Liebelei
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Dier als Hauptsteuer aus. Als Endziel der Steuer= „sanfter Gewalt“ empfohlen. Auf einer kürzlich ab- gemessen werden kann, prädestinirt. ... Auch der neu¬
Form wurde allgemein nur die staatliche Einkommen= gehaltenen Versammlung wurde sogar gerathen, Nor= ernannte Finanzminister hat in seiner nur vierjährigen
heute noch den Duft ein, der, vom Speisetische eines) so kann derlei Gespräch auf dem Theater, kann Nerven¬
reichen Wiener Studenten aufsteigend, gestern den leben statt Gliedmaßen=Vorwärtsschreiten uns anziehen
Feuilleton.
Goldraum des Burgtheaters erfüllt hat. Der erste, und beschäftigen, darüber täuschen, daß das eigentliche
beste, Act ist heiter, ein Wiener saftiges, farbiges
Stück fehlt. Was wir wollen? Ein Drama, das Alles
Genrebild, das Werk eines geschickten Malers mit der
in sich faßt. Menschen in Bewegung gesetzt, die, voll
Theater.
Feder. Der reiche Student liebelt mit der Frau eines
Herz und Geist, tief fühlen, hochsinnig denken, in
Bekannten und nebenbei mit der Tochter „eines
wallender Leidenschaft handeln, irren, fehlen, sich zum
k. Hofburgtheater: „Rechte der Seele“, Schau¬
alten Violinspielers an einem Vorstadttheater“. Musicus
Erhabenen aufschwingen, untergehen oder das hohe Glück
l in einem Acte von Giuseppe Giacosa. — „Liebelei“,
Miller in der Josephstadt. Der ältere Herr — „Ein
finden. Die Modernen haben den stillen Theil erwählt.
Hhauspiel in drei Acten von Arthur Schnitzler. Zum
Herr“, sagt knapp der Theaterzettel — entdeckt die Untreue
Das kann sein Gutes haben für die Kommenden, welche
ersten Male aufgeführt am 9. October.
seiner Frau, titt als bei der zahmen Wiener Orgie der
die Sonde in der Hand, aber mit Schwingen an den
* Die neue literarische Strömung reicht bereits vom
Wein schon sein Wirtung äußert, wie der steinerne
Schultern fliegen werden, so hoch, daß man ihnen
Gast, vor den Studen und verlangt den Schleier,
rdcap bis zum Vesuv, von der Newa bis zum
mit verklärten Blicken folgen wird. Wir wollen dieses
anzanares. Giacosa und Schnitzler vertreten Turin
vergessen, und deren
seine Frau bei dem Jungli
Volle, Ganze. Doch wir geben uns heute auch mit
Briese. Ein Duell ist unausbleibeie
d Wien. Gestern sahen wir im Burgtheater Stucke
Student, dem Talent der Halben zufrieden, wenn Geschick und
Fritz Lobheimer, wird ershossen,
ser Autoren. Wahrheit streben die Modernen an¬
hristine giebt sich
Begabung des Forschers so zusammentrifft wie bei ....
Ibsen.
n auf das, was sie thun, sollen sie geprüft werden.
den Tod. Sie liebte, sie gehört zu Jenen, die
ben wir dem Wiener den Vortritt.
sterben.. .. Das ist selten, aber es kommt vor,
Schnitzler ist kein rein Moderner und das schadete
Schnitzler hat französisch angefangen und giebt nun
Leben und auf dem Theater. Gestern haben wir
seinem Stücke. Dem ersten satten, pfingstrosenrothen
eLegirung von Norwegisch, Französisch und Wienerisch.
gesehen. Da Liebe — dort Liebelei; also ein Ab¬
Acte folgten zwei stille, graue, auf dunklen Socken
schreckungsstück.
imi Pinson und Mizi Schlager sind Schwestern
langsam dahinschleichende. Je mehr Localkenntniß,
schiedenartiger Eltern. Der Leichtsinn kosmopolisirt
Dem ersten, dem Murger=Acte s## zwei moderne
Talent und Geschick der Autor auf den ersten Act
Es scheint, daß Schnitzler der Murger Wiens
geswahren Einblick
Stimmungsaufzüge Unterredungen
verwandte, desto schwieriger machte er es sich, da es
den will. Indessen Moral lehren alle Dramen¬
in die Art des Denkens und Fühlens der Personen. galt, die traurigen Folgen leichtfertiger Liebelei zu
Handlung ist fast gar nicht vorhanden. Alles soll
zeigen.
erörtert, erklärt werden, fast nichts geschieht.
Und nun: wie steht es um den Realismus
ur aus, die neren weien aschrete, die duneg
Auf den inneren Vorgang kommt es der neuen Schnitzlers? Giebt er Wahrheit, nur Wahrheit? Nein,
digen laut, die Anderen lassen die gute Fee sich
Richtung an, weniger auf die vorschreitenden Ereig¬
b rosa verbergen. Zu den Unaufdringlichen gehört
tausend Mal nein! Wie die Jugend Wiens, gewisser Kreise
nisse. „Gefühl ist Alles.“ Nun wenn ein Autor von
hnitzler.
in gewisser Art, leibt und lebt, ißt und trinkt in
hoher Begabung über den Stillstand der Uhr dadurch
Der Titel „Liebelei“ zeigt, was Schnitzler will.
heiterem Vereine, liebelt und manchmal auch liebt, das
spaltet scharf; Liebelei ist nicht Liebe. Wiener täuscht, daß er Gedanken und Gefühle hoher Art in
hat er der Stadt an den Weinbergen, die den Wiener¬
belei also sollen wir sehen, hören. Maiblumen, uns erweckt, uns so fesselt, daß, um wienerisch Wald umgürten, glücklich abgeguckt. Aber zum Ver¬
itarre, Wein, Tanz und süße Kuchen, wir athmen zu sprechen, „die Zeit vergeht, man weiß nicht wie“, treter der Lehre des heiteren Lebensgenusses hat er
h G
5. Mane# box 10/1
Dier als Hauptsteuer aus. Als Endziel der Steuer= „sanfter Gewalt“ empfohlen. Auf einer kürzlich ab- gemessen werden kann, prädestinirt. ... Auch der neu¬
Form wurde allgemein nur die staatliche Einkommen= gehaltenen Versammlung wurde sogar gerathen, Nor= ernannte Finanzminister hat in seiner nur vierjährigen
heute noch den Duft ein, der, vom Speisetische eines) so kann derlei Gespräch auf dem Theater, kann Nerven¬
reichen Wiener Studenten aufsteigend, gestern den leben statt Gliedmaßen=Vorwärtsschreiten uns anziehen
Feuilleton.
Goldraum des Burgtheaters erfüllt hat. Der erste, und beschäftigen, darüber täuschen, daß das eigentliche
beste, Act ist heiter, ein Wiener saftiges, farbiges
Stück fehlt. Was wir wollen? Ein Drama, das Alles
Genrebild, das Werk eines geschickten Malers mit der
in sich faßt. Menschen in Bewegung gesetzt, die, voll
Theater.
Feder. Der reiche Student liebelt mit der Frau eines
Herz und Geist, tief fühlen, hochsinnig denken, in
Bekannten und nebenbei mit der Tochter „eines
wallender Leidenschaft handeln, irren, fehlen, sich zum
k. Hofburgtheater: „Rechte der Seele“, Schau¬
alten Violinspielers an einem Vorstadttheater“. Musicus
Erhabenen aufschwingen, untergehen oder das hohe Glück
l in einem Acte von Giuseppe Giacosa. — „Liebelei“,
Miller in der Josephstadt. Der ältere Herr — „Ein
finden. Die Modernen haben den stillen Theil erwählt.
Hhauspiel in drei Acten von Arthur Schnitzler. Zum
Herr“, sagt knapp der Theaterzettel — entdeckt die Untreue
Das kann sein Gutes haben für die Kommenden, welche
ersten Male aufgeführt am 9. October.
seiner Frau, titt als bei der zahmen Wiener Orgie der
die Sonde in der Hand, aber mit Schwingen an den
* Die neue literarische Strömung reicht bereits vom
Wein schon sein Wirtung äußert, wie der steinerne
Schultern fliegen werden, so hoch, daß man ihnen
Gast, vor den Studen und verlangt den Schleier,
rdcap bis zum Vesuv, von der Newa bis zum
mit verklärten Blicken folgen wird. Wir wollen dieses
anzanares. Giacosa und Schnitzler vertreten Turin
vergessen, und deren
seine Frau bei dem Jungli
Volle, Ganze. Doch wir geben uns heute auch mit
Briese. Ein Duell ist unausbleibeie
d Wien. Gestern sahen wir im Burgtheater Stucke
Student, dem Talent der Halben zufrieden, wenn Geschick und
Fritz Lobheimer, wird ershossen,
ser Autoren. Wahrheit streben die Modernen an¬
hristine giebt sich
Begabung des Forschers so zusammentrifft wie bei ....
Ibsen.
n auf das, was sie thun, sollen sie geprüft werden.
den Tod. Sie liebte, sie gehört zu Jenen, die
ben wir dem Wiener den Vortritt.
sterben.. .. Das ist selten, aber es kommt vor,
Schnitzler ist kein rein Moderner und das schadete
Schnitzler hat französisch angefangen und giebt nun
Leben und auf dem Theater. Gestern haben wir
seinem Stücke. Dem ersten satten, pfingstrosenrothen
eLegirung von Norwegisch, Französisch und Wienerisch.
gesehen. Da Liebe — dort Liebelei; also ein Ab¬
Acte folgten zwei stille, graue, auf dunklen Socken
schreckungsstück.
imi Pinson und Mizi Schlager sind Schwestern
langsam dahinschleichende. Je mehr Localkenntniß,
schiedenartiger Eltern. Der Leichtsinn kosmopolisirt
Dem ersten, dem Murger=Acte s## zwei moderne
Talent und Geschick der Autor auf den ersten Act
Es scheint, daß Schnitzler der Murger Wiens
geswahren Einblick
Stimmungsaufzüge Unterredungen
verwandte, desto schwieriger machte er es sich, da es
den will. Indessen Moral lehren alle Dramen¬
in die Art des Denkens und Fühlens der Personen. galt, die traurigen Folgen leichtfertiger Liebelei zu
Handlung ist fast gar nicht vorhanden. Alles soll
zeigen.
erörtert, erklärt werden, fast nichts geschieht.
Und nun: wie steht es um den Realismus
ur aus, die neren weien aschrete, die duneg
Auf den inneren Vorgang kommt es der neuen Schnitzlers? Giebt er Wahrheit, nur Wahrheit? Nein,
digen laut, die Anderen lassen die gute Fee sich
Richtung an, weniger auf die vorschreitenden Ereig¬
b rosa verbergen. Zu den Unaufdringlichen gehört
tausend Mal nein! Wie die Jugend Wiens, gewisser Kreise
nisse. „Gefühl ist Alles.“ Nun wenn ein Autor von
hnitzler.
in gewisser Art, leibt und lebt, ißt und trinkt in
hoher Begabung über den Stillstand der Uhr dadurch
Der Titel „Liebelei“ zeigt, was Schnitzler will.
heiterem Vereine, liebelt und manchmal auch liebt, das
spaltet scharf; Liebelei ist nicht Liebe. Wiener täuscht, daß er Gedanken und Gefühle hoher Art in
hat er der Stadt an den Weinbergen, die den Wiener¬
belei also sollen wir sehen, hören. Maiblumen, uns erweckt, uns so fesselt, daß, um wienerisch Wald umgürten, glücklich abgeguckt. Aber zum Ver¬
itarre, Wein, Tanz und süße Kuchen, wir athmen zu sprechen, „die Zeit vergeht, man weiß nicht wie“, treter der Lehre des heiteren Lebensgenusses hat er
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