmen
uspielhaus.
sich der furchtbarsten Schandthaten, die sie an „dem adeligen Gesinbel“
oder so etwas Aehnlichem spielen? Auch das ist ja modern! Einen
verübt haben. Die adeligen Herren aber lachen über diese harmlosen
Genres — an einem Abende Anlauf dazu wenigstens nimmt der Autor. Paracelsus sagt z. B.
einmal: Ich spiele nur mit Menschenseelen.“ Und dann: „Wir spielen
Witze. Es ist ja Alles nur Spaß! Das gute Volk ist ja so dumm,
n Versspiel und eine Groteskel
so harmlos! Einer von den Schauspielern aber ist ein wirklich genialer
immer. Wer es weiß, ist klug!“ Also neben Calderons „Das Leben
i“ und des „Ein Vermächtniß“
Kerl, Henri heißt er. Dessentwegen und seiner jungen, schönen Frau
ersten der drei Einacter, „Die ein Traum“ Schnitzlers „Das Leben ein Spiel“. Doch vielleicht
eaterpublikum bereits. Ein wollte Herr Schnitzler nur unterhalten? Und selbst das gelang ihm wegen kommen all die lustigen Herzöge, Marquis und Chevaliers in
nicht. Man höre: Der Wunderdoctor Paracelsus kommt nach Basel Wie Spelunke. Und an jenem Tage spielt Henri eine furchtbare Rolle,
Frau ist eben gestorben. Der
Die Gelehrten und Klugen halten ihn für einen Schwindler Da
so wahr, so natürlich, daß man schließlich nicht weiß, ist es Wahrheit,
st schon lange her, daß Beide
ist es Spiels Er behauptet nämlich, den Herzog von Cadignan er¬
kommt er ins Haus des Waf#nschmiedes Cyprian (von Herrn Gün,z
Anster Gelehrter, viel älter als
mordet zu haben, da dieser adelige Herr ihm das Eheglück vernichtet
drastischer, als gut war, dargestellt). Er sieht des Waffenschmiedes
n Eheunglück resignirt gefügt.
habe. Dar stürmt plötzlich lärmender Pöbel herein. Man hat die
junge, hübsche Frau (Frau Basté), die er vor vielen Jahren ge¬
n Freunde leidenschaftlich zu¬
liebt hatte. Der Wafsenschmied macht grobe Scherze über den Quack¬
Bastille gestürmt. Alle jubeln. Der Wirth ist nicht mehr das dumme
eniemals der Inhalt seines
salber, prahlt mit der Treue seines Weibes. Da zeigt Paracelsus
Original. Er hat das Spiel eines Brutus getrieben. Er wirft die
Nur zu einer tändelnden Ge¬
Maske ab und zeigt sich als blutdürstiger Republikaner. Er triumphirt
seine Kunst. Er hypnotisirt die junge Frau. Er bewirkt durch
Ernst und zu alt. Und da er¬
und schwört dem Adel Rache. Man rühmt des Schauspielers Henri
Suggestion, daß sie sich einbildet mit einem Junker ein sträfliches
räbnisses, daß sie nicht einmal,
Heldenthat. Der aber lacht un versichert er habe ja den Herzog
Verhältniß gehabt zu haben. Die Arme zerfließt in Reue. Mit Mühe
seines Freundes genesen war,
garnicht ermordet. Alles sei nur Spiel und Trug gewesen. „Und doch
nur kann der Ehemann in tausend Aengsten den Wunderdoctor be¬
ar davon unterrichtet gewesen,
wegen, das bedauernswerthe verdrehte Eheweib wieder zur Vernunft
hat er Deine Frau verführt!“ so ruft man ihm zu. Da stürzt sich
ngen zu einer Anderen ange¬
Henri auf den Herzog der eben in den Verbrecherkeller tritt, und er¬
zu bringen. Aber Paracelsus spielt dem behäbigen Spießbürger, der
betrogenen Ehemanne, dem
dolcht ihn. Das Volk jubelt. Der Adel zittert. Der Vorhang fällt.
sich über ihn, den Landstreicher und Quacksalber, lustig gemacht hat,
iebe hätte er noch respectirt,
Wir können nicht bei der großen Anzahl und Bedeutungslosigkeit der
einen neuen Streich. Er läßt mittelst Suggestion sein Medium, die
n, soweit geht sein Idealismus
Rollen auf das Spiel eines jeden Einzelnen hier eingehen. Das
junge Frau, bis zum Sonnenuntergange die reine Wahrheit sagen.
kund weist nachträglich dem
ganze Ensemble trug zum Gelingen eines Stückes, dessen Wirkung
Und nun erfährt der Ehemann von seiner Gattin recht unangenehme
Eis wahres Glück, daß eine
hauptsächlich von einem vortrefflichen Zusammenspiel abhängig ist,
Dinge! Was soll der ganze Zauber? Auch dieses Stück hat seinen
in der Phantasie des Herrn
bei. Es sei nur die Rolle Henris, die einzige, die plastisch hervor¬
Beruf verfehlt. Den Paracelsus sollte Herr Blankenstein spielen.
Hoffentlich derartige resignirte
tritt, besonders erwähnt. Herr Wiecke führte sane Rolle genial —
Aber noch in letzter Stunde mußie für ihn, da er plötzlich erkrant war,
wirklich solche geben sollte, so
das Wort ist hier keine Uebertreibung! — durch. Wilde, aufbrausende
Herr Froböse einspringen. Herr Froböse hatte den Paracelsus in
dealisten, sondern ganz große
Leidenschaft, die oft in Wahnsinn auszubrechen droht; stille, düstere
einen Swengali verwandelt. Nun „Trilby“ und „Paracelsus“ stehen
rs Schauspiel ist im Grunde
Resignation und Niedergeschlagenheit; stürmische Thatenlust und dann
schließlich auf einer Stufe.
atterhafte Gattin und deren
wieder Sehnsucht nach Ruhe und Frieden tauchen auf und verschwinden
e,Frau Salbach und Herr
Das letzte Stück ist das beste, oder besser, das bessere. „Der
rasch
ein stetes Wechselspiel in Henris Seele! Und alle die
te Charakterisirungskunst das
grüne Kakadu“ trägt die Bezeichnung Groteske. Die Bezeichnung
Höhen und Tiefen dieser prächtigen Rolle beherrschte der Darsteller
ner Experimentirungssucht ist,
ist gut. Schnitzler führt uns in einen Pariser Verbrecherkeller „Zum
mit souveräner Meisterschaft. „Das glaub' ich wohl, so einen Schau¬
bar wurde. Den Haut gout¬
grünen Kakadu“. Wir werden in die Zeit der beginnenden Revolution
spieler bekommt Ihr nicht wieder!“ sagt Henri zu seinem Theater¬
ihres Spieles nicht beseiligen.
versetzt. Wir schreiben den 14. Juli 1789, den denkwürdigen Tag
director stolz und bitter zugleich. Henri sprach sie. Auf Herrn Wiecke
nEinacter, zu „Paracelsus“,
der Erstürmung der Bastille; jenen Tag; wo man begann, die tausend¬
bezog man sie. An Stelle des erkrankten Herrn Blankenstein
hrmlos! Man fasse das nun
jährige Adelswirthschaft über den Haufen zu werfen und Menschen¬
trat in diesem Stücke Herr v. Winterstein vom Deutschen Theater
te mit dem harmlosen Ding
rechte geltend zu machen. Der Adel ist lustig und guter Dinge Er
aus Berlin auf. Die Rolle des Herzogs von Cadignan ist zu nichts¬
as Vertrauen der Ehemänner tanzt auf einem Vulcan, ohne es zu wissen. Adelige Gecken besuchen
sagend, als daß es sich geziemt, auf das Spiel des hilfreichen Gastes
er die Schulmedicin lächerlich
heimlich den Verbrecherkeller, selbst eine recht dirnenhafte Marquise
einzugehen. „Der grüne Kakadu“ ist keine literarische Großthat, aber
verherrlichen? Ja, warum
nehmen sie mit. Hier giebt es zu lachen. Hier können sich die hohen
immrehin ein Stück das seines echten Colorits wegen hochinteressant
Herren ungezwungen amüsiren. Der Wirth, ein ehemaliger Theater¬
Enn des 16. Jahrhunderts wo
Hoviel mir bewußt hat sich der director (ganz vorzüglich von Herrn Wiene gespielt), ist ein Original. ist und das der Rolle Henri=Wiecke wegen gesehen zu werden verdient.
Meömerismus (Ende des 18.Per redet die Adeligen mit Du an und giebt ihnen grobkörnige Namen.!
Curt Müller.
hnitzler als Wienee Arzt muß! Er hat Schaufpieler angestellt, die die tollsten Dinge treiben, um die