II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 578

Liebele
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Silesia (Tescl

170
vom## 107
Premer Stadttheater.
Bremen, 27. November.
Von den mannichfaltigen dramatischen Gaben, die uns Frau
Sörma's großes Talent in den letzten Tagen geboten hat, sind!
fihre Nora und ihre Christine in Schnitzler's Wiener Mädel¬
tragödie die „Liebelei“ doch die vollkommensten und menschlich
sergreifendsten geblieben. Das Sardou'sche Capriccio, genannt
Cyprienne, in deren Köpfchen statt Hirn soviel Launen wohnen,
ire
daß nur ein Glas Sect sie zur Vernunft bringen kann, braucht
man nicht ernst zu nehmen. Die fünf Stationen der Wil jer
brandt'schen Metempsychose sind psychische Abstractionen, denenaus.
limmer nur kurze Momente einheitlichen, dramatischen Lebens
Kunst und Literatur.
gegönnt sind. Die Esther bleibt, so vielversprechend Grillparzert
Teschen, 19. November. (Theater.) Hatte die dritte Wieder¬
de
Abonnihre Charakteristik auch ansetzt, ein Fragment, das die Künstlerin
holung der beliebten Operette „Die Geisha“ am Freitag wieder ein
Abongganz nach ihrer individuellen Willkür auslegt. Bei Frau Sorma
übervolles Haus zu Stande gebracht, so fand vorgestern die Aufführung
bleibt Esther das kluge, heitere Kind, das durch seine naive
der „Liebelei“ von Arthur Schnitzler abermals vor einem überaus
Unschuld und Reinheit bezaubert, aber von der tragischen Geistes=d die
zahlreichen Publicum statt. Der Dichter nennt sein Stück ein „Schau¬
spiel“; nun Schauspiel ist ja Alles, was auf der Bühne ohne Ver¬
Inhalgröße und der prophetischen Härte der werdenden Befreieringen¬
mittelung der Musik dargestellt wird. Richtiger wäre wohl die Be= inclt
brütihres Volkes die Mardochai doch nicht ohne Grund in ihr ver=lung")
zeichnung „Volksstück“ oder ganz genau „Wiener Volksstück“. Darin
wot# muthet, absolut nichts ahnen läßt. Die große und von echt#b#n
Zali#
lungen
liegt die Stärke der Dichtung Schnitzlers. Niemand wird der trefflich
des hGrillparzer'scher berückender Schönheit erfüllte Scene, in der sicht
„im V
gelungenen Wiener Localfärbung, der flotten Scenenführung und dem
werde
die Herzen Esthers und des Königs zu gegenseitiger Liebe ent¬
##aschen Flusse des Dialogs, wodurch der thatsächlich vorhandene Man¬
itte
flammen (von Frau Sorma und Herrn Mischle entzückend und
gel an stofflichem Gehalt und Gedanken geschickt verdeckt wird, seine
steht
Anerkennung versagen. Schnitzlers Schauspiel, in dem neben feinster
überzeugend gespielt), erweckt doch erst die Begierde,
ern.
und minutiösester Schilderung so Vieles nur zart und undeutlich an¬
das beginnende tragische Verhängniß sich entwickeln zu sehen;
gedeutet ist, wird uns in seinen Charakteren nur dann recht verständl
man müßte denn die schöne Figur Mardochai's unterdrücken und
lich werden, wenn die Hauptfiguren, echt wienerisch, wie nur möglich,
thalter
obendrein die Bibel, Racine und Lope de Vega nicht kennen.
gegeben werden. Dazu gehört freilich mehr als die vollendete Beherr¬
Morgen¬
Dagegen ist die Christine in Schnitzler's kleiner Tragödie!
schung des Dialects, es gehört vor Allem intimste Kenntniß des Wiener¬
ner Zeitung“)
ein ganzes Menschenschicksal voll tragischer Naturnothwendigkeit,
thums mit seinen einschmeichelnden Vorzügen und liebenswürdigen
stliche Leben
ein Schicksal, das sich restlos erfüllt und eine starke Aufrüttelung
Schwächen dazu. Daß dieses völlige Aufgehen in der Rolle wenigstens glittheilungen
des Mitempfindens der Zuschauer erzwingt und auslöst. Frau
bei den meisten möglich war, verlieh der Aufführung ihren Reiz und
ihren Erfolg. Von den Darstellern nennen wir gern Frl. Brandt
Sorma legte hier weit mehr als früher den Nachoruck auf die
als „Christine“ die das überweich gezeichnete Wiener Mädel im ersten
psychopathische Seite in dem Temperament (Charakter wäre viel
Act vielleicht etwas weniger schwermüthig hätte geben können, aber
zu viel gesagt des krankhaft schwermüthigen, armen Mädchens,
namentlich im letzten Aufzug in ihrem Schmerze und ihrer Verzweif¬
dessen schwerfließendes Blut bei jeder Erregung ins Stocken zu
lung ihr ganzes Können wieder auf voller Höhe zeigte. Frl. Petro¬
gerathen droht und im Krampf des höchsten Schmerzes sich einem
swits spielte als „Mizi“ den feschen und flotten Typus des Wie¬
schweren Nervenanfall nur durch die kopflose Flucht in das Grab
ner Mädels lustig mit großer Lebenstreue, auch der Leichtsinn war
vorzüglich charakterisirt. Diese Art Rollen scheint Frl. Petrowits vor¬
entzieht. Hier wird die reine Quelle des elischen Leidens durch
trefflich zu liegen. Die „Katharine Binder“ der Frau Schmidt war
das crasse Hineintragen eines constitutionellen Leidens na
in Sprache und Geste recht natürlich, doch möchten wir der Künstlerin
meinem Empfinden getrüot. Einen ganz lückenlos durchgeführte
bemerken, daß sie für unsere Bühnenakustik, besonders wenn sie rück¬
Contrast zu dieser tragischen Lebensschwere gab Frl. Merito
wärts steht, mitunter zu leise spricht. Dasselbe gilt auch von Herrn
ihrer leichtfertigen Schlager=Mizi, deren Echtheit im Wien
Fleischer, der sonst die wenig dankbare Rolle des „Fritz“, des
Jünglings mit guten Manieren und einem wihlgefüllten Beutel, aber
Dialect und in der oberflächlichen genußsüchtigen Gedankenlosigke
ohne jeden moralischen Halt, mit guter Manier erledigte. Herr Varn¬
Ihres ganzen Wesens einfach erblüffend woar und die tie
#I zeigte in der Rolle des „Theodor“ wieder seine unverkennbare
rkung ihrer berühmten Collegin wesentlich unterstützt
:Eutsaltung ssehenswürdigen Humors, natürlicher
hnitzler ist überhaupt sehr geschickt in der Verwerthung de
derr Sußmunn gewann
gens tze. Dem tiefer angelegten nervösen Fritz (mit dem Her
Gestalt des alten
ne noch nicht ganz im Reinen war) stellt er den phleg
tischen Theodor Kaiser (der Herrn Seydelmann vortrefflic
lang), und der engherzigen Strumpfwirkersfrau (Frl. Walter
den bedenklich weitherzigen Musiker Weiring (Herr Thies
gegenüber.