Liebelei
5. Mn nennnne
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efer
n
mit
le
gene es innen so wie mir; Sie sind damit sehr zaghaft und saumselig
drei Jahren s##### bie anne 80 1
wie L. K
Nr. 18.
K- UND THEATERZEITUNG.
sind, als vielmehr durch die ausgeprägte Individualität und die künst¬
lerische Bedeutung jeues einzelnen seiner Mitglieder. Es sind vier be¬
deutende Solisten, die sich da zu gleicher Zeit produciren, und ven denen
sich kaum erwarten lässt, dass sie ihre Individualitäten zum Zweck eines
höchsten einheitlichen Ganzen einander aufopfern. Abwechselnd dominiren
neben der ersten Geige der stolze, markige Bass Bruno Steindl’s, der
feurig-seelenvolle Ton von August Yunker’s Bratsche und die klare.
feinfühlige Phrasirung Eugen Boegner’s im Second. Für unser Gefühl
tritt der Führer des Ganzen, Concertmeister Max Bendix, fast zu be¬
scheiden hinter den Genossen zurück, und, den Musiker vor den Virtuosen
stellend, vermeidet er zu ängstlich, die Souveränität des Primpartes
geltend zu machen. Nichtsdestoweniger haben wir das Brahms’sche
C-moll-Quartett, namentlich in den beiden Anfangssätzen, kaum je voll¬
endeter gehört. Die erhabene Leidenschaft des ersten Allegro, sowie die
classische Schönheit der herrlichen Romanze haben wir niemals so
lebendig und tief gefühlt, wie beim Vortrag des Bendix-Quartettes.
Es geht hier ein Gerücht, dass Carl Wolfsohn die verborgene
bewegende Kraft des Bendix-Quartettes sei, ja dass wir die Vereinigung
so bedeutender Künstler zu einem Ensemble allererst seinem Einflusse
zu danken hätten. Wenn das der Fall ist, so hat sich der hochgeschätzte
Pianist ein neues grosses Verdienst um das Masikleben Chicagos und
Amerikas im Allgemeinen erworben. Leider aber ist der bedauerns¬
werthe Künstler in letzter Zeit eine Beute hochgradiger Nervosität ge¬
worden, die ihn gesellschaftlich wie künstlerisch unfähig zu machen
droht und seine zahlreichen Freunde und Verehrer in der That das
Schlimmste für seinen Geisteszustand befürchten lässt. Es ist das
traurige Schicksal Aller, die ihre intellectuellen Kräfte zu lange und zu
anhaltend in einer einzigen Richtung überanstrengen, schliesslich der
abnormen Anspannung der Nerven zu unterliegen, und insbesondere
scheinen Musiker öfter von diesem Fatum betroffen zu werden, als
Ausübende anderer Künste. Für uns kann es nichts Schrecklicheres geben,
als eine Künstlernatur, die wir lange Zeit als genial und liebenswürdig
zu bewundern uns gewöhnt haben, plötzlich in ihr fratzenhaftes Zerrbild
verkehrt zu sehen
Wir können unseren Bericht über Kammermusik nicht schliessen,
ohne einer grandiosen Aufführung zu gedenken, die das Clavierquintett
von Saint-Saëns durch Fanny Bloomfield-Zeisler und das Bendix¬
Quartett gefunden hat. Wie die französischen Gelehrten in ihren Schriften,
so versteht es Saint-Saëns in seinen Compositionen, den gedanken¬
schwersten Tiefsinn in anmuthiger, ja eleganter Form erscheinen zu lassen.
Die Franzosen geben eben ihren Diamanten auch die kunstvollste Fassung
— die deutschen Geistesriesen in Wissenschaft und Kunst sind meist
ebenso ungeschlacht als riesig. In unserem nächsten Briefe, der sich ein¬
gehend mit den in jüngster Zeit hier aufgetretenen Solisten beschäftigen
wird, finden wir Gelegenheit, unsere Aumerkung vielfach zu illustriren.
Dahin müssen wir auch unsere Würdigung der Fanny Bloomfield¬
Zeisler als Virtuosin verweisen, und nur flüchtig können wir heute
ihres Vortrages des D -moll-Concertes von Rubinstein (im letzten Sym¬
phonie-Concert) Erwähnung thun — des grossartigsten Claviervortrages,
den wir je in unserem Leben gehört haben. Im Saint-Saëns-Quintett
zeigte sie sich aber als vollendete Interpretin der Kammermusik und,
mit all' ihrer Bravour, so ganz in dem musikalischen Ideal aufgelöst,
ihr Styl in seiner Strenge und Reinheit von so ruhiger Grösse durch¬
zogen, dass wir selbst in diesem Gebiete der Kunst nur Wenige wissen,
die ihr würdig an die Seite gestellt werden könnten, keinen, der sie
Luigi v. Kunits.
überträfe
Die Theater in Berlin.
Das Lessing-Theater hat in dieser Saison grosses Pech. Keiner
der vielen Novitäten ist ein längeres Leben denn 24 Stunden von ihren
dramatischen Erzeugern eingehaucht gewesen, und keine noch so bewährte
Theaterclaque vermochte diese dramatischen Missgeburten am Leben zu
erhalten. Wildenbruch’s „Jungfer Immergrün“, eine recht naiv
St1, HnW0 P 441
K
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gene es innen so wie mir; Sie sind damit sehr zaghaft und saumselig
drei Jahren s##### bie anne 80 1
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K- UND THEATERZEITUNG.
sind, als vielmehr durch die ausgeprägte Individualität und die künst¬
lerische Bedeutung jeues einzelnen seiner Mitglieder. Es sind vier be¬
deutende Solisten, die sich da zu gleicher Zeit produciren, und ven denen
sich kaum erwarten lässt, dass sie ihre Individualitäten zum Zweck eines
höchsten einheitlichen Ganzen einander aufopfern. Abwechselnd dominiren
neben der ersten Geige der stolze, markige Bass Bruno Steindl’s, der
feurig-seelenvolle Ton von August Yunker’s Bratsche und die klare.
feinfühlige Phrasirung Eugen Boegner’s im Second. Für unser Gefühl
tritt der Führer des Ganzen, Concertmeister Max Bendix, fast zu be¬
scheiden hinter den Genossen zurück, und, den Musiker vor den Virtuosen
stellend, vermeidet er zu ängstlich, die Souveränität des Primpartes
geltend zu machen. Nichtsdestoweniger haben wir das Brahms’sche
C-moll-Quartett, namentlich in den beiden Anfangssätzen, kaum je voll¬
endeter gehört. Die erhabene Leidenschaft des ersten Allegro, sowie die
classische Schönheit der herrlichen Romanze haben wir niemals so
lebendig und tief gefühlt, wie beim Vortrag des Bendix-Quartettes.
Es geht hier ein Gerücht, dass Carl Wolfsohn die verborgene
bewegende Kraft des Bendix-Quartettes sei, ja dass wir die Vereinigung
so bedeutender Künstler zu einem Ensemble allererst seinem Einflusse
zu danken hätten. Wenn das der Fall ist, so hat sich der hochgeschätzte
Pianist ein neues grosses Verdienst um das Masikleben Chicagos und
Amerikas im Allgemeinen erworben. Leider aber ist der bedauerns¬
werthe Künstler in letzter Zeit eine Beute hochgradiger Nervosität ge¬
worden, die ihn gesellschaftlich wie künstlerisch unfähig zu machen
droht und seine zahlreichen Freunde und Verehrer in der That das
Schlimmste für seinen Geisteszustand befürchten lässt. Es ist das
traurige Schicksal Aller, die ihre intellectuellen Kräfte zu lange und zu
anhaltend in einer einzigen Richtung überanstrengen, schliesslich der
abnormen Anspannung der Nerven zu unterliegen, und insbesondere
scheinen Musiker öfter von diesem Fatum betroffen zu werden, als
Ausübende anderer Künste. Für uns kann es nichts Schrecklicheres geben,
als eine Künstlernatur, die wir lange Zeit als genial und liebenswürdig
zu bewundern uns gewöhnt haben, plötzlich in ihr fratzenhaftes Zerrbild
verkehrt zu sehen
Wir können unseren Bericht über Kammermusik nicht schliessen,
ohne einer grandiosen Aufführung zu gedenken, die das Clavierquintett
von Saint-Saëns durch Fanny Bloomfield-Zeisler und das Bendix¬
Quartett gefunden hat. Wie die französischen Gelehrten in ihren Schriften,
so versteht es Saint-Saëns in seinen Compositionen, den gedanken¬
schwersten Tiefsinn in anmuthiger, ja eleganter Form erscheinen zu lassen.
Die Franzosen geben eben ihren Diamanten auch die kunstvollste Fassung
— die deutschen Geistesriesen in Wissenschaft und Kunst sind meist
ebenso ungeschlacht als riesig. In unserem nächsten Briefe, der sich ein¬
gehend mit den in jüngster Zeit hier aufgetretenen Solisten beschäftigen
wird, finden wir Gelegenheit, unsere Aumerkung vielfach zu illustriren.
Dahin müssen wir auch unsere Würdigung der Fanny Bloomfield¬
Zeisler als Virtuosin verweisen, und nur flüchtig können wir heute
ihres Vortrages des D -moll-Concertes von Rubinstein (im letzten Sym¬
phonie-Concert) Erwähnung thun — des grossartigsten Claviervortrages,
den wir je in unserem Leben gehört haben. Im Saint-Saëns-Quintett
zeigte sie sich aber als vollendete Interpretin der Kammermusik und,
mit all' ihrer Bravour, so ganz in dem musikalischen Ideal aufgelöst,
ihr Styl in seiner Strenge und Reinheit von so ruhiger Grösse durch¬
zogen, dass wir selbst in diesem Gebiete der Kunst nur Wenige wissen,
die ihr würdig an die Seite gestellt werden könnten, keinen, der sie
Luigi v. Kunits.
überträfe
Die Theater in Berlin.
Das Lessing-Theater hat in dieser Saison grosses Pech. Keiner
der vielen Novitäten ist ein längeres Leben denn 24 Stunden von ihren
dramatischen Erzeugern eingehaucht gewesen, und keine noch so bewährte
Theaterclaque vermochte diese dramatischen Missgeburten am Leben zu
erhalten. Wildenbruch’s „Jungfer Immergrün“, eine recht naiv
St1, HnW0 P 441
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