Liebelei
box 10/7
5. M e 4
Schicksal nicht mehr aus den Fingern läßt.
ische Schuld? Der Geliebte mag untergehen, er
Während die Modistin Mizi Schlager in Folge
s nicht besser verdient, die Heldin des Stückes
ihrer „Erfahrungen“ das Verhältniß mit Theodor
das treuliebende, aufrichtige Mädchen,
Kaiser nicht zu hoch anschlägt, setzt es sich ihre
dem Vater ihre ganze Liebe reuig eingesteht,
Freundin Christine Weiring in den Kopf. „ihren
Selbstmord in die Arme getrieben zu sehen,
Fritz“ möglichst lange an sich zu fesseln, da er ihre
mag ja naturalistisch und dem modernen
erste und einzige Liebe sein soll. Fritz scheint auch
n entsprechend sein, wirkte trotz alledem aber
nicht gänzlich abgeneigt, jedenfalls spielt er in un¬
emein niederschmetternd und verstimmend.
verantwortlicher Weise mit den ehrlich gemeinten
fehlte es denn doch zum guten Theile an der
Gefühlen des schlichten Mädchens. Es folgt ein
pivoraussetzung eines Dramas, der tragischen
kleines reizendes Souper zu Vieren in Lobheimers
#ld, denn unmöglich kann eine erste Liebe
Wohnung. Der Becher kreist, man tanzt und
zu einem Mann, der auf einer höheren
musicirt, kurz, man amüsirt sich prächtig, da
lschaftlichen Stufe steht, als ein Verbrechen,
taucht der beleidigte Gatte auf und unterbricht
Sühne verdient, angesehen werden. Ferner
die kleine Feier. Schnell werden die Mädel in
ißt man in dem Drama jeden ver¬
ein anderes Zimmer geführt und aus der Unter¬
enden und idealistischen Zug, es baut sich auf
redung zwischen Lobheimer und dem fremden
runsittlichen Basis auf und kann, grausam
Herrn ist so viel ersichtlich, daß ein Duell nicht
kalt, wie das menschliche Leben, das so
mehr vermieden werden kann. Statt nun dem
chen zertritt, niemanden erwärmen. Das
Duell auszuweichen und sich in frischem Lebens¬
Theaterstück gehört daher, trotzdem es sauber
muth ein gesundes, kräftiges Glück mit dem ge¬
beitet und klug zugespiht ist, zu dem Schlage
liebten Mädchen zu ertroßen, vertraut Lobheimer
eman gern verzichtet,
Neuheiten, auf
auf die brutalste Gewalt und wird so zum
n es auch nicht unter dem Niveau dessen
an dem Vertrauen, das ihm
Verräther
,was der Zuschauer sich bieten lassen kann.
Christine entgegenbringt. Am Abend vor dem
er Inhalt des Stückes ist dald wiedergegeben.
verhängnißvollen Duell sucht Fritz seine Geliebte
Lobheimer, Reserveoffizier von den gelben
in ihrer ärmlichen, aber doch anheimelnden
gonern, hat ein bedenkliches Liebesverhältniß
Häuslichkeit auf, echt gentlemanlike kommt nicht
einer verheiratheten Frau unterhalten, das
eine Silbe von der bevorstehenden Gefahr über
nachgerade doch zu aufregend und gefährlich
seine Lippen, aber die Lust, noch weiter zu leben,
a er sich von dem Gatten beobachtet
und die Sehnsucht nach einem stillen, wenn auch
bi. Um ihn von der „interessanten“ Frau
nicht übergroßen Glück spricht aus allen seinen
ceriren, die aus dem lebensfrohen jungen
Worien. Ein Weiterleben ist dem Ehebrecher
n einen nervösen Kopfhänger gemacht, hat
aber nicht vergönnt, er fällt im Duell. Der dritte
Freund Theodor Kaiser ein paar fesche
Act bringt dann eine erschütternde Aussprache
nerinnen aufgestöbert, mit denen nun eine
zwischen Dater und Tochter, die verzweifelt, da
ne Liebelei regelrecht in Scene gesetzt wird.
er zu spät für Lobheimer, den das rächende ihr Geliebter nichts von sich hören läßt. Schließlich 1
holt Mizi den Freund Lobheimers, und jetzt er¬
räth die Unglückselige aus den Zügen und dem
schwarzen Anzug Kaisers den Tod des Geliebten.
Nach überaus peinlichen Jammerscenen stürzt sie
fort an sein Grab, und in richtiger Dorahnung
seufst ihr schwergebeugter Dater: „Sie hommt
nicht wieder!“ Dann fällt der Vorhang.
Die Darstellung war auch diesmal eine
recht gute zu nennen. Zwar glänzte
nicht, wie es vielleicht in der Intention des
Dichters gelegen hätte, durch eine Fülle geeigneter
Wiener Typen, im Gegentheil nur Fräul. Rosel
van Born als Mizi Schlager und Kmalie König
als Frau des Strumpfwirkers Binder fanden sich
mit dem Wiener Dialekt gut ab, aber die Gestalten
der Wiener Lebewelt wurden von den Herren
Berthold (Fritz Lobheimer) und Meltzer (Theodor
Kaiser) ganz prächtig ausgearbeitet. Durch sicht—
liche Hingabe an ihre Rolle und warmen Ton
verdient auch Margarethe Voigt, der die Haupt¬
rolle der Christine zugefallen war, ehrenvolle
Ermähnung. Ihrem Organe fehlte es allerdings
an Wohllaut und mädchenhafter Weiche des
Klanges, vielleicht war aber die Künstlerin weniger
gut in Bezug auf ihre Stimme disponirt.
Desgleichen gelang der Violinspieler Weiring des
Herrn Wallis garnicht übel, während Herr
Schieke mit der Studie des beleidigten Ehemannes
nicht viel anzufangen wußte und den rächenden
Gatten etwas zu steif und norddeutsch anlegte.
Irl. van Born, deren Komik es nicht an Witz und
Schärfe fehlte, trug dagegen in der Betonung des
Brisettenhaften etwas zu starhe Farben auf; ein
Weniger hätte sie viel sympathischer erscheinen
lassen, der Absicht des Dichters aber wohl nicht
gans entsprochen.
box 10/7
5. M e 4
Schicksal nicht mehr aus den Fingern läßt.
ische Schuld? Der Geliebte mag untergehen, er
Während die Modistin Mizi Schlager in Folge
s nicht besser verdient, die Heldin des Stückes
ihrer „Erfahrungen“ das Verhältniß mit Theodor
das treuliebende, aufrichtige Mädchen,
Kaiser nicht zu hoch anschlägt, setzt es sich ihre
dem Vater ihre ganze Liebe reuig eingesteht,
Freundin Christine Weiring in den Kopf. „ihren
Selbstmord in die Arme getrieben zu sehen,
Fritz“ möglichst lange an sich zu fesseln, da er ihre
mag ja naturalistisch und dem modernen
erste und einzige Liebe sein soll. Fritz scheint auch
n entsprechend sein, wirkte trotz alledem aber
nicht gänzlich abgeneigt, jedenfalls spielt er in un¬
emein niederschmetternd und verstimmend.
verantwortlicher Weise mit den ehrlich gemeinten
fehlte es denn doch zum guten Theile an der
Gefühlen des schlichten Mädchens. Es folgt ein
pivoraussetzung eines Dramas, der tragischen
kleines reizendes Souper zu Vieren in Lobheimers
#ld, denn unmöglich kann eine erste Liebe
Wohnung. Der Becher kreist, man tanzt und
zu einem Mann, der auf einer höheren
musicirt, kurz, man amüsirt sich prächtig, da
lschaftlichen Stufe steht, als ein Verbrechen,
taucht der beleidigte Gatte auf und unterbricht
Sühne verdient, angesehen werden. Ferner
die kleine Feier. Schnell werden die Mädel in
ißt man in dem Drama jeden ver¬
ein anderes Zimmer geführt und aus der Unter¬
enden und idealistischen Zug, es baut sich auf
redung zwischen Lobheimer und dem fremden
runsittlichen Basis auf und kann, grausam
Herrn ist so viel ersichtlich, daß ein Duell nicht
kalt, wie das menschliche Leben, das so
mehr vermieden werden kann. Statt nun dem
chen zertritt, niemanden erwärmen. Das
Duell auszuweichen und sich in frischem Lebens¬
Theaterstück gehört daher, trotzdem es sauber
muth ein gesundes, kräftiges Glück mit dem ge¬
beitet und klug zugespiht ist, zu dem Schlage
liebten Mädchen zu ertroßen, vertraut Lobheimer
eman gern verzichtet,
Neuheiten, auf
auf die brutalste Gewalt und wird so zum
n es auch nicht unter dem Niveau dessen
an dem Vertrauen, das ihm
Verräther
,was der Zuschauer sich bieten lassen kann.
Christine entgegenbringt. Am Abend vor dem
er Inhalt des Stückes ist dald wiedergegeben.
verhängnißvollen Duell sucht Fritz seine Geliebte
Lobheimer, Reserveoffizier von den gelben
in ihrer ärmlichen, aber doch anheimelnden
gonern, hat ein bedenkliches Liebesverhältniß
Häuslichkeit auf, echt gentlemanlike kommt nicht
einer verheiratheten Frau unterhalten, das
eine Silbe von der bevorstehenden Gefahr über
nachgerade doch zu aufregend und gefährlich
seine Lippen, aber die Lust, noch weiter zu leben,
a er sich von dem Gatten beobachtet
und die Sehnsucht nach einem stillen, wenn auch
bi. Um ihn von der „interessanten“ Frau
nicht übergroßen Glück spricht aus allen seinen
ceriren, die aus dem lebensfrohen jungen
Worien. Ein Weiterleben ist dem Ehebrecher
n einen nervösen Kopfhänger gemacht, hat
aber nicht vergönnt, er fällt im Duell. Der dritte
Freund Theodor Kaiser ein paar fesche
Act bringt dann eine erschütternde Aussprache
nerinnen aufgestöbert, mit denen nun eine
zwischen Dater und Tochter, die verzweifelt, da
ne Liebelei regelrecht in Scene gesetzt wird.
er zu spät für Lobheimer, den das rächende ihr Geliebter nichts von sich hören läßt. Schließlich 1
holt Mizi den Freund Lobheimers, und jetzt er¬
räth die Unglückselige aus den Zügen und dem
schwarzen Anzug Kaisers den Tod des Geliebten.
Nach überaus peinlichen Jammerscenen stürzt sie
fort an sein Grab, und in richtiger Dorahnung
seufst ihr schwergebeugter Dater: „Sie hommt
nicht wieder!“ Dann fällt der Vorhang.
Die Darstellung war auch diesmal eine
recht gute zu nennen. Zwar glänzte
nicht, wie es vielleicht in der Intention des
Dichters gelegen hätte, durch eine Fülle geeigneter
Wiener Typen, im Gegentheil nur Fräul. Rosel
van Born als Mizi Schlager und Kmalie König
als Frau des Strumpfwirkers Binder fanden sich
mit dem Wiener Dialekt gut ab, aber die Gestalten
der Wiener Lebewelt wurden von den Herren
Berthold (Fritz Lobheimer) und Meltzer (Theodor
Kaiser) ganz prächtig ausgearbeitet. Durch sicht—
liche Hingabe an ihre Rolle und warmen Ton
verdient auch Margarethe Voigt, der die Haupt¬
rolle der Christine zugefallen war, ehrenvolle
Ermähnung. Ihrem Organe fehlte es allerdings
an Wohllaut und mädchenhafter Weiche des
Klanges, vielleicht war aber die Künstlerin weniger
gut in Bezug auf ihre Stimme disponirt.
Desgleichen gelang der Violinspieler Weiring des
Herrn Wallis garnicht übel, während Herr
Schieke mit der Studie des beleidigten Ehemannes
nicht viel anzufangen wußte und den rächenden
Gatten etwas zu steif und norddeutsch anlegte.
Irl. van Born, deren Komik es nicht an Witz und
Schärfe fehlte, trug dagegen in der Betonung des
Brisettenhaften etwas zu starhe Farben auf; ein
Weniger hätte sie viel sympathischer erscheinen
lassen, der Absicht des Dichters aber wohl nicht
gans entsprochen.