II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 189

iebelei
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5. LaMSe
Max Karfunkel's Nachrichten-Bureau „Argus“
Berlin C., Poststrasse 29. Telephon V. 1227.
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Neue Badische Landeszig.
Mannheim.
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verliert, sondern daß es auch den unabweislichen Forder-1 seine Tochter verliebt ist, aber er
ungen der Bühne gerecht wird und ein Menschenschicksall weil er weiß, daß sie ihr einziges
zum tragischen Abschlng bringt. Die Handlung ist klein, noch einmal zurück, um Thristin
Arthur Schnitzler's Schauspiel „Liebelei“
sie hängt bebend an seinem Ha
aber klar und konseqnent durchgeführt.
nicht jene Liebe für sie empfind
ist, wie bereits berichtet, am Deutschen Theater in
von dem Gedanken aus, daß
Arthur Schuft
und daß die Reise, die er vorso
Berlin mit einem entschiedenen und starken Gesolge zum
#n kann, sondern daß er auch
ein Mann nicht
schied für immer bedeutet. Die
ersten Male aufgeführt worden, „Die gesammte Bertinen
#s elden Fritz leichtlebiger
zuweilen liebeln Mnste
feineren, intimeren Stimmungen
Presse spricht sich sehr auerkünend über Schnitzl##
guf, daß die Frauen
und Theodor stellt soge
dringlich wie der erste mit seiner
Dichtung aus.
sondern daß sie
Recht haben, interessant
Spannung, aber der Verfasser konnte
So schreibt Max Schönau im Kl. Journg „Liebele
im Grunde
gessant zu sein brauchen.
nur
##itig sind. Mal vor der Gardine erscheinen.
ist eine sehr einfache dramatische Geschichte, aber diese Ge¬
die Frauen lieben, 5#
Und das Publikum folgte ihm we
eigentlich nur
feschen
schichte hat ein Poet erzählt, der den Menschen nicht blos
Aus diesem Grunde hat Theodor mit
Schluß. Der dritte Akt bringt
abgeguckt hat, wie sie sich räuspern und wie sie spucken,
wie eichtlebigen Modistin ein Verhältniß an
als die Nachricht, daß Fritz
sondern der ihnen auch ins Herz zu sehen vermag und den
um seinem Freunde Fritz, dem das Blut etwas
Aber wie diese Nachricht, die
Sinn jenes feinen Geflechts von Nerven und Adern, von
langsamer durch die Abe## fließt, eine ähnliche
vorbereitet wird, wie Christine
Gedanken und Empfindungen zu deuten weiß, das wir
haltung zu verschaffen, hate ehn mit einer Freundin
Fe##nde, der schon von der Beerdigung
Leben nennen. Ich glaube gern, daß die „Modernen“
Freundin zusammengebracht. Fue Fritz war eine solche Ab¬
von den stummen, zuckenden Lippen
Schnitzler zu den Heren rechnen, und will deshalb nicht
durch ein Verhältniß
lenkung um so nothwendiger.
ruht, bis sie weiß, daß der M
mit ihnen streiten. ##ir ist es ungemein gleichgiltig, ob ein
nz melancholische
zu einer verheiratheten Frau schon
Andere in den Tod gegal
„Junger“ oder ein „A#ter“ geschrieben hat, und nur gegen
Mmung und un¬
Stimmung geratben war. U
schlichter und überzeugender
den eingebildeten Uebermuth jener „Jungen“, die die allein¬
zu werden, stürzt
aufhörlichen nervösen Erregunge
wie sie nur einem echten un
seligmachende Kunst gepachtet zu haben glauben, kann
Fritz sich Hals über Kopf in diese neue Liebelei mit
Thristine will von Trost nichts
man nicht oft genug Front machen. Im Uebrigen giebt
Christine, der hübschen Tochter des Geigers Hans
fort, und während ihr alter 2
es für mich nur schlechte oder gute Stücke, und „Liebelei“
Weiring, der im Orchester eines Wiener Vorstadttheaters
sammenbricht: „Die kommt ui
ist ein ausgezeichnetes Stück.
beschäftigt ist. Mit einem flotten Souper à quatre setzte der
* —
wieder! — fällt der Vorhan
Arthur Schnitzler hat vor diesem Schauspiel nur ein
erste Akt ein, bei dem die Modistin Mizi ihrer Vorliebe
auch am Schlusse immer wied
einziges dramatisches Gedicht aufführen lassen. Es hieß
für süßen Wein und süßere Torten mit ursprünglichstem
in diesen ehrlichen, vollauf ve
„Märchen“ und erlebte in Wien im Deutschen Volkstheater
Behagen sich hingiebt. Aber schon bei diesem tändelnden
diesmal kein Zeichen der Mißstim
einen eklatanten Mißerfolg. In Berlin ist der Dichter
Geplander, das mit bestrickender, graziöser Frische geführt
Verkannt, daß ein Poet zu ihm ge
gestern zum ersten Mal und mit völlig reinen Händen vor
ist, offenbart sich, daß Christine doch ein ganz anderer
viel Gutes und Schönes zu erhoffen
ein Publikum getreten das er sich im Fluge erobert hat.
Charakter ist, als die leichte Mizi, und daß ihr die Liebelei
Man wußte wohl, daß „Liebelei“ schon in Wien und Frank¬
zur großen Liebe wird, die ihr ganzes Leben entscheidend.!
furt a. M. erfolgreich in Szene gegangen war, aber man
bestimmt. Das fröhliche Mahl wird jäh unterbrochen.
weiß ja auch, daß das Berliner Publikum sich durch solche
Der Gatte jener Frau, die Fritz geliebt, kommt. Er hat
Erfolge vom Hörensagen nicht gern beeinflussen läßt. Im
Alles entdeckt und ein Duell ist unausbleiblich.
Gegentheil, es fühlt sich dann erst recht kritisch gestimmt,
Der zweite und dritte Akt svielen in dem einfachen,
and um so höher ist der gestrige Erfolg des neuen Schau¬
wohnlichen Zimmerchen Cheistine's. Der alte Weiring, den
spiels zu veranschlagen.
eine klatschsuchtige Nachbarin gegen seine Tochter aufhetzen
Auch in „Liebelei“ ist, wie in den meisten realistischen
vill, ist ein stiller, feinfühliger Mensch, der über seinem
Dramen, wenig Werth auf die eigentliche Handlung gelegt.
Violinspiel das Denken keineswegs verlernt hat. Er ver¬
Sie ist dunn und durchsichtig und sie würde für drei Akte
theidigt eine Theorie, die für unsere üblichen moralischen
Kaum ausreichen, wenn der Dichter es nicht verstanden
Anschauungen vielleicht etwas befremdlich wirkt, der man
hätte, sie mit einer Fülle fein beobachteter Details zu um¬
aber eine starke innere Berechtigung kaum abzustreiten ver¬
(kleiden und sie durch die klare, plastische Schilderung auch
der leichtesten Gefühlsübergänge zu vertiefen. Diese Vor¬#mag. Er meint ganz ehrlich, was denn ein armes, junges
züge jedoch sind schließlich auch manchem anderen der Mädchen, das abseits im Schatten des Lebens erblüht ist,
heueren Dramen eigen, aber was „Liebelei“ vor ihnen den von all seiner Bravheit eigentlich hat wenn es darüber zur
Vorzug giebt, ist die Thatsache, daß es auch ein wirkliches alten Jungser eintrocknet, ohne je sich auch nur an einem
Theaterstück ist, daß es sich nicht in vage Stimmungsmalerei Schimmer von Glück erfreut zu haben. Er ahnt längst. das